Rumänien. !
Ein Skandal ersten Ranges bildet in Bukarest das Tagesgespräch. Als König Karl vor einigen Tagen in.Galatz war und das dortige Gefängnis besichtigte, empfahl ihm der Generalstaatsamvatt-d' Gefangene zur Begnadigung, unter diesen auch einen wegen Fälschung öffentlicher Aktenstücke verurteilten Mann, Namens Boudin. Bei dieser Gelegenheit stellte es sich heraus, daß ein Betrüger, Namens Schwalb, der den Bondin bestochen und zur Fälschung veranlaßt hatte, ohne Vorwiffen des Königs „begnadigt" worden ist. Es bleibt nun die Frage: Wer hat das Begnadigungsaktenstück ansgefertigt und die Unterschrift des Königs erschlichen oder gefälscht? Es heißt, daß der Unterrichtsminifter Gonesca seine Entlassung eingegeben hat.
Amerika.
Chicago, 1. Nov. Die Leichenseierlichkeiten für den ermordeten Bürgermeister Hcirrison haben unter großer Beteiligung stattgefunden. 100 000 Menschen besuchten das Stadthaus vormittags, uni den Sarg zu sehen. Die Geschäfte waren geschlossen.
Der Kamps um die Silberwährung ist jetzt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika entschieden. Wie das Repräsentantenhaus hat auch der Senat in Washington den Antrag ans Aushebung der Shermannbill angenommen und damit ist einen. Zustande ein Ende gemacht, von welchem nur die großen Silbergrubenbesitzer, die dabei Millionen verdienten, Vorteil gehabt haben. Sie haben verzweifelte Anstrengungen gemacht. Geholfen haben sie ihnen, wie man nun sieht, nichts.
Asien.
Ans Jerusalem kommt die Meldung, daß cs dort am vorigen Freitag abend in der Bethlehem- Kirche während des Gottesdienstes aus einem geringfügigen Anlaß zu einem Handgemenge gekommen, bei dem ein Mönch durch einen Revolverschuß getötet und zwei andere verwundet worden sind. Da die drei Mönche Italiener sind, die Nationalität der Schuldigen aber nicht genau bekannt ist, so hat der italienische Konsul sofort an den Gouverneur und den russischen Konsul das formelle Verlangen gerichtet, gegen die Schuldigen einzuschreiten.
Kleinere Mitteilungen.
Die Verjährnngssrage verdient beim Heran' nahen des Jahresschlusses wieder einmal die Bec-.ch, tung weiterer Kreise. Mit dem 31. Dezbr. d. Js. d. h. nach Ablauf von 3 Jahren verjähren folgende Forderungen aus dem Jahre 1890: n) der Fabrikunternehmer, Kaufleute, Krämer, Künstler und Handwerker für Waren und Arbeiten, desgleichen der Apotheker für gelieferte Arzneimittel. Ausgenommen hiervon bleiben Forderungen, welche m Bezug aus den Gewerbebetrieb des Empfängers der Waren oder der Arbeit entstanden sind. Hat Jemand z. B. eine Forderung an einen Kaufmann für. Waren, die derselhe für. sein Geschäft bestelltso verjährt dieselbe erst, nach 3: Jahren; hatte der Kaufmann aber die Ware für seinen Hausbedarf bestellt, so verjährt die Forderung nach 2 Jahren; li) die For
derungen der Fabriknnternehmer und anderer Arbeitgeber wegen der an ihre Arbeiter gegebenen Vorschüsse; o) der Schul- und Verpslegungsanstalten für Unterricht, Unterhalt und Erziehung, sowie der Leh- trer,hchsichtlich... ihrbr.Honorare; <l) der Fabrikarhei- ter, Handwerkergese'llen, Taglöhner u7 s. w. wegen rückständigen, o) der Fuhrleute und Schiffer hinsichtlich des Fuhrlohns, Frachtgeldes und ihrer Auslagen; k) der Gast- und Speisewirte für Wohnung und Beköstigung; «') die Forderungen der Kirchen und Geistlichen für Amtshandlungsgebühren, der Rechtsanwälte und Notare, Aerzte, Feldmesser, Ank- tionskommissarien, Makler, überhaupt aller Personen, welche zur Besorgung bestimmter Geschäfte öffentlich bestimmt oder zugelassen sind oder aus der Uebcr- nahme einzelner Arten von Aufträgen ein Gewerbe machen, wegen ihrer Gebühren und Auslagen; ebenso die Forderungen der Handlungsgehilfen und des Gesindes an Gehalt, Lohn u. s. w., die Rückstände an vorgednngenen Zinsen, Miete, Pacht, Pension, Besoldung und Alimentation.
In Hochdorf (OA. Horb) brachte Gemeinderat Jc- dele seine Hand in die Fnfterschneidmaschine und kam dabei um zwei. Finger.
Neue Erfindung für das Schneidergewerbe. Bei Gelegenheit des in der Zeit vom 30. Juli bis 2. Aug. d. I. in Stuttgart stattgcfnndenen Kongresses der „Südd. Bekleidungs-Akademie" wurde von dem Direktor M. Lutz eine neue Erfindung auf dem Gebiet der Zuschneidekunst vorgesührt, welche das höchste Interesse der aaS nah und fern zusaminengekommenen 200 Teilnehmer erregte. Die Erfindung ist in allen Kulturstaaten zur Patentierung angemeldet unv besteht nach der Patentbeschrcibuug aus einem Moment-Zuschneide-Vcrfahren mittelst beweglicher Modelle, welche durch einen einzigen Griff für jede Körperhaltung und Bauart passend eingestellt werden können. Hierdurch kann das Zuschneiden in der Hälfte der bisher hiefür erforderlichen Zeit ausgeführt werden, was natürlich von epochemachender Bedeutung für das ganze Schneidergewerbe sein mutz. Die mit den Modellen hinsichtlich ihrer Sicherheit vorgcr.ammenen Proben lieferten selbst bei ganz abnormen Körperbildungen ein so ausgezeichnetes Resultat, daß sich der Kongreß veranlaßt sah, seiner Bewunderung über die neue Erfindung in einer besonderen Resolution Ansdruck zu geben, in welcher dieselbe nls segenbringend und der weitesten VerbreitunK-würdig bezeichnet wird,-da damit alles bisherige auf diesem Gebiet übertroffen wird. Den alleinigen Vertrieb des neuen Lutz'schcn Moment-Zu- schneide-Verfahrons, welches auch namentlich für Meinmeister-und Zuschneider von hohem Wert sein dürfte , besitzt bis auf weiteres ausschließlich die „Südd. Bekleidungsakademie" in Stuttgart, .welche auch zu-weiterer-Auskunft über dasselbe bereit ist. - - -
Ludwigsburg, 2- Nov. Ein junger Mensch von ungefähr 22—24 Jahren machte als Landstreicher die Reise vom Schwarzwald ins Unterland. Er wurde aber hier aufgegriffen und wegcü Laudstreicherci verhaftet. Nachdem er einige Tage gesessen, entpuppte er sich als junges Mädchen.
Heilbronn, 1. Nov. In einer Gesindekammer des Schlachthauses wurden in letzter Zeit mehrfach Beträge von 5—10 M. entwenvet, ohne daß »ran von dem Dieb eine Spur entdecken konnte. Nun ist es aber dock, gelungen, den Fall aufzuklären und zwär auf folgende originelle Weise. An der Thüre des besagten Raumes hatte man eine Vorrichtung angebracht, die mit einer Schußwaffe in Verbindung stand, so daß wenn eine.uneingeweihte Person die Thüre öffnete, cWM-grinschuh sich.ltzste. Dieser Alarmschuß ertönte ain. lLtzte,w ^amsstjg und der Dieb w.urtzh in der Person eines elfjährigen Schulknaben ermittelt.
Markgröningen, 30. Okt. Vorgestern brach in einen, hiesigen Keller das Faßlager zusammen. Ein lOjäh- -
Amtliche und Privat-Bekniriktnrnchungerk.
riger Knabe, der Sohn eines hiesigen Küfers , der seinem Vater beim Putzen eines Fasses mit dem Licht zündete, wurde von einem 2eimerigen Mostsaß, das beim Einstürzen des Faßlagers zu Boden rollte, erfaßt und totgedruckt. , Der arme Knabe mußte als Leiche aus dem Keller getra- s gen werden. - - . - . r : - .
Ravensburg, 30/ Okt. Ein Überaus rohech BuhM- - t stück verübte vor einigen Tagen ein Lehrling, . dep. seider bis jetzt nicht ausfindig gemacht werden konnte. Dersekbe sprang von hinten an einen lbjährigcn Schuiinaben, schüttete demselben Schwefelsäure an die Hand und sprang davon.. Der Knabe wird längere Zeit in ärztlicher Behandlung, bleibe» müssen. ' , S
Urlaubsgründe. In einer Stadt des engeren Vaterlandes suchte ein Beamter bei seiner Vorgesetzten Be- - Hörde um eknen dreitägigen Urlaub nach und zwar mrt- - folgender Begründung: l) wegen Umzugs, 2) wegen Verheiratung, und 3) wegen Mostbereitung. -selbstverständlich waren die Gründe so durchschlagend, daß der Urlaub anstandslos genehmigt wurde. ,
In Ober-Oderwiß bei Zittau hat eine Km- derfrau, die bei einem Bauerngutsbesitzer mit der Beaufsichtigung und Abwartung eines Kindes beauftragt worden war, das kleine Wesen, weil es nicht aufhörte, mit einem Stiefelknecht erschlagen. Die Mörderin hat nach vielem Leugnen schließlich die That eingestanden.
Der deutsche Förster Reyß aus Plaine bei Schirineck traf am 1. ds. fünf französische Wilderer auf deutschem Gebiet, 200 Mtr. von der Grenze. Die Wilderer schossen zuerst; der Förster blieb unverletzt und rötete 2 Wilderer.
In Hadersleben ist der Kassierer der ,dänitchen Sparkasse,' Sabro, nach Unterschlagung von 130000 .Marc flüchtig geworden. , , , ,,
Eine junge Dame in Reuwark hatte, wie ein >nev>- - zinisches Journal berichtet, während des Tanzes das Un- - glück, hinzufallen und das Bein zu brechen. Sie hat eme Klage gegen ihren Tänzer aus Schadenersatz angestrengt. Sie beschuldigt den Herrn, daß er durch eine Ungeschicklichkeit die Ursache des Unfalles gewesen. -
In Wien ist ein gefährlicher Heiratsschwindler. Anton - Netter, der 30 Mädchen die Ehe versprochen hat, zu drei, . Jahren schweren Kerkers verurteilt worden. -
Eine Räuberbande entführte in der Mhe vblt.GiP genti (Sizilien) den reichen Gutsbesitzer^ Giuseppe d'Anna/ Die Briganten verlangen 900Ü0 Lire Lösegeld.- " ,
Santander, 4. Nov. Ein- mit Dynamit he?. / ladenes Schiss geriet in Brand und flog mit u-ngg-n-! heurem Krckchen.in die' Lüst;' alle.Fenster dttSNtds./s und Umgebung sind gesprüngen: Die, brenümddiich Trümmer des Schiffes wurden weit'sürtg'eschleUdert:' . Die Katastrophe forderte (zahlreiche OpfeL an und Verwundeten. (("((/
Handel und Verkehr. ,
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Redaktion, Truck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Revier Simmersfeld.
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N a g o l d.
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Zufolge Beschlusses des Gemeindcrats vom 20. Okt. 1893 ist das Sammeln von
Beoron, Kr-rrrtersr, Aureiferreicru, Lrlcnrmcr» «. dcrgl. für inrsterhulb Nagold wohnenden Personen verboten.
Zuwiderhandlungen werden gemäß Art. 22 Z. 1 und Art. 28 Z. 7 des Forstpolizeigesetzes bestraft.
Den 4. Nov. 1893. -Ztndtschulthciszeu-'Amt.
B r o d b e ck.
Stadtgemeinde Nagold.
Hohlitisnhr betreffend.
Alles bis letzten Mai d. I. verkaufte Brennholz muß bis 15. Novbr., das ' Stamm- und Stangenholz bis letzten - Novbr. d. I. bezahlt und abgeführt-' sein, widrigenfalls die in den Holzver- > kaufsbedingungen angedrohten Folgen eintreten.
Nagold, 4. Novbr. 1893.
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