Amts- und InAligrru-Blatt flir drn Obersmts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 9mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, nnd kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dein Bezirk 1 Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 4. Wov.

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zelle aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6 Pfg.

1893.

Bestellungen

auf deu ,

Gesellschafter"

mit dem Unterhaltungsblatt

Das Plauderstitbchen"

und dem landwirtschaftlichen Beiblatt

Schwäbischer Landwirt"

auf die Monate

Xov«n»I»«i L ttvievinl»«!

nimmt jede Postanstalt und die Postboten entgegen.

^ Amtliches.

Nagold.

Die Ortspolizeibehörden

werden angewiesen, die bestehenden bezirkspolizeili­chen Vorschriften,

betreffend das Dörren von Samenzapfen der Nadelwaldbäume (Weißtannen, Rottannen oder Fichten, Forchen und Lärchen) an geheiz­ten Stuben-Oefen durch Verteilung von gedruck­ten Exemplaren dieser Vorschriften, durch Anschlag am Rathaus und an anderen geeigneten Orten von Neuem den Ortsangehörigen zur Kenntnis zu bringen und die Einhaltung dieser Vorschriften streng kon­trollieren zu lassen.

Uebertretungen derselben werden vom Oberamt mit empfindlichen Geld- oder Haft (Arrest-) Strafen abgerügt werden.

Auch sind die Ortsangehörigen ausdrücklich dar­auf hinzuweisen, daß im Falle der Ektstehung eines Brandes infolge der Uebertretung dieser Vorschriften die gerichtliche Bestrafung wegen fahrlässiger Brand­stiftung und außerdem auf Grund einer solchen Bestrasung^der Verlust der Gebäude- und Mobiliar- Bränd-Entschädigungen in Frage kommen können.

Die Ortsvorsteher können gedruckte Exemplare dieser Vorschriften vom Oberamt beziehen.

Den 2. November 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Die Ortsbehörden für die Arbeiterversicheruug

werden beauftragt, innerhalb 8 Tagen hieher anzuzeigen:

-^) die Zahl der in der Gemeinde ansässigen

1) Altersrentner;

2) Jnvalidenrentner;

V) der Bedarf an Formularien zu Quittungskarten:

1) im laufenden Jahre noch;

2) ,, Jahve 1894.

Nagold, den 1. November 1893.

K. Oberamt. Vollmar, Amtmann.

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Resormationsfeft.

In der Wittenberger Lutherhalle findet sich eine große Silbermünze- die auf der einen Seite das sorg­fältig ausgxführte Bildnis Friedrichs des Weisen zeigt, aus der afidern Seite in Latein den Spruch trägt: Gottes Wort bleibet in Ewigkeit.

Die Reformation, deren Gedächtnis die evange­lischen Christen morgen begehen, ist wohl der groß­artigste geschichtliche Beweis für die Wahrheit dieses Spruches. Erft mißverstanden, dann unverstanden, schließlich verdrängt durch Menschenwort, schien das Wort Gottes zu veralten und zu verwelken, gleich

allen Erdendingen. Da entdeckt ein Mönch mit hungriger Seele die Ewigkeitskräfte, die in diesem Worte schlummern : Luther dolmetscht die Bibel beider Testamente in deutsche, heimische Art: sie wird zum Volksbuch, zum Schulbuch, zum Lebensbuch deutschen Geschlechts. Einer der größten Söhne Deutschlands, Goethe, urteilt:Je höher die Jahrhunderte an Bildung steigen, desto mehr wird die Bibel genützt werden können, freilich nicht von naseweisen, sondern von weisen Leuten." Gottes Wort bleibt in Ewig­keit. Hat Jeder von uns dies köstliche Erbe der Reformation in seinem Hause? Verstaubt die Trau­bibel nicht auf dem Sims? Halten es alte Väter mit jenem Vater, der seinein Sohne beim Auszug ins Leben Gottes Wort ins Ränzel gab, indem er ihm hineinschrieb: Mit allein anderen gehe sparsam um, aber mit diesem Buche verschwenderisch!

Die Reformation gab uns das Buch dex Bücher zurück. Fußend auf Gottes Wort, trat der gewaltige Mönch aller Menschensatzung entgegen, die mit diesem Worte nicht in Einklang zu bringen war, und befreite jeden, der sich befreien lassen wollte, von den Fesseln, in denen die Seelen schmachteten.Von der Frei­heit eines Christenmenschen" lautet der Titel einer seiner bedeutendsten Schriften, und diese Ueberschrift kann man über Luthers ganzes Wirken setzen. Die wahre Freiheit fand er in der Hingabe des Herzens an Den, der gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist, an Jesum Christum.

Wie das freie Amerika alljährlich, den Tag festlich begeht, an dem einst die Unabhängigkeits-Erklärung von der britischen Herrschaft geschah, so feiert die deutsche vangelische Christenheit alljährlich Reforma­tionsfest als den Gedenktag der Befreiung von Men­schensatzung und Menschenwort. Aber nur dann werden wir gesegnete Feier halten, wenn die Erinne­rung an das Erbe der Reformatoren uns anfeuert, dies Erbe auch zu bewahren. Was nützt es uns, daß unsere Ahnen uns einen großen goldenen Schatz hinterlassen haben, wenn wir diesen Schatz leichten Sinnes verschleudern oder gegen falsche Münze Um­tauschen? Es giebt der Händler viele, die unser evangelisches Volk um sein Erbteil betrügen wollen. Das Resormationsfeft ruft uns zu: Halte, was du hast, daß Niemand deine Krone nehme.

Oder haben wir die Krone noch nicht? Stehen wir dem Evangelium noch fremd gegenüber? Dann haben die Festglocken morgen für uns noch einen besonderen Klang. Dann laden sie uns freundlich und herzbeweglich ein, unser Erbe in Besitz zu neh­men, zu werden, was wir noch nicht sind freie Gotteskinder, frei vom Aberglauben, frei vom Un­glauben, frei im Glauben.

Lages-Menigk eilen.

Deutsches Ucich.

Durch K. Verordnung ist den K. Forstschutz­wächtern der TitelForstwart" verliehen worden.

Nagold, 2. Nov. (Eingesendet.) Da in kom­mender Woche der Unterricht in der gewerblichen Winterabendschule wieder beginnt, so sei hier aus­drücklich auf die Wichtigkeit dieses Unterrichts hinge­wiesen. Geschäftsaufsatz, gewerbl. Buchführung und gewerbl. Rechnen muß jeder Geschäftsmann verstehen, in unseren Tagen noch mehr als früher. Es ist ein großer Mangel, der schon sehr oft beklagt worden ist und der sich später rächt, wenn junge Leute nach ihrer Konfirmation keine Fortbildung mehr im Rech­nen, Aufsatz und andern Fächern haben, besonders auch, wenn neben dem Zeichnen, das ebenso not­

wendig ist und in seiner Bedeutung nicht unterschätzt werden soll, keine anderen Fächer mehr getrieben werden. In der Schulzeit vor der Konfirmation kann auf die gewerbliche Seite dieser Unterrichts­fächer noch nicht die gebührende Rücksicht genommen werden; das kann erst in der Fortbildungsschule geschehen. Findet aber keine Fortbildung mehr statt, so geht erfahrungsgemäß sehr schnell auch das ver­loren, was man vorher gelernt hatte. Es sollte darum kein Lehrling sein, der nicht wenigstens einen Kursus in der gew. Winterabendschule mit­macht; noch besser freilich, wenn 23 Kurse besucht werden, wie dies auch bisher schon seitens mancker Lehrlinge geschah. Je nach Umständen konnte für die kommenden 4 Monate am Zeichnen abgebrochen werden. Es liegt im Interesse ebensowohl der Lehrlinge als der Lehrmeister, die tüchtige Geschäfts­leute heranbilden wollen, von der hier gegebenen Gelegenheit reichlich Gebrauch zu machen.

ft-f Nagold, 2. Nov. Am letzten Sonntag begannen wieder die Lehrlings ab ende, die vom Gewerbeverein ins Leben gerufen sind und den Zweck haben, den jungen Leuten für ihre Sonn­tagnachmittage von 37 Uhr eine Zuflucht im nun­mehr elektrisch beleuchteten Zeichensaale zu bieten, wo sie unter Aufsicht von Lehrern und Mitgliedern des Gewerbevereins sich mit Lesen oder Spielen oder Briefschreiben die Zeit vertreiben können. Ausge­schlossen ist Spielen mit Karten und um Geld, so­wie zu lautes Treiben. Von einer feierlichen Er­öffnung wurde diesmal Umgang genommen, da vo­riges Jahr bei dieser Gelegenheit mehr Erwachsene als Lehrlinge anwesend waren. Wenn man übri­gens die Eröffnungsfeierlichkeit statt um 3 Uhr erst mit Anbruch der Dunkelheit abhalten würde, so würde obengenannter Uebelstand nicht zu fürchten sein. Im allgemeinen wird von der für unsere Jugend in einer so versuchungsvollen Zeit gewiß heilsamen und dankenswerten Einrichtung reichlicher und anständi­ger Gebrauch gemacht.

Calw , 30. Okt. In Liebenzell wurde gestern unter großer Teilnahme der Stadt und der Filiale die Einweihung der erneuerten Kirche gefeiert. Die Baukosten beliefen sich mit Einschluß der neuen Glocken und Orgel auf 70000 -N.

Horb, 30. Okt. In Vollmaringen wurde in einem Doppelhause der Heustock angezündet, doch wurde der Brand entdeckt, jedoch erst dann, als die Hälfte des Heues verkohlt war. Jeder der zwei Hausbesitzer hatte zwei 'Nutzkühe, nun muß jeder ein Stück davon verkaufen.

Dorn stellen, 29. Okt. Heute übernahm der neugewählte Stadtschultheiß Braun sein Amt. Man ist jetzt allgemein froh, daß die Besetzung der Stadt­vorstandsstelle eine glückliche Lösung gefunden hat.

Stuttgart, 31. Okt. Ihre Maj. die Königin begiebt sich dem Vernehmen nach am 1. Novbr. nach Hohenburg in Bayern. Die Königin wird etwa 10 Tage dort verweilen und dann nach Be­benhausen zurückkehren, wo nach dem Besuche des Kaisers das Hoflager auf kurze Zeit aufgeschlagen wird.

Stuttgart, 31. Okt. Die Frage der Leichen­bestattung, ob verbrennen oder begraben, beschäftigte gestern den Männerabend des Johannesvereins. Stadtpfarrer Traub hatte das Referat übernommen und führte an der Hand einer reichen Litteratur die für die Leichenverbrennung geltend gemachten Gründe vor, das hieraus zu bildende Urteil jedem selbst überlassend. Bekanntlich sind die kriminal-juristischen und theologischen Bedenken und Einwendungen gegen