Meerbusen verloren hat. Am furchtbarsten war das Unglück mit dem Linienschiff Lefort. Dieses ging im September 1857 in Angesicht zweier andern Kriegsschiffe mit 13 Offizieren 744 Matrosen und
Familien,, die mit an Bord waren, unter. Ein 'Stoßwind legte das Schiff auf die Seite, brachte es zum Kentern und wenige Augenblicke später war es auch schon in die Tiefe gesunken.
Odessa, 26. Okt. Die Regierung schärfte ihren Vertretern im Auslande neuerdings ein, daß in den Pässen von und nach Rußland reisenden Juden die Inhaber unbedingt als Juden zu bezeichnen seien, um zu verhindern, daß dieselben als Ausländer eingetragen würden.
Odessa, 26. Ott. Die im Rückstand befindlichen Steuern betragen über 110 000 000 Rubel. Die Regierung beschäftigt sich mit der Ausfindung neuer Maßnahmen zur Bestreitung derselben.
Amerika.
Chicago, 26. Okt. Bis jetzt sind 20 Millionen Karten für den Besuch der Weltausstellung verkauft worden. Die Besuche mehren sich, da am Ende des Monats die Ausstellung geschlossen wird.
Aus Amerika. Das steuerfreie Kircheneigentum, namentlich das der katholischen Kirche in Amerika , ist in fabelhaftem Wachstum begriffen und dabei wachsen, gleich Pilzen, stets neue Kirchen aus dem Erdboden hervor. Aber nicht im Mindesten sieht man, daß niit der Vermehrung der Kirchen die öffentliche Moralität verbessert werde; im Gegenteil wird dieselbe immer mehr verschlimmert. Die betrügerischen Bankerotteure und sonstigen Spitzbuben sind in der Regel gute Kirchenbrüder, und würden affe fromme» Kirchenleute samt ihren Priestern, wie es eigentlich sein müßte, vom Arni des Gesetzes erreicht, dann wären die Zuchthäuser bald nicht mehr groß genug.
Die mißliche wirtschaftliche Lage in den Vereingten Staaten spiegelt sich auch recht deutlich in den Export aus dem deutschen Reich nach Union im dritten Quartal d. I. Derselbe ist, wie die „National-Ztg." erfährt, um etwa 6'/e Millonen Dollars oder gegen 28 Millionen Mark im Vergleich init dem dritten Quartal 1892 zurückgegangen. Die Aufträge für das jetzige vierte Quartal werden voraussichtlich noch wesentlich schlechter ausfallen. Die Einkäufer, welche um diese Zeit aus Amerika zu kommen pflegen, sind ausgeblieben. Selbst erste Häuser her Union, die früher auf „30 Tage Ziel gegen Bar'"zu kaufen pflegten, beanspruchen jetzt sechs Monate Kredit. Uncer solchen Umstünden haben auch die Konsignationen nach Amerika so gut wie aufgehört. Das Defizit, welches nach den letzten Nachrichten aus Washington vom Staatssekretär des Schatzes auf 50 bis 80 Millionen Dollars am Ende des Fiskaljahrs veranschlagt wird, ist zum grüßten Teil auf den Ausfall der Zölle zurückzuführen.
Kleinere Mitteilungen.
Neue 20-Pfennigstücke aus Nickel von der Größe der 10-Pfennigstücke werden seit siniger Zeit von den Münzstätten ausgegeben. Dieselben sind aus einer besseren Legierung hergestellt als das übrige Nickelgeld und am Rande gerippt. Als Ersatz für die zu kleinen Silber- und dre zu großen Nickel- Zwanzigpsennigstücke wird diese neue Münze wohl mit Freuden begrüßt werden.
Stuttgarter Volkswiy. Ter Volkswitz in seiner derb humoristischen Natur macht auch vor den ernstesten Dingen nicht Halt. ^ Wie er s. Zl. die neugeschaffenen Sa- nitätskolonnen in Stuttgart mit dem heiteren Bcini.men „Bauchwehcompagnie" geschmückt hat. so beschäftigt er steh feit einiger Zeit auch mit der Abbestellung des Ltaiserma- növerS für das württembergische Armeekorps und hat in folgendemZ)eiter.u Frag- unv Antwort,put auch glücklich herausgebLacht, waeum Württemberg so ,ehr aus die Abbestellung ber ixaisermanover gegen das basische Armeetorps gedrungen ist. „Warum hat Württemberg nicht gegen das badische Armeekorps manövriert?" Antwort: „Werl ber württemöergische Kriegsiuinister erfahren hat, daß die Badenser mit Zacherlinpulver schießen wollen und da wären die Schwöb'n alle hi g'westn."
Ulm. Daß schon Jäger ihre Hunde auf der Jagd erschossen haben, ist nichts neues; baß aber ein Hund den Jäger schießt, wird wohl seltener sein. Ein solches Miß- gescyick„passierte einigen Nimroden in dem benachbarten Hotzkirch bei Beimersletten. E.wse Hallen daS Glück, einen prächtigen Bock zu erlegen. Einer von ihnen sollte den Bock an eine gelegene Stelle bringe», warf hiebei sein geladenes Gewehr aus die Seite, unglücklicherweise kamen zwei Dachshunde an das Gewehr und an emen Abdrücker. Hiedurch ging das Gewehr los und traf beide Hunde, so daß sie heimgetragen werben mußten, aber auch der Jäger erhielt Schrote in den Unterarm , doch ganz ungefährlich.
Ein Händler von Steinbach bei Hall führte seine fuß- tr.aale Frau aus einem Wägelchen zum Haller Wochenu arkt. Als er sich am Thorturm umschaute, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß seine F-rau vom Schlag gerührt tot auf dem Wägelchen lag.
Münster, 23. Okt. Ein furchtbares Bild menschlich.r Verworfenheit und Grausamkeii entrollte die heutige Verhandlung vor dem hiesigen Schwurgericht. Des Gattenmords angeklagt ist der frühere Metzger, jetzige Taglöhner Anton Voß auS Ahlen. Ter 44jährige Mann, eine stämmige Gestalt mit nicht unintelligenten Gesichtszügen, hat seine Fnau, welche allgemein als eine arbeitsame und tugendhafte Person geschildert wird, kalten Blutes im wahren Sinne des Wertes abgeschlachtet. Am 28. Juni d. I. holte Boß sich sein Schlachtmesser und einen Schärfstahl, am andern Morgen paßte er seiner Frau auf, als sie zum Melken der Kühe aus eine bei Ahlen gelegene Weide kam, brachte ihr eine Stichwunde im Rücken bei, verfolgte die Fliehende, rieß sie zu Boden, bog ihr den Kopf zurück und durchschnitt ihr mit handwerksmäßiger Gewandtheit die Kehle. Der Staatsanwalt begründete in eindringlicher Rede seine Ueberzeugung, daß hier ein mit dem Tode des ThäterS zu sühnender Mord vorliege, während der Verteidiger die Ueöerlegung des Angeklagten als ausgeschlossen und demgemäß die Thal als Totschlag erscheinen lassen will. DaS Gericht v.rur eilte den Angeklagten wcg.n Gntlenmerbs zum Tode.
Ein 17jähriger Gymnasiast, Willi Schl., Sohn eines Militürdeamün, geriet nach dem vcr zwei Jahren erfolgten Tod seines Vaters in schlechte Gesellschaft, bestahl kürzlich schon seine Mutter um 300 Nt. und ging dann mit zwei Kameraden durch, nachd.m einer derselben seinem Pater -E06 M. gestohlen hatte. In Magdeburg wurde Schl, mit dem einen Genoffen festgenommen, während der andere, Namens Otto Nt., wetterjlüchteke. Tie drei hatten in zwo: Tagen 1860 Bk. verjubelst Schl, wurde nun vor einigen Tagen zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt, erschoß sjch aber in der Nacht zum Freitag unter Hinterlassung eines Briefes mit dcr Anfschrist „An meinen lieben Otto", der zwctzeckos für den flüchtigen M. bestimmt ist. Ter Afnische Inhalt des Schreibens enthalt u. a. auch die Angabe, daß Schl, die Hand an sich gelegt habe, um nicht seiner Mutter die Freude zu gönnen, ihn als Sträfling in ßlötzensee zu sehen.
Sagan, 21. Okt. (Seltenheit.) Als am l. d. M. ein hiesiges Dienstmädchen seinen Lohn erhielt, erklärte es, nunmehr mit einem geringeren Lohne, als dem vereinbarten, sich zufrieden stellen zu wollen. Als Grund für das freiwillige Angebot einer Lohnreduktion gab das Unikum von einer Küchenfee an, durch die Einrichtung der neuen Wasserleitung von der unangenehmen und schwierigen Beschäftigung des Waffertragens befreit zu sein.
In Berlin und in Stettin sind eine große Anzahl Schaffner der Stettiner Bahn wegen Veruntreuungen in großem Matze verhaftet worden. Die Betrügereien sind in der Weise verübt worden, daß die Schaffner Fahrkarten, deren Durchlöcherung sie unterließen, Fahrgästen abgenom- Nren haben und sie später durch Mittelpersonen wieder verkaufen ließen. Tie eingeleitete Untersuchung dürfte einen großen Umfang annehmen.
Ein Fall von religiösein Wahnsinn kam dieser Tage in Berlin vor. Die 22 Jahre alte Frau eines pol- N schen 'Arbeiters war mit ihrem Kinde in die katholische Kirche in der Turmstrapo gegangen. 'Aber kaum waren einige Minuten verstrichen, da stürzte sie auf einmal, ihr Kind am Arm, ans der Thür, setzte dies auf eine Bank und begann sich sämtliche Kleider vom Leibe zu reißen, indem sie ansrief: „So wie mich Gott geschaffen, will ich auch zu ihm gehen! Drei herbeigeholten Schutzleuten gelang es nur mit Blühe, die wütend um sich schlagende Frau zu bändigen und in einen Sack zu hüllen. Als dies endlich geglückt war, wurde sie — natürlich unter großem Gefolge — nach dem Polizeirevier in der Bremerstraße geschafft, van wo ans das Weitere veranlaßt wurde. Das Kind ist in einem Waisenhause untergebracht worden.
H(er 22jährige Harry Thompson in Leeds hat seine greisen Llttrn (der Mann war.76, die Frau 74 Jahre alt), ermordet, um sich in den Besitz einer Erbschaft von 1000 Pfd. Sterling zu setzest, die denselben zugefallen war, und die er ihnen vergebens abzntrotzen gesucht hatte. Ter unnatürliche Sohn ist mit seinem Raub verschwunden.
Verhängnisvolle Patronen. Ter jüngste über Prag verhängte kleine Belagern: gszustand wäre einem unserer Landslenie fast übel bekommen. Kaum hatte er sich im Hotel installiert, als ihm zwei Polizisten seine Verhaftung notisizierttn. Erstaunt forderte unser Landsmann Aufklärung. — Nach dem Tische hinzeigend, ans dem die ehen angekommene,! Briese lagen, entgegnet ihm der 'Anführer: „Mein Herr, Sie haben eine Korrespondenz erhalten , nach welcher Ihnen aus der Schweiz eine Million Patrcnen avisier! sind ....!" — Laut auflachend unterbrach inner Lands.nanu die stutzig werdenden Gensdarmen und erklärte ihnen, daß es sich ja um nichts anderes, als uw Maggi's Fleischertrakl-Patroncn bandle, vcn welchen ein Prager Großhandlnngshans 1,006,000 Patronen bestellt habe. Tableau!
Chinesisches. Ter Kaiser von Ehina war kürzlich etwas unpäßlich. Vier Mitglieder der „Kaiser!. Akademie für Aerzte" wurden in Peking in den Palast gerufen, ui» ihre Meinung über d n Grundd es Nebels abzugeben. Ihre Urteile fielen aber so wenig zur Zufriedenheit des Kaisers aus, daß den vier unglücklichen Aerzten ein ganzer Jah- resgehalt entzogen wurde.
Allerlei. "
— Oeffnet die Fenster. Bei Eintritt der rauhen Jahrszeit werden in vielen Wohnungen die Fenster geschlossen und womöglich während des Winters nicht mehr geöffnet, und wer ein solch' unge-
lüftetes Zimmer betritt, dem duftet eine Lust entgegen, welche ihn geradezu anwidert und ihm den Athem benimmt. Wie unwissend und unpraktisch sind solche Leute, welche glauben, bei geschlossenen Fenstern eine wärme Stube zu haben und an Heizung zu sparen! 'Nicht unreine, sondern eine reine Luft wärmt am meisten und ist am leichtesten zu erwärmen. Wo in Räumen große Menschenmengen zusammengedrängt sind, da möge man während der nun kommenden Zeit nach jeder Stunde die Fenster fünf Minuten lang öffnen; jede Wohnung werde täglich zu wiederholten Malen gelüftet. Niemand braucht sich zu fürchten, bei offenen Fenstern zu schlafen; um frische Luft in das Zimmer zu bringen, genügt im Winter oft eine kleine Spalte des geöffneten Fensters. — 'Nur reine, frische Luft schützt uns vor allerlei Krankheiten!
— Gegen Schlaflosigkeit bei nervösen Leuten, die an kalten Füßen leiden und in dem Kopfe Hitze haben, giebt es kein besseres Mittel, als abends vor dem Schlafengehen die Glieder, besonders die Füße, mit einer Bürste oder mit einem ausgewundenen Handtuch abzureiben, aber tüchtig. Hierdurch wird das Blut besser in Umlauf gesetzt, und es tritt Müdigkeit ein. Arzneien lassen sich gegen diese Art von Schlaflosigkeit schlecht anwenden.
— Das beste Mittel gegen Schnupfen soll nach Dr. Onimus in Monako Zitronensaft sein. Man gießt in die hohle Hand eine ordentliche Portion Saft einer gut reifen Zitrone und zieht denselben durch die Nase in den Mund. Zwei bis drei solcher Aufsaugungen genügen zur Heilung. Auch bei chronischer Halsentzündung und solchen, die sich im Schlund lokalisieren, soll nach der „W. Drog.-Z." das Verfahren ausgezeichnete Wirkung thun.
— Pflichttreue. Madame (zum Dienstmädchen): „Du bist doch ganz entsetzlich dumm! Habe ich Dir nickt gesagt, du solltest aufpassen, wenn die Milch überkocht?" — „Mädchen: „Ich habe ja aufgepapt! Es war geraöe ein Viertel nach acht Uhr."
Höre durch das Ohr des Blinden und siehe mit dem Auge des Tauben, wenn du die Menschen kennen willst.
Littcrarijches.
L.iddeuJ -e Blättrr für höhere ltuterrichtsanstalten mit Eins hlnß der Kunstschulen und höhere» Mädchenschulen Unter Mitwirkung hervorragender Vertreter der Wissenschaft und des höheren Schulamts her- ansgegeden von Karl Erbe, Professor am Eberharit-s Ludwigs-Gymnasium zu Stuttgart. Erscheinen Monatlich zweimal. Preis vierteljährlich durch die Postanstalke« oder durch ven Buchhandel 3 Mark.
Tie bereits erschienenen Nummern dieser Blätter lassen einen Blick in den Geist thun, in welchem sie arbeiten: es sei daher gestattet, aus dieselben besonders aufmerksam zu machen. Man konnte im Zweifel sein, ob eine weitere Zeitschrift für höhere Unterrichtsanstalten noch ein wirkliches'' Bedürfnis sei; es giebt kaum ein Gymnasium oder Ane Realschule, in welchen nicht mehrere „cirkulieren"O Wer sich aber aus der Bibliothek, in der die Hefte gesnckrmelt werden, ans irgend einem Grunde einen Jahrgang zu holen hat, gewahrt mit Erstaunen,, öaß die Hefte selten ausgeschnitten sind. Das Erstaunen legt sich aber sofort, ibenn man die Jnhaltsregister durchsieht. Macht man der Wissenschaft überhaupt heutzutage nicht mit Unrecht den Borwurf, daß sie sich in Einzelheiten zu sehr verliere und den Blick auf daS Ganze, ans dem alles Einzelne erst seine richtige Beleuchtung und Wertung erhält, beinahe ganz ans dem Auge verloren habe, so gilt dieses in ganz besonderer . Weise von der Wissenschaft der Philologie. Die „Süddeutschen Blätter" dagegen haben sich die Aufgabe gestellt, stets das Ganze im Auge zu behalten, über alte wichtigen Ereignisse und Erscheinungen aus dem Gebiete des höheren Unterrichtswesens in allen Ländern deutscher Zunge zu berichten, außerdem die wohlbegründeten Wünsche der ehrer hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihrer Gehaltsverhältnisse kräftig zu be- ' fürworten und erklärende Abbildungen, unterhaltende und schönwissenschaftliche Aufsätze zu bringen. Die Frage, ob dieses für die ganze Lehrerwelt so wichtige Unternehmen in die richtigen Hände gelegt sei, muß. nach den bis jetzt erschienenen Nummern unbedingt bejaht werden: die Weitherzigkeit, mit der die einschlägigen Fragen behandelt werden, der ruhige, sachliche Ton, der darin herrscht, die Vielseitigkeit des Blickes sprechen anmutig an. Es liegt ncm in der Hand der Lehrer, zum Wort zu kommen und sich den berechtigten Anteil an der Jugendbildnng Alldeutschlands zu erringen. Mögen daher Lehrer und Bibliotheken die schönen Bestrebungen des Herausgebers und des Verlegers auch thatkräftig durch Abönnieren auf die Süddeutschen Blätter unterstützen.
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