Amts- und Intelligenz-Blatt für den Odrramts-Bezirk Nagold.

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Dienstag 31. Akt.

Amtliches.

Die Ortsschulittspektorate

werden aufgefordert, die durch Einberufung von Leh­rern zu militärischen Hebungen den Gemeinden etwa erwachsenen

Stellvertretungskosten

spätestens bis zum 10. November d. Js. nach Maßgabe des Konsistorial-Erlaffes vom 28. März 1890, Amtsbl. S. 4214, hieher nachzuweisen.

Nagold, den 27. Oktbr. 1893.

^ K. gem. Oberamt in Schulsachen:

Vogt. Dieterle.

Hages-Weuigkeiten.

Deutsches Ueich.

Nagold, 29. Okt. (Korresp.) Am gestrigen Feiertag Simon und Judä wurde auf Anordnung K. Oberamts die nach der Bezirksfeuerlöschordnuug vorgeschriebene jährliche Bezirksfeuerwehrprobe unter Anwesenheit des Landesfeuerlöschinspektors in hie­siger Stadt abgehalten. Hierbei waren 9 auswär­tige, dem Brandhilfsverband Nagold zngeteilte, dem diesseitigen Oberamtsbezirke an gehörige Feuerwehren in der Stärke von gegen 300 Mann beteiligt. Außer­dem rückte die hiesige Feuerwehr mit einer Gesamt­zahl von ca. 200 Mann aus, so daß bei der ge­meinschaftlichen Uebung ca. 500 Feuerwehrleute in Lhätigkeit kamen. Der Probe ging eine Musterung der persönlichen Ausrüstungsgegenstände und Ge­rätschaften, sowie Visitation der Schulübungen der hiesigen Feuerwehr durch den Landesfeuerlöschinspek­tor voraus. Bei der Bezirksfeuerlöschprobe ivu.de ein Brand in einem, von der Altstadt nach 43 Jah­ren von Feuersbrünsten noch übrig gebliebenen, sehr enge gebauten Ortsteil markiert, die einzelnen Hilfs­mannschaften je nach der Entfernung der Ortschaften durch Feuerboten berufen und das Bild eines Groß- seuers, wie swir hier leider solches schon öfters in natura sahen, entwickelt. Nach vollständiger Auf­stellung sämtlicher Feuerwehren wurden die einzelnen Anordnungen der betreffenden Kommandanten einer Kritik durch den Landesseuerlöschinspektor unterwor­fen« worauf eine 2. veränderte Aufstellung stattfand und dann zu wenig Ausstellungen seitens des In­spektors mehr Veranlassung gab. Näch beendigter, ^ ca. 3stündiger Probe fand ein Vorbeimarsch der

. sämtlichen 10 Feuerwehren vor dein Landesfeuer­

löschinspektor und den Bezirksbeamten statt, wor­aus die Kommandanten und die zufällig hier aus dem Bezirk anwesenden Ortsvorsteher aus das Rat­haus berufen wurden, um von Seiten des Landes- l seuerlöschinspektors eine Schlußkritik über den gan­zen Verlauf entgegenzunehmen und verschiedene, auf das Feuerlöschwesen Bezug habende Grundregeln als Richtschnur zu erhalten. Der Visitator konnte bezüglich der Leistungen der einzelnen Feuerwehren und des Standes der Feuerlöscheinrichtungen (äußer- kleinen Bemängelungen) im Allgemeinen ein gutes Zeugnis äusstellen und empfahl in Ernstfällen den Kommandanten insonderheitRuheu. Besonnenheit, da Ueberstürzung und Nebereifer mehr schadet und verdirbt als nütze. Die leitenden Organe sol­len in Brandsällen sich ihrer Aufgabe bewußt sein, das große ganze Arrangement im Auge behalten und Detailanordnungen durch die ihnen Unterstellten z»r Ausführung bringen lassen. Wenn auch die Ur­teile darüber geteilt sein mögen, ob die mit so vie­len Kosten verbundene Bezirksprobe im Verhältnis zu den durch sie bezweckten Erfolg stehen, und aus diesem Grunde in verschiedenen Landesteilen, insbe-

Jnsertionsgebühr für die Ispaltige Zeile auS gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 0 Pfg.

1893.

sondere angesichts der bedrängten Lage der Land­bevölkerung in Folge der Futternot die vorgesehenen gemeinschaftlichen Bedungen Heuer aussielen, dürfte der gestrige Tag doch gezeigt haben, daß eine rich­tige Organisation verschiedener Feuerivehrverbände und ein zielbewußtes Zusammenarbeiten derselben in Zeiten der Gefahr von nicht zu unterschätzendem Werte sind. Morgenden Montag wird die Visita­tion der hiesigen Feuerwehreinrichtung durch den Landesseuerlöschinspektor fortgesetzt nnd werden u. a. die Rapportbücher der Führer, Aufbewahrungslokale der Requisiten, Wasserverhältnisse re. an die Reihe kommen.

( * Nagold, 30. Okt. Gestern Nachmittag ' s1 Uhr starb hier ganz unerwartet schnell infolge Blut­vergiftung I)r. mell. Gmelin. Obwohl derselbe eine ganz unbedeutende Verletzung der Hand, die er bei der Sektion des ermorderteu Braeuning in Wildberg sich zugezogen, nicht unbeachtet ließ, dabei «her bis vergangenen Samstag Nachmittag seinem Berufe nachging, so verschlimmerte sich sein Zustand am letzten Samstag nachts derart, daß herbeige- rüfene anderweitige ärztliche Hilfe sich als verspätet erwies und er des andern Tags (Sonntag) nach­mittags nach 12 Uhr seinen Geist aufgab. Die allgemeinste aufrichtigste Teilnahme bekundet sich in Stadt und Land für den tüchtigen kräftigen jungen Arzt.

js Von der oberen Nagold, 27. Oktbr. In unserem Bezirk ist seit einem Jahr wieder viel ge­schehen, um für den Verkehr gute Verbindungswege zu eröffnen. Die obere Nagoldthalstraße wurde diesen Sommer von der Erzgrube bis Schorrenthal verlängert. Dadurch ist eine sehr holzreiche, aber seither dem Verkehr ganz abgeschlossene Gegend für den Verkehr eröffnet worden. Die Straße ist nahezu ganz fertig, soll aber erst nächstes Frühjahr dem Verkehr übergeben werden. Ihre Anlage kostete etwa über 100 000 , R. Die Bauunternehmer Merkle und Kirschenmann hatten den Ban über­nommen. Eine Straße voni oberen Nagoldthal über SchernbachGöttelfingen wird im nächsten Frühjahr gebaut, sie ist zu 48 000. //i veranschlagt. Die Pflastersteige bei Berneck, welche wohl die einzige ihrer Art im ganzen Land war, ist nun so korregiert, daß die große Anhöhe daselbst auch mit schwer beladenem Fuhrwerk leicht zu gewinnen ist; die Korrektion kostete circa 2830 Tausend Mark. Auch die Steige von EbhausenEbershardt ist nun mit einem Aufwand von 10 000 , R zu einer an­genehmeren Verkehrsverbindung umgestaltet worden. Ohne Zweifel wird in Folge der neuen und ver­besserten Verkehrswege, die Stammholz- und Säg­warenzufuhr zur Bahn Altensteig Nagold eine weit größere werden, als sie bis jetzt war.

js Vom hintern Wald, 27. Okt. Auch unsre Orte, deren Bewohner im letzten Sommer unter Wassermangel empfindlich leiden mußten, sollen nun Quellwasserversorgnng erhalten. Es ist beabsichtigt, sämtliche Gemeinden auf dem hintern Wald, welche bjs jetzt noch keine Wasserversorgung haben, zu einer großen Wasserversorgungsgruppe zu vereini­gen. Ein Reservoir, das etwa bei Hühnerbergmei- stern anzulegen wäre oder bei Obermeiler, soll sämt­liche Orte der Gruppe mit gutem Wasser versorgen. Gestern und vorgestern bereiften, schon die Herren O.-Baurat Ehmann, H. Oberamtmann Vogt von Nagold und H. Oberamtmann Lang von Calw den hintern Wald, um sich das Terrain anzusehen. Sie besuchten die Orte Beuren,/Ettmunnsweiler, Sim- mersseld, Oberweiler, Aichhalden, Aichelberg, Hüh­

nerberg-Meistern, die Rehmühle und die Agenbacher Sägmühle. Ohne Zweifel wird die beabsichtigte Wasserversorgungsgrnppe bald zu stände kommen, wodurch dann wieder ein größerer Teil unseres Schwarzwaldes gegen Wassermangel geschützt wäre. Auch in Spielberg, Egenhausen und Bösingen waren die genannten Herren. Spielberg will eine Wasser­leitung , und es handelt sich nun darum, ob der Anschluß an die Wasserversorgung zu Bösingen oder an die zu Egenhausen erfolgen soll.

Calw, 24. Okt. Am Sonntag fand im hie­sigen Rathnussaal die Jahresversammlung der freien Vereinigung einer Anzahl Genossenschaftsbanken statt. Vertreten waren 12 Vereine durch 46 Delegierte; zum Vorsitzenden wurde Stadtschultheiß Hoffner gewählt. Das Hauptinteresse der Versammlung kon­zentrierte sich auf Punkt 3 der Tagesordnung, Be­richt über die Gründung einer Zentralstelle für Geld aus gl eich. Das Referat hatte der Vereins­revisor Fritsch übernommen, dessen klare und mit interessanten Beispielen belegten Ausführungen all­seitige Zustimmung fanden. In der Diskussion stellte sich allgemein das dringende Bedürfnis heraus, eine solche Geldausgleichstelle zu errichten. Dieselbe würde hauptsächlich dazu beitragen, die Genossenschaftsban­ken in den Stand zu setzen, ihre immer noch hohen Zinsen für Darlehen, Vorschüsse und Kontokorrent­kredite herabsetzen zu können. Schließlich wurde auf Antrag von E. Georgii beschlossen, die Gründung einer Zentralbank einzuleiten und die anderen Ge­nossenschaftsbanken des Landes zum Beitritt einzu­laden. Zur Organisation der Gründung wurde eine Kommission von 4 Mitgliedern bestellt, in die außer dem Referenten noch Stadtschultheiß Haffner, E. Georgii und G. Schmid-Nagold gewählt wurden. Die Kommission dürfte in etwa 4 W»chm ihre Vorarbeiten soweit gefördert haben, um eine neue Versammlung einberufen zu können, für welche Na­gold bestimmt wurde.

Freud enstadt, 27. Okt. Mit Regen verbun­den hatten wir heute den ersten Schneefall. Auf dem Kniebis und den benachbarten Waldorten soll es ziemlich stark geschneit haben.

Stuttgart, 16. Okt. Man wird sich des viel­besprochenen Falles noch erinnern, daß eine Mün­chener Dame hier ca. 70 000 ./^ in Wertpapieren verloren haben wollte. Es wurden damals 2000 . /i( für die Wiederbeibringung als Belohnung ausge­setzt, aber ohne Erfolg. Das ist um so begreiflicher, da sich nachträglich herausgestellt hat, daß die Dame gar kein Geld verloren haben konnte und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie keins mehr hatte. Sic hatte allerdings vor einigen Jahren 42 000 ge­erbt, die aber längst verputzt waren. Die Polizei gab sich viel Mühe wegen der Beschaffung des Geldes und als sie sich aber an der Nase herumgeführt sah, entging die phantasievolle Dame nur mit Mühe der Verhaftung.

Stuttgart, 27. Okt. Wie ans Berlin gemel­det wird, bleibt es dabei, daß S. M. der Kaiser am 7. Nov. zum Besuch S. M. des Königs in Be­benhausen eintrifft, ohne daß Stuttgart auf der Reise berührt wird.

Stuttgart, 27. Okt. Gestern wurde ein 15 Jahre altes Mädchen aus Feuerbach wegen Dieb­stahls hier festgenommen, welches angeblich Schlefzger- heu im Wege des Hausierens zu verstellen suchte, ein Muster aber nicht bei sich führte. In einzelnen Häusern hat dieselbe auch .Kartoffeln, Zwiebeln und Aepfeln zum Verkauf angetragen, aber ebenfalls ohne Muster zu besitzen. Das Mädchen hat in verschie-

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