Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts -Bezirk Nagold.
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Donnerstag 19. Mt.
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189:;.
Die PrüfungFim Hufbeschlag haben u. a. bestanden:
Sylvester Kiefer von Gündringen, OA. Horb, Georg Roller von Teinach, OA. Calw.
Tages-Nenigkeiten.
Deutsches Reich.
X. Nagold, 15. Okt. Der Bezirksobstbau- Verein hielt heute eine Versamnüung in der „Krone" in Rohrdorf. Die Gegenstände der Verhandlungen waren: 1. Bericht des Vereins-Borstands über unsere Beteiligung au der LandesjObstausstellung in Cannstatt im Septbr. d. I., wobei unser Verein, obgleich er sich auf die für unfern Bezirk passendsten Sorten Aepfel und Birnen beschränkte, mit einem Ehrendiplom ausgezeichnet wurde. 2. Beschluß, die neue populäre Vierteljahrsschrift „Der Obstbaumfreund" auf Vereinskosten anzuschaffen, so daß jedes Mitglied sie unentgeltlich bekommen soll. 3. Beschluß von dem im letzten Jahr erstmals angeschafften und als ebenso zweckmäßig wie wohlfeil erprobten Pol- born'schen „Raupenleim" zu Schutzgürteln für die Apfelbäume gegen den Frostnachtschmetterling und andere Obstbaumschädlinge sofort wieder 2 Zentner zu beziehen und durch die Ortsbaumwarte abzusetzen (ein Pfund reicht für 5 starke Obstbäume, so daß der Klebgürtel eines Baumes höchstens 10 Pfennig kostet). 4. Den Schmidtschen Abreißkalender (mit praktischen Ratschlägen versehen) um 25 Pfg. per Stück wieder an die Mitglieder verteilen zu lassen. 5. In Altensteig eine Lotterie nützlicher Obstbaugerätschaften unter den Mitgliedern am Thomasfeiertag zu veranstalten. 6. Der Nagolder Amtsversammlung wurde für den von ihr verwilligten Jahresbeitrag von 50 in unsere Kasse der besondere Dank des Vereins votiert. 7. Beschluß: die Gemeindebehörden und das K. Oberamt um besondere, im Gesetz vorgesehene Maßregeln zur Vertilgung der massenhaft vorhandenen obstbauschädlichen Vögel zu bitten. Auch wurde der Vorgang der Stadt Nagold, dem Jagd-Pächter die Lieferung einer bestimmten Anzahl getöteter Raub- und sonstiger schädlicher Vögel bei einer Conventionalstrafe aufzperlegen, zur Nachahmung empfohlen. 8. Der Vorschlag des Herrn Schullehrers Bürkle, zu den Herbstversainmlufigen des Pereins künftig alle nicht allgemein bekannten Sorten von Äpfeln und Birnen nebst kleinen Zweigen behufs richtiger Bestimmung ihres Namens und ihrer Eigenschaften mitzubringen, wurde gutgeheißen. 9. Auf Antrag des Stadtförsters Weinland wurde dem Herrn Vereins- Vorstand, Oberamtsbaumwart Bihler, für seine erfolgreiche Vertretung der Vereins-Interessen in Cannstatt und bei der Amts-Versammlung eine besondere Anerkennung ausgesprochen. — An alle Obstzucht-Freunde aber ergeht schließlich im Interesse der Förderung des auch für unfern Bezirk hochwichtigen Obstbaus die dringende Aufforderung: möglichst zahlreich unsrem Vereine (mit dem geringen Jahresbeitrag von 50 Pfg.) sich anzuschließen.
Tübingen, 14. Okt. Neuesten Nachrichten aus Berlin zufolge ist die Ankunft des Kaisers zur Jagd in Bebenhausen zwischen dem 3. und 7. November zu erwarten.
Die neue Stuttgarter Stadtanleihe ist glänzend verlaufen. Eine Million Mark war von der Stadt zum Kurs von 103'/«"/., aufgelegt und 1 854 000 ,,/(( wurden gezeichnet, so daß eine namhafte Reduktion stattfinden muß. Auch die neuen Heilbronner Stadtobligationen werden gerne gekauft.
Stuttgart, 13. Okt. Mit dem Neubau der Akademie am Schloßplatze dürfte im nächsten Sommer
begonnen werden. Heute hat die K. Bau- und Gartendirektion die Preisausschreiben für alle Architekten Deutschlands erlassen. Ausgesetzt sind drei Preise zu 5000, 3000 und 2000 . erlassen. Der Gesamtaufwand für die Hochbauten soll die Summe von 1850 000 .nicht übersteigen.
Stuttgart, 14. Okt. Der Straßburger Mannergesangverein ist heute abend hier eingetroffen. Er wurde am Bahnhof vom Liederkranz mit einem Musikkorps empfangen. Das Konzert in der Liederhalle war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Oberbürgermeister von Stuttgart feierte die Straßburger Gäste als die Pioniere des Deutschtums. Die Vorträge der Straßburger wurden mit großem Beifall aufgenommen.
Stuttgart, 14. Okt. Der nächste „Deutsche Lehrertag", dessen liberale Richtung bekannt ist, wird laut „Lehrerheim" in der Pfingstwoche 1894 hier abgehalten werden. Zum erstenmal überschreitet der „Deutsche Lehrertag" den Main, zum erstenmal kommt die „Allgemeine deutsche Lehrerversammlung", die in Zukunft mit dem „Deutschen Lehrertag" gemeinschaftlich abgehalten wird, nach Württemberg.
Stuttgart, 15. Oktbr. Der Straßburger Männergesangvereiu in Stuttgart. Hunderte und aber Hunderte hatten sich gestern abend ungeachtet des scheußlichen Regenwetters in und um den Bahnhof gedrängt, um die Straßburger Gäste zu begrüßen. Der Stuttgarter Liederkranz war mit der Kapelle Prem erschienen, die bei Einfahrt des Zuges um 6 Uhr festliche Weisen ertönen ließ. Aus den freundlichen Willkomm, den Oberpostmeister Steidle den Straßbnrgern darbot, dankte der jenseitige Vorstand Rechtsanwalt Frhr. Schott von Schottenstein (Vetter des württ. Kriegsministers) mit warmempfundenen Worten. Kurz nachdem die Gäste im Hotel.Marquardt einqnartiert waren, gings in die Liederhalle zu dem von ihn.en auf 71?. Uhr angesetzten Wohlthätigkeitskonzert. Leider ließ der Besuch desselben zu wünschen übrig, woran das abscheuliche Wetter schuld war. Das Fest-Programm trug die Bilder des Straßburger Münsters und des Kaiserpalastes. Unter der Direktion des Kais. Musik- Direktors Hilpert und unter Mitwirkung der Lehrer am Hilpert'schen Musik-Pädagogium brachte der Verein eine Anzahl ergreifender Volkslieder und schwierige Kunstgesänge zur Aufführung, die den lauten Beifall der Zuhörerschaft Hervorriesen. Die Schulung des Chors ist eine überaus präzise und steht jedenfalls auf der Höhe des Stuttgarter Liederkranzes. Besonders gefielen der Männerchor „Gut Württemberg" von Hilpert, die Lieder „Zu Straßburg auf der Schanz" und „Es geht bei gedämpfter Trommel Klang", sowie der „Germanenzug" von Rheinberger. Zu Beginn des Konzerts begrüßte Oberbürgermeister Rümelin die Straßburger auf- trags unserer Stadt und Adolf Grimminger sprach ein Begrüßungsgedicht. Gegen den Schluß des Konzerts überreichte Oberpostmeister Steidle den Straßburgern einen Lorbeerkranz. Bei dem nachfolgenden Bankett herrschte die fröhlichste Stimmung. In seiner Ansprache betonte Frhr. v. Schottenstein, daß in Elsaß-Lothringen die Württemberger besonders wohlgelitten seien und es sei irrig zu glauben, daß die Stimmung des Volkes drüben gegen Deutschland sei. Daß anfänglich die Elsäßer noch an Frankreich hingen, das werde ihnen kein vernünftiger Mensch verübeln, haben sie doch Jahrhunderte lang unter einer guten Herrschaft alle möglichen Bevorzugungen erfahren. Jetzt aber sei die Stimmung durch die
Macht der Sympathien, keineswegs aber durch die
Macht der Gewalt Deutschland günstig geworden. Aus dem weiteren Verlauf des Banketts sei noch erwähnt, daß Herr Fvrtsch mit einem sehr launigen Poem: „Steidle, laß dr was verzähla, gieb nur auf dei Knopfloch acht" re. ungeheuren Beifall erntete. — Heute mittag 12 Uhr brachten die Straßburger den Kgl. Majestäten im Saale des Wilhelmspalais ein Ständchen, das sie mit dem Gesang ihres Wahlspruchs „Grüß Gott mit Hellen: Klang, Heil deutschem Wort und Sang" einleiteten. Auf eine Rede des Frhn. v. Schottenstein erwiderte S. M. der König, daß das Band, welches oie Sängergesellschaften, umschließe in erster Linie den Zusammenhang zwischen den Reichsländern und dem alten Vaterlande herbeigeführt habe. Die Ovation, die ihm von den Straßburgern dargebracht worden, werde ihm immer in dankbarem Gedächtnis bleiben. Der morgige Tag wird unsere Gäste in die K. Schlösser führen. (T. Chr.)
Heilbronn, 16. Okt. In Stuttgart starb gestern gänzlich unerwartet der Landtagsabgeordnete für den Bezirk Neckarsnlm, Herr Oekonomierat Ege, Vorsitzender des Vorstands der landw. Berufsgenossenschaft für den Neckarkreis.
Göppingen, 14. Okt. Die Buchdruckerei des „Hohenstaufen" ging um den Preis von 55000^ in den Besitz des Herrn Wilhelm Hahn und Adolf Müller von Stuttgart über. Tendenz und Redaktion des „Hohenstaufen" wird hiedurch keine Aenderung erfahren.
In der Zeitschrift „Gesundheit" verbreitet sich Dr. med. Mittermaier in Heidelberg über das Schächten der Tiere, ein Verfahren, das ohne deren vorherige Betäubung aus Gründen der Menschlichkeit und Wissenschaft zu verwerfen sei! Eine vermeintlich bessere Ausblutung der Tiere nach deren Schächten widerspreche den Thatsachen. Die zuverlässigste, schnellste und humanste Schlachtart sei die mit der Schußmaske. Bekanntlich hat auch die Schweiz sich durch ihre jüngste Abstimmung gegeu das Schächten entschieden und das sollte in allen Staaten geschehen!
Mannheim, 16. Okt. Nach geringfügigem Streit erschoß in Ludwigshafen der Zigarrenfabrikant Bausch den Posthalter Nessert auf offener Straße.
Dresden, 12. Okt. König Albert begeht am 22. Oktober das 50jährige Jubiläum seiner militärischen Dienstzeit. Dasselbe wird nicht nur in den Kreisen des Heeres und der Kriegervereine, sondern auch in den Schulen des Landes festlich begangen werden.
Stettin, 14. Okt. Die Polizeidirektion giebt bekannt, daß in hiesiger Stadt 8 weitere Erkrankungen und 5 Todesfälle an Cholera vorgekommen sind. Die Abhaltung des Jahrmarkts und der öffentlichen Tanzbelustignngen ist untersagt.
Bei dem bekannten Guanofabrikanten Baron Ohlendorf in Hamburg sind am vorigen Freitag mittelst Einbruchs Diamanten und Schmucksacheu im Wert von 150 000 , /I gestohlen worden.
Die kerndeutsche Sprache, die kürzlich Frhr. v. Wangenheim in der Korrespondenz des Bundes der Landwirte geführt hat, scheint einer Versammlung des fränkischen Bauernbundes als Muster vorgeschwebt zu haben. Es ist in dieser.Versammlung folgender Beschluß gefaßt worden: „Wir Bauern protestieren gegen einen russischen Handelsvertrag, durch welchen der Getreidezoll unter 5 . herabgesetzt werden soll, weil dadurch die Landwirtschaft