rem ruhmreichen und hochverehrten Ehrenbürger durch ihre Vertreter hiermit die herzlichsten Glück­wünsche zur Wiedergenesung mit dem Wunsche, es möge die Gesundheit von Euer Durchlaucht in der gewohnten Häuslichkeit der Heimat sich rasch weiter kräftigen und befestigen. Oberbürgermeister Rüme- lin. Bürgerausschußobmann Karl Schott.

Stuttgart, 9. Okt. Dem Verein zur Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande ist aus der Privatkasse der Königin für die ärmsten der vom Futtermangel Betroffenen die reiche Gabe von 3000 , E überwiesen worden.

Brandfall: In Sindelsingen die Farren- scheuer mit Stallung. Brandstiftung liegt vor.

München, 7. Okt. Die Abgeordnetenkammer wurde durch eine Interpellation der Sozialdemokra­ten zu einer längern Verhandlung über Soldaten­mißhandlungen veranlaßt, wobei Vollmar eine Reihe von Fällen, darunter auch den bekannten Fall des Hauptmanns Seidl, besprach. Er vermißt die nötige Aufsicht über die Unteroffiziere. Mitschuldig sei vielleicht auch eine gewisse Ueberarbeit, die heute vom Heer verlangt werde, wozu noch der überflüs­sige Paradedrill komme. Der Kriegsminister Frhr. v. Asch erklärte, diese bedauernswerten Ausschrei­tungen kämen in Bayern nicht mehr vor als ander­wärts. Der Minister erkennt die Echtheit des von der sozialdemokratischen Presse veröffentlichten Zirku­lars vom August 1892 an. Der Erlaß beweise, daß die Militärverwaltung alles thue gegen solche Aus­schreitungen. Die Rohheit werde übrigens nicht in Kasernen anerzogen, sondern in die Kaserne hinein­getragen. Der Minister klärt die einzelnen Fälle auf und nimmt den Hauptmann Seidl in Schutz. Er giebt zu, daß mit ziemlichem Druck gearbeitet werde, aber nur insoweit, als es für die Kriegs­tüchtigkeit nötig sei. Der Paradedrill als solcher werde nicht eigens betrieben; jede gut ausgebildete Truppe paradiere auch von selbst gut. Die Armee enthalte auch viele zweifelhafte Elemente; man möge daher etwaige Beschwerden sehr objektiv und genau prüfen. Abg. Wagner besprach die Mängel des Be­schwerdewesens, die der wundeste Punkt seien. Wag­ner gegenüber bemerkt der Kriegsminister zur Be­seitigung oder Beschränkung des Paragraphen 63 Abs. 2 der Disziplinarstrafordnung könne Bayern nicht einseitig Vorgehen. Montag Fortsetzung. (Der Absatz 2 des ß 53 lautet:Unbegründete Beschwer­den unterliegen, insofern nicht nach tz 152 d. M.St.G.B. für das deutsche Reich vom 20. Juni 1872 gericht­liche Verfolgung geboten ist, der Disziplinarbestrafung.)

Heidelberg, 9. Okt. Die gestrige Tabakbauern- Versammlung stimmte nach dem Referate Scipios- Mannheim dem Projekte der Tabakfabrikatssteuer prinzipiell zu, unter der Bedingung, daß der be­stehende Zoll auf ausländischen Rohtabak unter Wegfall der inländischen Steuer thunlichst unverän­dert bleibt und daß der Rauchtabak nicht höher be­lastet wird, als die Zigarren. Jede diese Bedin­gungen nicht erfüllende Fabrikatssteuer sei zu bekämpfen.

In Dresden fand dieser Tage der 8. deutsche Evangelische Schulkongreß statt. Auf demselben hielt, wie wir derKreuzztg." entnehmen, Schulrat Dr. Frohnmeyer in Stuttgart einen mit lebhaftem Bei­fall aufgenommenen Vortrag, worin er die Berech­tigung und Notwendigkeit des Autoritätsglaubens bei der Erziehung der Jugend zu erweisen unternahm.

Der soeben veröffentlichte Wahlaufruf des Zentrums für die preußischen Landtagswahlen for­dert die Getreuen auf, sich für den bevorstehenden Kampf um ein weithin leuchtendes Banner zu scharen, und dieses Banner zeige die Inschrift: Volksschul­gesetz. Es sei nunmehr an der Zeit, Ernst zu ma-, chen mit der Verwirklichung der Verheißung in der Verfassung, das Volksschulwesen gesetzlich zu regeln, um nicht fortdauerndauf das Wohlwollen der Re­gierung in allen entscheidenden Schulangelegenheiten angewiesen zu sein. Das Zentrum erachtet es da­her als seine heiligste Pflicht, bei jeder Gelegenheit mit allem Nachdruck zu verlangen, daß der konfessio­nelle Charakter der Volksschule gewahrt, das natür­liche Recht der Eltern aus die Erziehung ihrer Kin­der nicht beeinträchtigt, der Religionsunterricht der Kinder in ihrer Muttersprache erteilt und die Lei­tung des religiösen Unterrichts durch die Religions­gesellschaften in vollem Umfang anerkannt werde. Das Zentrum verlangt ferner die Beseitigung aller die Freiheit der Kirche beeinträchtigenden Gesetze;

namentlich die Aufhebung aller noch bestehenden Niederlassungsverbote für gewisse Orden.

Coburg, 3. Okt. Der sozialdemokratische Pre- digtamtskanditat a. D. Th. v. Wächter hat gestern Abend hier vor einer zahlreichen Zubehörfchaft im Saal der Aktienbierhalle gesprochen. Sein Thema lautete:Kann ein Christ Sozialdemokrat sein?" Er beantwortete diese Frage mitJa," da die Re­ligion nach sozialdemokratischen Begriffen Privatsache jedes Einzelnen sei. In der sozialdemokratischen Par­tei fei der Vertreter der Religion ebenso anerkannt wie der des Atheismus. Seine Ausführungen boten absolut nichts Neues. Nach des Redners Meinung kommt dergroße Kladderadatsch" übrigens bald, die Kinder könnten sich einstweilen darauf freuen. Der Zukünftsstaat fei allerdings ein Zuchthaus, aber nur für die jetzigenGrößen," nicht für die Arbeiter und Proletarier!

Der ungeheure Obstsegen in Oberhessen ist leider zum Teil bestimmt, elend umzukommen. Nach­dem die erwarteten großen Einkäufe süddeutscher Obstweinfabrikanten ausgeblieben sind, sind die Bauern daselbst mit ihren meist noch recht unzulänglichen Kelter- und Dörrvorrichtungen der Aufarbeitung der Obstmaffen nicht gewachsen. Das Fallobst bleibt in Gräben rc. ungeputzt liegen. In einzelnen Orten beginnt man das Vieh damit zu füttern.

Im ganzen Rheingau übertrifft die Weinlese alle Erwartungen und Hoffnungen der meisten Wein­bergbesitzer. Der 1893er wird zweifellos zu dem Edelsten zählen, was das Jahrhundert hervorge­bracht hat, und dementsprechend auch bezahlt werden. Die Trauben sind thatsächlich zuckersüß und von herr­lichem Aroma. Es ist nach 1868, also nach 25 Jahren, im Rheingau der erste, wahrhaft große Jahrgang.

Friedrichsruh, 8. Okt. Bismarck ist gestern Nacht 11 Uhr 5 Min. hier angekommen. Er sah wohl aus. Die Einwohner waren am Bahn­hof erschienen und begrüßten den Fürsten auf das Wärmste.

Breslau, 7. Okt. Vizefeldwebel Thiem, welcher am 30. Dezember 1890 seine Geliebte Pauline Klose ermordete, wurde heute früh vom Scharfrichter Reindel hingerichtet. Seine letzten Worte waren: Ich bin unschuldig".

Berlin, 7. Okt. Der französische Radfahrer Terron hat seine Tour von Petersburg nach Paris in 9 Tagen zurückgelegt.

Berlin, 7. Oktober. In einem Hause der Koch- straße sind heute morgen zwei Offizierburschen an­scheinend vergiftet in ihren Betten aufgefunden worden. Die Art der Vergiftung hat bisher weder durch den Arzt, noch auch im Lazaret festgestellt werden können. Irgend welcher Anhalt zur Auf­klärung des Vorgangs ist bisher nicht gefunden worden.

Berlin, 7. Okt. Generallieutenant z. D. von Kirchhof feuerte heute gegen den Redakteur Dr. Harich vomBerliner Tageblatt" in dessen Wohnung einen Revolverschuß ab und stellte sich dann der Polizei.

Schweiz.

Bern. Die Kommission, welche den Entwurf eines eidgenössischen Strafgesetzbuches beriet, lehnte mit allen gegen zwei Stimmen die Aufnahme der Todesstrafe ab. Die Kommission empfiehlt dem Bundesrat, bei der Volksabstimmung gesondert über die Frage der Todesstrafe abstimmen zu lassen.

Oesterreich-Ungarn.

Wien, 6. Okt. Das Finanzministerium wird demnächst dem Abgeordnetenhause ein neues Bier­steuergesetz vorlegen, von welchem sich die Finanz­verwaltung eine bedeutende Erhöhung des bisherigen verspricht.

Innsbruck, 7. Okt. In Aldrans bei Schloß Ambras brannten bei einem heftigen Sturmwind 26 Häuser und die Kirche nieder.

Eine lebhafte Agitation gegen den Duell­unfug wurde in letzter Zeit aus Pest angekündigt. Vertreter sämtlicher dortigen Bürgerklubs traten un­ter dem Vorsitz des Ministerials Fabinyi zusammen, um eine Bewegung zur Abschaffung des Duells zu inscenieren. Einstimmig wurde beschlossen, der Le­gislative eine schärfere Bestrafung des Duells zu empfehlen. Ferner solle das Duell bei Beamten als ein schweres Disziplinarvergehen aufgefaßt und die Regierung ersucht werden, auf ein Verbot des Duells in der Armee hinzuwirken. Der wichtigste Beschluß ist folgender: Die Vereine erklären die Bürgerehre

unabhängig von der Stellung zur Duellfrage; kein Mitglied wird disqualifiziert durch eine Ablehnung des Duells, doch wird jeder unerbittlich aus dem Verein ausgeschlossen, der jemanden, weil er ein Duell verweigert hat, öffentlich beleidigt. In den Vereinen treten zu diesem Ehrengerichte zur Unter­suchung von Ehrenaffairen zusammen.

Frankreich.

Paris, 7. Okt. Madame Adam, Chefredakteur desJournal", reist morgen nach Toulon ab, um den russischen Seeleuten 2138 Armbänder als An­denken an die französischen Frauen zu überbringen. (Höherer Schwindel!)

Paris, 9. Okt. DerGaulois" meldet die schwere Erkrankung des Marschall Mac-Mahon. Derselbe steht im 85. Lebensjahr.

Paris, 10. Okt. Der Zustand von Ferdinand Lesseps ist hoffnungslos. Mac-Mahon liegt im Sterben.

Das für die französische Weltausstellung im Jahr 1900 zu erbauende Riesen-Teleskop ist ernst­lich in Angriff genommen worden. Bei einer Länge des Fernrohrs von 40 Mt. soll angeblich der Mond so erscheinen, als wenn man denselben aus einer Entfernung von nur einer Meile mit freiem Auge sehen würde.

Amerika.

In Argentinien scheint endlich wieder Ruhe und Ordnung eingekehrt zu sein. Der Präsident der Republik, Saens Pena, hat in einem Manifest seine Politik dargelegt. Er brandmarkt die Revolution, lobt die Treue der Armee und verspricht Stetigkeit und Beständigkeit. Er werde fortfahren, ehrlich zu regieren. Dagegen spukt es schon wieder in einem anderen südamerikanischen Staat. In Chile hat nach einer Meldung aus Santiago der Senat das Kabinet Vicunna des Hochverrats schuldig erklärt und die Verhaftung der Minister angeordnet. Der Präsident der zentralamerikanischen Republik Vene­zuela hat demissioniert. Der Vizepräsident Alvarez ist an seine Stelle getreten.

Kleinere Mitteilungen.

Liebenzell, 7. Okt. Es herrscht hier vielfach die Ansicht, daß die Frau des ermordeten Wirts nicht die Thäterin sei, sondern eine dritte Person, die mit oder ohne Wissen der Frau das Verbrechen verübt habe. Die Frau selbst hat noch kein Ge­ständnis abgelegt.

Nasenschneuzen und Mittelohrentzündung. In einem vor Kurzem in der ärztlichen Landesversammlung in Gmünd von Dr. E. Weil-Stuttgart übereitrige Mit­telohrentzündung und ihre gefährlichen Folgen" gehaltenen interessanten Vortrag giebt derselbe der Ueberzeugung Aus­druck, daß ein großer Teil jener Uebel Folge des Nasen- schneuzens ist, wie dieses derzeit vorgenommen wird. Früher hat man, und die Bauern machen es zum Teil heute noch so, eine Nasenhälfte um die andere ausgeschnaubt; heute werden beim Schneuzen anfangs beide Nasenlöcher zugleich fest zugehalten und erst im letzten Moment der Verschluß geöffnet. Durch das feste Zuhalten und das Pressen wird natürlich der Luftdruck im Nasenrachenraum gesteigert und dadurch der Verschluß nach dem Mittelohr geöffnet und in dasselbe Schleim und Lust mit den darin enthaltenen Mik­roorganismen geschleudert. Ich bin sicher, sagt Dr. Weil, daß wir einen großen Teil der Mittelohrentzündungen ver­hüten würden, wenn wir das Publikum veranlassen könn­ten, auf die gute alte Form des Nasenschneuzens zurückzu­gehen und eine Nasenhälfte um die andere in das Taschen­tuch auszuschnauben. Für unbedingt nötig halte ich diese Form des Nasenputzens bei allen Erkrankungen des Ra­chens, der Nase und des Nasenrachenraums. Auch nach Operationen in der Nase und dem Nasenrachenraum ist die Beachtung dieses Punktes das Wichtigste der ganzen Nachbehandlung. Die schwersten Formen der Mittelohr­und Warzenfortsatzerkrankungen, sogar Gehirnerkrankungen mit tötlichem Ausgang kommen nach relativ kleinen Ein­griffen in Nase und Rachen zum Entsetzen der Beteiligten vor. (Dfztg.)

In Niederbiel bei Wetzlar ist ein Steinkohlen­lager von guter Beschaffenheit, sowie ein Gang Blei­erz aufgefunden worden.

In Unna i. Wests, hat sich ein schrecklicher Fall ereignet. Eine Anzahl Knaben spieltenHängen", wobei die Reihe auch an einen 11jährigen Knaben kam, der mittels eines Tuches aufgehängt wurde. Die Gespielen bemerkten kurz darauf, daß ihr Ka­merad so eigentümlich still sei; sie machten ihn los, er war aber schon eine Leiche.

Der Ruhm des Eiffelturms läßt die Ingenieure nicht schlafen. In Chicago hat man zwar darauf verzichtet, Eissel zu übertrumpfen, und hat das Ferrisrad an seiner Statt gebaut, aber in London ist man zum Turm zurück­gekehrt und baut jetzt im Wembleypark, ein eisernes Un getüm, das noch 200 englische Fuß höher sein soll, als das Pariser Vorbild. Der neue Turm, dessen Bau Ende 1894 fertig sein soll, ist als Hauptanziehungspunkt eines