für den Obrrsmts -Bezirk Nagold.

Amts- und Inlrlliger

Nr.

ii:r.

Erscheint wöchentlich llmal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, nnd kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 Pfg., in dem Bezirl l Mk., außerhalb des Bezirks 1 Mk. 20 Pfg.

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Tnmsstng 3V. Sept.

Jnsertionsgebühr für diesllspaltige" Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger°Einrückung 9 Pfg., bei mehrmaliger je 6" Pfg.

rss.r.

auf den

>Ä,

für das IV. Quartal

nimmt jede Postanstalt und die Postboten entgegen.

Ein Vierbuud?

Toulon und Tarent bilden gegenwärtig die bei­den Angelpunkte der politischen Erörterung. Wie sich an den Besuch der russischen Flotte in dem fran­zösischen Hafen Betrachtungen über die Möglichkeit eines formellen russisch-französischen Bündnisses knü­pfen, so giebt der Besuch des englischen Geschwaders in Tarent Anlaß zur Erwägung der Frage, ob sich England dem Dreibund anschließen werde. Es würde sich kaum verlohnen, diesen Erörterungen irgend welche Aufmerksamkeit zu schenken, wenn es nicht gerade englische Blätter wären, die die Vierbund-Frage an­geschnitten haben. Das Einzige, aber nicht gerade Unwesentliche, was man daraus lernen kann, ist so­mit, daß den Engländern das Feuer aus die Nägel zu brennen beginnt. Sie haben sich soeben erst in der siamesischen Frage von Frankreich überrumpeln lassen; sie versehen sich keiner Freundlichkeiten vom Vorschreiten Rußlands in Zentralasien; sie machen endlich die unangenehme Wahrnehmung, daß der Flottenbesuch v. Toulon seine Spitze mindest, ebensosehr gegen das britische Uebergewicht im Mittelmeer, wie gegen den Dreibund richtet. Aus eigener Kraft und durch entschlossene Politik das Gegengewicht zu schaf­fen, dazu fehlt es den leitenden Staatsmännern in London an Initiative, und so kehren sich die Blicke auf den Dreibund, besonders aus Deutschland. Eine Erweiterung des Dreibundes in dem Sinn, daß die mitteleuropäischen Mächte irgend eine Bürgschaft für die Wahrung speziell englischer Interessen überneh­men sollten, wäre den Engländern gewiß recht. Aber die entsprechende Gegenleistung zu gewähren, fällt ihnen nicht ein, und man muß gerechter Weise aner­kennen, daß sie dazu auch nicht im Stande sind. Es ist ein Mißverhältnis da zwischen der weltum­spannenden Größe der englischen Interessensphäre und der materiellen Machtentsaltung, die das Jn- selreich auch bei größter Anstrengung aufbieten könnte. Der Einsatz also, den der Dreibund durch seine eigene Macht hergeben würde, ließe sich von englischer Seite niemals auswiegen. Diese Ansicht vertritt am schroff­sten die MünchenerAllgemeine Ztg.", die ihre Mei­nung in folgende Sätze zusammensaßt:

Im deutschen Volk besteht die Ueüerzcugung, daß in einem Krieg Englands Leistungen sehr gering, depo größer aber seine Ansprüche beim Frieüensschlus; sein würden. Die Erinnerung an das Jahr 1814 ist hier noch nicht vergessen, und wenn im Jahr 1871 die Entschlossenheit auf deutscher Seite, die Rechnung allein zu schreiben, nicht so groß ge­wesen wäre, an dein guten Willen Englands, uns beim Frwdensschluß in die Arme zu greisen, hat es nicht gefehlt. Wir wünschen England alles Ente, aber Deutschland eine Garantie für Englands außereuropäischen Besitzstand aus- zuhalsen, und darum allein handelt es sich auch bei diesen: rsuhler nach einer Quadrupel-Allianz, dafür wird die eng­lische Politik im deutschen Volk weder Sympathie noch Verständnis finden."

Das ist das allein Richtige und nicht die öfters hervortretende Anschauung, daß der Anschluß Eng­lands an den Dreibund nur deshalb nicht ersoj.J, weil formelle Bündnis-Abschlüsse nicht zu den Ueber- lieserungen der englischen Politik gehörten und weil ein Bündnis die Zustimmung des Parlaments er­fordere, was aus verschiedenen Gründen nicht an­

gehe. Es wäre geradezu Thorheit, ein Bündnis, ähnlich dem mit Oesterreich-Ungarn und Italien bestehenden, mit England abzuschließen, und es ist wohl auch unter dem neuen Kurs ebensowenig wie unter dem alten je der Versuch gemacht worden, ein geschriebenes Bundesverhältnis mit dem britischen Reich einzugehen.

Tages-Nenigkeite».

Deutsches Reich.

Berichtigung. Nicht die Rehmühle, sondern nur die an das Forslwächterhaus angcbaute Scheuer ist voll­ständig abgebrannt.

Teinach. Durch ihr rasches, energisches und ausdauerndes Eingreifen bei dem am 7. d. M. hier ausgebrochenen Brande hat die hiesige Feuerwehr ein Uebergreisen des Feuers auf die benachbarten Gebäude des K. Badhotels und Gasthoss z.Hirsch" verhütet. Als Anerkennung wurde der Kasse der Feuerwehr in den letzten Tagen von der Aachener- Münchener Feuer-Versicherungsgesellschaft eine Gra­tifikation von 50 übermittelt. Bei Anschaffung einer neuen Feuerspritze aus der Fabrik der Ge­brüder Kurz in Stuttgnrt im Jahr 1887 , welche sich bei der ersten Verwendung bei einem Brande so glänzend bewährt, hat genannte Gesellschaft den hohen Beitrag von 400 RL gegeben; diese überaus solide Gesellschaft kann daher bestens empfohlen werden.

Herrenberg, 25. Sept. In dem eine Stunde von hier entfernten Kayh hat heute nacht 11 Uhr der ledige 20 Jahre alte Johannes Notier seinem 33 Jahre alten Bruder Stefan Notter in der elter­lichen Wohnung ans geringfügigem Anlasse ein Messer in den Kopf gestochen, so daß der Verletzte wohl das Leben lassen muß. Der Thäter ist ver­haftet.

Stuttgart, 25. Sept. Se. Majestät der König hat die Verlegung der kirchlichen Feier des Geburts- seftes der Königin auf den dem Geburtsfest voraus­gehenden Sonntag zu verfügen geruht. Demzufolge wird die kirchliche Feier des Geburtsfestes I. M. der Königin im laufenden Jahr am Sonntag, den 8. Oktober abgehalten werden.

Stuttgart, 25. Sept. Seit dem 19. d. M. findet in dem Eberhard-Ludwigs-Gymnasium die diesjährige Prüfung für den Einjährig-Freiwilligen- Dienst statt. An demselben nehmen 44 Kandidaten teil, wovon 5 das sogen. Künstler-Examen machen. Die bis jetzt vorliegenden Resultate sind so unbe­friedigende wie selten. Am ersten und dritten Tage bestanden von je 10 nur 3, am zweiten Tage von 10 nur 4. Auch von den 9 Schülern des vierten Tages erhielten nur 3 das Qualifikationszeugnis. Am Samstag und heute Montag ist die Prüfung der 5 Künstler, über welche die Entscheidung der Regierung Vorbehalten bleibt.

Stuttgart, 27. Sept. Die feierliche Einweihung wid Eröffnung der neuen Neckar brücke ist heute Vormittag programmmäßig erfolgt. Die Mitglieder des Königlichen Hauses und die höchsten Spitzen der Staatsregierung und des Königlichen Hofes, sowie die Vertretungen der beiden Städte erwarteten Ihre Majestäten, die zur angesagten Zeit, von lebhaften Hochrufen begrüßt, eintrafen. - 'Nach dem Vortrag der Begrüßungshymne durch die Musikkapelle ergriff alsbald Seine Exzellenz der Herr Staatsminister des Innern das Wort zu einer Ansprache. Hierauf nahm Oberbürgermeister Nümelin das Wort und nach diesem Oberbürgermeister Rast von Cannstatt. 'Nach den beiden Oberbürgermeistern sprach der Er­bauer der Brücke, Präsident von Leibbrand. Nach­

dem die Reden beendet waren, hielt S. M. der Kö­nig ungefähr folgende Ansprache:Es ist Mir ein herzliches Bedürfnis, allen denjenigen, die an dem schönen Werke mitgewirkt haben. Meinen Königlichen Dank auszusprechen, insbesondere den Mitgliedern der Königlichen Regierung, den Ingenieuren und Arbeitern. Ich danke ferner für die Mitwirkung der beiden Städte Stuttgart und Cannstatt, die jetzt in noch engere Beziehung zu einander treten, nnd dem ganzen Lande für den opferwilligen Sinn, wo­mit es die Mittel für die Schaffung des Werkes bewilligt hat. Mit Dank blicke Ich aber auch in diesem Augenblicke auf die segensreiche Regierung Meines Oheims zurück, welchem der Gedanke des Brückenbaues seine Entstehung verdankt. Darum soll sie für alle Zeit den 'Namen desselben tragen. Ich erkläre hiemit die König Karls-Brücke für eröffnet. Möge sie dem Lande reichen Segen bringen! Sodann wurde unter Vorantritt der Musik der Gang über die Brücke angetreten. Voran traten die Bauleute, dann folgten Ihre Majestäten, die Mitglieder des Königlichen Hauses, der Hofstaat, die Staatsminister, der kommandierende General und der K. Geheime Rat, die bürgerlichen Kollegien Stutt­garts und Cannstatts mit den Bezirksbeamten und die sonstigen Geladenen. Während des Ganges über die Brücke wurdenBöllerschüsse gelöst. Nach Ankunft am Ende der Brücke auf der Cannstatter Seite über­reichten Festjungfrauen Blunren an Ihre Majestäten und an Ihre Königlichen Hoheiten die Frau Prin­zessin Katharina und Prinzessin Pauline unter Vor­trag von kurzen Gedichten. Die Musik spielte das Württemberger Lied" von Lindpaintner.

Cannstatt, 25. Sept. Unsere Bezirks-Gewerbe- Ausstellung wird nur noch etwa 14 Tage geöffnet bleiben, denn voraussichtlich soll sie am 8. Oktober geschlossen werden. Der Besuch derselben war, wie sich bei ihrer Reichhaltigkeit nicht anders erwarten ließ, ein sehr befriedigender. Unter höchsten Per­sönlichkeiten, welche uns mit ihrem Besuche huldvollst beehrten, sind vor allem zu nennen: Ihre Maje­stäten der König nnd die Königin mit der König!. Prinzessin Pauline und Se. Hoheit Prinz Hermann von Sachsen-Weimar. Noch in den letzten Tagen traf Seine Excellenz der Herr Staatsminister des Innern von Schmid in Begleitung des Herrn Ober­regierungsrat v. Schicker zu einer eingehenden Be­sichtigung der ganzen Ausstellung ein und drückte zum Schluffe derselben nicht nur seine Freude über die Ausstellung aus, sondern sprach der Stadt Cann­statt seinen speziellen Glückwunsch dazu aus, daß ihr ein so hervorragend schönes Unternehmen ge­lungen sei. Die noch zu erwartenden Besucher werden unsere Ausstellung in ebenso vollem Glanze treffen, als sie sich bei der Eröffnung zeigte.

Br and fall: In Frittlingen (Spaichingen) das einstöckige Wohnhaus des Max Götz, Schmieds.

Wiesbaden, 25. Sept. DemRhein. Kurier" wird aus Kissingen gemeldet: Schweninger habe am Krankenlager Bismarck's eine wahrhaft aufopfernde Thätigkeit entwickelt. Tag und 'Nacht habe .er daselbst zugebracht, 16 Tage sei er nicht aus seinen Kleidern und nicht zu Bett gekommen. Da Fürst Bismarck bei seiner empfindlichen 'Natur den wahren Charak­ter seiner Krankheit nicht erfahren durste, mußten Zeitungsnachrichten hierüber verhütet werden. Schwe­ninger wird, da Bismarck jetzt ganz wiederhergestellt, zu seiner Erholung für einige Wochen nach Italien gehen, wodurch sich die irrtümliche 'Nachricht rö­mischer Blätter erklärt, Bismarck selbst komme nach San Remo.