senden, erhoben sich sodann von ihren Sitzen. Red- ner verlas sodann den Rechenschaftsbericht von den abgelaufenen 2 Jahren und referierte über die Tä­tigkeit des Ausschusses und der Delegierten seit der letzten Plenarversammlung. Pfarrer Dr. Blind von Adolzhausen übernahm den Bericht über die Wander­versammlung in Heidelberg. Er konstatierte mit Freude, wie in unserm Nachbarlande Baden die Bestrebungen der Imker von den höchsten Kreisen anerkannt werden. Was dem Redner aber in Hei­delberg mißfallen babe, sei die Ausstellung lebender Völker gewesen; sie seien Opfer, welche bei Aus­stellungen nutzlos hingeschlachtet werden. Wenn man Bienenvölker prämiieren wolle, so solle man dieses am Bienenstände selbst durch unparteiische Männer thun lassen. Nachdem Redner sich noch über die Farbe von Honig und Wachs, sowie über die aus­gestellten Kunstprodukte ausgesprochen hatte, konsta­tierte er mit Freude, daß er die Ausstellung bienen- winschastlicher Litteratur noch nirgends so schön arrangiert und so reichhaltig vertreten gefunden habe wie hier in Horb. Zum Schlüsse könne Redner als Preisrichter in Heidelberg konstatieren, daß die Württemberger dort rühmlich dagestanden seien. Ober­lehrer Manzler von Hohenheim erstattete Bericht über die Musterbienenstände in Flacht (Hessen) und Ekerbach (Baden), die auch für Württemberg von nachahmenswert sein würden. Hieran schloß sich das gemeinsame Mittagessen mit ca. 60 Gedecken.

Vom Schwarzwald, 9. Sept. Der in letzter Nacht über einen größeren Teil der Oberämter Obern­dorf und Sulz niedergegangene starke Gewitterregen hat dem Boden so viel Feuchtigkeit gebracht, daß jetzt mit der Bestellung der Wintersaat begonnen werden kann. Wir Nagolder entbehren noch eines solchen bis zur Stunde.

Auszug der Ge schwöre ncnliste für die Schwurge­richtssitzungen des III. Quartals in Tübingen. Chr. G. Barth, Flößer und Holzhändler in Calmbach, Joh. Clauß, Bauer in Mohnhardt. Fr. Gauß. Lammwirts Sohn, Land­wirt in Bondorf, Gönner, Oberförster, in Langenbrand, I. Gutekunst, G.-Rat in Haiterbach, I Haug, G.-Rat in Ostels­heim, I. L. Hummel, Privatier in Dobel, I. Kirn, Bauer und G.-Rat in Beuren, L. Kopp, Bauer und G.-Rat in Nuf­ringen, P. Lempenau, Chr. Maier, G.-Rat in Schönbronn, Dr. H. Müller, pens. Rektor in Calw, K. Noppcl, Bauer und G.-Rat in Kayh, Joh. Rühm, Geeinmdepjl. in Sulz, W. Fr. Theurer, Bauer und G.-Rat in Unterjesingen.

Cannstatt, 4. Sept. 35. Verbandstag der Württ. Gewerbevereine. (Schluß). Punkt 4 betraf die Frage: Soll sich der württ. Verband dem Ver­band deutscher Gewerbevereine mit dem Vorort Köln anschließen oder nicht? Der Anschluß erheischt einen jährlichen Beitrag an die Zentralkasse von 450 wovon die K. Regierung die Hälfte zu erlegen sich erboten hat. Die Ziele des deutschen Zentralvereins, der eine ähnliche Korporation wie der landwirtschaft­liche Genossenschaftsverband zu werden verspricht, sind bekannt. Bereits zählt derselbe 304 Vereine mit 32000 Mitgliedern. Als besondere Empfehlung rühmt Oberregierungsrat v. Schicker dem Zentralverband nach, daß er vom Befähigungsnachweis nichts wissen wolle, dagegen eine bessere Heranbildung der Lehr­linge anstrebe rc. Die Sympathien der württ. Re­gierung zu dem Verband seien dadurch offen erklärt. Stadtschultheiß Brodbeck von Nagold sprach für An­schluß an den Kölner Verband. Bei der namentli­chen Abstimmung stimmten 33 Vereine für den An­schluß an den deutschen Zentralverband, die Dele­gierten der folgenden Vereine aber dagegen: Besig­heim, Bietigheim, Calw, Cannstatt, Ellwangen, Gail­dorf, Gmünd, Hall, Heilbronn, Horb. Münsingen, Oehringen, Ravensburg, Rottenburg, Rottweil. Saul­gau, Sulz, Tübingen, Tuttlingen, Urach, Waiblingen. Demnach ist der Beitritt beschlossen. Punkt 5 betraf die Vorschläge zur Abänderung der Grundlagen be­züglich der Erhebung der Beiträge zur Kranken-, Unfall- und Jlwaliditätsversicherung. Der Referent W. Metzger-Göppingen beantragte, daß das An- und Abmelden wegfalle und der Arbeitgeber gehalten sein solle, die Beiträge monatlich nach Maßgabe der Lohn­liste abzuliefern. Wird ein Arbeiter krank, so tritt er so lange aus dem Dienst, bis ihn der Arzt wieder für arbeitsfähig erklärt. Auf diese Weise könnten zahlreiche Beamte und Schreibereien erspart und hernach entweder die Beitragspflicht erniedrigt oder die Leistungen der Krankenkassen erhöht werden. Oberregierungsrat v. Schicker bemerkt, daß diese An­träge keinerlei Aussicht auf Verwirklichung haben, weil sie der Natur der Sache widersprechen. Wo

die Arbeiter mitzuzahlen haben, sei der vorgeschlagene Modus unmöglich, schon wenn man an den beträcht­lichen Ardeiterwechsel denke. Die Insinuation, als ob der Regierung daran gelegen wäre, möglichst viele Beamte bei der Verwaltung zu erhalten, weist der Regierungsvertreter zurück und macht schließlich auf die erheblichen Unterschiede zwischen der Ausführung der Versicherungsgesetze im Norden und im Süden aufmerksam. Bedenke man nur die Verantwortlich­keit, welche den norddeutschen Arbeitgebern auferlegt sei, desgleichen an die vielen Kontrolleschcrereien, so sollte man auf das württ. System stolz sein. Wäh­rend beispielsweise in einer einzigen preußischen Pro­vinz mehrere 1000 Strafverfügungen wegen Verstö­ßen wider die gesetzlichen Vorschriften zu erlassen waren, ist in Württemberg noch keine einziqe Strafe angesetzt worden. Und ohne das nötige Geld den Leuten abzuverlangen, werde kein Mensch Sozialpo­litik treiben können. Den letzten Bortrag hielt, da StadtpflegerHaug-LangenauzurErörternngder Frage: Was kann zur Ausbreitung der Lehrlingsprüfungen geschehen? Krankheitshalber nicht erscheinen konnte, Regierungsbaumeister Unseld Ulm. Derselbe schilderte das Verhältnis der Kleingewerbetreibenden zum Ar­beiter von einst und jetzt. Die häufigen Klagen un­serer heutigen Arbeitgeber über mangelnde Kenntnisse der Arbeiter seien vielfach ungerechtfertigt, denn nach­gewiesenermaßen bestehe heutzutage in der Arbeiter- Welt eine erhöhte Intelligenz gegen früher. Wäre das nicht so, dann spräche das all' dem verbesserten Schul- und Bildungswesen Hohn. Oft räsonniere ein Arbeitgeber über seine Arbeiter, derselbe Mann, der täglich über die Regierung losziehe und rufe: Regierung hilf! Was man von der früheren Beschei­denheit der Arbeiter sich erzähle, treffe ebensogut auch von den Arbeitgebern zu und die beiderseitigen hö­heren Ansprüche seien, was Lebenshaltung anbelangt, nur in dem Maße gewachsen, als eine Warenpre s- steigerung und somit auch der Leistungen eingetreren ist. Wahr sei, daß durch böswillige Elemente das Einvernehmen zwischen Arbeitgebern und Nehmern gestört werde, was aber häufig mit der Sozialde­mokratie nichts zu schaffen habe. Man dürfe nicht alle Arbeiter in einen Topf werfen. Viel Unheil richte im Gewerbeleben der Umstand an, daß jeder Pfuscher Geschäfte treiben dürfe, dagegen helfe kein Schutzverein usw. Besserung könne nur geschaffen werden durch Milderung der Klassenunterschiede und der Hebung des Genossenschaftswesens nach dem System Schultze-Delitzsch. Der Bürgerstand müsse gemeinsinnig zusammenstchen gegen die mächtigen Coa- litionen des Großkapitals. Statt daß Hunderte von Millionen jährlich für faule oder doch zweifelhafte Aktienunternehmungen zu Grunde gehen, sollten tüch­tige selbständige Arbeiter zusammenstehen, um sich gegenseitig aufzuhelfen. Dabei wäre es aber Haupt­sache, daß jeder selber mit Hand anrührte und seinen Arbeitern mit gutem Beispiele voranginge, dann würde bald das Vorurteil schwinden, wonach der Arbeiter in seinem Arbeitgeber nur den Aussauger erblickt. Schließlich wurden noch einige Wünsche laut, so von Schindler-Göppingen, die Zentralstelle möge einen Vertreter des Verbandes zu den Plenarberatungen hinzuziehen, von Gerabronn, daß der bayrische An­trag bezüglich des Detarlreisens und Hausierens von der Württ. Regierung unterstützt werden möge. Fer­ner hat der Vorstand des Gewerbevereins Eßlingen im Ausschuß der Wanderversammlung unter allge­meiner Zustimmung beantragt, an die Staatsregierung ein Gesuch zu richten, daß künftighin bei der Steuer- Umlage nur das reine Vermögen, nicht auch die Schulden, der Besteuerung unterliegen solle. Der nächstjährige Verbandstag findet in Ellwangen statt. Der bisherige Nerbandsvorstand, Prof. Beißwanger, wurde per Akklamation wiedergewählt; ebenso bilden nach wie vor den Ausschuß die Delegierten der Städte: Aalen, Calw, Ebingen, Eßlingen, Gmünd, Göppingen, Hall, Heidenheim, Heilbronn, Jsny, Kirchheim, Ra­vensburg, Reutlingen, Stuttgart und Ulm. Den Be­ratungen schloß sich das Mittagessen in der Bierhalle an. Bei demselben erhob sich zuerst der Vorstand Beißwanger, um folgenden Trinkspruch auszubringen: Wir haben eine lange inhaltsreiche Verhandlung hinter uns, bei welcher wir uns der erfolgreichen Mitwirkung der Vertreter der Kgl. Regierung erfreuen durften. Wir betrachten dies als einen Akt der Kgl. Huld und Gnade, deren sich das Gewerbe des Lan­des jederzeit von höchster Stelle erfreuen durfte. Für

diesen erneuten Beweis Kgl. Huld und Gnade fühlen wir uns gedrungen, unfern allerunterthänigsten Dank darzubringen, indem wir ansrufen: Unser in Ehrfurcht geliebter König Wilhelm ieve hoch! hoch! hoch! Die KurkapRc spielte daraus die Königshymne. Im Anschluß hieran brachte der Vorsitz.mc>e ein Begrüßungs- und Haldigungstelegramm an Se. Mas. den König zur Verlesung, das freudige einstimmige Zustimmung fand. Regierungsbaumeister Unseld-Ulm dankt den verehrten Gästen, insbesondere dem Ver­treter des Kgl. Ministeriums des Innern, Herrn Oberregierungsrat v. Schicker, und den beiden Ver­tretern der Lkgl. Zentralstelle für Handel und Ge­werbe. Welch' regen Anteil dieselben an den Ver­handlungen genommen, davon waren wir heute Zeu­gen. Unfern Dank gegen die hohen Behörden und deren Vertreter fassen wir zusammen in dem Ruf: Dieselben leben hoch! hoch! hoch! Oberlehrer Müller sprach etwa folgendes: Hat schon die Ausnahme in der Feststadt am gestrigen Vorabend unsere ganze Freude hervorgcrufen, so hat sich dieses Gefühl heute angesichts dieser gelungenen großartigen Ausstellung zur Bewunderung gesteigert. Mit Stolz darf die Stadt Cannstatt auf dieselbe blicken. Bewundernd standen wir aber auch vor dem großartigen Werk der neuen Brücke und wenn man bei deren Bau auf Spuren der alten Römeczeit gestoßen, jenes Volkes des Altertums, das Thalkraft als sein besonderes Vorrecht in Anspruch genommen, so dürfe man an­gesichts eines solchen Werkes doch auch für unser Volk diese Eigenschaft in Anspruch nehmen. Redner wünscht, daß die Festtage, welche am 27. d. M. be­ginnen, Tage der Freude für die Feststadt werden. Im Auftrag des Ausschusses der Wanderoersamm­lung aber bringe er dem hiesigen Gewerbevereui die Glückwünsche des Verbandes dar. Möge Cannstatt blühen und gedeihen. Cannstatt hoch! hoch! hoch! Gemeinderat Kümmerlen dankt namens der Stadt dem Vorredner für diese Anerkennung und darf daraus den Schluß ziehen, daß unsere Gäste ihr ein gutes Andenken bewahren werden. In dieser Erwartung einer schönen Erinnerung und eines guten Andenkens bringt er den lieben Gästen sein Hoch dar. Nach dem gemeinschaftlichen Mittagessen in der Ausstellungs- Wirtschaft wurde die Ausstellung selbst und nachher die neue Neckarbrücke besichtigt. Für morgen ist der Besuch in den K. Lustschlössern, sowie nachmittags ein Spaziergang auf den Burgholzhof in Aussicht genommen.

In Eßlingen wurde ein junger Mann beerdigt, welcher durch den Stich eines Insekts in die Schläfe den Tod gefunden.

In Ulm wurde von Zürich ein Judivioium cingeliefert, das unter dem dringenden Verdachte steht, Fräulein Reuß ermordert zu haben. Der Verhaftete war zur Zeit des Mordes in Ulm und wurde auch von verschiedenen Leuten in der Nähe des Thatortes gesehen, verschwand aber dann und wurde bis jetzt gesucht.

Nach einer Verordnung des kgl. Generalkom­mandos findet auch in Württemberg die Re- kruteneinstellung schon im Oktober statt und zwar haben einzurücken: am 2. Oktober die Oekonomie- handwerker, am 3. die Rekruten der Kavallerie, die vom 8. württ. Jnf.-Regim. Nr. 126 am 14. bzw. l3., sodann sämtliche Rekruten der Infanterie, Ar­tillerie und Pioniere am 17. Okt., die zum Train 1. Serie und Stamm bestimmten am 2. Nov. Die Gestellungsbefehle werden in den nächsten Tagen ab geholt und dementsprechend umgeändert.

Brandfälle: In Cannstatt die Zöppritz'sche Brauerei. Das Wohngebäude ist ganz, von der Brauerei ein Teil abgebrannt; in Teinach die dem Posthalter Schröfel gehörige obere Mühle.

Fürst Bismarck und der württembergische Mi­nisterpräsident. Herr von Mittnacht hat bekanntlich dem Fürsten Bismarck während seines Aufenthaltes in Bad Kissingen einen Besuch abgestattet, und es wurde erzählt, sie hätten sich u. a. auch über die Rede unterhalten, in welcher der Altreichskanzler die Landtage der deutschen Einzelstaaten aufforderte, die Haltung ihrer Regierungen im Bundesrate besser zu kontrollieren. Diese Angabe ist aber unzutreffend, weil Fürst Bismarck diese Worte erst nach der Abreise des Herrn von Mittnacht gesprochen hat. Des Letzteren Besuch hat in der Thal keinerlei politische Bedeutung und trug ganz ausschließlich einem freundschaftlich- familiären Charakter.