werden könnte. 7) Die Gesamtkosten für die Handels« und Gewerbekammern sind auf die Staatsgewerbesteuer umzulegen. Ursprünglich hatte der Referent Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse empfohlen, allein Oberregierungsrat v. Schicker gab der Ansicht Ausdruck, daß alsdann sich der Staat das Genehmigungsrecht Vorbehalten müßte, wodurch die Selbständigkeit der Kammern notleiden würde. Man nahm hierauf, nachdem Geh. Hofrat v. Jobst noch bemerkt hatte, daß die ganze Angelegenheit als Landessache zu betrachten und nicht auf reichsgesetzlichem Wege zu regeln sein werde, Punkt 2 mit der obigen Modifikation einstimmig an. Punkt 3 bildete die Erörterung der Frage: Ist die Errichtung von Filialien der Württ. Notenbank an einzelnen Plätzen des Landes Bedürfnis und welche Vorteile sind eventuell zu erwarten? durch Direktor Spöhrer von der höheren Handelsschule in Calw. Diese Frage wurde in Verbindung mit dem Umstand angeregt, daß 1896 die Konzession der Württ. Notenbank ab- läust und man daher in den interessierten Kreisen sich überlegte, ob mir der Neukonzessionierung nicht auch neue Bedingungen an die Notenbank gestellt werden sollten. Darüber, daß die Notenbank fort- bestehen müsse, auch nachdem die Genossenschaftsbanken gleich Pilzen aus der Erde hervorgeschossen, war in der Versammlung nur eine Stimme. Alle diese kleineren Banken bedürfen ja notwendig der größeren Geldinstitute. Wohl ist seit Gründung der Notenbank die Reichsbank erstanden, allein diese ist vermöge ihres Apparats und ihrer ganzen Einrichtung noch nicht in der Lage, den Verhältnissen und Bedürfnissen namentlich der mittleren und kleineren Leute in dem Maße Rechnung zu tragen, als dies bei der Notenbank zutrifft. Bekanntermaßen nimmt auch die Reichsbank keine Wechsel unter dem Betrage von 3000 zum Privatdiskonto an. Außerdem schadet nach Ansicht des Redners der Reichsbank eine Konkurrenz durch die Notenbank nichts. Die letztere hatte 1892 einen Kaffenumsatz von 385 Mill. Mark, darunter einen Wechselverkehr von 115 Mill. Mark rc. Seit Bestand der Notenbank belief sich der Umsatz auf über 2 Milliarden Mark, die Höhe der Steuer auf 600000 viL und der Gewinnanteil des Staates auf 500000 Die Befürchtung, daß die Notenbank den Contocorrentverkehr der Genossenschaftsbanken schmälere, treffe nicht zu, im Gegenteil haben die Genossenschaftsbanken viel leichter zu arbeiten. Der zweiten Frage, ob die Notenbank zur Errichtung von Filialien resp. Agenturen angehalten werden solle, stellen sich ganz erhebliche Hindernisse entgegen. Wenn auf die bayrische Notenbank exemplificiert werde, so sei zu bemerken, daß hier die Verhältnisse viel günstiger liegen. Der bayr. Notenbank ist eine steuerfreie Notenquote von 32 Mill. Mark zugestanden, der württ. nur eine solche von 10 Mill., auch hat die bayr. Notenbank nur eine Aktieneinlage von 7*/, Mill. Mark zu verzinsen, die württ. eine solche von 9 M,ll. u. a. m. Oberregierungsrat v. Schicker ist daher der Meinung, daß man von dem Verlangen, die Notenbank bei Erteilung der neuen Konzession die Gründung von Nebenstellen auf allen größeren Plätzen zur Bedingung zu machen, absehen sollte, dagegen sollten die Stände der Regierung die Ermächtigung erteilen, je nach Bedürfnis von der Notenbank die Errichtung von Filialen zu verlangen, eine Befugnis, welche der Regierung bis dahin abgeht. Die Versammlung erklärte sich damit einverstanden. Im Anschluß hieran kam der Mißstand zur Sprache, daß die süddeutschen Notenscheine im Norden selbst von der Reichspost nicht an Zahlungsstatt angenommen werden, so daß deren Umsatz nur auf Banken gegen Erlegung von Agio bewirkt werden kann. Oberregierungsrat v. Schicker machte darauf aufmerksam, daß niemand, auch nicht die Reichsbank zur Annahme württ. Papiere verpflichtet sei. Gesetzlicherweise könne nach Maßgabe des Bankgesetzes hierin keine Abhilfe geschaffen werden , wohl aber durch freundliches Uebereinkom- men der Staaten unter sich. Um die gegenseitige Annahme von Wertpapieren zum Gesetz zu machen, verspricht Geheimer Hofrat v. Jobst neuerdings wieder geeignete Schritte einzuleiten. (Schl, f.)
Der Ausschuß des „Gewerbevereins" in He Libro nn veröffentlicht folgende Mahnung an die Geschäftsleute: „In dem Bestreben, die Kreditverhält- nisfe in unserer Stadt zu verbessern und dem langen Borgsystem entgegenzuarbeiten, richten wir an die
Handels- und Gewerbetreibenden die dringende Aufforderung, jeder Ablieferung, wenn irgend thunlich, immer gleich Rechnung beizufügen, jedenfalls aber vierteljährlich Rechnungen auszugeben. Erfolgt '/i Jahr nach Lieferung keine Zahlung, so empfiehlt es sich, eine Mahnung oder quittierte Rechnung folgen zu lassen. Die Käufer dagegen erlauben wir uns zu ersuchen, ihre Einkäufe möglichst gegen Bar zu machen, jedenfalls aber nie Bezahlung spätestens innerhalb eines Vierteljahres vorzunehmen, denn nur dadurch sind die Verkäufer, namentlich auch die Handwerker, in der Lage, ihren Verbindlichkeiten rechtzeitig nachzukommen, während durch das lange Borgsystem die Zinsen den oft recht beischeidenen Nutzen aufzehren und mancher kleine Geschäftsmann an den Ruin gebracht wird."
Prof. Schweninger soll an einen Berliner Freund telegraphiert haben, daß die Erkrankung Fürst Bismarck's viel ernster gewesen sei, als allgemein angenommen wurde. Schweninger habe aber hinzugefügt, daß eine bedeutende Besserung eingetreten und der Fürst außer Gefahr sei.
Metz, 6. Sept. Der Trinkspruch des Kaisers bei der gestrigen Festtafel für die Zivilbehörde lautet: „Mein heutiger Trinkspruch gilt den Reichslanden, zunächst den Lothringern. Meinen wärmsten aufrichtigsten Dank sage ich den Lothringern für die warme und freundliche Aufnahme. Brausender Jubel, freudige Gesichter und freudig bewegte Worte wurden mir entgegengebracht. Sie verpflichten mich zu herzlichem Dank. Ich sehe aus den Ovationen und aus der Festesstimmung der Bevölkerung von Metz, sowie der Landesbevölkerung eine Bestätigung dafür, daß Lothringen sich wohl beim Reiche befindet. Bor den Augen der hiesigen Einwohner steht ein Stück der deutschen Einheit zugleich, das Haupt des Reiches und mit ihm vereint in treuer Freundschaft und in festem Bunde meine hohen durchlauchtigsten Verwandten und Vettern, die Regenten deutscher Länder. Mit Genugthuung ersehe ich, daß Lothringen Verständnis für des Reiches Größe und für seine Stellung im Reiche gewonnen hat. „Wir Lothringer sind loyal, durch und durch konservativ. Wir erstreben im Frieden unsere Arbeit zu thun, unser Feld zu bauen und ungestört zu genießen , was wir verdient." So klang mir's beim Empfang in Courcelles entgegen. Nun, meine Herren, um Ihnen dies zu ermöglichen und den Beweis zu geben, daß mir am Herzen liegt, Ihre Gedanken kennen zu lernen, habe ich mir ein Heim unter Ihnen gegründet. Wohl fühle ich mich unter meinen Nachbarn in Urville. Sie mögen daraus die Versicherung entnehmen, daß Sie ungestört Ihre Wege gehen und Ihrem Erwerbszweig nachhängen können. Das geeinte deutsche Reich sichert Ihnen den Frieden: Deutsch sind Sie und werden Sie bleiben. Dazu helfe uns Gott uud unser deutsches Schwert. Ich trinke auf das Wohl der deutschen Reichslande und der treuen Lothringer. Sie leben hoch, hoch, hoch! — Der Statthalter, Fürst Hohenlohe, dankte auf den Trinkspruch des Kaisers Namens der Bevölkerung Lothringens und sagte, dieselbe würde auch die freudige Ueberzeugung gewinnen, daß es durch die weise und gerechte Fürsorge Ew. Majestät allezeit gesichert ist. Sie wird sich derselben würdig erzeigen. Welche Gefühle Ew. Majestät entgegen gebracht werden, hat der herzliche Empfang in der reich geschmückten Stadt Metz. das haben die brausenden Jubelrufe gezeigt, die Ew. Majestät beim Eintritt in das neue Besitztum aus der ländlichen Bevölkerung entgegenkamen. Ich bitte die lothringischen Landleute. einzustimmen in den Ruf: „Seine Majestät der deutsche Kaiser lebe hoch!"
Zur Verhaftung der beiden Franzosen in Kiel kommen jetzt neue, doch etwas anders bedeutende Mitteilungen. So wird der „Franks. Ztg." berichtet: Zur Sache der beiden wegen Verdachts der Spionage verhafteten Franzosen Dubois und Dagnet wird bekannt, daß das vom Staatsanwalt angestellte längere Verhör ergab, Dubois sei der Sohn des berühmten Astronomen und Herausgebers der besten Kartenwerke, Dubois, und setze das Werk seines Vaters fort. Dieser Umstand läßt vielleicht die ganze Affaire in verändertem Lichte erscheinen."
Der Titel des Herzogs von Koburg-Gotha. Zu der Weglassung der Formel „von Gottes Gnaden" im ersten Regieruugserlasse des Herzogs Alfred bemerkt die „Goth. Ztg.", daß Herzog Ernst sich jener Formel seit dem Revolutionsjahre nicht mehr bedient
hat. Er erzählt selbst in seinen Lebens-Erinnerungen» daß er in jener stürmischen Zeit sich nur ungern dazu verstanden habe, gleich den andern Fürsten auf den Zusatz „von Gottes Gnaden" zu verzichten, weil dieser Verzicht ein erzwungener gewesen sei. Dagegen habe er sich nachher, als die Revolution vorübergebraust war, nicht entschließen können, dem Beispiel der anderen deutschen Fürsten zu folgen und diese Formel auch seinem fürstlichen Titel wieder zuzusetzen. Seinem historischen Sinne habe das widerstrebt; denn wenn man es verfolge, wie besonders die kleinen, deutschen Staaten zu dem geworden sind, was sie nun sind, so erscheine es ihm sonderbar, hier von der Gnade Gottes zu reden.
Frankreich
Gerade im rechten Augenblick, jetzt da die Franzosen durch den Besuch des Kronprinzen in den Reichslanden in Helle Verzweiflung versetzt worden sind, kommt aus Rußland die balsamisch wirkende offizielle Kunde, daß das russische Geschwader am 13. Oktober in Toulon ankommeu werde. Das Geschwader steht unter dem Befehl des Admirals Ave- lane und wird sich aus 5 oder 6 Schiffen zusammensetzen. Der Jubel über das bevorstehende Verbrüderungsfest ist ungeheuer. Das Blatt „Paris" hat sogleich einen Ausruf an die Zeitungen aller Parteien gerichtet, bei Gelegenheit des Besuchs der russischen Marineoffiziere in Paris eine große Kundgebung zu veranstalten. Der der Regierung nahestehende „Temps" weiß zu melden, daß Präsident Carnot selbst das Geschwader in Toulon empfangen werde. Ferner sagt das offiziöse Blatt, daß nach diesem Besuch vermutlich die Frage bezüglich der Einrichtung einer permanenten rnssichen Fiottenstation im Mittelmeer endgültig entschieden werde.
Paris. „Figaro" bringt einen Stimmungsbericht aus Lothringen und gesteht, daß der Kaiser die Herzen des Volks zu gewinnen verstanden habe, besonders in Urville, wo er ohne Eskorte einzog, schlicht und freundlich mit den Leuten sprach und kein Soldat die Menge abhielt, die sich dicht um ihn drängte. „Ich hörte umher, was man sagte, kein Wort des Spottes oder Haffes, überall nur Freude, was ja erklärlich ist. Die Männer waren deutsche Soldaten gewesen, die Jungen, die deutsche Fahnen schwenkten, die Mädchen, die dem Kaiser Sträuße brachten, waren deutsche Soldatenkinder." Einige Tage vorher hatte der „Figaro" einen anderen Stimmungsbericht gebracht.
I t s l i e n.
Aus Rom wird berichtet, daß sich das Ministerium bereits sehr angelegentlich mit den finanziellen Vorlagen beschäftigte, die der Kammer nach deren Wiederzusammentritt unterbreitet werden sollen. Die eine derselben betrifft die progressive Einkommensteuer, welche auf alle Einkommen von sechstausend Frcs. aufwärts gelegt werden soll, eine zweite Vorlage betrifft eine Erhöhung der Erbschaststaxe, welche Erbschaften von mehr als fünfzigtausend Francs treffen soll. Man glaubt, mit dieser Erhöhung der Erbschaftssteuer 25 bis 30 Millionen jährlich dem Staatsschätze zuführen zu können. _
Kleinere MitteUange«.
Beim Brande eines Hauses in London, dessen Mauern einstürzten, verloren 20 Personen das Leben.
Durch einen Wirbelsturm an der Küste von Südkarolina und auf den Inseln Beaufort und Port Royal sind gegen 1500 Personen umgekommen. 390 Leichen wurden bis jetzt geborgen. Die Ernte ist gänzlich vernichtet. 20 Inseln sind fast völlig verheert; der Schaden wird auf 2 Mill. Dollars geschätzt._
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Hiezu das Uuterhaltrmgsblatt Nro. 36.
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