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bas Meer schien auf einmal durch einen Fluß ersetzt zu werden, der mit solcher Kraft hereinfloß, daß das Wasser um 3—4 Fuß höher stieg, als das gewöhnliche Meeresniveau. Dann machte der Fluß plötzlich kehrt und ließ den Meeresboden in der Bai ganz trocken, so daß die Fischerboote auf nackten Felsen ruhten. Diese Naturerscheinung wiederholte sich 4mal, und dann war wieder alles ruhig wie zuvor. Auf die spiegelglatte blaue Meeresfläche schien die heiße Sonne aus blauem, wolkenlosem Himmel, als ob nichts geschehen wäre. Mit dem 10.Uhr>Zug ging ich nach Nizza, um zu sehen, wie es dort zugegangen. Die Verheerung daselbst und der panische Schrecken waren unbeschreiblich, Alles war in Verwirrung, und die Geisteskraft der Menschen schien durch das Erdbeben wie gelähmt. In der That sah es da aus, als ob alle Welt den Kopf verloren habe. Tausende von Menschen strömten dem Bahnhose zu, um sich zu flüchten: Viele ließen das Gepäck zurück, nur auf persönliche Sicherheit bedacht. Die Häuser waren überall von Menschen leer; die Straßen dagegen, die öffentlichen Plätze und die Gärten bildeten ein förmliches Lager, die ganze Einwohnerschaft umfassend. Während der Nacht waren alle Kutschen, Omnibusse, Bademaschinen, Eisenbahnwagen und Zelte mit Menschen besetzt. Viele brachten die Nacht in freier Luft auf Sophas, Armstühlen und Matratzen zu; andere lagen auf bloßen Bänken ohne Decken. 4000 allein flüchteten sich in die Barken und in die Schiffe am Hafen. Kurz und gut, es war ein Durcheinander, das herzzerreißend und unbeschreiblich war. In Mentone, Bordighera und San Remo war das Unglück noch viel größer; insbesondere in der Umgegend von San Nemo hatte das Erdbeben in seiner Zerstörungswut am fürchterlichsten gehaust; Hunderte von Leben sind ihm dort zu Opfer gefallen, und in manchen Ortschaften ist kein Haus bewohnbar geblieben. Was ich in Nizza durchlebte am Mittwoch und Donnerstag, hat auf mich einen Eindruck gemacht, der durch Nichts verwischt werden kann. Männer, die den Tag vorher den Kopf hoch getragen hatten, voll überfließendem Selbstgefühl, -rannten memmenhaft wie gescheuchte Rehe umher, nur für ihre persönliche Sicherheit bekümmert. Mit seelenerfrischsnoem Stolz muß ich aber hier eines glänzenden Beispiels von heroischem Mut und unerschütterlicher Geistesgegenwart erwähnen. Während in der allgemeinen, namenlosen Verwirrung die Fremden, von wilver Hast getrieben und auf ihre eigene Haut bedacht, won allen Richtungen her dem Nizzaer Bahnhofe zuströmten, fuhr unser edler König von Württemberg durch die Stadt, um die Notleidenden zu erquicken und den Zaghaften Mut einzuflößen, und erklärte in bestimmtem Tone, daß er Nizza nicht verlassen werde!
— Aus Nizza. Die Gauner und Taschendiebe hatten während der Verwirrung durch das Erdbeben einen schlauen Streich ausgedacht, um sich nächtlicherweile in die Barackenlager einzuschleichen. Um 3 Uhr morgens riefen ihrer mehrere vor der Badeanstalt Bonnelt auf der Promenade des Anglais: „Kauft die neuesten Nachrichten!" und während sie die Ware feilboten, schnitten ihre Spießgesellen die Leinwand von außen entzwei und suchten unter den Kopfkissen.
— Ueber einen Ausbruch des Vulkans Mauna-Loa wird aus Honolulu gemeldet, daß die Lava bis zum 29. Januar fortgesetzt herabfloß, worauf ein Feuerstrom sich von dem Berge ergoß und dem Laufe der Lava folgte. Die Erderschütterungen hörten alsdann auf. Der die Richtung nach dem Meere einschlagende Lava- und Feuerstrom war eine eng
lische Meile breit, und gepaart damit bot der Ausbruch ein großartiges Schauspiel dar. Leichte Erderschütterungen ereigneten sich bis zum 3. Febr. fast täglich. Der dem Berge entsteigende Rauch verhüllte denselben gänzlich.
— BlitzundBäume. Ein belgischer Statistiker hat ausgerechnet, daß der vom Blitz am häufigsten getroffene Baum die Eiche ist, während die Buche am seltensten vom Blitzschlag heimgesucht wird. Von jener zu dieser führt er folgende Reihenfolge auf: Eiche, Pappel, Tanne und Fichte, Birke, Buche und Hagebuche. Daraus ergiebt sich für den inmitten eines Waldes von einem Gewitter überraschten Wanderer der Wink, Eichen und Fichten aus dem Wege zu gehen und den Schutz der Buchen aufzusuchen. Freilich dürfte es noch ratsamer sein, in einem solchen Falle die Bäume überhaupt zu meiden, sollte er auch bis auf die Haut durchnäßt werden.
Kenreinnühiges.
— Behandlung junger Fohlen. Der „Amerik. Agriculturist" beantwortete in einer seiner Nummern einem Leser die Frage, „wie ein junges Fohlen aufzuziehen und zu dressieren sei", folgendermaßen: „Dies ist eine wichtige Frage. Ein Fohlen sollte so sorgfältig behandelt werden, wie ein Kind. Es ist wirklich der Ausbildung fähig und die Erziehung muß beginnen, wenn das Tier noch jung ist. Zuerst muß man sich dessen Vertrauen und Zuneigung erwerben. Ein drei Monate altes Fohlen schlägt bei der geringsten Vermutung einer G'fahr aus und wenn es dies ein- oder zweimal gethan, so ist es gänzlich verdorben und ein gefährliches Tier. Man sollte sich ihm vorsichtig nahen, und nie, ohne zu ihm zu sprechen, so daß es nie erschreckt wird. Man sollte es bei jeder Gelegenheit streicheln, anfänglich vorsichtig, dann am ganzen Körper, es regelmäßig bürsten, die Füße aufhrben, die Glieder reiben, das Maul öffnen u. s. w., bis man nach Gefallen dies mit ihm thun kann. Zucker bewirkt Wunder bei einem Fohlen. Einige Stücke aus der Tasche gegeben, lehren dem Tiere, daß es auf den Wink kommt und seinem Herrn irgendwohin, selbst in das Haus folgt. Aber der Leckerbissen sollte nie in neckischer Weise zurückgezogen werden".
— Legenester für Hühner aus verzinktem Eisendraht. Sollten die Hühner von Ungeziefer möglichst verschont bleiben, so ist ein häufiges Reinigen der Nester nicht zu umgehen, aber auch dieses unangenehme Verfahren genügt nicht immer, denn in den Poren des Holzes oder zwischen den Spähnen, aus denen die Körbe angefertigt sind, befinden sich die Brutstätten des Ungeziefers und dahin gelangt höchstens das siedende Wasser, wenn man die Nester darin baden könnte, was auch nicht immer thun- chist. Um diesen Uebelständen abzuhelfen, hat Adolf Pieper in Moers am Rhein ein Hühnernest aus verzinktem Eisendraht hergestellt, welches mit Heu oder Stroh gefüllt, dem Huhn als Lager dient. Von Zeit zu Zeit erneuert man jedoch die Einlage und hält das ganze Nest einige Minuten über ein Reisigfeuer, in dem alle geflügelten und ungeflügelten Schmarotzer des Huhnes unerbittlich verbrennen müssen.
— Mitgeteilt vom konzessionierten Bezirksagenten des „Norddeutschen Lloyd", Ernst Schall in Calw: „Der Postdampfer Aller vom Norddeutschen Lloyd, welcher am 23. Februar von Bremen abgegangen war, ist am 5. März, 1 Uhr morgens wohlbehalten in New-Iork angekommen.
Amtliche Kelranutmlichnilgell.
Revier Hirsau.
Krenn^okz-VerAauf.
Am Mondtag, den 14. März, vormittags 10 Uhr, (werden aus dem Staatswald Weckenhardt an Scheidholz und von den Abteilungen Herrschaftsbüge!, Sieh- dichfür, Stockhäule
1 Rm. Buchenanbruch, 33 Rm.
Nadelholzscheiter, 302 Rm. desgl.
Prügel, 154 Rm. desgl. Anbruch verkauft.
Zusammenkunft in der Naislacher Mühle.
Aeweröerauseuf.
Die Meßnerstelle ist erledigt und soll auf den 1. Mai ds. I. wieder besetzt werden. Bewerber haben sich in schriftlicher Eingabe unter Schilderung ihrer Verhältnisse bei dem Stiftungsrat binnen 8 Tagen zu melden.
Calw, den 4. März 1887.
Stadtpfarrer: Stadtschultheiß:
Berg. Haffner.
Calw.
Der im letzten Wochenblatt ausgeschriebene Verkauf in Ostelsheim wird hiemit
Mnikgerrorrrmen.
Gerichtsvollzieher Wochele.
Kuhverkauf.
Im Vollstreckungswege wird am Donnerstag, den 10. d. M., mittags 12 Uhr,
eine Kuk
vor dem Rathaus in Stammheim gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.
Gerichtsvollzieher Joh. Wochele.
Bekanntmachung.
Wegen eingetretener Hindernisse kann die Eröffnung der Offerte vom Schulhausbau Schömberg erst am
Donnerstag vormittag 10 Uhr
stattfinden.
Oberamtsbaumeister Mayr.
Unterhaugstett.
K
Am Donnerstag, den 10. ds. Mts., kommen aus sämtlichen Gmeinde- Waldungen von nachmittags 1 Uhr an auf hiesigem Rathause zum Verkauf: 72 Stück Stammholz mit 29 Fm., und 100 Rm. meist forchene» Brennholz,
wozu Liebhaber eingeladen sind.
Gemeinderat.
Privat-Aryeigen.
Calw.
Dcrnkscrgung.
Für die viele herzliche Liebe und die Erquickungen, welcheunsrer l. unvergeßlichen Tochter und Schwester Luise während ihrer Krankheit zuteil wurden, für die uns so erhebende Teilnahme nach ihrem Tod, die vielen Blumenspenden, den schönen Gesang, wie auch für die ehrenvolle Leichenbegleitung sagt im Namen der Hinterbliebenen den innigsten Dank
der trauernde Vater:
Gottlieb Essig.
Ik. karger,
Musiklehrer u. Klavierstimmer,
kommt in nächster Zeit nach Calw und empfiehlt sich im Klavierstimmen bestens. Anträge erbeten an die Red. des Wochenblattes.
1 neues Klavier
hat im Auftrag zum Preis von ^ 550. zu verkaufen d. O.
Lehrlingsgefuch.
Einen kräftigen Jungen nimmt in die Lehre
W. Buck, Bäcker.
2u gonstrms1ion8- g08vkenllsn
empfiehlt, um völlig damit aufzuräumen, verschiedene paffende Artikel zu herabgesetzten Preisen
Mathilde Leouhardt.
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in allen Sorten, für Frühjahr und Sommer, sowie
KosenLräger
von der billigsten bis zur feinsten Sorte, empfiehlt zu sehr billigen Preisen Kürschner Deuschle.
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von ksrsmLUU L Oo., Koriin 3.0. unä S'rLvkkurt, a. Uain,
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Vorrätig ä Ltüek 60 ?k. bei Herrn 7. Lertsvbinssr.
In nächster Zeit trifft ein Waggon
ausgezeichnete
Speise-und Saat- kartoffeln
hier ein, und nehme Bestellungen hierauf entgegen.
v. Herkoa.