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gegen das Jahr 1892 die Zahl der Arbeiter zwischen 14 und 16 Jahren, sowie der unter 14 Jahren um je rund 4000 vermindert. Es ist darin sicherlich eine Folge der Bestimmungen der letzten Gewerbe- ordnungsnovelle zu erblicken, die in ihrem Hauptteil ja allerdings erst am 1. April 1892 in Kraft ge­treten sind, für das genannte Jahr aber doch schon ihre Wirkung ausgeübt haben. Man wird diesem Rückgang in der industriellen Beschäftigung mit ge­teilten Gefühlen gegenüberstehen.

Desterreich-Angarn.

Wien, 29. Aug. Aus Lemberg wird gemel­det: Der Pöbel glaubt, daß die Aerzte die Kranken vergiften. Die aufgehetzten Massen drohen, die Cho­lerabaracken anzuzünden und bedrohen die Aerzte.

Budapest, 29. Aug. In den letzten 24 Stun­den sind in 18 Komitaten 143 Choleraerkrankungen und 78 Todesfälle vorgekommen.

Frankreich.

Wie aus Paris gemeldet wird, stehen in den Landes seit drei Tagen die dortigen Fichtenwälder in Flammen, deren man trotz der außerordentlichen Anstrengung der Bevölkerung nicht Herr werden kann und denen schon zehn Dörfer zum Opfer ge­fallen sind. Die ganze ehemalige Domäne der Kai­serin Eugenie, die den Namen Solferino trug, ist abgebrannt. Der angerichtete Schaden übersteigt 1 Million.

Paris, 28. Aug. Aus San Sebastian wird gemeldet: Gestern abend verlangte eine große Volks­menge auf dem Marktplatze, die Musikkapelle solle die baskische Hymne spielen und rief dabei:Es leben die Fueros! (Alte Privilegien einzelner Städte und Provinzen.) Nieder mit Sagasta!" Als die Kapelle sich weigerte, dieser Aufforderung Folge zu leisten, erfolgte ein heftiger Tumult. Die Menge warf Steine auf den Zivilgouverneur, welcher sich geradezu Sagasta begeben wollte. Infolge dessen gaben die Truppen Feuer. 4 Personen wurden getötet, 20 verwundet. Auch 5 Polizeibeamte und einige Soldaten erlitten Verwundungen.

Paris, 30. Aug. Nach einer Meldung aus Marseille brach daselbst ein Großfeuer in einem Holz­lager des Viertels Saint Lazare aus. Trotz vielen Anstrengungen der Pompiers ergriff das Feuer über zwanzig benachbarte Häuser. Infolge Wassermangels waren die Anstrengungen der Feuerwehr erfolglos. Ein Pompier, sowie mehrere Pferde sind verbrannt. Hunderte von Menschen sind obdachlos. Die Verluste sind kolossal. Mehrere Unfälle und Verletzungen kamen vor infolge der riesigen Ansammlung von Zuschauern.

Spanien.

Madrid. Es ist nicht zu leugnen, daß die revolutionären und karlistischen Umtriebe in Spanien immer weitere Ausdehnung gewinnen und anfangen, bedrohlich zu werden. Die Ursache der Krawalle ist nichts anders, als das sehr löbliche Bestreben der Regierung, endlich einmal Ordnung in die Staatsfi­

nanzen zu bringen , der finanziellen Lotterwirtschaft ein Ende zu machen, die in kaum glaublicher Weise in den meisten Gemeinden sich breit macht.

Italien.

In Italien will sich die Aufregung über die Vorfälle in Aigues-Mortes immer noch nicht le­gen. Das ist kein Wunder, wenn man die Berichte betrachtet, die jetzt von den heimgekehrten Italienern, die dem Blutbad entronnen sind, in die Presse ge­langen. DieTriduna" bringt einen solchen Bericht, welcher der offizielen französischen, auch von der ita­lienischen Regierung übernommenen Angabe, es seien nur sieben Italiener getötet worden, direkt wider­spricht ; es seien mindestens dreißig Getötete gewesen. Geradezu grausig aber ist der Bericht, den dieRi- forma" nach den Angaben veröffentlicht, die einer der gerrtteten italienischen Arbeiter Namens Pietro Duo vor dem italienischen Konsulat in Marseille gemacht hat. Er erzählte u. A., daß etwa vierzig Italiener einfach in den Kanal geworfen wurden, wo man sie vom Ufer aus mit Stangen in und unter dem Wasser festhielt, bis mehrere ertrunken waren. Die Franzo­sen, die eine französische und rote Fahne flattern lie­ßen , feuerten einander zu dem Blutbad an. Die Italiener wurden nicht bloß einfach niedergeschlagen oder niedergeschossen, sondern auch mit ausgesuchter Grausamkeit gequält; man spießte sie mit Heugabeln und trug sie im Triumph in den Straßen herum; einem Italiener wurden bei lebendigem Leib die Beine abgehackt, und Verwundeten wie Toten wurden Zunge und Ohren abgeschnitten. Andere entkommene Ita­liener bestätigen diese Angaben. Dabei hat der Pa­riserMatin" die Stirn, den Franzosen ganz ernst­haft das Zeugnis einerwunderbaren Ruhe" gegen­über den italienischenHerausforderungen" auszu­stellen. Und dann »ersteigt er sich sogar zu der Versicherung, daß Europa,ohne die Nationen des Dreibundes auszunehmen," sehr ungerecht sein würde, falls es den Franzosen für diese Ruhe nicht Dank wüßte! Das ist selbst für ein Hundstagsprodukt im chauvinistischen Frankreich ein bischen zu stark.

Neapel, 30. Aug. Der Streik der Lohnkutscher ist beendet. Die Stadt zeigt wieder ihr gewöhnliches Aussehen.

Rußland.

Petersburg, 26. Aug. In Moskau sind vom 19.22. August an Cholera 119 Personen erkrankt und 67 Personen gestorben. Im Gouvernement Kijew sind vom 17.19. August 678 erkrankt und 227 ge­storben, im Gouvernement Orel vom 17.19. August 820 erkrankt und 325 gestorben, im Gouvernement Tula vom 13.19. August 653 erkrankt und 139 gestorben.

Amerika.

Louisville, 29. Aug. Ein Cyklon richtete in Savanna große Verwüstungen an. Der Schaden wird bis jetzt aus 10 Millionen geschätzt. Bis jetzt zählt man 40 Tote. Aus Brunswick wird ebenfalls

großer Menschenverlust und beträchtlicher Schaden an Eigentum gemeldet.

New- Iork, 30. Aug. Nach weiteren Mel­dungen richtete der Cyklon furchtbare Verheerungen an der Küste von Noro- und Süokarolina, sowie Georgia an. Die Stadt Port Royal wurde fast gänzlich fortgeschwemmk, 100 Personen sind ertrun­ken. Die Stadt Cyarlestown ist größtenteils zer­stört, 6 Menschen sind verunglückt, 12 Werften wurden vernichtet. Aus den Inseln an den Küsten Carolinas und den dortigen Gewässern sind 500 Personen um­gekommen. Man befürchtet, daß die Kriegsschiffe Kearsarge und Nantuket gescheitert sind.

Chicago ist am vorigen Freilag von einer gro­ßen Feuersbrunst heimgesucht worden. Das Feuer brach im südlichen Stadtteile aus, und zwar in einem dreistöckigen Ziegelban au der Ecke der 91. und der Superiorstraße. Der Westwind trieb die Flammen weithin und bald stand ein Häaseroiectel neben dem anderen in Brand; innerhalb zwei Stunden waren 5 Häuserviertel mit 250 Gebäuden verzehrt, wodurch 5000 Personen obdachlos wurden. 5 Personen sind in den Flammen umgekommen oder den erhaltenen Brandwunden nachträglich erlcgen. Der Schaden wird auf 600,000 Dollars angegeben. Die gesamte Feuer­wehr war aufgeboten nebst einer starken Polizeimann­schaft, die im Verein mit den Geheimpolizisten zahl­reiche Diebe über dem Plündern der brennenden Häu­ser verhaftete. Eine Methgdistenkirche war der erste größere Bau, den das Feuer zerstörte, und bald hatte die deutsche lutherische Kirche das gleiche Schicksal. Nebst den Fahrspritzen waren auch die Bootspritzen zur Stelle; indes gelang es den vereinten Anstren­gungen ihrer Mannschaft nicht, die Docks der Kohlen­gesellschaft an der Sonntagscreek vor der Zerstörung zu retten.

Handel öL Verkehr.

Postalisches. Vom 1. Sept. ab wird das Meistge- wicht der Postpackete im Verkehr mit Italien von 3 auf 5 Tilogr. erhöht.

Fr cu d en st adt, 28. Aug. Am letzten Wochenmarkt wurde bezahlt für den Ztr. Weizen 9 « 4a 4, Kernen 9 3) 4

bis 9 4L 50 Haber 8 4L 5 > 4 bis 9 ^ 60 4, Ackerbohnen 8 4 L 50 4. Sonach hat der Haber nm 35 4 per Ztr abge­schlagen. Im ganzen betrug die erlöste Verkaufssumme 2444 69 4. Das Heu kostet per Ztr. 6 4L 59 4 bis

7 .<L, Oehmd 56 »6, Strotz 4 4L 50 4 bis 4 4L 80 4,. Kartoffeln 3 ^ 50 4. Das Pfund Butter wird gegenwär­tig mit 1 4L 10 4 bis l 4 L 15 4 und das Paar Eier mit i

11 bis 13 4 bezahlt. Fleischpreise: Rindfleisch das Pfund !

40 4, Kalbfleisch 50 bis 5t 4. Ochsenfleisch 54 4, Schweine- l fleisch 60 4, Hammelfl isch 30 4. Somit stehen die Fleisch- preife wieder auf der alten Höhe.

Stuttgart, 28. Aug. Der heutige erste Hopfenmarkt im städi. Lagerhaus war naturgemäß »och schwach besucht und beschickt. Die Zufuhr belief sich auf 8 Ballen, worunter 2 Ballen neue Ware in Prima Qualität. Berkäufe wurden noch keine abgeschlossen. Die Eigner verlangten 350 4L für neue und 100200 4L für ältere Ware.

Verantwortlicher Redakteur Itcinwandel in Nagold. Druck und Vertan der Ä W Zaiier'i'be» Buckdrnckerei.

Amtliche und Privat-Bekanntmachungen.

Die Amtskorporation Nagold wünscht

aufzunehmen. Gefl. Anträge erbittet sich Oberamtspflege. Mauibetsch.

Gläubiger-Aufruf

ergeht in der Verlassenschaftssache des am 18. d. Mts. gestorbenen «ottlieb Schaible, gewes. Fuhrmanns in Egenhausen. Meldetermin 8 Tage.

Den 31. Aug. 1893.

K. Amts-Notariat Altensteig.

_ Ass. Bühl. _

Bern eck, bei Alrensteig.

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Termin zn Einsendung der Offerte an die Gutsherrschast in Berneck 9. Sept., mittags 12 Uhr. (Siehe Gesellschafter Nr. 101). _ Freih. Rentamt.

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Katharine Wochele, Stadtaccisers Witwe, sagen den innigsten Dank

jdie trauernden Hinterbliebenen.

ver viirttMd. iMllbMMii llir kieiiMiiM

hält seine heurige Vollversammlung am Freitag, den 8. Septbr. von 10 1 Uhr in Horb und seine Ausstellung ebendaselbst vom 8. bis 10 Septbr. ab. Hiezu ist jedermann freundlichst eingeladen mit dem Bemerken, daß mit der Aus­stellung eine Lotterie verbunden ist, und daß die vorgesehenen 57 Preise nur Mitgliedern des Landesvereins zukommev. Das Nähere findet sich in dem Pro­gramm, welches in Nro. 9 derBienenpflege" abgedruckt ist.

^ Künzelsan, den 30. August 1893.

Maier, Vorstand.

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