Amts- und

Blatt für den

Oberamts-Bezirk Nagold

Erscheint wöchentlich 3ma>: Dienstag. Donners-

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lag und Samstag, und kostet die. teljährlich hier (ohne Trägcrlokn) 86 in dem Bezirk 1 .6,

außerhalb des Bezirks 1 X 2V -i. MonatL-Aüonnemcnt nach Verhältnis,

Donnerstag 31. August

InicrpovS-Gevuhr für die Ispo'tige Zeile ans

gewöhnlicher Schrift Lei ctmnaKger Einrückung S < bei m-hrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätsten» morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der _ Tr ackert aukeeaeden sein. _

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A A . r r ch k ß.

A»i die evaugel Pfarrämter.

Die Diözesansynvde wird Mittwoch 6. Septbr. in Nagold gehallen und mit einer Predigt um 9 Uhr eingcteitet werden. Die Namen der Abgeord­neten und ihrer Ersatzmänner sind vorher hieher anzuzeigen. Tags darauf findet um 10 Uhr die jährliche Disputation statt.

Nagold. 29. Ang. 1893. K. Dekanat.

Scholl

Nachstehend verzeiäuiete Hnischmiede haben die Prüfung im Hufbeschlag mit Erfolg bestanden: Johann Friedrich Bihlec von Effringcn, Johannes Krauß von Beihingen, Joh. Jakob Luz von Haiterbach, Wolsgang Raggabcr von Botlmaringen, Georg Schübel von Egcnhaulcn. __

Gestorben den 27. A»g.: Stadtschnltheiß und Verm.- Akluar Braun in Dorn netten. 66 Jahre alt.

Acrges-Neuigkeiten.

AeirlOhes HtercH

o Nagold, 29. Anpist. Dem jetzt erschie­nenen und nns vorliegenden Jahresberichte der Handels- und Gewerkt-mmern in Württemberg für das Jahr 1892 entnehmen w>r folgende interessante Einzelheiten: Trotzden, die einzelnen Kammer» sich über das Erwerbsleben im verflossenen Jahre nicht gerade sehr günstig ansgesprochen, so waren'wohl die fortwährenden Gebrnngen im politischen Leben zum Teil daran Achulo und auch im Erwerbsleben hatte die Ueberproduciion in lanbwirlschafttichen wie gewerblichen Erzeugnissen einen wesentlichen Rück gang des Preises hervorgerusen. Desto erfreulicher ist der gewerbliche Fortschritt, dem wir manches mit Interesse entnehmen und viele erfreuliche Tlwtsachen anf- zuweisen hat. Unter kommerziellen und industriellen Hilssanstnllen (II) finden wir bei den K. Staats- Hahnen folgende Zahlen verzeichnet. Ans der Ei­senbahn sind inkl. der am 29. Dezember 1391 ec- öffneten Schmalspurbahn Nagold Altensteig 17,576,592 Personen befördert wenden. DieEinnahme bei der Post- und TelegraphemAnstalt Nago d be trug 26,416 ^ Die weiteren Einrichtungen zur Hebung des Erwerbslebens (III.) zeigen indem Ueberblick und der Entwicklung der freiwilligen Lehrlingsprüfungen einen steten Fortgang. Von den ll 19 Geprüften entfielen auf Nagold 19, die alle einen praktischen Lcbensberuf einschlugen. Je­doch scheint die elftere Ziffer in keinem Vergleich zu stehen, wenn wir derselben 67000 Lehrlinge ge­genüber stellen, die alljährlich in Württemberg ohne Prüsung aus der Lehre treten. DieKönigl. Kom­mission für die gewerblichen Fortbildungs­schulen war auch im verflossenen Jahre eifrig be­strebt, den ihr unterstellten Anstalten eine stetige und gedeihliche Entwicklung zu sichern. Der zu behan­delnde Stoff wird jeder Anstalt selbst überlassen und nach den örtlichen Bedürfnissen modifiziert. Ferner wird das Ziel des Unterrichts dem jungen Hand­werker nicht allein in seiner allgemeinen Bildung, sondern auch beruflich zu fördern, nur da erreicht werden können, wo der Lehrling freudig und willig den ihm gebotenen Stoff aufnimmt und innerlich verarbeitet. Unfern Schülern aber fehlt cs gar häufig an der richtigen Stimmung zum Lernen; dieselben können nur durch eine scharfe Kontrolle zu einem regelmäßigen Besuch gebracht werden. Den Haupt­nachdruck legt neuerdings die Kommission auf das Körper- und Projektionszeichen. Ueber den Hand­fertigkeitsunterricht giebt uns Herr Taubstum­

menlehrer A. Netter zu Nagold einen an die Han­delskammer gerichteten recht interessanten Ueberblick, der zur Aufmunterung für die Gemeinden und als Beispiel in vollem Maße verdient veröffentlicht zu werden.-Von vielen einsichtigen Pädagogen und neuer­dings auch von den obersten Schulbehörden ist dieThat- sache anerkannt worden, daß der Wettstreit unserer höheren und mittleren Schulanstalten und auch der Volksschulen in der Erreichung der höchsten Schul- ziele dazu geführt Hot, die Schüler in weitaus größ­tem Maße suc die Schule u..s nicht mehr füc das Leben lernen zu lassen. Es würde aber kaum zum Ziel führen, au der Umgestaltung des öffentlichen Unterrichtswesens zur Beseitigung dieses Uebels sich abzumühen. Dies ist eine erst in vielen Jahren sich vollständig lösende Aufgabe. Aber das, was wir thun können und was auch der Unterrichtsplan der gcgenwärttgen Zeit nicht hindern kann, ist das, daß wir in dem Handfertigkeitsunterricht für Knaben ein Gegengewicht Herstellen zu der geistigen Ueber- bürdnng der Schuljugend. Schon vor 300 Jahren erkannte man in Denlsch'and noch zur Zeck als die Unterweisung der Knaben nur in den besseren Ge­sellschaftskreise» stattfand, daß neben der vorwiegend geistigen Beschäftigung auch die Pflege der Arbeit, der Handfertigkeit, eine Notwendigkeit sei. Die größ­ten Pädagogen der kommenden zwei Jahrhunderte wiesen sämtlich aus die große Bedeutung des Hand- sectigkeitsnnterrichts hin. Aber erst in der Mitte des l8. Jahrhunderts wurde dieser Unterrichrszweig auch praktisch eingeführt. Bald aber sank der Hand- sertlgkeitsunterricht zu einem fabrikationsmäßigen Jn- dustricunterricht herab, wobei man an-s den Schulen Erwerbsschn'en oder eigentliche Fabrikanstalten machen wollte. Erst Fröbc-l erkannte wieder den bedeuten­den Wert des Handfertigkeitsiinterrichts für die Er­ziehung des Menschen. Und in neuester Zeit hat die Idee des Handfertigkeitsiinterrichts immer mehr Anhänger gewonnen. Namentlich Frankreich Hai hierin Großes geleistet. Auch Schweden und Nor­wegen haben den Handfertigkeitsunterricht in das Programm der Volksschule ausgenommen. Mit gro­ßem Eifer arbeitet derdeutsche Verein für Knaben- handarbeit" an der Ausbreitung des Unterrichts. In seiner Einladung zum Kongreß in Frankfurt, der voriges Frühjahr stattsand, teilt der Ausschuß dieses Vereins mit großer Befriedigung mit, daß Baden in seinem Volksschulgesetz den wahlfreien Handfertig­keitsunterricht in den Lehrplan ausgenommen habe. Die hiesige Schülerwerkstätte wurde mit Be­ginn des Jahres 1892 mit 33 ^Knaben eröffnet. Ihre Entstehung verdankt sie der tatkräftigen Un­terstützung des rührigen Vorstands des hiesigen Ge­werbevereins, des Herrn Kommerzienrats Sannwald. Angespornt durch die Arbeiten der Zöglinge hiesiger Taubstummenanstalt baten verschiedene Knaben von hier dem Unterricht in der Taubstummenanstalt an­wohnen zu dürfen. Beschränkten Raumes halber konnte aber diesen Bitten nicht entsprochen werden, i weshalb der Ausschuß des Gewerbevereins, dem die­ses mitgeteilt wurde, den Beschluß faßte, den Un­terricht mit Beginn des Jahres 1892 für Knaben ° sämtlicher hiesigen Schulen eiuzunchtcn. Der Unter­richt wird in dem unS von der Ortsschulbehörde zur Verfügung gestellten städtischen Zeichensaal er­teilt uns zwar an einem schulfreien Nachmittag, Mittags von l bzw. 24 Uhr. Schulgeld wird keines erhoben, doch zahlen die Teilnehmer zur Be- streitung allgemeiner Auslagen einen kleinen Beitrag.

Unterrichtsfächer sind: Kerbschnitzerei und Papp­arbeit. Die Mehrzahl der Knaben widmet sich der Kerbschnitzerei, derselben den Papparbeiten, Zeichnungen für den Kerbschnitt entnehmen wir den Vorlagen der Leipziger Schülerwerkstalt, denen der Hamburg-Hohenfclder Schülerwerkstatt und den Mün­chener Vorlagen für Kerbschnitt. Das Ideal der Kerbschnitzerei wäre das Schnitzen nach selbständig entworfenen Zeichnungen zu bestimmten Gegenständen, wodurch znfleich Zeichnen und Handfertigkeitsunter­richt aufs engste mueinander verknüpft würde». Da­zu wäre aber vor allen Dingen erforderlich, daß Zeichnen und Handfertigkeitsunterricht in der Hand eines und desselben Lehrers wären, was hier nicht der Fall ist. Dann aber auch sind Schüler im Alter von l014 Jahren kaum imstande, ein schönes Motiv selbständig zu emwerfen, weshalb ich mich mit Abzeichnen von gegebenen Vorlagen bezw. für schwächere Schüler mit dem pünktlichen Abpausen derselben begnüge. (Schluß folgt.)

j-f Nagold. Vorige Woche verließ uns der als Schullehrer nach Stuttgart beförderte Unter­lehrer Carl, der über 8 Jahre lang an der hiesigen Seminarübungsschule treue, gewissenhafte Dienste geleistet hat und vermöge seines gediegenen Wesens und ehrenhaften Charakters nicht bloß sei­nen Schülern und Zöglingen ein nachahmenswertes Vorbild war, sondern sich auch in der Stadt allge­meiner Achtung und Wertschätzung erfreute. Wie sehr seine Person und sein Wirken von seinem Vorgesetz­ten und von seinen Kollegen anerkannt wurde, das kam beim Abschied in herzlichen Worten zur Geltung.

* Nagold, 30. Aug. Wie wir vernehmen, hat hier ein altes Ehepaar, Jvh. Gottlieb Frey, früherer langjähriger, treuer Hausknecht des Gasthofes zur Post, und Johanna Frey, geb. Graf, das seltene Glück, am 3. Sept. d. I. ihre goldene Hochzeit zu feiern. Beide Ehegatten, je 77 Jahre alt, sind dem Alter entsprechend »och ziemlich rüstig, leider aber mit irdischen Glücksgütern nicht gesegnet.

Nagold. Diese Woche bringt abermals die Wiederkehr des Sedantages, der vor allem zum Gegen­stände einer patriotischen Schulfeier geworden ist. Und es ist gut, der Heranwachsenden Jugend, die auf der Gasse und leider oft genug selbst lm Elternhause wenig des Erfreulichen zu hören bekommt, in entspre­chenden Worten ein Bild aus jener großen Zeit zu entrollen, ein Konterfei des ewigen denkbaren zweiten September 1870 zu entwerfen, an welchem sich wild­fremde Menschen jauchzend in die Arme fielen, an welchem deS Singen und Jubilierens kein Ende war. Die Kinder, die damals mit Fahnen und frohen Lie­dern durch die Straßen zogen, die Vorleser der Ex­trablätter umstanden und dann heimstürmten, um die neuesten Einzelheiten der großen und ruhmvollen deutschen Waffenlhat zu melden, sind heute erwachsene, ruhige Leute, denen im Kampf ums tägliche Brod die flammende Begeisterung und der Enthusiasmus, von welchem sie damals erfüllt waren, wohl geschwun­den ist, aber ihr Herz wird ihnen doch warm, wenn sie an jene einzigen Stunden znrückoenken, in welchen im ganzen Vaterlands kein Hader und keine Zwie­tracht bestand, in welchem sich alle, die draußen im feindlichen Lande, wie die daheim Gebliebenen beglückt, reich gesegnet fühlten als die Kinder eines einzigen thcuren Vaterlandes, in welchem, wie von Zauberers Hand geweckt, sofort von Mund zu Nana bas Wort flog, welches sich später so g.ocrecch erjnl:Den Napoleon, den argen Friedensstörer haben wir: nun