Kissingen, 20. Aug. Fürst BiSmarck empfing Heute 700 Thüringer und hielt ihnen eine bedeutsame politische Rede, in welcher er wieder das Thema des bundesstaatlichen Charakters des Reichs und der uni­tarischen und partikularistischcn Tendenzen behandelte.

Wie dasLeipz. Tagebl." erfährt, ist die Absicht des Fürsten Bismarck, bei seiner Rückreise Heidelberg, Stuttgart oder Leipzig zu berühren, aufgegeben. Der Fürst habe sein größtes Bedauern ausgesprochen, daß er nicht nach Leipzig kommen könne. Ginge es nach ihm, meinte er, so würde er zunächst Heidelberg und Stuttgart, von wo gleichfalls Einladungen vorliegen, und dann Leipzig besuchen. Aber die Kur greife ihn dieses Jahr zu sehr an, und es sei für ihn notwen­dig, die Strecke von Kissingen nach Varzin womög­lich in einer Route zurückzulegen, so daß er die erste Nacht gleich wieder in Varzin verbringen könne.

Frankfurt a. M., 23. Aug. DieFrank­furter Zeitung" meldet aus Heitersheim in Baden (unweit Müüheim): Gestern abend wurde der Han­delsmann Heim durch den Jagdaufseher Leible er­schossen; letzterer wurde durch Gendarmen verfolgt, leistete dabei Widerstand und wurde deshalb ebenfalls erschossen.

Der jetzt hier lebende Schneidermeister Dove teilt mit, seine Erfindung habe bisher dem Kriegs­ministerium noch nicht Vorgelegen, mithin auch nicht, wie berichtet wurde, eine Zurückweisung erfahren.

Gotha, 23. Aug. Der Nachfolger des Her­zogs ist sein Neffe, der Herzog von Edinburg, zwei­ter Sohn des Prinzgemahls Albert; sollte derselbe, was aber bis jetzt bestritten wird, auf die Thronfolge Verzicht leisten, so würde sein ältester Sohn Prinz Alfred den Thron von Koburg und Gotha besteigen.

Gotha, 23. Aug. Herzog Alfred, bisher Her­zog von Edinburg, telegraphierte an den Bürger­meister Liebtrau hier: Tiefbetrübt zeige ich Ihnen und der Bürgerschaft an, daß heute mein vielgeliebter Onkel nach mehrwöchentlichem Krankenlager verschieden ist. Dreiwöchige Landestrauer ist angeordnet. Heute wird die Leiche im Erdgeschoßsaale des Schlosses zu Reinhardsbrunn aufgebahrt. Morgen mittag fin­det eine Familienandacht statt. Am Freitag wird der Sarg öffentlich ausgestellt. Am Montag früh 6 Uhr setzt sich der Leichenkondukt nach dem Bahn­hof Schnepfenthal in Bewegung. Der Extrazug nach Koburg wird mit der Leiche um 11 Uhr dort ein- treffen, worauf die Leiche nach der Moritzkirche über­geführt wird. Um 12 Uhr findet die Beisetzungsfeier statt. Zur Eidesleistung tritt der Landtag am näch­sten Samstag zusammen.

7684 Konkurse sind im Jahre 1892 im deutschen Reiche vorgckommen, gegen 4800 im Jahre 1889! Die Trümmerfelder der modernen Kultur, bemerkt dazu dieM. Post," fangen an, sich erschreckend weit auszubreiten. Keine Zeitung mehr ohne Zwangs­versteigerung , deren jede eine ruinierte Existenz be­deutet. Das geht jahraus. jahrein, förmlich nach dem Takt einer Mühle; oben stürzt der Mittelstand hinein, unten kommt der Proletarier heraus.

Besterreich-Angarn.

In den Hauptproduktionsgebieten von Fut­ter in Ungarn hat das Hochwasser solchen Schaden angerichtet, daß auch Ende Oktober die Aufhebung des Ausfuhrverbots schwerlich zu erwarten ist.

Frankreich.

Bis Montag Mittag waren in Paris alle Wahlergebnisse bis auf 15 bekannt. Darnach sind 312 Republikaner, 30 Sozialisten, 13 Ralliierte, 56 Konservative gewählt und !55 Stichwahlen erforder­lich. Die Republikaner gewinnen im ersten Wahlgang 63 Sitze; auch für die Stichwahlen sind ihre Aus­sichten günstig. Im Allgemeinen entspricht das Er­gebnis den gehegten Erwartungen: die Republikaner haben eine große Anzahl Sitze gewonnen und inner­halb der Partei sind die alten Radikalen wesentlich geschwächt, die Sozialisten und Revolutionäre behaup­ten ihren Besitz, wohingegen die Royalisten und Bo- napartisten bedeutende Einbuße erleiden. Sämtliche Minister sind im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Wahlen sind im Allgemeinen ruhig verlaufen, nur ganz vereinzelt haben Ausschreitungen ohne Be­deutung stattgefunden.

Paris, lieber den Ausfall der Wahlen sagt derTemps": Das Land habe entschieden dargethan, daß es zwei Dinge gleich energisch verlange, erstens eine kräftige und aufrichtige republikanische Regierung, zweitens eine rationelle und gemäßigt fortschreitende Politik. Die äußerste Rechte und Linke seien politisch guLntitös ntzAliZsablss geworden; Koalitionen rechts und links zum Ministerstürzen wären fortan unmöglich. Die nächste Kammer sei die erste wahrhaft konstitu­tionelle Kammer der Republik. wenngleich in ihren Elementen ihrer Vorgängerin gleichend, sei sie in den Tendenzen verschieden. Hoffentlich werde man end­lich eine konstitutionelle Politik mit der Regierungs­majorität machen können. Sonstige Hauptmerk­male der Wah'en sind die Erfolglosigkeit der Pana­macampagne, die Niederlage des Antisemitismus, der Rückgang der katholischen Partei, das Fiasko der Rallnerten, die geringen Erfolge des Sozialismus und die Vernichtung des Boulangismus.

! Italic».

I Das Nachspiel, welches die Vorgänge von Aigues-Mortes in Rom und andern italienischen Städten durch franzosenfeindliche Kundgebungen ge­funden , hat am Sonntag Abend einen bedrohlichen Charakter angenommen. Es ist dabei eine Erbitte­rung zu Tage getreten, welche den Regierungen von Italien wie von Frankreich sehr ernste Gedanken wach­rufen muß. Aus den vorliegenden telegraphischen Nachrichten ist zu ersehen, daß die römischen Behör­den am Sonntag mit knapper Not verhindert haben, daß die erbitterte Volksmenge den Palazzo Farnese, das französische Botschaftsgebäude, erstürmte. Schon war man im Begriff, mit Balken das Hauptportal des Palastes einzurennen, als Kavallerie erschien, die eine volle Stunde zu thun hatte, bis der Platz ge­säubert war. In mehreren Provinzstädten wurde von der wütenden Menge das französische Konsulats- fchild herabgerissen und verbrannt. Bisher war das Unrecht ausschließlich auf Seiten der Franzosen, nun­mehr haben auch die Italiener völkerrechtswidrige Akte begangen, welche die Stellung ihrer Regierung Frank­reich gegenüber verschlechtern. Immerhin wiegen die Ausschreitungen in Italien federleicht gegen die Schandthaten der Franzosen in Aigues-Mortes, durch welche die tiefe Erregung bei den Italienern hervor­gerufen worden ist. Mir bezeichnender Hartnäckigkeit fahren inzwischen die Pariser Blätter fori, den ita­lienischen Arbeitern die Schuld für die jüngsten Vor­gänge in Aigues-Mortes beizumessen. Die franzö­sische Regierung wird sich aber nicht der Wahrneh­mung verschließen können, daß die Thatnmstände selbst im Hmdlick auf die Minderzahl der Italiener in Aigues-Mortes, von denen verhältnismäßig so viele getötet oder verwundet worden sind, am vesten be- weisen, auf welch er Seite die Schuld liegt.

Handel ch Berkehr.

^ Nagold, 25. Aag. (Marktb richt.) Zu Markt ge­bracht wurden: 280 Läuferschweine, verkauft: t95 Stück, Preis für 1 Paar 40 bis 110.«l; Saugschweine: 218 Stück, ver­kauft: 212 Stück, Preis für 1 Paar 1426 Erlös für Läufer 3560 , für Saugsänvcine 2405 , Gesamterlös

5965 Ochsen kamen zu Markt 43 Paar, verkauft wurden 31 Paar, Erlös 16997 >.«. Kühe 192, Kälber 42, Schmal­vieh 39 Stück. Verkauft wurden: Kühe 41 Stück, Erlös 7340 Kälber 18 Stück, Erlös 15 0 Schmalvieh 12 St., Erlös 498 ; im Gesamt 71 Stück, Gesamtcrlös 9339

Tettnang, 19. Aug. (Hopfen.) Größere Partien wurden hier verkauft zu 270. gestern zu 290 und heute morgen wieder zu 300 pro Ztr.

Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro 34.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Vertan der G W Zaiser'schen Bucbdruckerei.

Stadtgemeinde Nagold.

Weißtaimen-Iapfen-

Derkauf

am Montag, 28. August, vormittags 10 Uhr, auf hiesigem Rathause, wozu Liebhaber «ungeladen sind. Gemeinderat.

B ö s l n g e n.

Der Vicinalweg Böfingen-Haiterbach ist wegen Grabarbeit der Wasserleitung bis auf weiteres

gesperrt.

Schultheißenamt. Koch.

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G ü l l l i n g e n.

Unterzeichneterverkauft ein erstm. hochträchtiges

Mutterschwein.

Johannes Gackenheimer, Bauer.

Amtliche und Privat-Bekanntmachurrgen.

Pfalzgrafenweiler.

Am Dienstag de« 2S. August findet hier der jährliche

Biehrnarkt

statt, zu dessen Besuch einladet

Gemeinderat.

Nagold

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Zur nächsten Schultheißenwahl er­lauben wir uns

Keinr. Köhler, Gem.-Rat,

den Mitbürgern vorzuichlagen, denn seine Kenntnisse» sein Charakter, seine Unabhängigkeit berechtigen ihn wie nicht leicht einen andern zu dieser Ehrenstelle. Darum gebet eure Stimme dem

Gcm.Rat Heim. Köhler.

Mehrere Wähler.

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Gebrüder Cohn, Ballenstedt a. H. Nr. 81.