Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagol

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Samstag 26. August

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1893 .

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A m N i ch e».

Bekanntmachung des K. Mediziualkollegiums, Abteilung für die Staats-Krankenanstalten, betreffend die Lehrknrse für Hebammen vom 28. Juli 1893, 4tr. 4868.

Mit Allerhöchste: Genehmigung Seiner Majestät des Königs werden, um dem fühlbaren Mangel an Hebammen im Lande adzuyelfen, künftig und bis auf weiteres statt 2 Lcyrkursen im Jahr wieder drei Lehrkurse bei der K. Landeshebammenschule abge­halten werden.

Der nächste dieser je l 15 Tage dauernden Kurse beginnt am >6. August d. I., die beiden ihm folgen­den am I I. Dezember l893 und am 7. April 1894.

Die für die Hebammen-Schülerinnen festgesetzten VerpflcguugSgelder sind bis auf weiteres in der bisherigen Höhe zu bezahlen (vergl. Reg.-Bl. 1885 Seite 501).

Stuttgart, den 28. Juli 1893.

K. Medizinalkollegium Abteilung für d,e Staatskrankenanstalten:

R ü d i n g e r.

Nagold.

Bekanntmachung,

betreffend die Kosten des Transports de: Feuerwehren und der Feuerlöschgeräte zu den gemeinsamen

Feuerwehr-Uebungeu.

Die Amts-Versammlung Hst am 14. d. M. be­schlossen, daß die Fuhren der Feuerwehren und der Fruerlösch-Geräte an den Uebungs-Ort künftig in den Gemeinden verakkordiert und die Kostenzettel der Amts­pflege eingereicht werden sollen.

Die Gemeindebehörden haben sich hienach zu richten.

Den 24. August 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Hages-WeuigkeiLen.

Deutsches Hteich

Gegen die Cholera. Aehnlich wie im Vorjahr wird auch jetzt aus verschiedenen Ländern berichtet, daß Choleraerkrankungen in wachsender Zahl zur Fest­stellung kommen. Seitens der obersten Reichs- und Staatsbehörden sind daher die im Vorjahre behufs Bekämpfung der Cholera erlassenen Vorschriften, nach- dem sie auf Grund der neueren Erfahrungen mehr­fache, aber nicht erhebliche Abänderungen erfahren haben, allgemein wiederholt in Erinnerung gebracht worden. Die Thätigkeit der Behörden auf diesem Gebiet kann jedoch nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn sie von einem vernünftigen Verhalten aller begleitet und gefördert wird. Wenn nun auch zur Zeit eine unmittelbare Gefahr für den hiesigen Bezirk nicht vorliegt, so ist doch angezeigt, der Er- Haltung der Gesundheit erhöhte Aufmerksamkeit zuzu- wenden. So muß namentlich vor jedem unvorsichti­gen Genuß rohen oder unreifen Obstes, frischen Ge­müse-, besonder» ungekochter Gurken, gewarnt werden.

Vor allem erfordert jede Erkrankung an Durchfall und ähnlichen Uebeln sofort die sorgfältigste Behand­lung und ist Zuziehung des Arztes gleich beim ersten ^ Auftreten derartiger Erscheinungen dringend anzuraten. >

Böblingen, 22. Aug. Heute nacht wurde! der Bierführer I. Erbele von der Krone, gebürtig ! aus Gültlingen, auf der Straße zwischen hier und z Ehningen überfahren und tot aufgefunden. 1 »^Hfteuenbürg, 22. Aug. Gestern obend */s10Uhrs glaubte der Maschinist des Zuges 146 zwischen den i Stationen Calmbach und Höfen einen Mann bemerkt! zu haben, der sich in selbstmörderischer Absicht vorf den Zug geworfen habe. Er brachte den Zug zum Stehen; das Zugpersonal konnte aber niemand finden. Ein Passagier im Zuge gab im Aerger über den Aufenthalt den Befehl zur Weiterfahrt und ahmte dabei auch das Pfeifen des Zugmeisters nach. Das ziemlich hinter dem Zug noch befindliche Zugpersonal blieb deshalb zurück und mußte in Höfen übernachten

Stuttgart, 20. Aug. Mit Montag den 28^'b^ M. sollen im städtischen Lagerhaus die unter städti­scher Aufsicht stehenden Hopfenmärkte wieder begin­nen. Hauptmarkt ist an jedem Montag. Auf einge­lagerte Ware wird von der Lagerhausgesellschaft Vorschuß gewährt.

Stuttgart, 22. Aug. Die wahrhaft großartige Beteiligung aus L-tadt und Land bei dem heutigen Begräbnis des vormaligen katholischen Stadtpfarrers zu St. Eberhard, Oberkirchenrats Zimmerte, zeugte von der Verehrung, die der Verstorbene wegen seiner christlichen Milde und Wohlthätigkeit bei allen Kon­fessionen genossen. In dem Leichenkondukt bemerkte man außer den Vertretern der K. Oberkirchenbehörde S. D. den Herzog von Urach, ferner den komman­dierenden General v. Wölckern, den Präsidenten v. Silcher und als Vertreter der evang. Geistlichkeit Hofprediger Braun und Stadtpfarrer Kopp. Die bürgerlichen Kollegien, sowie sämtliche größeren ka- tholischen Vereine legten Kränze am Grabe nieder. Der Beisetzung ging ein von Kaplan Mangold cele- briertes Requiem in der Eberhardskirche vorauf.

Untertürkheim, 21. Aug. Zurzeit sind hier Geometer damit beschäftigt, die Gelände vom Orte abwärts in der Richtung nach Cannstatt zu ermessen, welche zur Verlegung der Schienengeleise erforderlich sind. Diese werden vom Bahnhof aus mehr in ge­rader Linie geführt, wodurch die dienstliche Aufsicht und Kontrolle bei Ein- und Ausfuhr der Züge spä­ter bedeutend erleichtert wird. Diese Verlegung der Geleise ist bekanntlich zugleich mit der Vorlage über die Verbindungsbahn Zuffenhausen Untertürkheim und den Rangierbahnhof hier vom Landtag geneh­migt worden.

Heilbronn, 20. Aug. Gestern hat ein hie­siger Weingärtner schon Borlese gehalten, indem er aus seinem Weinberg einige Kübel voll reife Früh­trauben geschnitten und eingeheimst hat. Die Trau­ben überhaupt sind in ihrer Entwicklung schon sehr weit vorangeschritten, so daß man allenthalben schwarze und gefärbte Trauben, sogar solche Trollinger steht.

Ebingen. 21. Aug. (Schw. B.) Für gestern nachmittag war in den Gasthof zum Saalbau dahier keine öffentliche Volksversammlung angekündigt, in wel­scher Herr Karl Kloß aus Stuttgart auftrat. Als »Thema wählte sich der RednerDie heutige und frühere Produktionsweise und die Lage der Arbeiter." Aus dem Vortrage, in dem bei »ständiger Dauer der ge­gebene Stoff in wirklich meisterhafter Weise entwickelt wurde, sei erwähnt: der Redner definierte mit Geschick

die Notwendigkeit des 8stündigen Arbeitstages, er giebt zu, daß dessen Anwendung weder in einzelnen Städten, einzelnen Ländern, noch bei einzelnen Nationen durch­führbar sei, diese brennende Frage müsse in internatio­naler Weise gelöst werden und dazu finden die So­zialistenkongresse statt. Die jetzige Produktionsweise bezeichnet Redner als ein systematisches Ausbeuten der Arbeiter durch die besitzenden Klassen. Dem Ar­beiter sei es unmöglich gemacht, wenn ihm nicht große Kapitalien zur Verfügung stünden, sich jemals selbst- ständig zu machen, nur ganz wenigen sei es heutzu­tage ermöglicht, sich aus dem Arbeiterverhältnis her­auszuwinden. Infolge überflüssigen Menschenmate- rials brauche der Arbeitgeber seine Arbeiter kaum zu achten. Eine Maschine, ein Pferd, koste dem Fab- rikanten ein Kapital, deshalb sorge er peinlich dafür, daß sie womöglich ihm recht lange erhalten bleiben. Wo sei aber der Besitzer anzutreffen, der in ähnlicher Weise für seine Arbeiter sorge? Man dürfe den Maschinen nicht die Schuld an der schlechten Lage der Arbeiter bemessen, jede Maschine sei ein großer Segen für die Menschheit, nur sollte die Maschine allerdings dazu da sein, die Arbeitslast dem Arbei­ter zu erleichtern, nicht aber den Geldbeutel Einzel­ner zu füllen. Die frühere Produktionsmethode sei mit ihrer Kleinindustrie nicht mehr existenzfähig und diejenigen Kleinmeister, welche noch mit Zähigkeit daran hängen, nennt der Redner Philister. Es werde den Arbeitern oft der Vorwurf gemacht, daß die Schuld ihrer schlechten Lage in den gesteigerten Bedürfnissen zu suchen sei. Es sei allerdings richtig, die Bedürfnisse der Arbeiter seien gestiegen, das liege aber in unseren heutigen Verhältnissen, die Bedürf­nisse aller Gesellschaftsklassen seien höhere geworden.

Die Frauen- und Kinderarbeit sei ein Hauptgrund des Rückgangs in den Haushaltungen der Arbeiter. Was durch ihren Verdienst kurze Zeit gebessert, werde in den meisten Fällen durch unordentliche Besorgung der Familie, Krankheit und Siechtum wieder verzehrt.

Es sei neben der politischen auch die Fachorga­nisation sehr notwendig, um nach und nach den so- zialen Zielen näher zu kommen. Alle andern poli- tischen Parteien, mögen sie heißen wie sie wollen, seien als eine einzigereaktionäre Masse" zu halten. Besonders schlimm seien die sogenannten Demokraten, die so gerne das Deckmäntelchen arbeiterfreundlicher Gesinnung umhängen. Zeugnis davon habe kürzlich wieder der Ebinger Gemeinderat gegeben, der bis auf einen Mann aus Demokraten bestehe, indem er das Gesuch der Ebinger Arbeiterschaft um ein Gewerbe- gericht abschlägig beschieden habe.

Ebingen, 22. Aug. Der hiesige Bürger Lud­wig Stierle, Strumpfwebcr, erhielt dieser Tage die amtliche Mitteilung aus Amerika, daß ihm die Frau seines in Cincinnati verstorbenen Bruders Jakob Stierle testamentarisch 24,000 hinterlassen habe, eine Summe, die dem braven, fleißigen Arbeiter wohl zu gönnen ist.

Ravensburg, 20. Aug. Durch Gerichtsbeschluß ist das im deutschen Reich befindliche Vermögen be­wegen Majestätsbeleidigung und anderer strafbarer Handlungen steckbrieflich verfolgten, in Zürich wohn­haften vormaligen württ. HauptmannS Edmund Miller von Riedlingen, des bekannte« Broschürenschreiber», mit Beschlag belegt worden.

Zwischen Schaffhausen und Herblingen entgleisten am 22. dS. M. 15 Eisenbahnwaggons des Schnell­zugs ZürichStuttgart; 3 Waggons mit 80 Reisen­den stürzten einen 8 Meter hohen Damm herab, doch sollen ernstliche Verletzungen nicht vorgekommen sein.

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