62 . Jahrgang
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Deutsches Reich.
Berlin, 5 März. Die erste Beratung der Militärvorlage wird, wenn irgend möglich, an einem Tage erledigt werden. Ein Bedürfnis zu einer eingehenderen sachlichen Debatte wird keine Partei empfinden können, nachdem auch !ie Opposition durch ihre Abstimmung vom 14. Januar die Notwendigkeit der von der Regierung geforderten Vermehrung der Präsenz» stärke anerkannt hat, die als einziger Streitpunkt übrig gebliebene Frage der drei oder sieben Jahre aber durch das Volk mit einer Deutlichkeit entschieden ist, daß alle weiteren Auseinandersetzungen überflüssig erscheinen. Die nationalliberale Fraktion wird deshalb durch Herrn v. Bennigsen lediglich eine kurze Erklärung ihres Standpunktes abgeben lasten. Aehnlich werden wohl auch die konservativen Fraktionen verfahren. Ob die Oppositionsparteien die Gelegenheit zu einem Rückblick auf die Wahlbewegung benutzen werden, bleibt abzuwarten. Die Freunde des Septennats würden ihnen auf diesem Wege zu folgen um so weniger Veranlassung haben, als zu einer Kritik der Wahlvorgänge anderweitig Gelegenheit geboten sein wird. Die Verweisung der Mititärvorlage an eine Kommission wird allem Anscheine nach selbst von der Opposition nicht verlangt werden. Sollte sie dennoch beantragt werden, so würden die regierungsfreundlichen Parteien selbstverständlich dagegen stimmen. Man darf erwarten, daß spätestens Ende der Woche das Septennat angenommen sein wird.
Berlin, 5. März. Der „Kreuzztg." zufolge finden in Petersburg noch immer Verhaftungen wegen nihilistischer Umtriebe und zwar in Militär- und Marinekreisin statt. Die Gesellschaft m der russischen Hauptstadt ist sehr enttäuscht über den Sieg der Septennats-Parteien.
Der Rückgang der Sozialdemokratie in Sachsen. Dresden, Anfangs März. Das Bemerkenswerteste an dem Ausfall der letzten Reichstagswahlen ist ohne Zweifel ein Vorgang, der seinesgleichen bei keiner vorherigen Reichstagsim-Hl hat. Die Sozialdemokratie, deren Stimmen im Ganzen gewachsen sind, hatte bekanntlich von 26 Mandaten nur 6 in der ersten Wahl gerettet. Das ist an sich nicht wunderbar, denn im letzten Reichstag dankte sie die Mehrzahl der Sitze dem Ausfall der Stichwahlen und dem Widerwillen der anderen Parteien gegen einander. Was das Merkwürdigste ist, das ist der definitive Verlust sämtlicher Man- date im Königreich Sachsen, das sonst als „Hochburg der Sozialdemokratie" galt. Das Ergebnis erklärt sich einfach aus der Zusammensetzung der Wählerschaft der gesamten sozialdemokratischen Abgeordneten einerseits, der gesteigerten Beteiligung der Bevölkerung andererseits. Die Dichtigkeit der Bevölkerung und des Eisenbahnnetzes, durch welches das Königreich Sachsen auf den ersten Blick auf die Landkarte sich hervorhebt» das Vorhandensein einer starken Fabrik- und Bergarbeiterbevölkerung und Haus
industrie sind der geeignete Boden, auf welchem bei dem dadurch schroffen Gegensatz zwischen Reich und Arm ebenso, wie in den Großstädten die sozialdemokratische Lehre gedieh. Neben diesem Stamm der sozialdemokratischen Wählerschaft aber stimmten jederzeit viele kleine Handwerker und Landleute für die sozialdemokratischen Kandidaten. Bei der Frage, ob Krieg oder Frieden, habe diese sich dafür entschieden, daß sich Deutschland seiner Haut wehre. Derselbe Beweggrund wird jedenfalls an vielen anderen Stellen vorliegen. Die Sozialdemokratie mag für „Aufhebung des stehenden Heeres" schwärmen. Die Bevölkerung ist offenbar aber anderer Ansicht gewesen. Und das jedenfalls mit Recht!
Frankfurt, 5. März. Die Wiederwahl des bisherigen Abgeordneten für den dritten Hamburger Kreis ist eine angenehme Ueberraschung und zugleich ein hocherfreulicher Abschluß der Wahlbewegung. Wir sind jetzt, auf Grund von Mitteilungen der Parteiorgane, auch in derLage, die Stärke - Verhältnisse der Fraktionen im Reichstag endgiltig festzustellen. Der Abgeordnete Bayha für Tübingen hat sich der Reichspartei angeschlossen, die Abgeordneten Seybold für Ansbach und Schneider für Mittweida gehören der natwnalliberalen Fraktion nur als Hospitanten an, die Abgeordneten Hildebranv für Köslin und de Ahna für Sondershausen sind der nationalliberalen Fraktion nicht beigetreten, stehen ihr aber am nächsten und werden ihr bei den Berechnungen für die Kommissionswahlen zugerechnet. Demnach zählt die nationalliberale Fraction im Reichstag 95, bezw. mit dem in Friedberg hoffentlich nachgewählten Kan- ditaten 96 Mitglieder und 2 Hospitanten; außerdem sind hier die 3 liberalen Wild«« Hildebrandt, de Ahna und Netemayer-Braunschwrig mitzurechnen. Die Fraktion der (freikonservative) Reichspartei zählt mit dem in Marienwerder gewählten Abgeordneten Müller 41, die konservative Fraktion 78 Mitglieder und 2 Hospitanten (Böckel-Marburg und von Hornstein für Donaueschingen.) Die aus dem Kartell hervorgegangenen Parteien verfügen demnach über 222 Stimmen im Reichstag — eine Mehrheit von 24 Stimmen, die wohl alle gehegten Erwartungen übertrifft. Die Opposition setzt sich wie folgt zusammen: Zentrum (einschließlich des in Forch« heim wiedergewählten Abgeordneten Pezold) 99, Freisinnige 30. Elsaß-Lothringer 15. Polen 13, Sozialdemokraten 11, Welsen 4, Dänen 1, — insge- sammt 173. Die Nachwahl für Rieckert, die eventuelle Entscheidung durch das Loos für Querfurt sind noch in Frage.
Hamburg. (Ei ste Wahl: Heinzel (Soz.) 17,803, Woermann (nat.« lib.s 15,052, Dränert (freis.) 6341 StZ Dank der Unterstützung eines sehr großen Teiles der Freisinnigen ist gegen Erwarten der bisherigeAbg. Woermann wiedergewählt mit 20,000 gegen 19,400 St.
O e st e r r e i ch.
Pest, 4. März. Die deutsche Thronrede wird hier als eine ernste Friedenskundgebung aufgesaßt. „Nemzet" schreibt, die Thronrede
Aeuitketon.
(Widerrechtlicher Nachdruck wird verfolgt.)
Im letzte« Augenblicke.
Kriminal-Novelle von Eric d'Hscar.
(Schluß.)
„So antworten Sie doch", erinnerte der Staatsprokurator, „hat man den Schrank aus dem Zimmer fortgeschafft?"
„Aber mein Gott", erwiederte die Zeugin etwas ungeduldig, „Sie sprechen von einem Schranke, den man überall hinstellen kann-"
„Freilich!"
„Das ist aber nicht richtig! Der Schrank, von welchem ich spreche, läßt sich nicht fortbringen."
Der Staatsprokurator horchte überrascht auf:
„Wissen Sie das genau?"
„Ganz genau!"
In diesem Augenblicke sah die Frau den Angeklagten an, auf dessen Stirn dicke Schweißtropfen standen, während sein Gesicht totenbleich war. Bei seinem Anblick stieß die Frau einen Schrei aus, als hätte sie ein Gespenst gesehen und sank in Ohnmacht. Offenbar hatten sich ihrem Geiste plötzlich die Folgen ihrer Antworten vergegenwärtigt, — sie hatte die Verurteilung des Doktor Henrik ausgesprochen!
Der Staatsprokurator hat durch seine einfachen, aber richtigen Fragen ein großes Rätsel gelöst; die Thätsache von der Anwesenheit eines Schrankes, den man nicht „fortbringen" wnne, in jsnem Zntitner, brachte die Aussage des Zeugen Perron
zur Geltung, sollte das ganze steche Lügengewebe eines abgefeimten Schurken zerreißen, — im letzten Augenblicke, da er straffrei ausgehen sollte. —
In Folge der Ohnmacht der Zeugin vertagte der Präsident die Verhandlung auf eine halbe Stunde. Der Angeklagte, nun ganz gebrochen, wurde in's Gefängnis abgeführt, die Zeugin in ein gesondertes abgeschlossenes Zimmer. Gleichzeitig ordnete der Gerichtshof drei Beamte ab, mit der Weisung, im Hause des Angeklagten, und zwar im Sterbezimmer des Herrn de Braz, die Entdeckung des wichtigen Schrankes zu veranlassen.
* *
*
Auf die Kunde dieser Wendung in dem Prozesse hat der Gerichtssaal sich mit neuen Neugierigen gefüllt, — selbst außerhalb des Gebäudes stand das erregte Publikum Kopf an Kopf dichtgedrängt, um das Finale eines Dramas abzuwarten, wie es in Delle vorher nie noch sich abgespielt hatte.
Der Angeklagte und die Wirtschafterin wurden wieder vorgeführt, und auf's Neue begann der Staatsprokurator sein Verhör.
„Ich habe Ihnen nur noch einige Fragen vorzulegen. Sprechen Sie die volle Wahrheit, denn Ihr Leben hängt davon ab. . . . Als Sie in der Wohnstube Ihres Herrn Feuer angemacht, und dann in das Schlafzimmer des Fremden sich begeben hatten, schien da Ihre Ankunft Ihren Herrn zu überraschen?"
„Ja; ich merkte, daß ihm mein Kommen unangenehm sei, aber er sagte nichts."
„Wie lange ungefähr hatte sich Ihr Herr in diesem Zimmer schon befunden, bis Sie dazu kamen?"
„Eine kleine Viertelstunde; eher weniger als mehr."
„Aber warum hatten Sie von allen diesen Umständen, besonders von dem Schranke, bei ihren früheren Vernehmungen nichts erwähnt?"
Die Zeugin schwieg und blickte verstohlen nach dem Angeklagten.