Amts- und Intelligenz-Blatt für den OberamtS-Bezirk Nagold.

BZ 96

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Donnerstag 17. August

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1893

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Hages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

ä. Am 30. Juli d. I. fand im Beisein des ^-Vorstands und Aufsichtsrats dir nach dem Genoss.- / Gesetz vorgeschriebene Revision der Handwerkerbank N a g o li) e. G. m. u. H. durch den von der Vor­gesetzten Behörde hestätigten Revisor, Herrn Bank­kassier Fritsch aus Stuttgart statt. Nach dem die­ser Tage eingelaufeneu Bericht dieses Herrn hat die Revision zu einer Ausstellung keine Veranlassung gegeben, vielmehr hat genannter Herr der Verwal­tung der Bank das Zeugnis gegeben, daß sie dem Gesetz entsprechend funktioniere und daß die Bank hinsichtlich ihrer Geschäftsresultate und ihrer betracht- lichen Reserven auf gesunder solider Basis ruhe. Der Bericht selbst wird den verehrt. Mitgliedern in der nächsten Generalversammlung wörtlich mitgeteilt werden.

K Haiterbach, l5. Aug. Dem in den 50ger Jahren stehenden Schneider F. Sch. hier sollte der Blaue", welchen er gestern gemacht hatte, verhäng­nisvoll werden. Als Sch. spät abends schwerbeladen zu Hause angckommen war, stürzte er die Treppe herunter. Die hiedurch am Kopfe erlittenen Verle­tzungen waren so bedenklicher Art, daß sie diesen Morgen den Tod des Verunglückten herbeiführten. Er hinterläßt eine Witwe und einen verheirateten Sohn.

Freudenstadt, l4. Aug. In einer letzten Sams­tag im Gasthaus zum Schwanen unter dem Vorsitze von Stadtschultheiß Hartranft gehaltenen Versamm­lung hiesiger Gewerbetreibender, welche sich sämtlich für Einführung einer elektrischen Anlage aussprachen und von denen schon 60 Pfcrdekräfte gezeichnet sind, wurde beschlossen, im Laufe dieser Woche die Anlage in Nagold zu besichtigen, um hierauf weitere Schritte thun zu können.

Stuttgart, 11. August. Gestern wurde hier ein Verkauf von ISO bis 200 Ztr. Mostobst abge­schlossen, lieferbar bei der allgemeinen Obsternte, der Zentner zu 3 ^ Als Unikum dürfte es zu be­zeichnen sein, daß am Donnerstag zwei Mostobst­händler aus dem Weissachthal, da der Handel nicht in Fluß kommen wollte, ihre beiden Wagen Most­obst im Gaigel gegenseitig auf dem Wilhelmsplatz auf einer Bank ausspielten.

Stuttgart, 14. Aug. Mit Zustimmung der beiderseitigen hohen Eltern und mit allergnädigster Einwilligung S. M. des Königs und S. M. des Königs von Sachsen haben Sich Ihre Königl. Hoheiten die Herzogin Maria Jsabella von Württemberg und der Prinz Johann Georg von Sachsen ver­lobt. Durch dieses frohe Ereignis, welches die beiden Königshäuser von Württemberg und Sachsen verbindet, sind S. M. der König und die Königl. Familie auf das Lebhafteste erfreut. Auch unser Land wird hieran, wie an allem, was sein angestammtes Herrscher­haus betrifft, den aufrichtigsten Anteil nehmen.

Heilbronn. Zum Prozeß Hegelmaier der- öffentlicht derMerkur" einige Zuschriften aus Heil­bronn. Eine derselben lautet: Das Urteil gegen He- gelmaier wird hier als ein ungemein strenges be­trachtet und es ist kein Zweifel, daß gerade die Vor­gänge der letzten Tage ihm viele Sympathien gewon­nen haben. Bei Besprechung des Urteils dürften wohl folgende Gesichtspunkte hauptsächlich hervorzu­heben sein: 1) Die Niederlage, die das Medizinalkolle­gium erfahren hat. 2) In Laienkreisen wurde hier allge­mein ein freisprechendes Urteil erwartet. Man sagte

sich, wenn die Strafkammer selbst bei ihrer ersten Verhandlung sich nicht klar darüber war, ob eine öffentliche Urkunde vorliege oder nicht, bezw. den Begriff der öffentlichen Urkunde verneint hat, so kann den beiden Beschuldigten jedenfalls nicht glaubhaft nachgewiesen werden, daß sie sich dieses Begriffes bewußt gewesen seien. 3) Daß Hegelmaier auch noch die Kosten der Begutachtung in Jllenau zugeschoben werden, wird allgemein für nicht billig erachtet; ob hier eine Bestimmung des Gesetzes die Schuld trägt, wissen wir nicht. Die ganze Geschichte mit der Gei­steskrankheit ist doch von einer staatlichen Behörde angeregt worden, Hegelmaier hat von Anfang an entschieden bestritten, geisteskrank gewesen zu sein. Sein Aufenthalt in Jllenau hat die vollständige Grund­losigkeit der behaupteten Geistesstörung erwiesen, das Gericht hat sich auf den Standpunkt Schüles gestellt und trotzdem soll H. die nicht durch seine Schuld entstandenen bedeutenden Kosten tragen. Das be­greift der Laienverstand doch wohl kaum. Es wird wohl das Reichsgericht über diese Sache zu befinden haben. Eine andere Zuschrift meint, gegenüber der erwarteten Freisprechung komme in Betracht: Trotz den geradezu überwältigenden Ausführungen des Geh. Rats Dr. Schüle über die geistige Gesundheit des Oberbürgermeisters H. erklärte am folgenden Tag Obermedizinalrat v. Landenberger, daß das Medizi­nalkollegium darauf beharre, daß Overbürqermeister H. unheilbar geisteskrank sei. Durch die erfolgte Ver­urteilung aber ist diese Frage jetzt gelöst; die völlige geistige Integrität des Oberbürgermeister H. ist hie­durch gerichtlich festgestellt, während ein freisprechen­des Urteil diese Frage hätte offen lassen müssen. Uebrigens ist (wie bekannt) gegen das Urteil bereits Revision eingelegt; in einer wiederholen Verhand­lung kann die Frage der Zurechnungsfähigkeit aber nicht mehr in Betracht kommen.

Heilbronn, 13. Aug. Gegen das Urteil im Prozeß Hegelmaier-Füger ist, demSchwäb. Merk." zufolge, Revision eingelegt worden. Dem Urteil ist nachzutragen, daß die Angeklagten die Kosten des Verfahrens gemeinsam zu tragen haben; dem Angeklagten Hegelmaier wurden außerdem die Kosten der Beobachtung in der Irrenanstalt Jllenau zuge- schieden.

Ochsenhausen, 13. August. Die Dinkel-, Rog- gen- und Gerstenernte ist im allgemeinen vorüber und lieferte befriedigende Erträge. Bei Dinkel ist vielfach ein Ausfall in Garben zu verzeichnen; die Qualität der Frucht ist um so vorzüglicher. Gerste und Haber liefern fast eine volle Ernte Die Aus­sichten auf eine gute Oehmdernte werden von Tag zu Tag günstiger ausgebrannte Lagen abgerech­net. Die Hackfrüchte stehen so üppig wie selten. Der Ertrag an Hopfen ist nicht nennenswert. Die Pflanzen treiben übrigens nach und zeigen auch einen schwachen Blütenanflug. Obst giebt es auch hier oben viel, doch nicht in allen Lagen.

Knittlingen, 13. August. Gestern wurde hier das Gemeindeobst im öffentlichen Ausstreich verkauft. Angeschlagen war das Simri Aepfel zu 1 das Simri Birnen zu 70 Gesamtanschlag 1514, Er­lös 1613 Diese Gemeindeeinnahme wird aber fast ganz absorbiert durch die der Gemeinde Heuer erwachsenen Ausgaben für Vertilgung von Mäusen, Maikäfern, Hornissen, Wespen und schädlichen Vögeln, welche sich bis jetzt auf nahezu 1600 -/L belaufen.

NeueKaserne. Für den durch die Militärvor­lage notwendig gewordenen Bau der neuen Kaserne

sind bei der Militärverwaltung nicht weniger als 62 Platzofferten eingelaufen; 52 davon wurden sofort als ungeeignet bei Seite gelegt und 10 in die enge Wahl genommen.

Aus München. 12. Aug., schreibt man dem N. Tagbl.": Ein Regimentsbefehl von gestern ver­bietet den Soldaten des Jnfanterie-Leib-Regiments strengstens den Verkauf von Kommißbrot. Damit ein solcher ganz unmöglich wird, erhalten die Solda­ten ihre Brotration nicht mehr alle 4 Tage mit einem ganzen Laib, sondern täglich mit einem Laib. Das trotzdem übrig bleibende Brot ist wieder einzu­liefern, um jedes Verschenken desselbenjzu verhindern. Verdankt dieser prächtige Regimentsbefehl seine Ent­stehung etwa der Tkatsache, daß Herrn v. Bollmar seitens einzelner Soldaten eben gefaßtes, gänzlich ver­schimmeltes Brot vorgelegt und zur Verfügung ge­stellt wurde?! Fast könnte man sich versucht fühlen, dies zu glauben. Auf solche Weise hofft und glaubt man wohl, die wachsende Unzufriedenheit in den Rei­hen der Soldaten sowohl als des Volkes zu bannen?

Bad Kissingen, 11. Aug. Etwa 700 Lehrer vom 12. bayerischen Volksschullehrertag brachten dem Fürsten Bismarck heute nachmittag eine Ovation. Der Fürst sprach ihnen Dank aus und verbreitete sich in längerer Rede über die deutsche Schule und hob den großen Einfluß der Schule auf die Zukunft hervor. Die deutsche Schule sei. wie das deutsche Offizierskorps, eine spezifisch deutsche Institution, die andere Nationen uns nicht nachmachea könnten. Einen schädlichen Einfluß der Schule auf die Vorbildung des nationalen Charakters zeige Frankreich, das den Chauvinismus und die nationale Eitelkeit groß ziehe. Die deutsche Schule müsse auch die deutsche Einheit pflegen, damit die früher uns gefährliche Sonder- bündelei aufhöre. Damit spreche er nicht gegen den berechtigten Partikularismus, der mit den Dynastien notwendig zusammenhänge, wie diese wieder mit der nationalen Einheit. Der Fürst endete. Bayern als eine starke Stütze des Reiches bezeichnend, mit einem Hoch auf den Prinzregenten und unterhielt sich lange mit den Lehrern, die patriotische Lieder sangen und wiederholt stürmische Hochs ausbrachteu.

Wie derAllg. Ztg." aus Kissingen mitgeteilt wird, werden am nächsten Sonntag wieder größere Deputationen den Fürsten Bismarck begrüßen. Mas­senbesuche sind aus Meiningen, Hildburghausen und Coburg angemeldet; am nächsten Sonntag will auch der GesangvereinOrpheus" von Barmen eine Hul­digung darbringen.

Die geplante Weinsteuer, die namentlich in Süd­deutschland verschnupft, soll eine Luxussteuer sein und weder die Einnahmen der Einzelstaaten aus den bis­herigen Weinsteuern schmälern, noch den Konsum billiger Weine verteuern. Sie soll lediglich die Qua­litätsweine in Betracht ziehen, unter denen auch die Schaumweine inbegriffen sind. Vom Schaumwein, aus dem man einer früheren Schätzung zufolge 3 Millionen Mark herausschlagen wollte, hofft man einen bedeutend höhern Ertrag zu erzielen.

Nachdem vor einiger Zeit im Fichtelgebirge in geringer Tiefe ein mächtiges Kohlenlager gefirnden wurde, ist Ingenieur Leroux, Besitzer der Ber­einigten Erzwerke, bei K up f er b e r g auf ein reich­haltiges Lager Kupfererz in einer Tiefe von 40 m gestoßen.

Nach einer Meldung desHamb. Korresp." aus Berlin schweben zwischen England und Deutschland Verhandlungen über die Festlegung der Nordgrenze