MMster
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Bezirk Na galt».
^c°94.
Erscheint wöchentlich 3wal: TreuSt-g, Donnerstag und Samstag, und lostet vierteljährlich hier! (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 I außerhalb des Bezirks 1 20 -4.
Monats-Abonnement nach Verhältnis.
Samstag 12. August
HusertionS-Gedühr für die Ispalttge Zeile aus
gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S < bei mehrmaliger je S Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Lage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.
1893 .
A m N i ch k r.
Bekanntmachung.
s - > Nach einer Mitteilung des K. Oberamts Neuenbürg ist behufs Vornahme von Reparaturen an dem Wehr der Effenfurtsägmühle der Firma E. Seeger u. Cie. in Neuenbürg durch Verfügung der K. Kreisregierung Reutlingen vom 8. ds. Mts. Floßsperre für die Enz von Höfen abwärts bis zur badischen Grenze vom 10.-31. ds. Mts. angeordnet worden.
Nagold, den 10. Aug. 1893.
K. Oberamt. Vogt.
Das erledigte Forstamt Urach wurde dem Oberförster Stock von Altenstcig übertragen.
Gestorben: Johann C. Hammer aus Calw, 62 I., in Philadelphia, Karoline Necker, geb. Kübler, aus Nagold, 64 I., in Holyokc, Mass.
Gcrges-Weurgkeiten.
Deutsches Weich Oberes Gäu, 8. Aug. Das Erntegeschäft geht mit dem heutigen Tage zu Ende. Es wurde einmal durch längere Regenzeit unliebsam, doch nicht folgenschwer unterbrochen. Dinkel und Gerste lieferten im Durchschnitt schöne Erträge, jedenfalls weit bessere als man vor Wochen hoffte. Wenn auch die Garbenzahl und Länge des Strohs zu wünschen übrig läßt, so ist auf der andern Seite die Frucht schwer und gesund. Im allgemeinen liefert eine Garbe etwa 1 Simri Dinkel. Die Aussichten auf Oehmd, zweiten Klee, Angersen rc. sind gut, und da die abgeernteten Felder größtenteils sofort mir Grünfutter bestellt werden, so ist Hoffnung, daß der Viehstand nicht weiter in großem Maßstabe reduziert werden muß. Die vielen und weitgedehnten Hopfenanlugen bieten ein trauriges Bild dar; der sogenannte Schwarzbrenner hat die Hoffnung auf einen guten Ertrag vernichtet. Nur in vereinzelten Gärten stehen die Pflanzen schön. Fast überrall sind die Obstbäume (Aepfel, Birnen und Zwetschgen) reich mit Früchten beladen nnd gewähren einen Anblick, der das Herz erfreut. Besonders reichlich tragen wieder die Luikenapfelbäume, die auch bei uns in den letzten wahren gekräokelt haben und deshalb leider teilweise umgepfropft wurden.
Stuttgart, 8. Aug. Reservisten und Landwehrleute werden erfreut sein, zu vernehmen, daß sie zu den Herbstmanövern nicht herangezogen werden. Die Gestellungsbefehle, deren sehr viele ausgegeben waren, werden heute und in den nächsten Tagen wieder abgeholt werden.
Cannstatt, 8. Aug. (Ausstellung.) Dieselbe erfreut sich fortwährend eines zahlreichen Besuches, am Sonntag wurden gegen 3000 Karten gelöst; bereits sind mehrere Gewerbevereine zum Besuch angemeldet; auch der Besuch der Wein- und Biev Halle ist (natürlich!) ein zahlreicher, namentl. abends, wo in letzterer von Restaurateur Fink die maurisch orien talische Gesellschaftstruppe Orientale des Ouled-bel Hady zum Spiele engagiert worden, deren Leistungen einen allgemeinen Beifall finden. Was die Eintrittspreise betrifft, so sind solche vorerst auf 50 L festgesetzt. Kinder zahlten heute nur 10 Dauerkarten kosten 2 50 L Beikarten ä Person 1
Kirchheim u. T., 7. Aug. Die Bemühungen um die Verlegung einer Garnison in unsere Stadt sind, wie wir zuverlässig vernehmen, ganz erfolglos ge- wesen. Es dürfte sich den höheren Orts gegebenen Erklärungen gemäß zunächst überhaupt nicht darum
handeln, neue Garnisonen zu schaffen, sondern hauptsächlich darum, die neuen Truppen in den seitherigen Garnisonsstädten unterzubringen.
Ravensburg, 7. Aug. Das Kgl. Landgericht Ravensburg erläßt einen Steckbrief gegen den in Zürich wohnenden vormaligen Kgl. württ. Hauptmann z. D. Edmund Miller von Riedlingen, wegen Majestätsbeleidigung.
Fellbach. 8. Aug. Am morgigen Tage, den 9. August sind es gerade 200 Jahre, daß der französische General Melac, von Schorndorf kommend, sengend und brennend das Remsthal herabzog und hier 178 Häuser in Asche legte, darunter auch das Schulhaus. Es ist dies eine Erinnerung, die nicht wie die meisten Jubiläen Freude, sondern nur Wehmut Hervorrufen kann.
Von der Hornisgrinde, 4. Aug. Seit kurzem ist das am User des Mnmmelsees neu erbaute Hotel eröffnet.
Karlsruhe, 8. Aug. Die auch von uns übernommene Nachricht der „Bad. Landesztg.," daß an Stelle von Kaisermanövern zwischen dem 13. und 14. Armeekorps solche zwischen dem 14. und 15. Armeekorps bei Kehl und Straßburg stattfinden sollen, ist nach der „Bad. Korr." völlig unbegründet.
Karlsruhe. 9. Aug. Dem Vernehmen der „Bad Korresp." zufolge hat das Ministerium des Großh. Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten im Anschluß an das Vorgehen von Bayern und Württemberg angeordnet, daß vom 1. Okt. d. I. an die lOtägige Gültigkeitsdauer der Rücksahrtskarten auch auf dem badischen Eisenbahnnetz zur Einführung gelange.
Straßburg, 9. Aug. (Kaisermanöver.) Nach hierher gelangten Mitteilungen scheint festzustehen, daß der Kaiser am 10. September hier eintrifft und bis zum 14. September verweilt, lieber das 14 und 15. Armeekorps wird hier die Kaiserparade ab- gehalten werden; darauf manöverieren beide Armeekorps gegen einander bei Straßburg und Kehl. Bei diesen Manövern wird eine Brücke über den Rhein geschlagen werden.
Frankfurt a. M., 8. August, lim 1 Uhr nachmittags begannen im ehemaligen Bundespalais in der Großen Eschenheimergasse die Konferenzen der Finanzminister der deutschen Bundesstaaten. Die Sitzungen finden statt im früheren Festsaal des Thurn und Taxis'scheu Schlosses. Inmitten des Saales steht ein riesiger runder Tisch, der von 33 eichenen Stühlen umgeben ist. — Die Sitzung begann um 1 Uhr und dauerte bis nach 5 Uhr. Es wurde der „Franks. Ztg." zufolge beschlossen, daß die Teilneh- mer gegenüber der Oeffentlichkeit sich Stillschweigen auferlegen sollen. Doch könne soviel mitgeteilt werden, daß eine Generaldiskussion über sämtliche Steuerprojekte stattfand, in der alle Regierungen durch ihre Vertreter zu Wort kamen. Als Resultat des Meinungsaustausches meldet das „Wolff'sche Bureau," gutem Vernehmen nach habe sich über die allgemeinen Grundlagen einer Reform der finanziellen Verhältnisse des Reiches zu den Einzelstaaten eine er- freuliche allseitige Uebereinstimmung gezeigt. Nach Schluß der Sitzung vereinigte ein Festdiner im „Frankfurter Hof" die Teilnehmer an der Konferenz. Den Vertretern des Wechselmakler-Syndikats gegen- über soll Finanzminister Dr. Miguel, wie mehrere Blätter melden, die Börsensteuer als unvermeidlich bezeichnet haben; dieselbe sei die einzige populäre Steuer, ohne deren Einführung sei auf Gewährung anderer Steuern nicht zu rechnen.
Die Finanzminister-Kvnferenz setzte gestern mittag 12 Uhr unter Vorsitz des Staatssekretärs des Reichsschatzamts Frhrn. v. Maltzahn die Beratung fort. Die preu ßische Denkschrift gelangte Dienstag zur Verteilung und lag der gestrigen Verhandlung zu Grunde. Die Sitzung war hauptsächlich der Frage der Tabaksteuer gewidmet. Bei der Debatte sollen mancherlei Einwendungen erhoben sein, doch gelangte man zu einem — wenn auch nicht einstimmigen — Einverständnis, so daß also die Tabak- fadrikatsteuer seitens der Vertreter der Regierungen im Prinzip als angenommen gelten darf. Die Höhe der Steuer und die Abmessung der Abstufungen muß späterer Beratung Vorbehalten bleiben. Auch über das Stempelsteuergesetz wurde beraten, und. auch hierüber ist man, wie verlautet, zu einer gewissen Einigung gekommen, die indessen ganz allgemeiner Natur ist. Endlich ist auch die Quittungssteuer in den Kreis der gestrigen Beratungen gezogen worden. Daß bindende Beschlüsse jetzt nicht gefaßt werden können, versteht sich von selbst; über die getroffenen Abmachungen haben zunächst die einzelnen Regie- rungen und alsdann der Bundesrat zu entscheiden.
Dresden. 6. Aug. Eine strenge Verordnung der kgl. Polizeidirektion, welche demnächst in Kraft treten wird, bestimmt, daß Kellnerinnen, Kassiererinnen. überhaupt alle in Gastwirtschaften, Weinstuben und Konditoreien beschäftigten weiblichen Bediensteten nachts 1 Uhr die Schankstätten ungesäumt zu verlassen haben. Die Wirte sind verpflichtet, so lange ihre Wirtschaften im Betrieb sind, jederzeit persönlich anwesend zu sein oder für Stellvertretung zu sorgen. In den Schankräumen sind alle Einrichtungen verboten, wodurch Räume und Plätze versteckt, verhüllt oder in irgend einer Weise dem freien Ein- und Ueber- blick entzogen werden. Die Kellnerinnen haben anständige und unauffällige Kleidung zu tragen; auch ist ihnen verboten an den Fenstern oder Thüren der Schankräume zu verweilen, Personen in die Schank- räume einzuladen oder Gaste zum Trinken zu bereden. Ebenso ist es ihnen untersagt, an den Gasttischen in ^ Gemeinschaft mit den Gästen Platz zu nehmen. Die Strafen für Verstöße gegen diese Bestimmungen steigen bis 150 Geld oder 14 Tage Haft.
Kiel, 8. Aug. Prinz Heinrich tritt seine Reise nach Italien am 12. August an.
Berlin, 8. Aug. Man erwartet von der Frankfurter Ministerkonferenz nicht die Lösung der vielumstrittenen Steuerreform, sondern vielmehr das Signal zu neuen inneren Kämpfen.
Berlin, 9. Aug. Der Papst bereitet wieoer ein Rundschreiben vor, das an die „christlichen Mächte" gerichtet werden und die soziale Frage behandeln soll. Der Inhalt dieses Rundschreibens läßt sich folgendermaßen kurz zusammenfassen: „Das Eigentum ist heilig und unverletzlich. Die Armen haben jedoch die Macht, von den Reichen Hilfe zu verlangen. Diese Hilfe muß nicht die Form von Almosen annehmen, sondern muß darin bestehen, daß dafür gesorgt wirs, daß sie nützliche Beschäftigung erhalten. — Die soziale Frage muß auf einer religiösen Grundlage basiert werden, wenn anders eine praktische und philosophische Lösung erzielt werden soll. — Die christliche Religion ist das einzige Bollwerk der sozialen Ordnung. Streiks bringen nichts Gutes hervor. Das Maximum der zu verrichtenden Arbeit und das Minimum der Löhne muß festgesetzt werden. Für die Armen und Kranken müssen Institutionen gegründet werden. Die Gesetze zum Schutze der Frauen und Kinder in den Fabriken