«inlies, erdröhnte ein nicht enden wollendes Hoch. Der Fürst erschien durch diese Huldigung tief er. griffen und erwiderte auf die Begrüßung des Pro­rektors Professor Merkel mit einer Rede.

Die sämtlichen Kriegergräber und Denkmäler bei Metz werden auch in diesem Jahre in hergebrachter Weise am 15. August geschmückt und daran anschlie­ßend eine Gedenkfeier für die Gefallenen in der denk­würdigen Schlacht bei Gravelotte veranstaltet werden.

DerKöln. Ztg." wird aus nationalen Kreisen geschrieben: Auch unsere rote und schwarze Oppo­sitionspresse lebt jetzt vor allem davon, daß sie, nachdem sie die erste und Hauptschlacht mit der Heeresvorlage zu ihrem Grimm verloren hat, das Spiel aus der Wahlzeit fortsetzt und die Wähler damit gruselig zu machen sucht, daß sie ihnen ein­redet, der kleine Mann werde nun vollends durch Steuern erdrückt werden. Um diesen Vorspiegelungen Glauben zu erringen, müssen natürlich alle etwa in Betracht kommenden gerechten Steuern irgendwie on- geschwärzt werden, sodaß es schließlich aussieyt, als gäbe es gar keinen Ausweg als die Belastung der Massen. Aus diesem Grunde wird die Wehrsteuer, die im Süden in nationalen Kreisen und weil dar­über hinaus sehr volkstümlich ist, jetzt so lange ge­dreht und gewendet, bis sie wie eineKrüppelsteuer" aussehen soll. Wir möchten zur Kennzeichnung die­ser Fechiart nur daran erinnern, daß im Jahre 1870 einige württembergische Studenten nicht ausrücken konnten, weil sie Schmisse an der Stirn hatten, die durch das Tragen der Kopfbedeckung gerieben und entzündet wurden. Diese Leute befinden sich heute zum Teil in glänzender Erwerwerbsstellung: kann man sie etwa als Krüppel bezeichnen?! Unsere volks­parteilichen Führer alle, die Payer, Haußmann I und II, Schickler, Kapp, haben wegen leichter kör­perlicher Fehler nicht gedient, würden also in Zu- kunft wehrsteuerpflichtig sein, sie werden aber des­halb doch von Niemanden als Krüppel angesehen werden und werden wollen. Im gleichen Falle aber befinden sich Tausende und Abertausende, und wes­halb wir eine so gerechtfertigte Steuer, die nach schweizerischem Maßstade 34 Millionen abwersen könnte,hinauslassen" sollen, das sieht man hier­zulande nicht ein, sodaß alle Liebesmühe der Oppo­sitionsblätter verloren ist.

Eine anderweite Regelung der Gefängnis­arbeit soll, wie verlautet, regierungsseitig geplant sein. Um die der freien Arbeit überaus gefährliche Kon­kurrenz der Gefängnisarbeit zu beseitigen oder min­destens zu beschränken, hat man auf Seiten der Handwerker seit Jahrzehnten verlangt, daß die dis- poniblen Arbeitskräfte der Strafanstalten zur An­fertigung der Armeebedürsnisse verwandt werden sollen. Wie uun aus Schlesien gemeldet wird, sind bereits Vorkehrungen getroffen, um die Armee-Bekleidungs- gegenstände in den Strafanstalten Herstellen zu können und Herstellen zu lassen. Zu diesem Zwecke werden jedem Armeekorps mehrere Strafanstalten zur Be­schäftigung überwiesen.

Berlin, l. Aug. DasDeutsche Kolonialbl." entnimmt einem Privatbriefe des Majors v. Wiß- mann, daß aus Nijdge kommende Leute erzählen, Emin Pascha habe westlich von Nyanza den Araber Said-Bin-Abed getroffen. Der Araber habe, weil Emin am Viktoria-See angeblich 3 Araber hinrichten l'e;;, ihn mir der ganzen Karawane niedermachen lassen.

Bejterreich-Angarn.

In Ungarn zeigt man sich sehr erbittert über das Fulterausfuhrverbol, das durch das ungarische Ernte­ergebnis keineswegs gerechtfertigt erscheint und ledig­lich Oesterreich zugute kommt. Die Verstimmung wird noch dadurch verschärft, daß die österreichische Regie­rung, einer bisher unbestrittenen Meldung zufolge, nach Erlaß des Ausfuhrverbots der württembergischen Regierung die Ausfuhr von 300 Waggons Heu ge­startet hat. Der ungarische Börsenrat will vom Han- delsminlfter Aufklärung verlangen, ob dies mit Wis­sen der ungarischen Regierung geschehen, oder ob Ungarn ein ach düpiert worden sei.

Es sei daran erinnert, daß die österreichischen Doppelgulden am 31. Aug. ihre Zahlkraft verlieren uns alsdann nur mehr um den Silberwert ange- bracht werden können.

Frankreich.

Die Pariser Zeitungen äußern sich hocherfreut über den Sieg, den die französische Diplomatie bei der siamesischen Frage davongetragen habe, und rüh­

men die energische Haltung und Geschicklichkeit des Ministers des Auswärtigen Develle. Einige, beson­ders derTemps", denken jedoch auch an die weniger angenehme Seite der Sache: an die Verhandlungen, welche wegen der Grenzregulierung noch mit Eng­land zu führen sind. Dies sei eine schwierige Frage, die große Wachsamkeit und Festigkeit erfordere. Einen Mißklang in den Siegesjubel bringt auch eine Trauer­botschaft vom Mekong. DieAgence Havas" meldet aus Saigun, daß Lieutenant Puysögur und 7 Sol­daten in den Stromschnellen des Mekong bei Kohne ertrunken seien.

Voller Freude sind fortgesetzt die Franzosen über ihren Erfolg in Siam, der dies Königreich in­direkt ihnen zu Füßen legt. Man thut, als habe man in Bangkok etwas außerordentliches geleistet, während doch in Wahrheit nichts weiter geschehen ist, als die brutale Vergewaltigung eines kleinen, schwachen Staates, der niemals im Stande oder befähigt war, einen kräftigen Widerstand gegen seine Peiniger zu leisten. So etwas fertig zu bringen, ist kein Kunst­stück, und es zeugt gerade nicht von einem hohen Standpunkt, sich dieser Thaten noch gar zu rühmen. Wenn die Franzosen wirklich in kolonialen Leistungen so stark sind, dann hätten sie den schwarzen König Behanzin von Dahomey, mit dem sie sich seit Jahr und Tag herumschlagen und den sie schon zehnmal besiegt haben wollen, längst unschädlich gemacht, aber da hapert die Sache ganz bedenklich, llebrigens entsteht der schwer gedehmütigten siamesischen Regierung vielleicht schon in naher Zeit eine Revanche, wenn es erst zu der genauen Grenzstellung zwischen Frank­reich und Siam kommt. Auf einen Teil des von den Franzosen beanspruchten Gebietes haben längst die Engländer die Hand gelegt und diese sind erst recht als Leute bekannt, die lieber nehmen als geben. Wenn Engländer und Franzosen sich untereinander hernmstreilen, dann mag nur der König von Siam sich freuen.

Die heute aus Paris vorliegenden Nachrichten lassen erwarten, daß auch bald eine Verständigung zwischen Frankreich und England hinsichtlich der sia­mesischen Frage erzielt wird. Infolge der Unterre­dungen des französischen Ministers des Auswärtigen mit dem englischen Botschafter ist eine Einigung über die Bildung einer neutralen Zone zwischen den neuen Besitzungen Frankreichs und den Gebieten von Birma und China erzielt worden. Die betreffenden Proto^ kolle sollten am Dienstag unterzeichnet werden. An­dererseits wissen englische Blätter zu melden, daß die Lage in Siam noch immer eine bedrohliche sei. Sie­ben französische Kanonenboote seien bei der Insel Kohsichang eingetroffen, im Ganzen befänden sich 13 französische Kriegsschiffe in den siamesischen Gewässern. Bedenklich erscheint allerdings, daß die französische Regierung nunmehr, angeblich um eine Garantie für die Erfüllung der durch Siam angenommenen Be­dingungen zu erhalten, außer diesen Bedingungen des Ultimatums noch die Forderung erhoben hat, daß die siamesische Regierung ihr die provisorische Besitznahme des Hafens von Tschantabon zngestehe, der am Golf von Siam, ungefähr 200 Kilometer südöstlich von Bangkok gelegen ist. Tschantabon ist nächst Bang­kok die größte Stadt Siams. Auf diese Weise würde Frankreich weit über das rechte Ufer des Mekong hinaus einen Keil vorschieben. Als ein Eingriff in die Unabhängigkeit Siams könnte auch das Verlangen angesehen wesden, daß keinerlei militärische Station Seitens Siams an gewissen Grenzgebieten Kambod­schas und in gewisser Entfernung von dem Fluß Mekong errichtet werden solle.

Paris. Nachdem in Deutschland die Einführung der zweijährigen Dienstzeit für die nichtberittenen Truppen zur Thatsache geworden ist, wird auch in Frankreich das Verlangen nach einer entsprechenden Verkürzung laut, und so gesellt sich zu den vielen bereits ausgegebenen Wahlparolen eine neue. Am nachdrücklichsten tritt für diese Forderungen der Ab­geordnete Deloncle ein. der einen dahingehenden Antrag schon im Laufe der letzten Parlamentssession gestellt hatte.

Italien.

Rom, 2. August. DieTribuna" meldet aus Neapel: Vom 31. Juli mittags bis 1. August nach­mittags sind an Cholera 30 Personen erkrankt, 11 gestorben. Amtliche Bulletins über Cholerafälle wur­den bisher nicht veröffentlicht. Der Gesundheitszu­stand in Italien ist nach derAgenzia Stefani" gut.

Griechenland.

Athen, 1. Aug. Kronprinzessin Sophie ist heute glücklich von einem gesunden Knaben entbunden wor­den. Mutter und Kind befinden sich wohl.

England.

London, 1. August. Die gesamte Presse heißt den Kaiser Wilhelm als stets gern gesehenen Gast, der in liebenswürdigster, kameradschaftlicher Weise mit britischen See-Offizieren verkehre, willkommen.

Co wes, 1. Aug. An der heutigen von Tau­senden von Zuschauern beobachteten Hauptregatta um denOmens Cup" nahmen fünf Dachten teil, und zwar dieValkyrie" des Lords Dunraven, dieBri- tannia" des Prinzen von Wales, derMeteor" des Kaisers, derViking" und derMawhawk". Die Fahrt begann um 10 Uhr und dauerte bis ungefähr 5 Uhr. Sie endigte mit dem Siege derValkyrie". welche die Dacht des Kaisers um 17 Sekunden schlug. Britannia" kam an dritter Stelle.

Norderney, 31. Juli. Soeben traf die Köni­gin von Württemberg hier ein und wurde von IE hier weilenden fürstlichen Persönlichkeiten empfangen.

Rußland.

St. Petersburg, 2. Aug. DerRegierungs­bote" veröffentlicht ein Zirkular des Finanzministers an die Zollämter, wonach von heute an eine weitere fünfzigproz. Erhöhung der Einfuhrzölle auf deutsche Waren eintritt, soweit solche bereits durch Gesetz vom 1. Juni einer Zollerhöhung unterworfen sind. Die Maßnahme trifft nicht Waren, welche im Laufe des heutigen Tages bei russischen Zollämtern angemeldet werden. Ferner wird angeordnet, daß von deutschen Schiffen ein auf einen Rubel erhöhtes Lastgeld er­hoben werde.

Die deutschen Konsuln in Rußland sind an­gewiesen, bei der Ausstellung der Urfprungsbescheini- gung für Waren nichtrussischer Provenienz sich von deren Herkunft sorgfältig zu überzeugen, damit nicht russische Waren unter fremder Flagge eingehen. Die deutsche Negierung scheint nicht geneigt zu sein, Sen- düngen, die vor der Zollerhöhung abgeschlossenen Geschäften entspringen, zu den alten Zollsätzen ein- zulassen. Sie fürchtet, daß dann ein großer Teil der jetzigen Ernte Rußlands auf Grund von Termin- g eschifften zum bisherig en Zoll eiugeführt würde.

Kleioerk WitltUrrsgks.

Altensteig, I. Aug. Ein heiteres Stückchen passierte einem Viehhändler aus einem benachbarten Oberamt heute Nacht in einem hiesigen Wirtshaus. Der schon bejahrte Mann hatte im Eisenbahnzug ein Fräulein kennen gelernt, wie er sagte, eine Kellnerin aus Hall. In seiner Gutherzigkeit nahm er sich des alleinstehenden Mädchens an und um dem zarten Wesen alle Skrupeln zu beseitigen, stellte er sie als seineTochter" vor. Dieweil er ein sparsamer Mann, bezog er mit ihr selbstredend ein Zimmer zusammen. Als er aber morgens erwachte, war dasTöchterlein" verschwunden, hatte aber die Geldbörse des gute» Mannes mit 309 bar mitgehen heißen.

In Althengstert verunglückte den 29. Juli ein Mann, Jakob Schwarz; er bekam bei einer Arbeit am Giebel eines Hauses das llebergewicht und stürzte aus dem obersten Bühneladen zu Boden. Er brach beide Arme und Beine, zum Teil mehrmals. Er mußte sofort nach Tübingen übergeführt werden. Der Verunglückte ist Vater von 6 Knaben, von denen der älteste 7 Jahre, der jüngste so viele Tage alt ist.

Zuffenhausen, 1. Aug. Gestern Abend ereig- nete sich ein schwerer Unglücksfall. Ein sich ver­späteter Reisender, wie man hört, ein Südfrüchten- händler aus Stuttgart, wollte in den schon im Gang sich befindlichen Zug einspringen, glitt jedoch auf der Treppe aus und kam mit beiden Füßen zwischen den Tritten in die Radspeichen, so daß ihm beide Füße vollständig abgerissen waren, ehe der Zug zum Stehen gebracht werden konnte. Infolge weiterer schwerer Verletzungen des Körpers starb der Verunglückte noch auf der Fahrt bis Stuttgart. _

Handel L Berkehr.

Ulm, 29. Juli. (Repsmarkt.) Höchster Preis 15 mittlerer 14 4V 4, niedrigster 14 ^ Umsatz 68 Ztr. mit 959 40

Augsburg, 1. Aug. Augsburger Siebengul­denloose, gezogene Serien: Nr. 140, 712, 912, 826, 1v21, 1094, 1713, 1721, 1733, 1843. _

Hiezu das Uuterhaltungsblatt Nro. 31.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckerei-