eriunterstützungen weist der Bericht bei täglicher Gabe von 40 */« Jahr lang eine Ausgabe von

185 «/L 60 und für 4 Sterbefälle eine solche von 137 ^ 25 ^ nach. Die Mitgliederzahl des Vereins beziffert sich auf 271, worunter aber eine namhafte Zahl sich befindet, die nur des wohlthätigen Zwecks wegen dem Verein beigetreten sind und welchen aus der Versammlung der gebührende Dank gezollt wurde. Hierauf folgte eine interessante statistische Zusammen­stellung der Einnahmen und Ausgaben sowie über den Vermögensbestand und der Mitgliederzahl des Vereins, welche eine erfreuliche Fortentwicklung des letzteren lieferte. Der Vortragende dieses Berichts, Verw.-Aktuar Rapp, wies mit Recht darauf hin, wie bei den Rechnungen der Krankenunterstützungs- und Sterbegelder in hiesiger Stadt wohl manche Thräne getrocknet worden sein werde. Er gedachte in einer mit Beifall von der Versammlung aufge­nommenen Rede der Männer, die vor einem Viertel­jahrhundert diesen Verein gegründet, und ihm ihre ganze Kraft so opferfreudig gewidmet haben und jetzt noch widmen. Im Auftrag des Ausschusses überreichte er dem Vorstand Steinwandel für dessen hingebende Thätigkeit und Bemühungen für die Zwecke des Vereins als Beweis großer Dankbarkeit die jedoch der Verein mit Geld oder Geldes­wert nicht zu bezahlen vermöge, ein kleines Geschenk, mit dem Wunsche, Gott der Allmächtige möge ihm gestatten, noch lange Jahre in gleicher Gesundheit, Rüstigkeit u. geistiger Frische zum Besten dieses Vereins mitzuwirken, worauf der Gefeierte in gerührten Wor­ten herzlich dankte und seine Kraft auch fernerhin dem Verein zusicherte. Herr Kassier Wagner toastete auf das Ausschußmiglied Jakob Grüninger als Mitbegründer des Vereins. Bei herzlicher Har­monie wechselten Toaste auch aus der Versammlung auf die übrigen Mitglieder des Ausschusses und ältesten Mitglieder des Vereins.

Rohrdorf, 1. Aug. Seit 8 Tagen ist in Rohr­dorf wie seit Jahren wieder eine Ferienkolonie. Heuer sind es zum erstenmal 20 statt wie seither 15 Knaben, die im Ochsen untergebracht sind. Herr Ochsenwirt Seeger hat extra für diesen Zweck einen neuen Saal gebaut, der in hygienischer Beziehung allen Anfor­derungen entspricht. Die rühmlichst bekannte Küche des Herrn Seeger sorgt aufs Beste für das leibliche Wohl der Kinder, und die wohlthuende Liebe und Freundlichkeit, welche den Knaben von allen Familien­mitgliedern zuteil wird, gestaltet den Aufenthalt für sie zu einem wirklich angenehmen und erholenden. Leider war bisher das Wetter nicht günstig, es scheint jedoch, daß der August jedermann und auch der Ferienkolonie das ersehnte gute Wetter bringt.

Stuttgart, 29. Juli. (Kaisermanöver.) Nach aus Berlin eingetroffener Bestimmung wurden die Kuisermanöver des 13. (württembergischen) und 14. (badischen) Armeekorps abbestellt. Es finden nur d e Paraden vor dem Kaiser statt.

Die württembergischen Manöver. Der Staatsanzeiger für Württemberg" veröffentlicht einen Artikel, wonach für die diesjährigen Herbstübungen mit Rücksicht auf die landwirtschaftlichen Verhältnisse wesentliche Aendecungen angeordnet wurden. Diesel­ben betreffen die Verlegung größerer Exerzitien auf die Exerzierplätze, ferner die Manöver in die Gegen­den, welche durch die Futternot weniger berührt wer­den, den Ausfall von Hebungen, besonders der be­rufenen Waffen, die Einschränkung der Beteiligung d r Kavallerie und der Artillerie, sowie die Kürzung der Dauer dieser Uebungen. Die nunmehrigen An­ordnungen seien die Grenze dessen, was die Kiiegs- vc-waltung im Hinblick auf die Kriegstüchtigkeit der T uppen verantworten könne. Der König habe hin­sichtlich der Kaisermanöver Schritte gethan und die kaiserliche Zustimmung dazu erwirkt, daß statt der beabsichtigten Manöver des 8. und 9. Armeecorps so che der einzelnen Korps je auf eigenem Landes­gebiet unter Verzicht der Aufstellung der Reserve­dausionen ausgeführt werden. Daher werden 41 Bataillone, 20 Eskadrons und 23 Batterien weniger in dem Manöverfelde sich bewegen.

Cannstatter Volksfest. Wie wir soeben er­fahren, dauert das Volksfest diesmal von Mittwoch den 27. September bis Sonntag den 1. Oktober, ein­schließlich des Tages des landwirtschaftlichen Haupt- feir :s; derselbe ist am 28. September. Voraussichtlich findet die Brückeneröffnungsfeier am 27. Sept. statt.

Cannstatt, 31. Juli. Gestern wurde hier der

ledige Bäcker Christian Föll von Mainhardt fest­genommen. Derselbe ist von der K. Staatsanwalt­schaft Ulm nebst mehreren anderen Handwerksbur­schen wegen Verdachts des Mordes an Selma Reuß steckbrieflich verfolgt.

Das landwirtschaftliche Hauptfest wird am Donnerstag den 28. Sept. d. I. auf dem Wasen bei Cannstatt abgehalten. Bei demselben findet eine Preisverteilung für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine an württemb. Züchter, eine Ausstellung der prämiierten Pferde, des prämiierten Rindviehs, von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, von Obst, Trauben und landwirtschaftlichen Produkten, endlich ein Pferde-Wettrennen statt.

Ulm, 31. Juli. Die Ausgabe der Lose der nächsten Münsterbaulotterie beginnt am 10. August.

In Bayern ist infolge des vielen Regens die Isar teilweise schon über die Ufer getreten.

Kissingen, 29. Juli. Fürst Bismarck mit seiner Gemahlin, begleitet von Dr. Schweninger und Dr. Chrysander, ist hier eingetroffen, von einer gro­ßen Menschenmenge stürmisch begrüßt. Die Straßen sind bengalisch beleuchtet. In Hanover und Eise­nach wurde der Fürst begeistert empfangen und durch Ansprachen begrüßt. Alljährlich, so auch Heuer, sind dem Fürsten auf Anordnung Sr. Kgl. Hoh. des Prinz-Regenten aus dem Kgl. Marstall Equipagen, Pferde und Dienerschaft auf die Dauer seines Aufenthalts in Kissingen zur Verfügung ge­stellt worden.

Um die Landwirte, die wegen Futtermangels Vieh verkaufen müssen, vor Schleuderpreisen zu schützen, hat das Direktorium der Deutschen Landwirtschasts- gesellschaft beschlossen, in einem Rundschreiben an die Vorstände von landwirtschaftlichen Vereinen u. Zucht­genossenschaften den Viehzüchtern, welche notwendi­gerweise Vieh verkaufen müssen, vorzuschlagen, ihre Angebote in einem anderen Teile Deutschlands bekannt zu geben. Dabei wird der Zweck verfolgt, vorhan­denes Zuchtvieh der Zucht zu erhalten und die Land­wirte, die notgedrungen Vieh verkaufen müssen, vor Schleuderpreisen zu schützen. Die Vorstände von landwirtschaftlichen Vereinen, von Zuchtgenossenschaf­ten, Gemeindevorstände und alle Landwirte, die es angeht, werden aufgefordert, ihre Angebote von Ber- iäufen unter Benutzung eines dem Rundschreiben bei­gefügten Fragebogens an das Direktorium der Deut- chen Landwirtschaftgesellschaft einzusenden, damit sie in angemessener Weise bekannt gegeben werden kön­nen. Unkosten erwachsen daraus nicht.

Der Kaiser wird in Bremen am 18. Oktober der Enthüllung des Reiterstandbildes Kaiser Wil­helms I. beiwohnen.

Die Gewerkevereine begehen bekanntlich in diesem Jahre ihr fünfundzwanzigjähriges Jubiläum, in Berlin soll dieser Tag besonders großartig am 9. September in der Philharmonie gefeiert werden.

Der deutsch-russische Zollkrieg scheint von beiden Seiten mit großer Schärfe geführt werden zu sollen. Die neuesten Depeschen aus St. Petersburg lassen keinen Zweifel darüber, daß Rußland die von Deutschland beschlossene Erhöhung des Zolles auf russische Provenienzen um 50 mit sehr empfind­lichen Gegenmaßregeln beantworten wird. Wir glau­ben übrigens nicht, daß sich die russische Landwirtschaft für die Errungenschaften der Witte'schen Wirtschafts­politik zu bedanken haben wird. Die Statistik des Warenaustausches zwischen beiden Ländern zeigt deut- lich, daß Rußland durch den Zollkrieg den größten Schaden erleiden wird. Die Einfuhr aus Rußland nach Deutschland betrug im Jahr 1891 578 Mill. die Ausfuhr aus Deutschland nach Rußland nur 145 Mill. Von der russischen Einfuhr waren Werte von etwa 400 Mill. zollpflichtig, darunter land­wirtschaftliche Erzeugnisse mit ca. 321 Millionen. Die russische Volkswirtschaft hat demnach das größte In­teresse an der Offenhaltung des deutschen Marktes, zumal die Erfahrungen, welche gelegentlich der rus­sischen Getreideausfuhrverbote im Jahr 1891/92 ge­macht worden sind, gelehrt haben, daß Deutschland in der Deckung seines Einfuhrbedarfs an Brotfrüchten durchaus nicht auf die russischen Produkte angewiesen ist.

Im Deutschen Reiche, sowie auch außerhalb des­selben wird der gegenwärtige preußische Finanzminister Miquel als der kommende Mann betrachtet. Er ist jedenfalls ein finanzpolitischer Tausendkünstler, welcher sich die schwierigsten Aufgaben setzte und alle Hinder­nisse bis jetzt wie spielend überwand. Er brachte bin­

nen drei Jahren eine durchgreifende Steuerreform zu stände, an welcher vor ihm in drei Dezennien alle seine Vorgänger in Preußen gescheitert sind, und kaum war dieses Wer! unter Dach, so produzierte er den fertigen Plan einer Reform der deutschen Reichsfinan­zen, welcher in den nächsten Tagen bekanntlich von den Finanzministern der deutschen Bundesstaaten in gemeinsamen Konferenzen zu Frankfurt erörtert wer­den soll. Das merkwürdigste an dieser erfolgreichen Rastlosigkeit ist aber wohl der seltsame Gegensatz, in welchem dieselbe zu den politischen Antecedentien des Mannes steht. Miquel teilt sich durch 24 Jahre mit seinem hannoverschen Landsmanne Bennigsen in die Führung der nationalliberalen Partei und war im Parlamente von den Konservativen wie von dem Zentrum gleich sehr gefürchtet.

Berlin, 28. Juli. Die russische Regierung be- absichtigt dem Vernehmen nach strenge Vorschriften über die Ursprungszeugnisse für alle nach dem Aus- land gehenden Waren zu erlassen. Eine ähnliche Maßregel steht selbstverständlich von deutscher Seite bevor. In den letzten Wochen sind gewaltige Men­gen von Heu aus Rußland über die schlesische Grenze cingesührt worden; doch sind neuerdings die russischen Zollämter angewiesen worden, die Ausfuhr von Heu und Klee nach Deutschland nicht mehr zu gestatten.

Helgoland, 31. Juli. Der Kaiser trifft am 7. August hier ein und bleibt bis zum 13. August. Während dieser Zeit wird er Kreuzerfahrten auf der NachtMeteor" unternehmen.

Befterreich-Angarn.

Das auswärtige Amt in Wien erhielt aus Petersburg die amtliche Verständigung, daß der russische Höchsttarif gegen Oesterreich-Ungarn keine Anwendung finde und daß Rußland in die Eröffnung von Vertragsverhandlungen mit Oesterreich-Ungarn einwillige. Bet dem 13. Husaren-Regiment in Budapest sind 26 Mann desertiert wegen der über­mäßigen strenge des Schwadronschefs.

Frankreich.

Paris, 28. Juli. Die Nachricht, daß der Zu- tand Carnots eine schmerzhafte Operation notwendig mache, ruft im Publikum lebhafte Besorgnis hervor.

Paris, 30. Juli. Die Wahlbewegung ist im ganzen Lande im Gange. Um die 575 Mandate bewerben sich mehr als 1600 Kandidaten. Es scheint, daß diesmal auch in Frankreich die sozialdemokratische Partei mehr Erfolge aufzuwelsen haben wird, als in der Vergangenheit. Die Sozialisten stellen hun­dert Kandidaten auf, und hoffen, davon etwa 30 durchzubringen. Die Antisemiten haben wenig Aus- sicht. Cassagnac berechnet die Besteuerung, welcher die verschiedenen Nationen Europas unterliegen. Das höchstbesteuerte Land ist Frankreich mit 104 Frcs. auf den Kopf, dann kommt England mit 57, Belgien 46, Deutschland 44, Oesterreich 40, Rußland 36, Spanien 33, Ver. Staaten 50. Die französische Republik hat seit 1878 in Friedenszeiten 600 Mill. Schulden jährlich gemacht; in 12 Jahren 8 Milliarden.

Paris, 31. Juli. Der heurige Ministerrat nahm Akt von der Annahme des Ultimatums durch Siam unter der Konstatierung, daß diese Annahme vorbehaltslos erfolgt sei und ausnahmslos alle Be­dingungen Frankreichs umfasse. Er beschloß Maß­regeln, wodurch die vollständige Ausführung der Ver­pflichtungen Siams sichergesteüt wird, und beschaff ferner, im Zeitraum eines Monats mußten die Ent­schädigungen geleistet und die Räumung der Territo­rien, worauf Frankreichs Rechte anerkannt find, vol­lendet sein.

Nach einer Meldung aus Bangkok trug die Friedenspartei des Freitag Abend im Palaste zu- sammengetreten Rates, an dem auch der Bruder des Königs und die Minister teilnahmen, den Sieg da- von. Dem Gesandten Siams in Paris wurde als­dann telegraphisch der Befehl übermittelt, das Ulti­matum Frankreichs bedingungslos anzunehmen. Der Gesandte Englands wurde sofort von diesem Ent­schluß in Kenntnis gesetzt. Fast sämtliche fremdlän­dischen Schiffe sind bereits abgegangen, um am Montag außerhalb der Blokadelinie zu sein.

England.

London, 29. Juli. Der Prinz von Wales war an Bord der JachtOsborne" dem Kaiser Wil­helm auf derHohenzollern" einige Meilen von Spi- thead" entgegengefahren, worauf beide Schiffe nach Cowes segelten. In Portsmouth und Cowes wurde bei Ankunft derselben Königssalut gegeben. Der