unter britischen Schutz gestellt, d. h. ein Vasall der englischen Krone werden und Frankreich erhält den größten Teil jener Gebiete, die es jetzt von Siam' beansprucht, mit Ausnahme der China gehörenden Provinzen.

Zu dem Krieg Frankreichs gegen Siam, der mit der Blokade thatsächlich, wenn auch ohne förm­liche Erklärung begonnen hat, machtFrkf. Ztg." folgende Bemerkungen: Für die Franzosen der drit­ten Republik ist es bezeichnend, daß sie diesen Krieg ohne hinreichenden Grund und ohne Kriegserklärung beginnen. Die Franzosen sind jetzt unumschränkt Herren über Krieg und Frieden, kein Herrscher kann ihnen einen Kabinettskrieg auszwingen. Aber sie be­handeln diese Entscheidung über Krieg und Frieden mit einer Leichtfertigkeit, als ob es sich um einen Spaziergang handle. Der Minister des Auswärti­gen führt in der Kammer aus, daß Frankreich sich gezwungen sehe, behufs Durchsetzung gewisser An­sprüche gegen Siam Gewalt zu gebrauchen, und die Volksvertreter geben begeistert und einmütig ihre Zu­stimmung dazn, ohne nach dem Warum und dem Wie zu fragen. Diese Volksvertreter stehen vor einer Neuwahl; binnen vier Wochen hat das Land sein Urteil über sie zu fällen. Aber sie sind dieses Ur­teils so sicher. daß sie noch im letzten Augenblick den Mut haben, die Erlaubnis zum Beginn eines so wenig gerechtfertigten Krieges zu geben. Sie sind in Uebereinstimmung mit der Regierung, die zu den Wahlen die Kanonen donnern läßt, in der offenkun­digen Absicht, dadurch ein für sie günstiges Ergebnis zu erzielen. Beide Teile haben sich auch nicht ge­täuscht, denn welches französische Blatt man aufschla- gen mag, überall findet man rückhaltlose Billigung des Vorgehens der Regierung. Radikale und Ge­mäßigte, Republikaner und Monarchisten alles ist ein Herz und eine Seele; selbst die Sozialisten hü­ten sich, ihre internationalen Liebhabereien zu Gunsten der Siamesen aus der Theorie in die Praxis über­zuführen. Es ist die alte Geschichte: wenn es an ein kriegerisches Abenteuer geht, das mit wenig Ge­fahr verbunden zu sein scheint, dann ist ganz Frank­reich bei der Hand. Seit die französische Militär­macht wieder hergestellt ist, hören die Kolonialkriege Frankreichs nicht auf. Zuerst war es Tunesien, an dem Frankreich seine wiederhergestellte Kraft erprobte; dann kamen Tonkin, Anam, Madagaskar, der Congo und Dahomey; jetzt ist Siam an der Reihe. Alle diese Kriege wurden geführt trotz der zahllosen Mi­nister- und Regierungswechsel; das ist ein Beweis dafür, daß sie einer nationalen Strömung entsprechen. Diese Kriege haben ja vielleicht das Gute, daß sie den französischen Aktionsbetrieb nach fernen Gegen­den ablenken; sie haben aber auch das Schlechte, daß sie diesem Trieb fortwährend Nahrung geben, so daß die Sache schließlich so aussieht, als sollte die Nation durch Uebung im Kleinen sich zu etwas Großem vorbereiten.

UnterOrganisation" dürfte wohl eine Erhöhung der französischen Streitkräfte an der deutsch-franzö­sischen Grenze zu verstehen und die ganze Geschichte, sofern sie wahr ist, als Antwort auf die Annahme der Militärvorlage aufzufassen zu sein.

Wie aus Lille gemeldet wird, sind in und um Maubeuge 100 Personen unter teilweise schweren Ber- giftungserscheinungen erkrankt. Ganze Familien müs­sen das Bett hüten. Mehrere der Erkrankten schwe­ben in Lebensgefahr. Die Massenvergiftung wird dem Genuß von verdorbenem Fleisch, das die Erkrank­ten bei einem und demselben Metzger gekauft, zuge­schrieben. Die Polizei nahm bei dem Metzger eine Haussuchung vor, es wurde aber keine Spur von Fleisch mehr gefunden.

Bangkok, 28. Juli. Die siamesische Regierung überreichte eine Note, worin sie erklärt, sie wünsche den Frieden mit Frankreich. Die fremden Vertreter glauben, wenn England nicht interveniere, nehme Frankreich die äußersten Maßregeln an. Für die ersten Augusttage erwartet man einen Angriff auf Bangkok. Die französischen Kriegsschiffe haben 5000 Mann an Bord. Die allgemeine Meinung geht dahin, Frankreich wolle ganz Siam annektieren.

England.

London, 27. Juli. Das Kriegsgericht in Malta hat Bourke, den Kapitän der untergegangenen Viktoria," freigesprochen und den Urteilspruch abge­geben, daß die Kollision durch das verhängnisvolle, von Admiral Tryon gegebene Signal herbeigeführt

worden sei; niemand sei zu tadeln, das Benehmen der Offiziere und Mannschaften sei bewunderungswert gewesen.

Serbien.

Zwischen dem Untersuchungs-Ausschuß der Skupschtina und dem Kabinett herrschen ernste Diffe­renzen. Das Kabinett spricht sich entschieden gegen jedes Gerichtsverfahren seitens der Kommission gegen die angeklagten Minister aus, während der Ausschuß die Haftnahme aller Angeklagten beabsichtigt und die Sache aufs äußerste treiben will. Das Kabinett drohte mit seiner Demission. Jedenfalls wird die Entschei­dung des Königs abgewartet, welcher sich gegen ex­treme Schritte des Ausschusses ausspricht, aber den gesetzlichen Lauf der Untersuchung nicht hindern will. Die S timmung ist erregt. _

Kleinere Mitteilungen.

Zur Wespenplage. Bei der in diesem Som­mer vorhandenen großen Anzahl von Wespen ist es sehr zu empfehlen, sowohl beim Trinken aus Gefäs- sen, welche ungedeckt standen, als namentlich beim Essen von Früchten vorsichtig zu sein und sich vorher zu überzeugen, ob keines dieser Tierchen sich darin verborgen hält. Beim Verschlucken ist es schon vor­gekommen, daß die betr. Personen in den Hals ge­stochen wurden, wodurch nicht nur große Schmerzen verursacht, sondern sogar der Tod durch Ersticken herbeigeführt wurde.

Auch ein Zeichen der Zeit. Kommen da 8 Juden mit dem 8-Uhr-Zug nach Tübingen, welche auf den Hechinger Markt wollen. Zug hat nicht sofort Anschluß auf den Hechinger Biehmarkt. Die Juden bestellen einen Extrazug um 100 »tL nach Hechingen. Wer bezahlts? Der Jud' oder der Bauer.

Mergentheim, 25. Juli. In einem Walde bei Tauberbischofsheim siel Waldarbeitern ein stacker Modergeruch auf. Bei näherer Nachforschung ergab sich, daß zwei Leichname in den Boden eingescharrt waren, und es stellte sich heraus, daß es diejenigen von bei dem Gefecht (am 24. Juli 1866) gefallenen .Soldaten waren. Am Waldesrande wurden sie nun in ein Grab gebettet und dasselbe mit einem Denk- fmal versehen, welches gestern eingeweiht wurde. Auf ^besonderen Befehl des Königs haben die Offiziere fder hiesigen Garnison'sich an der Feier beteiligt.

« Der Großmühlenbesitzer Kommerzienrat Bienert An Plauen bei Dresden hat an seinem 80. Geburts­stag feinen Arbeitern 30000 ^ geschenkt.

In Stahlberg (Thüringen) ging ein Wirt im erhitzten Zustande in den Keller, um Bier anzu­stechen. Nach der Rückkehr in die Gaststube gewahrte er zu seinem Schrecken, daß er nicht mehr ordentlich Lsehen konnte. Durch den plötzlichen Uebergang aus der Wärme in die kalte Kellerluft ist die Sehkraft des Mannes gelähmt worden.

Eine Frau, die dieser Tage in einem Weinberg bei Goseck (Thüringen) gearbeitet hatte, hat an einem Zinken ihres Karstes einen gut erhaltenen goldenen Trauring gefunden, der außer den Anfangs­buchstaben zweier Namen (D und 8) ganz deutlich die Jahres zahl 1630 aufwcist.

Der Knecht eines Oekonomen bei Münster war aufs Feld gegangen, um eine Fuhre Klee zu holen, wobei ihn sein 6jähriges Töchterchen begleitete. Als der Knecht die Heimfahrt antreten wollte, stieß er seine Sense in die Fuhre Klee, ein Schrei ertönte, und zu seinem furchtbaren Schrecken sah der Knecht, daß er sein eigenes Kind, welches sich unter den Klee verkrochen, in den Hals gestochen und getötet hatte.

In der wolhynischen Stadt Annapol geriet eine Teer- und Naphtaniederlage in Brand. In einer Stunde war der ganze alte Stadtteil eingeäschert. 200 Familien verloren ihre ganze Habe. Die neuern Stadtteile mit massiven Häusern blieben vom Feuer verschont. Im Gouvernement Nischnei-Nowgorod ist fast das ganze Dorf Woskressenskoje niedergebrannt.

In Clausthal hat der Blitz eine Frau, auf dem Weg in ihre Wohnung erschlagen, während ihr dreijähriges Kind, das sie auf dem Arm trug, ohne j eden Schaden davongekommen ist. _

Handel L Verkehr.

Folgende Aenderungen des Sommerfahrplans sollen für den Winterdienst 1893/94 cintreten:

HorbCalw -Pforzheim

Wie im vorigen Winter soll

1) der Zug 178a

Calw ... ab 5.^» vm.

Pforzheim. . an 6.««

nur vom 15. März bis 30. April in diesem Kurs, vom 1. Okt. bis 14. März aber um 1 Stunde späier laufen;

2) der Personenzug 883a (Soun- und Feiertags)

Pforzheim. . ab 3.«v nin.

Teinach . . an 4.22 ,

und der Pcrsonenzug 884a

Teinach . . ab 6.»» nm.

Pforzheim. . an 7.^

nur im Oktober und April auegeführt werden;

3) der Personenzug 185a

Pforzheim. . ab 0.2» nm.

Calw ... an 7." ,.

nur bis zum l4. März in diesem Kurs, vom l5. März an aber um 1 Std. 2^ Min. späier laufen.

4) Der Perioneiizug l84 soll infolge der Vorrückung des Zugs 174 um 1 Stunde früher gelegt werden-

bisher: künftig:

Calw . . ab 9.25m. 8.2s nm.

Pforzheim an 10M ., 9.«»

Nagold-Altensteig.

1) Der Personenzug 585 soll hinausgerückt werden und in Nagold unmittelbar nach Ankunft des Zugs 185 von Cal«,

; der daselbst Anschluß bekommt vom Zug 174 von Stritt- - gart, abgchen:

bisher: künftig:

! Nagold . . ab 7.5» nm. 9.»»m.

Altensteig . au 8.5» 10.^

2) Die Personenzügc 586 und 587

, Altensteig . ab 9.2» um.

Nagold . . an 10.2»

Nagold . . ab 11.«0

Altensteig . an 12.«w

sollen ausfallen.

Wildbad Pforzheim.

1) Wie im vorigen Winter soll Werktags ein Arbeiterzug vom 1. Oktober bis 14. März eingelegt werden:

Wildbad . . ab 6.»» vm.

Pforzheim . au 7.»»

2) Der Personenzug 140

Wildbad . . ab 11?» vm.

Pforzheim . an 12.0» nm.

und der Schnellzug 141

Pforzheim . ab 4.i» nm.

Wildbad . . an 4 5«

sollen wie im vorigen Winter ausfallen.

3) Der Schnellzug 142

Wildbad . . ab I.20 nm.

Pforzheim . an 2.o»

soll, wie im vorigen Winter, in einen Personenzug um­gewandelt werden, mit Abgang in Wildbad l.ro um., Ankunft in Pforzheim 2.»o nm.

CalwStuttgart.

1) der Personenzug 165

Leonberg. . ab 5.o<> vm.

Stuttgart . an 5>2 ,,

soll nur im April in diesem Kurs, vom 1. Oktober bis 31. März aber um 1 Stunde später laufen.

2) Die Lokalzüge 926 und 927

Stuttgart . . ab 3.1» nm.

Leonberg . . an 3.»»

und

Leonberg . . ab 4."» nm.

Stuttgart . . an 4.»»

sollen nur auf der Strecke StuttgartZuffenhausen laufen.

3) Der Personenzug 172a soll vorgerückt werden:

bisher: künftig:

Stuttgart . ab 6.4» nm. 6.i» nm.

Leonberg . an 7.»» 7.02

4) Der Personenzug 174 soll vorgerückt werden:

bisher: künftig:

Stuttgart . ab 7.25 nm. 6.»o nm.

Calw . . an 9.2» 8.^5

Dieser Zug soll Anschluß erhalten an den Zug 185 Calw- Eutingeu, der um einige Minuten später gelegt wird.

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