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Amts- und Intelligenz-Blatt für den OberarntS-Bezkk Nagold.
Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 «I, in dem Bezirk 1 > , außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 Monats-Abonnement nach Verhältnis.
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Nagold.
A« die Gemeinderäte
Alteusteig Dorf, Ebershardt, Effriugeu, Spielberg, Walddors, Wildberg.
Die den vorzeichnetcn Gemeinden verwilligten Staatsbeiträge zu den Kosten der Erwerbung von Originalsimmenlhaler-Farren als Eigentum der Gemeinden sind laut Erlasses der K. Centralstelle für die Landwirtschaft vom 22. d. M. zur Ausbezahlung an die betreffenden Gemeindepflegen angewiesen worden.
Den 26. Juli 1893.
K. Oberamt. Vogt.
Nagold. Bekanntmachung,
betr. Wasserwerks Aenderung.
Fabrikani Carl Schickhardt in Ebhausen hat den Antrag gestellt, an seiner, auf Parc.-Nro. 1118 Gde. Ebhausen, an der Nagold gelegenen, längst bestehenden Wasserkraft zum Zweck der Errichtung einer Zutefabrik verschiedene Veränderungen vorzunehmen, die im Wesentlichen in der Einsetzung einer neuen sog. Francis Turbine mit 2 Mtr. Laufradvurchmefser (an Stelle früherer Wasserräder und ca. 40 Mtr. abwärts von diesen) sowie in der Vertiefung des Unterkanals zur Erhöhung des nutzbaren Gefälles auf 2 Mtr. bestehen. (Stansallen, Floßgasse, Uebereich und der Canaleinlauf sollen unverändert bleiben).
Dies wird mit dem Anfügen hiemit bekannt gemacht, daß etwaige Einwendungen gegen dieses Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen sind und daß nach Ablauf dieser Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.
Die Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne dieser Anlage sind während der gewöhnlichen Geschästs- stunden auf dem Oberamt zur Einsicht für die Beteiligten aufgelegt.
Den 28. Juli 1893.
K. Oberamt. Vogt.
Hages-WerrigkeiLen.
Deutsches Weich.
N Oberjettingen, 27. Juli. Wohl noch nie hat unser Dorf einen größeren Leichenzug gesehen als gestern. Galt es doch, unserew allgemein beliebten und hochgeachteten, auch in weitern Kreisen bekannten Schultheißen Renz die letzte Ehre zu erweisen. An der Spitze des Leichenkonduktes marschierten die drei hiesigen Vereine mit umflorten Fahnen. Der Ortsgeistliche hielt die Grabrede. Weiter sprach am Grabe Herr Oberamtmann Völter. Kränze mit Ansprachen wurden niedergelegt namens der bürgerlichen Kollegien, des Liederkranzes, dessen Vorstand der Verstorbene war, der Feuerwehr u. des Militärvereins. Die Gemeinde verliert an dem Verstorbenen einen treuen Ortsvorstand und eifrigen Förderer ihrer Interessen.
> Pfalzgrafenweiler, 27. Juli. Die Schultheißenwahl machte in letzter Zeit hier viel Aufregung, es waren ein halb Dutzend Kandidaten aufgetreten. Zum Schluß kam doch eine ziemliche Einigung der Wähler zustande, denn heute bei der Wahl siegte Hr. Verwaltungsaktuar Decke von Freudenstadt über seine Gegner mit einem Plus von 96 Stimmen.
Stuttgart, 22. Juli. Sicherem Vernehmen nach sollen die Kavallerie-Uebungen nun bei Laupheim und die Manöver der 27. Division im Oberland (statt bei Reutlingen—Tübingen) abgehalten werden.
Stuttgart, 24. Juli. Für hiesige Bäckermeister wie für das Publikum ist folgende Entscheidung von Wichtigkeit. Ein Bäckermeister war vom Stadtpolizeiamt um 2 ^ bestraft worden, weil er am 6. März d. I. seine verschiedenen Backwaren um je 1 bis 2 Pfg. das Pfund billiger verkaufte, als sie auf dem polizeilich vorgeschriebenen Brotzettel, welcher am Schaufenster aufzustellen ist, notiert waren. Nachdem der Bestrafte Antrag auf gerichtliche Entscheidung gestellt hatte, erkannte das Schöffengericht auf die gleiche Strafe. Gegen dieses Urteil legte der Angeklagte Berufung ein. Der Verteidiger machte geltend, daß dem Bäcker weder nach den Bestimmungen der ortspolizeilichen Vorschriften, noch nach der Reichsgewerbeordnung nicht verboten sei, unter den Preisen seines Brotpreiszettels zu verkaufen und dem Publikum dadurch ein Geschenk zu machen; lediglich im Falle er über den notierten Preisen verkaufe, sei er strafbar. Der Verteidiger berief sich für diesen Rechtsgrundsatz auf die Urteile württembergischer und höherer preußischer Gerichte. Die Ferienkammer verwarf die eingelegte Berufung als unbegründet. indem sie davon ausging, daß es zwar den Bäckern jederzeit freistehe, ihre Verkaufspreise herabzusetzen, jedoch der Zweck der hiesigen, auf Grund der einschlägigen Reichsgesetze erlassenen Polizeiverordnung dahin gehe, die Bäcker zum Aushang sowie zur An gäbe ihrer wirklichen Verkaufspreise zu bestimmen, damit diese so auf doppelte Weise zur Kenntnis des Publikums gelangen.
Stuttgart, 25. Juli. Gegen den „Beobachter" ist von der K. Staatsanwaltschaft das Verfahren wegen Majestätsbelcidigung erhoben worden. Es bandelt sich um den im Beobachter am 13. Juli erschienenen Artikel über den Nichtempfang der Alb- baucrndeputation.
Stuttgart, 26. Juli. Zur Manöverfrage. Gutem Vernehmen nach sind die Verhandlungen zwischen dem Reichskanzler und dem württembergischen Kriegsministerium über die Abhaltung der Manöver des XIII. Armeecorps dem Abschlüsse nahe. Zwei felsohne wird im Hinblick auf die Notlage der Landwirtschaft von größeren Manöverübungen abgesehen werden; dagegen sollen die Truppen in kleineren Abteilungen und auf solchem Terrain üben, wo kein besonderer Flurschaden entstehen kann. Außerdem wird der Abhaltung der Kaiserparade auf dem Cannstatter Wasen kein Hindernis im Wege stehen.
Die Vorstände aller württembergischen Konsumvereine haben, wie aus Ulm gemeldet wird, den Beschluß gefaßt, in Stuttgart für das laufende Jahr einen gemeinsamen Wareneinkauf einzurichten. Sie haben außerdem über die Gründung einer Großeinkauf-Genossenschaft nach dem Vorgang von Bremen und Hamburg beraten.
Karlsruhe, 26. Juli. Trotz der Vorstellungen, welche die württembergische und badische Regierung in Berlin erhoben, finden die Manöver des 13. und 14. Armeekorps definitiv statt. Der Kai- ser trifft hier am 10. September ein.
München, 25. Juli. 14. deutscher Feuerwehrtag. AuS dem umfangreichen Bericht des Vorsitzenden über die Statistik des deutsch-österreichischen Feuerwehrwesens ist zu entnehmen, daß Deutschland zurzeit 17,719 militärisch organisierte Feuerwehren mit rund 983,000 Mitgliedern zählt. Bon oen 17,719 deutschen Feuerwehren sind 10,306 freiwillige, 7,366 Pflicht- und 47 Berufsfeuerwehren, die zusammen über 32,188 Spritzen, 612 Hochdruck- und Wasserleitungen
und 67,674 Hydranten verfügen. Verunglückt, bezw. im Dienst erkrankt sind in Deutschland in den letzten 5 Jahren, während welcher Zeit dem deutschen Feuerwehrwesen insgesamt 8,755,354 Mark zugewendet wurden, 4487 Mann, wofür 394,515 an Entschädigungen geleistet wurden, in Oesterreich 2053 Mann, wofür 82,206 ^ an Entschädigungen bezahlt wurden.
Der preußische Minister des Innern hat die Provinzialbehörden angewiesen, russische Auswanderer, die sich verbotswidrig in das Inland eingeschlichen haben, alsbald aus dem preußischen Staatsgebiete auszuweisen. Der Eisenbahnminister hat entsprechende Weisungen den sämtlichen Eisenbahndirektionen erteilt.
Aus Schleswig-Holstein, 24. Juli. Zur Beseitigung von Zweifeln darüber, wie weit die zweijährige Dienstzeit auf die jetzt Dienenden Anwendung finde, hat der Reichstagsabgeordnete Lorenzen-Bü- delsdorf auf Grund einer Unterredung mit dem Major Wachs aus dem Kriegsministerium festgestellt, daß die Mannschaft, welche im Herbst 1892 eingestellt ist, unbedingt im Herbst 1894 (also nach zweijähriger Dienstzeit) entlassen werden wird, daß dagegen diejenigen, welche 1891 eintraten, nicht bestimmt vor Herbst 1894 aus Entlassung rechnen dürfen. Von diesen 1891 Eingestellten wird also ein Teil wie bisher unter den Fahnen bleiben müssen.
Der wirtschaftlichen Vereinigung im deutschen Reichstage sind bisher 140 Abgeordnete beigetreten. Die Vereinigung will nach ihrem Programm ganz allgemein die Interessen aller produktiven Stände, der Landwirtschaft, der Industrie, des Handwerks vertreten, sie wendet sich an alle Parteien, die sich an dieser Arbeit beteiligen wollen und erteilt im Einzelnen keinerlei Vorschriften über die zu diesem Zweck dienlichen Maßregeln. Das Centrum hat sich der wirtschaftlichen Vereinigung bis jetzt noch ferngehalten.
Die nunmehr in Angriff genommene Reform des deutschen Heerwesens bezeichnet die russische „Swet" als eine „außerordentlich ernst zu nehmende That- sache" und spricht die Ueberzeugung aus, Rußland und Frankreich würden diese „neue und höchst ungewöhnliche Maßregel Deutschlands", die ein Beweis sei für kriegerische und offensive Absichten desselben, durch beträchtliche Verstärkung ihrer Grenztruppen beantworten. Deutschland mit Oesterreich-llngarn seien auch bisher bereits mehr als ausreichend stark gewesen, um den Verteidigungskrieg auch gegen zwei Fronten mit sicherer Aussicht auf Erfolg zu führen; der ins Auge gefaßte Zuwachs könne sonnt nur für offensive Zwecke bestimmt sein.
Die Berliner „Post" schreibt: Wie wir den Mitteilungen aus dem „Verein zur Abwehr des Antisemitismus" entnehmen, gehören dem neuen Reichstag vier ungetaufte Juden an: Singer. Wurm, Sadt- Hagen, Schönlank. Alle vier sind Mitglieder der sozialdemokratischen Partei. Da erst auf achtzig Deutsche ein Jude, dagegen schon auf elf sozialdemokratische Abgeordnete ein jüdischer kommt, so ist das Judentum in der Sozialdemokratie etwa sieben Mal so stark vertreten, wie in der sonstigen Bevölkerung.
Berlin, 25. Juli. Die „Kreuzzeitung" spricht die Erwartung aus, daß Deutschland das Inkrafttreten des russischen Maximaltarifs am 1. August mit der Eröffnung eines Handelskriegs gegen Rußland beantworten werde. Die Maßregel Rußlands sei um so gehässiger, als man in Petersburg nicht für nötig befunden habe, sich bis zum Abschluß der laufenden Verhandlungen zu gedulden.