Veranstaltung einer Lotterie zu Gunsten der von dem Brunnenunglück Betroffenen vom Minister abschlägig beschicken. In der Stadtverordnetenversammlung zu Schneidemühl soll nun über neue Mittel wegen Schad­loshaltung der Geschädigten und über ein Gesuch an den Kriegsminister um Herverlegung von Militär be­schlossen werden.

In der Gemarkung Jügersheim im Darmstäd­tischen ist ein Braunkohlenlager erbohrt worden. Die gefundenen Kohlenlager sind von bedeutender Mäch­tigkeit ; die Kohle selbst soll von vorzüglicher Quali­tät sein.

DerReichs-Anzeiger" veröffentlicht folgende Kabinetsordre:Mein lieber Reichskanzler Graf v. Caprivi! Mit freudiger Genugthuung blickte Ich auf den erfolgreichen Abschluß der Verhandlungen über die Armee-Reform, welche durch die Sicherheit des Reichs und damit für eine gedeihliche Entwicklung unsrer vaterländischen Verhältnisse darbietet. Neben der patriotischen Unterstützung, welche das von Mir und Meinen hohen Verbündeten verfolgte Ziel in weiten Kreisen des deutschen Volkes, sowie bei der Mehrheit des Reichstages gefunden hat, ist das Zu­standekommen dieses großen Werkes vor allem Ihr Verdienst, indem Sie mit fachmännischem Verständnis, staatsmännischem Blick und hingebender Thätigkeit in allen Stadien der stattgehabten Erörterungen sich ha­ben angelegen sein lassen, die Reform einem befrie­digenden Ende entgegenzusühren. In der Wertschä­tzung dieser Ihrer Verdienste weiß Ich Mich mit Meinen hohen Verbündeten eins, und es ist Mir eine angenehme Pflicht, Ihnen Meine volle Anerkennung und Meinen unauslöschlichen Dank mit dem Wunsche auszusprechen, daß Ihre unschätzbaren Dienste Mir und dem Baterlande noch lange möge erhalten blei­ben. Neues Palais, den 15. Juli 1893. Ihr wohl­geneigter Wilhelm. I. k."

Ueber das Auftreten Herbert Bismarcks im Reichstage wird denHamb. Nachr." geschrieben:Die Geduld, mit der Graf Bismarck den unqualifizierbaren Unterbrechungen von links begegnete, machte einen guten Eindruck, vor Allem die Thatsache, daß ein neuer frischer Luftzug durch das Haus wehte: es war nach den letzten 3 Jahren des verhaltenen Atmens und der Leisetreterei ein Labsal, wieder einmal eine unabhängige, von Angst und Streberei freie Rede zu hören in dieser Zeit des Servilismus. Graf Bismarck hatte eS nicht leicht, bei den lärmenden Zwischenrufen innerhalb des engen Rahmens der Spe­zialdiskussion seine militärpolitischen Bedenken gegen das Experiment der zweijährigen Dienstzeit, dieser alten, fortschrittlichen Forderung, zu formulieren. Er erreichte es trotzdem in einer Weise, daß die Mehr­zahl seiner früheren Bekannten aus den konservativen Fraktionen ihm gleich nach Schluß seiner Rede mit Wärme gratulierte." Weiter wird ausgeführt, Graf Caprivi habe in seiner Erwiderung den Worten des Grafen Bismarck eine unrichtige Deutung gegeben. Der Passus, bei welchem Graf Caprivi den Präsiden­ten um Schutz anrief, sei besonders unberechtigt ge­wesen. Gras Bismarck hatte gesagt:Niemand könne garantieren, daß wir 5 Jahre Frieden behalten wür­den;" Graf Caprivi habe dann diese Worte so ge­deutet, als ob Graf Bismarck-auf Grund seiner po­litischen Erfahrungen den Krieg in einem Jahre er­wartete. Daran werde aber kein sachkundiger Urtei­ler zweifeln,daß Graf Bismarck nach seinem Vor­leben mehr Erfahrung in auswärtiger Politik besitzt, als der vor 3 Jahren aus dem militärischen Front­dienst in den auswärtigen versetzte Graf Caprivi."

Berlin, 18. Juli. Dem Vernehmen nach findet am 6. August in Frankfurt at M. eine Kon­ferenz der Finanzminister der deutschen Bundesstaa­ten mit Dr. Miguel statt.

Berlin, 18. Juli. In hiesigen unterrichteten Kreisen glaubt man nicht, daß die Ereignisse in Siam sich zu einem Konflikt zwischen England und Frank­reich zuspitzen werden, da man weiß, daß die fran­zösische Regierung in London bereits Erklärungen abgegeben hat, denen zufolge sie die Unabhängigkeit und Souveränität Siams nicht antasten will. Eine entsprechende Nachricht teilt dieNationalztg." heute abend aus London mit.

Berlin, 19. Juli. DieNationalztg." teilt mit, vorgestern sei ein Vertrag über die Lieferung von 154 000 Repetiergewehren mit der Waffenfabrik Mauser in Oberndorf seitens der Türkei abgeschlossen worden.

Berlin, 19. Juli. Dr. Sigl teilte einem Be­kannten mit, er denke nicht daran, sein Mandat nie- derzulegen.

Posen, 18. Juli. DiePosener Ztg." meldet aus Schneidemühl: In einem Hause der netten Kirch- straße zeigen sich neue Risse. Aus der Erde drängt an verschiedenen Stellen wieder Wasser, so daß auf neue Bodensenkungen geschlossen wird. Vorläufig ist die Lage nicht bedenklich.

Frankreich.

Paris, 18. Juli. Der ehemalige Chef des Kolonialamts, der Abg. Etienne, erklärte einem In­terviewer gegenüber, er halte die schließlich? Erobe- rung Siams für die einzig mögliche Lösung der brennenden Frage; er glaube auch, daß die Regie­rung damit rechne; Frankreich könne vor England nicht zurückweichen wie in Aegypten.

England.

London, 19. Juli. Der durch das Nieder­brennen von 30 Warenhäusern in City verursachte Scbaden wird auf 2 Millionen Pfund Sterl. (40 Millionen veranschlagt.

Bulgarien.

Am 17. Juli begannen die Verhandlungen gegen den Bischof von Tirnowa, Kliment, vor dem dor­tigen Bezirksgericht. Die Anklage lautet auf Auf­reizung der Bevölkerung, sich mit den Waffen in der Hand gegen die Regierung zu erheben; da die Aufreizung jedoch keine thatsächlichen Folgen hatte, so fällt der Angeklagte unter einen andern Paragraphen, der als Strafe nur die lebenslängliche Verbannung kennt. Der zweite Punkt der Anklage lautet auf Aufreizung der Bevölkerung zur llnbot- Mäßigkeit gegen den Fürsten, ein Vergehen, welches § 5 des Gesetzes wider verbrecherische Handlungen gegen die Person des Fürsten vom 4. Mai 1883 mit Gefängnis von einem bis zu 8 Jahren bestraft. Der dritte Punkt lautet aus Beleidigung und Ver­leumdung des Fürsten, strafbar nach demselben Ge­setze 88 8 und 9 mit Gefängnis von drei Monaten bis zu drei Jahren. Das Interesse der Bevölkerung an dem Prozeß ist lebhaft; man glaubt, daß der herrschenden Neigung, der ganzen Strenge des Ge­setzes freien Lauf zu lassen, entsprechend, die Be­strafung sehr streng sein wird. Von Todesstrafe ist indessen natürlich nicht bie Rede.

Amerika.

Chicago, 18. Juli. Die Hitze hat in den letzten Tagen derart zugenommen, daß täglich 8 bis 10 Personen an Sonnenstich sterben.

Afrika.

Queenstown, 19. Juli. Nach der hier einge­troffenen Post aus Brasilien sind in Santos Tau­sende am gelben Fieber gestorben. Die Geschäfte stocken. 45 Schiffe im Hafen sind ohne Besatzung und 20 ohne Kapitän. Während des Juni kamen täglich 200 Todesfälle vor; Hunderte verwesender Leichen schwimmen im Fluß.

Kleinerr Mitteilungen.

Kartoffelkraut als Grünfutter. Es ist noch weithin unbekannt, daß das Kartoffelkraut gerade ge- genwärtig sich in ausgezeichneter Weise zur Verfütte- rung eignet. Es ist eine Fabel, daß das Kartoffel- kraut giftig sei. Vielmehr ist Thatsache, daß es genau wie jedes andere Grünfutter verwendet werden kann und auf das Vieh in keiner Weise schädlich einwirkt. Ja, die Milchergiebigkeit wird durch dieses Futter eher vermehrt als vermindert. Für die Kartoffeln bringt das Abschneiden des Krautes, wenn es zur rechten Zeit, nämlich jetzt, erfolgt, keinerlei Nachteil. Im Gegenteil durch das Beschneiden des Krauts wird die Erkrankung der Knollen verhindert und der Ertrag keineswegs beeinträchtigt. Der Schnitt des Krauts ist vierzehn Tage nach dem Verblühen zu beginnen, lieber das Schneiden sagen dieBern. Blätter für die Landw.:"Nom Verfahren des Ab­schneidens ist es abhängig, ob die Knollen fortfah­ren oder aufhören zu wachsen. Der Schnitt muß immerhin mit einer scharfen Sense ausgeführt wer­den, weil jedes Zerren die Wurzeln entkräftet oder abreißt, und zwar dicht über dem Boden. Letzteres hat den Vorteil, daß das Kraut nicht mehr aus­schlägt, was auf Kosten der Knollen geschähe, und eine größere Futtermasse erzielt wird. Das Abschnei­den mit Sicheln, Messern und Rebmessern ist nach­teilig."

Trossingen, 17. Juli. Ein interessanter Ka- narienkauf wurde dieser Tage hier abgeschlossen. Johannes Link, Weberhänsle, bot einem andern hie­sigen Bürger für einen Kanarienhahn 5000 ^ per Ztr., der Hahn wog 10 Gramm und kam den Käu­fer auf eine Mark zu stehen. Außerdem erhielt der­selbe noch eine Henne im Wert von 1 umsonst.

Biberach, 17. Juli. In Voggenreute, 6 Kilo­meter von hier, geriet gestern abend ein mit Stroh gedecktes Bauernhaus durch Selbstentzündung des Heues in Brand, der mit furchtbarer Gewalt um sich griff und 12 Stück Vieh, sowie alles Mobiliar verzehrte.

Eberbach, 17. Juli. Soeben wurden zwei junge Burschen von Zwingenberg (Baden) eingeliefert, die heute nacht den Metzgerburschen Adolf Frey von Stümpfelbrunn erschlagen haben.

In Aalen geriet der Heizer Schüle unter eine aus der Maschinenremise kommende Lokomotive, wo­bei ihm beide Beine abgefahren wurden.

Ein erst seit kurzem verheirateter Schuhmacher in Allmendingen hat seinen Schwiegervater, der im gleichen Hause mit ihm wohnte, totgeschlagen. Häusliche und eheliche Zwistigkeiten, an denen die Angehörigen des auf so furchtbare Weise ums Leben Gekommenen nicht die kleinste Schuld tragen, sind vorausgegangen.

Bei dem Gewitter am Dienstag Nachmittag hat der Blitz auch den Kirchturm des Dorfes Buchholz bei Fürstenwalde getroffen und in Brand gesetzt. Die Kirche ist niedergebrannt, die drei Kirchenglocken sind geschmolzen.

Eine Frevelthat der niedrigsten Art haben Bubenhände in dem fischreichen Simmerner Bach voll­führt , indem sie Fischgift ins Wasser gestreut und dadurch Tausende von Forellen getötet haben. Man ist den Thätern auf der Spur.

Posen, 17. Juli. Ein hiesiges Dienstmädchen liegt seit fast einer Woche in ununterbrochenem, festem Schlaf. Das Mädchen ist, abgesehen von einigen kleinen Anfällen von Hysterie, vollständig gesund. Es kann nur durch Nadelstiche oder Auftröpfeln von heißem Siegellack so weit aus ihrem Schlummer ge­weckt werden. daß es die Augen aufschlägt. Zum eigentlichen Bewußtsein kommt die Kranke indessen anscheinend nie. Die Nahrung, die ihr in den Mund eingeflößt wird, besteht aus einem Milchbrei.

Ein furchtbares Unwetter, das seit 20 Jahren seines Gleichen nicht hatte, ging Ende voriger Woche über Ostsriesland nieder. Der Schaden ist ein enormer. Wiederholt schlug der Blitz ein und zün­dete; ebenso sind mehrere Personen erschlagen wor­den. Auf den Weiden erschlug der Blitz zahlreiches Rindvieh.

Das größte Geschäft der Welt hat in Chi­cago seinen Sitz. In dem Jahr 1892/93 hat die Firma Armour u. Cie. 1 750 000 Schweine, 1800000 Stück Rindvieh und 625 000 Schafe geschlachtet und ihre Verkäufe beliefen sich auf 102000000 Dollars. Sie beschäftigte 11000 Leute, denen sie zusammen 5500000 Doll. Löhne zahlte. Zur Fortschaffung ihrer Erzeugnisse an Schinken, Speck, Schmalz rc. waren 4000 Eisenbahnwagen und 700 Pferde in fortwährendem Betrieb. Außerdem beschäftigte sie noch 750 Mann in ihrer Leimfabrik, welche 1200000» Pfund Leim erzeug te._

Handel L Verkehr.

Calw. Am Sonntag, den 13. August, wird ein Son­derzug von Stuttgart über Calw nach Wildbad und zurück ausgcführt.

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Hirz« das Unterhaltungsblatt Nr». 29.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser' schen Buchdruckerei.