die meisten Angeklagten schuldig, direkt oder indirekt bei der Thal beteiligt gewesen zu sein. Die Stadt Petersburg kann keinen neuen Bürgermeister fin­den, nachdem der letzte im vorigen Herbst wegen Meinungsverschiedenheiten nut der Stadtverordneten­versammlung zurück,,elreten ist. Man hat jetzt den Zaren gebeten, einen Beamten zum Bürgermeister zu ernennen, da man sonst doch keinen erhalten wird.

Egypten.

Alexandrien, 12. Juli. 85 an der Cholera erkrankte Pilger wurden in das Hospital von El Tor ausgenommen; 40 Personen sind daselbst an Cholera gestorben.

Ktriurre Mitteilungen.

Besitzer von Obstbaumgütern werden darauf aufmerksam gemacht, daß gegenwärtig die Blattläuse zum zweitenmale zu Milliarden an den jungen Zwei­gen der Äpfelbäume auslreten. Kommt man den be­fallenen Bäumen nicht rechtzeitig zu Hilfe, so wird der Schaden sehr groß. A s wirksames Mittel gegen dieses Ungeziefer kennt man bis jetzt blos die An­wendung von Lysol, das in ^prozentiger Lösung an die Zweige gebracht wird, d. h. unter 100 Liter Wasser mischt man 250 Gramm Lysol, oder einfa cher: in eine Gießkanne voll Wasser, die gewöhnlich 10 Liter enthält, wird 25 Gramm Lysol gemischt. Bon niederen Bäumen wie Pyramiden, Spalieren rc. werden die Zwerge in die Flüisigkeit getaucht, wäh­rend man Hochstämme mit der gewöhnlichen Garten spritze benetzt. Sterben die Schmarotzer nicht sofort, so wird die Lösung von Lyol im Interesse des Baumes nicht verstärkt, sondern das Eintauchen oder Bespritzen der Bäume wird etlichemal wiederholt. Die Anwendung von Lysol ist einfach und billig. Noch wird dringend empfohlen, das Fallobst sorg­fältig zusammenznlesen und zu vernichten (aber nicht in die Erde zu graben, noch weniger auf Kompost Haufen zu werfen), da es die Brutstätte einer großen Menge von Baumschädlmgen ist.

Es ist jetzt fesigeslellt, daß am Bermählungstage des Herzogs von Jork nicht weniger als 1500 mehr oder minder ernste U ifälle aus den Straßen in den Sanitätswachen eines allerdings großen Bezirks zur Behandlung kamen.

In Monte Carlo hat eine Französin (Witwe), die im Spiel 200 000 verloren hatte, zuerst ihre beiden Kinder und darauf sich selbst getötet.

Allerlei.

Ein Mittel gegen Diphtheritis bei Kin­dern wird demPell. Ll." von einem Leser mitge- teilk, wie folgt:Gewöhnen Sie Ihre Kinder, ohne Rücksicht darauf, ob sie Halsweh haben, oder nicht, täglich dreimal daran, morgens beim Waschen, mit tags nach dem Essen, und namentlich abends unmit- telvar vor Schlafengehen, den Hals mit gewöhnlichem Salzwasscr tüchtig zu gurgeln. Zu verwenden ist dabei ein kleines Trinkglas, welches bis zum dritten Teile seiner Höhe mit Wasser zu füllen ist. Zwei Messerspitzen mit Kochsalz sind darin aufzulösen und das Gurgeln mit dieser Lösung hat bei meinen Ku>- dern den Erfolg gehabt, datz dieselben seit zehn Mo naten auch nicht die leiseste Spur von HalS- und Rachenschmerzen verspürten. Ich rate darum allen Eltern die Befolgung dieses Borganges an und möchte auch das Gutachten berufener Mediziner über dieses Hausmittel provozieren. Wie, wenn es möglich war--, den fürchterlichen Feind unserer Kinder auf so ein­fache Weise erfolgreich zu bekämpfen?"

Die Legende vom goldenen Zeitalter »oder vom Paradiese wird in Zeiten des wirtschaftli­chen, politischen und geistigen Rückganges mit beson derer Boclieve verbreitet. Auch in unseren Tagen geschieht dies, namentlich durch die Feinde des geisti­gen Fortschritts. Ein Professor der Theologie sucht in einem Buche über denUrzustand des Menschen" zu beweisen, daß die Menschen früher gesünder, tu­gendhafter, langlebiger und stärker gewesen feien als heute, statt sich zu besseren Zuständen emporgearbei- tet zu haben. Demgegenüber thut Carus Sterne das Gegenteil überzeugend dar. In seinem Werke:Plau­dereien aus dem Paradiese" zeigt er, daß völlig aus­reichende Beweise dafür vorhanden sind, daß die Menschen früher nicht schöner, größer, gesünder, lang­lebiger, weiser oder glücklicher gewesen sind als heut­zutage, daß die Naturmenschen keineswegs, wie Rou- feau und seine Schule glaubte, besser und tugendhaf­

ter sind, als die Culturmenschcn, sondern daß im Gegenteil, von den unvermeidlichen Irrungen nnd Umwegen abgesehen» von Jahrhundert zu Jahrhun­dert eine leise Besserung zu verzeichnen steht, deren Ertrag nur dadurch undeutlicher wud, weil mit den bessern Lebensverhältnissen auch die Ansprüche an die Lebensgenüsse steigen, so daß der Reingewinn lm Einzelnen nicht immer klar vor Augen liegt. Aber die Wenigsten wissen von der Geschichte zu lernen und während doch alles zeigt, daß die Entwickelung dahin geführt hat, den Einzelmenschcn vom Druck der körperlichen und geistigen Sklaverei, von Bevor mundung, Zunft und GesellschastSzwnng zu befreie», malt uns Bellamy für das dritte Jahrtausend eine Zwangsanstalt für allgemeine Glückseligkeit, in der sicherlich kein Hund leben möchte. Natürlich darf man das den Verhältnissen entsprechende Wohlbefi i den einzelner Individuen oder glücklicher untcrgebrach ter Bölkcr nicht mit der allgemeinen Lage größerer Menschcnmassen verwechseln, auch nicht die GlückSan- iprüche der Vorzeit mit de» heutigen vergleiche», sonst kommt man dazu, von Glück und Zufriedenheit der Regcnwürmer zu sprechen oder das Paradies i» die Steinzeit zu verlegen. Mit gewohntem Geschick hat auch Prof. Ludwig Büchner in seinem Buch- Das goldene Zeitalter" aus der weitverzweigten Litteratur der prähistorischen Forschung ein abgerun­detes Bild der nichlS weniger als beueidenSwerlen Anfänge entworfen, auS denen sich der europäische Nensch zu erträglicheren Lcbensoerhältniss.m empor ringen mußte. Es ergiebt sich m t Gewißheit, baß auch in Europa statt des goldenen Zeitalters die Z i stände von Naturvölkern, wie wir sie noch heute m Amerika, Australien und Afrika finden, den Anfang g-macht haben mit Höhlen und Waldwohnuuge», Steinwaffen, Menschenfresserei, Giftpfeilen und allen sonstigen Annehmlichkeilen des Jndianerlebens. Auch mit dem ersten Morgenrot besserer Daseinsverhälr nisse, mit der Herstellung geeigneter Geräte und Wis fen, mit der Erfindung der Töpferei und Metallar beit, mit der sogenannten Bronzezeit, wurde das Le­ben zunächst nicht glücklicher. Im Gegenteil nahm der Kampf ums Dasein nunmehr die Form nie ru hender Kriege und Kämpfe an, namentlich auch in unserer Heimat, und der Verfasser stellt das Para­doxon auf, daß eigentlich das eiserne Zeitalter, wel­ches die Alten als das schlechteste bezeichneten, das goldene genannt werden müßte. Darüber, ob wir bereits zu diesemgoldenen" Zeitalter gelangt sind, wiid sich freilich streiten lassen, und der Verfasser zeigt uns schon am Horizonte ein noch über das eiserne hinausreichendes Aluminium Zeitalter, von dem sogar die stets anwachsende Ikarus-Gemeinde eine Verwirklichung ihrerhochfliegenden" Träume erhofft, die, nebenbei bemerkt, ebenso alt sind, wie die Dich­tung vom goldenen Zeitalter der Vergaugenh.it. Wie alle Anhänger der Entwicklungslehre z.cht natüe Och der Verfasser den tröstl'ch.m Schluß, daß das goldene Zeitalter, nicht w.e die Alten saugen, unwie derbringltch hinter uns, sondern in erreichbarer Ferne vor uns liegt, daß cs in unsere Hand gegeben in demselben immer näher zu kommen. Maßvoll und ruhig, wie daS ganze Buch gehalten ist, sagte er in inem freilich überlang geratenen Satze:Wer von einem ganz objectiven Standpunkte auS bedenken will, wie kurz die nur wenige Jahrtausende umfassenden Zeiten der Geschichte und der kulturellen Entwicklung der Menschheit im Vergleich mit der Prähistorie und dem wirklichen A ter des Menschengeschlechts ans der Erde sind; wer ferner seine Augen nicht absichtlich verschließen will für die großartigen, voritebcnd »e schilderten Fortschritte des menschlichen Wissens und Könnens allein in diesem Jahrhundert Fortschritte, welche die kühnste Phantasie hinter sich lassen; nur weiter nicht außer Acht läßt, daß der voranschrci- tende Gang der Kultur und Civilisation ein progrci siver ist, d. b. daß er um so rascher vor sich geh-, je mehr die Mittel und Anregungen des Fortschritts wachsen; wer endlich und zuletzt noch e «mal sich er­innern will, wie viele Hindernisse materieller und geistiger Art noch aus dem Wege zu räumen sind, bevor jenes Ideal menschlichen Glückes und mensch- lieber Wohlfahrt erreicht werden kann, das der Phan­tasie des Menschenfreundes vorschwebt und vorschwe­ben muß der wird sich vielleicht geneigt fühlen, ein nicht allzu ungünstiges Urteil über das von der Zukunft des Menschengeschlechts gestellte Prognostik kon zu fällen und daraus die Ueberzeugung zu schöp­

fen, daß der Fortschritt nicht ein weiischcnsicundlicher Traum, sondern Wirklichkeit ist, und daß, wenn es überhanp' ein goldcncs Zeitalter giebt oder geben kann, dasselbe nicht in der Vergangenheit, sondern n der Zukunft zu suchen »ad zu finden ist."

Handel L Verkehr.

Stuttgart, 1k>. Juli. Die Zufuhr auf den heutigen Lebensmittelmarkt hält sich so ziemlich auf gleicher Höhe wie am vorige,, Samstag; etwa 1300 Körbe mit Kirschen, Sta­chelbeere», Pfirsichen, Johannisträubchcu und Heidelbeeren wurden zu Markte gebracht. Die Kirschen halten Heuer außer­ordentlich lange stand; am 9. Mai wurde» die erste» in der Markthalle verkauft, nun sind schon nahezu zehn Wochen darüber hiumeggegaugcu und immer kommen noch Hunderte von Körbe» in schöner, frischer Ware. Einheimische Kartof­feln von Lausten, dem Rcmsthat und hiesiger Markung tref­fen jetzt immer in größeren Quantitäten ein; Preis per Pfd. 4 -n -.

Kitte re arisches.

Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen", dieses Götheiche Wort fiel uns ein, als wir die neuesten Nummern -10-12, derNeuen Musikzeitung" (Stuttgart, Carl Grünt n q er) auf ihren Inhalt prüften. Dieselben enthalten eine Fülle zum Teil hochintercstanlee Aufsätze, z. B.die Grenzen der Tonkunst von Jörgen Mailing, eine geistvolle Charakteristik der dcntsch-l'öhmischcii Komponisten L Grünbcrger, Ad. Wallnöfer und F-r. Hefflee, eine Skizze über Gioo. Patt. Lullt) von E. Kreowski,lieber das Diri­gieren" vom Hofkapellmetster Ad. Schnitze, eirthnr Schopen- bauer über Musik, Berichte über das 70. nieoerrheinische Musikfcst, über die 29. Toukünstlerversammlnug, einen Musik- bricf aus Chicago rc. Daneben Mitteilungen über neue Opern, Konzertanfführungen, Erzeugnisse auf dem Musikatien- is Büchermarkt, Anekdoten rc. Endlich wertvolle Klav ier- stncke von Karganow, H. Huber, Fr. Zierau, Lieder von Ä. Wallnöfer, G. Bartel und ein Bi olin stück (mit Kavierbe- begleitnng) von H. Huber. Als Begleiter in die Sommer- trnchen und Bäder dürfte sich die neue Musik-Zeitung sehr nützlich erweisen.

Willst Du den rechten Vorteil zieh'n,

Insekten tilgen in der Thal:

So focd're echtesZacherlin"

Und' kanf niemals mn Surrogat.

Es tötet der Insekten Schaar Mit absoluter Sicherheit Und seine Wirkung, wunderbar,

Rühmt man im Lande weit nnd breit.

Was sieghaft sich Erfolg verschafft,

Wird stets bedroht von Pfuschern sein;

Uno da ihm fehlt die innere Kraft,

Täuscht man durch hohlen, äußeren Schein.

Das Etikett', der Flaschen Form,

Wird echtem Fabrikat entlieh'n,

Man imitiert nach dessen Norm

Den Namen selbst aufin" undlin". Laß' Dir nicht aus der Tasche zieh'n Dos Geld, um das es wirklich schad',

Uno nimm für echles "Zacherlin"

Kein aufgeschwotztes Surrogat!

Drum: Willst der Täusckung Du cmflich'n. Melk' aus den Namen Zacherl g'rab':

Der steht uns jedemZucherlin",

Doch nie aus eine,» Surrogat!

Ball-Seidenstoffe v. 75 Pfge. bis is.ss

per Meter sowie schwarze, Weiße und farbige Sei- i denstoffe v m 78 Pf. dis Mk. t».03 per Meter

! glatt, geüreif:, karrierl, gemustert, Damaste rc. (ca. 240 versch. Qual, und 2(nm vcr'ch. Farben. Dessins rc., Porto- und zollfrei Muster umgehend

6. Hsnnebsrg ich. n. L. Loü.) 2unoti.

LMlmW M LMMM L >L LL

wett und d:e meisten Mittet oaaegcn e iotglos. Umiomehr sinv die Latus Londons gegen diel. hartnäckige» Leiden als Linternngsmittel zu empfehle,!. Zn haben in Packele» ä nnd 50 4 in roten Schachteln 5 t in den Apotheken und Drogucrien. Niedert, bei H. Lang in Nagold, M. Gel­te n vor t in Unterjeitingeu und Ad. Frau er in Wildverg.

Den Empfehlungen Ver Krauen haben die ächten Apotheker Richard Brandt's «chwcizerpillen, welche in den Avolhcken nur in Schachteln ä 1. erhältlich, unzweifel­haft einen großen Teil ihres Erfolges zu verdanken, indem ihre angenehme, sichere abiolnt schmerzlose Wirkung bei den F-rancn alle anoeren Abführmittel verdrängt hat Wie die vielen Dankschreiben beweisen, werden die ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schwcizerpillen mit dem weißen Kreuz in roiem Grunde bei Störungen in der Verdauung (Verstopfung,, Herzklopfen, Blutandrang, Kopfschmerzen rc. stets mit bestem Erfolg angewandt.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser' schen Buchdruckerei.

fertigt schnell und billig 6. IV. tLaissr.