Amts- und Intelligenz-Blatt für den OberamtS-Bezirk Nagold.

82 .

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 30

Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 15. Juli

JnserttouS-Äebühr für vre i,palttge Zeile ans

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung S bei mehrma.iger je 6 Die Inserate müssen spätesten» morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blatte» der Druckerei aukaeaek»-» kein.

1893

Bestellungen

auf den

für das

»!. ynai'tal

werden

WM" immer noch

von jeder Poststelle und den Postboten angenommen.

Amtliches.

Nagold.

An die Gemeinderäte,

betreffend die Gewinnung von Futterlaub.

Die Gemeinderäce werden hiemu auf die ober- amtliche Bekanntmachung, betreffend die Gewinnung von ^utterlmw, Gesellschafter Nro. 6l, hingewiesen. Die Ortsangehörigen sind hienach zu belehren.

Den 12. Juli 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Tages-WeuigkeiLen.

l Deutsches Weich.

Stuttgart, II. Juli. Für die 50jährige Ju­belfeier des Württ. Gustav Aoolf-Vereins am 18. und 19. d. M. in hiesiger Stadt liegt nunmehr das Festprogramm vor. Nach demselben ist Dienstag den 18. früh 10 Uhr im Saale der Evang. Gesell­schaft Festversammlung mit Begrüßung der Behörden und Delegierten, sowie Darbringung der Angebinde. Das Mittagsmahl ist 12'/» Uhr im Herzog Christof bestimmt. Um 2'/» Uhr beginnt die geschäftliche Versammlung der Abgeordneten zur Beratung des Verteilnngsplanes und der Verteilung der Angebinde. Bei dem um 6 Uhr in der Hospitalkirche stattfin­denden Gottesdienste wird Dekan Weitbrecht die Pre­digt halten. Abends '/» 8 Uhr ist im Festsaal der Liederhalle gesellige Zusammenkunft mit lebenden Bildern, Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen. Bei dem Festgottesdienst am 19. in der Stiftskirche, bet welchem der Verein für klassische Kirchenmusik Mitwirken wird, spricht das Gebet Dr. v. Burk. Fest­prediger ist unser Landsmann Oberkonsistorialrat Dr. Köstlin-Darmstadt (früher in Friedrichshafen.) Den Jahresbericht erstattet Hosprediger Dr. Braun. Ansprachen aus der Diaspora werden halten Pfarrer Schwarz aus Waiern in Kärnten, Oberkonststorial- rat und Mitglied des preußischen Oberkirchenrats Koch, Danzig, und Pfarrer Schimik von Vöcklabruck. DaS Schlußgebet hat Stadtpsarrer Faulhaber über- nommen. An das Festmahl um 1 Uhr in der Lie­derhalbe schließt sich ein Besuch der Friedenskirche und um ? Uhr als Schluß eine gesellige Zusammen­kunft im Garten des Schützenhauses.

Stuttgart, 13. IM. (Privattelegr. d.Gesellschafter".) Berlin. (Reichstag.) Bei der zweiten Lesung der Militärvorlage wurde § 1 mit 20 Stimmen Mehrheit an­genommen. Der Paragraph hat folgenden Wort- laut: Artikel I. § 1. Die Friedenspräsenzstärke de- deutschen HeereS an Gemeinen, Gefreiten und Obergefreiten wird für die Zeit vom 1. Oktober 1883 biS 31. Mäiz 1899 auf 479 229 Mann als Jahresdurchschnittsstärke festgestellt. An derselben

sind die Bundesstaaten mit eigener Militärverwal­tung nach Maßgabe der Bevölkerungsziffer beteiligt. Die Einjährig-Freiwilligen kommen auf die Friedens­präsenzstärke nicht in Anrechnung. Die Stellen der Unteroffiziere unterliegen in gleicher Weise wie die der Offiziere, Aerzte und Beamten der Feststellung durch den Reichshaushaltsetat. In offenen llnter- offizierstellen dürfen Gemeine nicht verpflegt werden.

Der Dieb, der vor kurzem den Einbruch beim preußischen Gesandten v. Eisendecher in Karlsruhe begangen hat, ist in Brüssel festgenommen worden. Es ist ein kürzlich entlassener Diener des Gesandten.

Friedrichsruh, 10. Juli. Fürst Bismarck em­pfing gestern die während der vorhergehenden Tage in Kiel versammelt gewesenen Sekretäre der deutschen Handelskammern und hielt auf die Begrüßungsan- spräche des Dr. Stegmann aus Oppeln eine längere Rede, in welcher er u. a. ausführte: Handel und Gewerbe gehören notwendig zusammen. Eine Tren­nung von Handel, Gewerbe und Landwirtschaft zu beabsichtigen, beruhe auf Irrtum. Die billigeren Preise der früheren Jahre stellten keineswegs größeren Wohlstand dar. Ein durch ungeschickte Gesetzgebung und Handelsverträge verarmendes Land könne einen potenten Kaufmannsstand nicht ernähren. Es sei falsch, wenn die Landwirtschaft auf die Förderung der Industrie schimpfe. Der beste Beweis vom Ge­genteil seien seine eigenen Güter. Der beste Absatz aller Produkte bleibe jedoch immer das Inland. Wenn man auf Abschaffung des Luxus hindränge, so vernichte man eine Menge davon abhängiger und dafür produzierender Existenzen, besonders in Kunst und Kunstgewerbe. Alle produktiven Stände seien aufeinander angewiesen, allen sei gegenseitiger Aus­gleich ihrer Interessen zu empfehlen. Bei dem Frühstück widmete der Fürst dem Kaiser Wilhelm I ein stilles Glas. Bezüglich feiner Reisepläne sagte er, die Reise nach Leipzig, zu seinen ältesten und treuesten Freunden, sei ihm von Dr. Schweninger verboten.

Der dem BundeSrat zugrgangene Nachtrags-Etat beziffert die zur Durchführung der Militärvorlage für das laufende Etatsjahr erforderlichen Kredite auf 71 200 000 wovon ca. 23 000 000 ^ auf die fortdauernden, durch Matrckularumlagen zu decken­den Ausgaben und 48000000 ^ auf die einmali­gen Ausgaben entfallen, welche mittelst Anleihe auf- zubringen sind. Die fortdauernden Ausgaben be­tragen für Preußen, Sachsen und Württemberg ca. 19 700000 für Bayern 2 500000 Die einmaligen Ausgaben deS außerordentlichen Etats belaufen sich für Preußen auf 27 900000 «K, für Sachsen auf 3500000 , für Württemberg auf

2 600 000-4L; Garnisonsbauten rc. 6 000 000 die an Bayern zu zahlende Quote auf 4 300 000 Hierzu kommen noch für Betriebsfonds, eiserne Be­stände 2700000 «iL, zusammen also 48000000 Mark einmalige Ausgaben. Die durch Anleihe zu beschaffenden Mittel werden aller Wahrscheinlichkeit nach noch im laufenden EtatSjahre flüssig zu machen sein, und demgemäß wird für das Halbjahr eine Er­höhung der Ausgaben für Verzinsungen um 1 Million eintreten.

In verschiedenen Orten Ostpreußens sind Er- krankunaen an Pocken festgestellt worden, die man auf Einschleppung aus Rußland zugeführt. Die Re- gierung hat angeordnet, daß nur solche russische Ar­beiter beschäftigt werden dürfen, die eine wirksame Impfung Nachweisen können und gesund sind.

Neuer Antrag im Reichstage. Die Abbg Gamp, von Kardorff, Merbach und Graf Arnim haben mit Unterstützung anderer Mitglieder der frei­konservativen Partei einen Antrag im Reichstage eingebracht, welcher lautet, der Reichstag wolle be­schließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen: I) mit möglichster Beschleunigung einen Gesetzentwurf vor­zulegen, durch welchen 1. dem gesamten Handwerk eine organisierte Vertretung in Handwerkerkammern gegeben wird, denen die Beaufsichtigung des Lehr­lingswesens, des Herbergswesens rc., sowie die Auf­gabe zu übertragen wäre, die Interessen des Hand­werks in technischer und wirtschaftlicher Beziehung zu vertreten. 2. diejenigen Personen von der Aus­übung des handwerksmäßigen Betriebs ausgeschlossen werden, die ihre Befähigung zu diesem Betriebe nicht durch längere Ausbildung als Lehrling und Geselle dargethan haben (Befähigungsnachweis.); II) bei den Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die die Handwerker schädigende Beschäftigung der Strafgefangenen nach Möglichkeit eingeschränkt wird.

Die neue Börsensteuer. Graf Caprivi hat bekanntlich am Freitag im Reichstage angekündigt, der Börsensteuergesetzentwurf, welcher mit zur Deckung der Kosten der Heeresvorlage dienen soll, werde in nächster Session in neuer, einen ausgiebigen Ertrag sichernden Form wieder unterbreitet werden. Es ist nun berichtet, die Einnahmen aus dem neuen Ge­setzentwurf seien auf 24 Millionen pro Jahr berech­net; das ist indessen zu niedrig, die Börse wird noch mehr bluten müssen und kann das auch vertragen. Der frühere, vom Staatssekretär von Maltzahn-Gultz ausgearbeitete Gesetzentwurf sollte schon 20 Millionen erbringen, man wird also nun nicht wieder erst mit 24 Millionen anfangen. Sagen wir 36 Millionen, so haben wir etwa das, was die Börse bequem leisten kann und ohne den Druck zu empfinden, un- ter welchem Mittelstand und Arbeiter leiden.

Berlin, 11. Juli. DerReichstag soll geschlos­sen, nicht vertagt werden.

Für die heutige Sitzung des Reichstags steht die nationalliberale Interpellation über den Ausfall der Manöver in den von der Futternot betroffenen Landesteilen auf der Tagesordnung, nicht aber die sonstigen mehr oder weniger mit diesem Gegenstand zusammenhängenden Anträge verschiedener Parteien, die sich bis auf vollständige Aufhebung aller Getreide­zölle erstrecken. Wie sich der neue Reichstag zu den landwirtschaftlichen Fragen stellt, wird man bei dieser Gelegenheit wohl kaum schon genügend zu erkennen vermögen. Forderungen wie dir Suspension oder gar die dauernde Aufhebung landwirtschaftlicher Zölle haben jedenfalls nicht die geringste Aussicht im Reichstag; selbst Herr Richter kann sich mit dem letzteren Antrag in Anbetracht seiner Nutzlosigkeit nicht befreunden.

Die Handhabung der Sonntagsruhe betr. den Verkauf von Getränken über die Straße seitens der Wirte hat bekanntlich schon verschiedenartige Auslegung gefunden. Die Strafkammer in Bonn hatte sich auch mit der Angelegenheit zu befassen, und zwar auf Grund einer ReichsgerichtSentschri- düng. Die Bonner Gerichte hatten zwei mit Straf­befehl bedachte Wirte freigesprochen, welche Urteile das Reichsgericht aufhob, und zwar mit der Be- gründung» daß nachgewiesen werden müsse: ob die Wirte im Glauben gewesen seien, ihr Schankgewerbe auszuüben oder ob sie sich des Betriebes eines Han- delSgewerbeS bewußt gewesen seien. Die Straf«