Der Kaiser hat derNationallib. Corresp." zu­folge ein von heute an gültiges Ausfuhrverbot auf Stroh, Heu und Hafer unterzeichnet.

Berlin, 4. Juli. Der Reichstag ist heute Mittag um 12 Uhr im weißen Saal des kgl. Schlosses, wie schon bemerkt, durch den Kaiser selbst eröffnet worden. In der Thronrede wird darauf hingewiesen, daß im vorigen Reichstag der von der Regierung vorgelegte Gesetzentwurf über die Frie­denspräsenzstärke des deutschen Heeres die Zustim- mung der Volksvertretung nicht gesunden habe; dann heißt es weiter: die von meinen hohen Verbündeten einmütig geteilte Ueberzeugung, daß das Reich ge­genüber der Entwickelung der militärischen Einrich­tungen anderer Mächte auf die seine Sicherheit in der Zukunft verbürgende Fortentwickelung des Heer­wesens nicht länger verzichten dürfe, hat zu dem Entschluß führen müssen, den Reichstag aufzulösen und durch die Anordnung von Neuwahlen das für notwendig erkannte Ziel zu verfolgen. Seit der Vorlegung der Militärvorlage hat sich die politische Lage Europas nicht verändert. Die auswärtigen Beziehungen sind zu meiner großen Befriedigung nach wie vor freundliche und frei von jeder Trübung. Das Verhältnis der organisierten militärischen Kraft Deutschlands zu derjenigen unserer Nachbarn hat sich indessen noch ungünstiger als im Vorjahr ge­staltet. Durch die geographische Lage und in Rück­sicht auf die Fortschritte des Auslands wird eine weitere Ausbildung unserer Wehrkräfte notwendig. Um den mir verfassungsgemäß obliegenden Pflichten genügen zu können, erachte ich es für unumgänglich nötig, daß mit allen uns zu Gebot stehenden Mitteln auf die Herstellung einer ausreichenden wirksamen Verteidigung der vaterländischen Erde hingcwirkt werde. In dem neuen Gesetzentwurf über die Frie­denspräsenzstärke des Heeres sind die bei Beratung der früheren Entwürfe geäußerten Wünsche, soweit es angängig war, berücksichtigt und die Anforderun­gen an die persönliche Leistungsfähigkeit und die Steuerkraft herabgemindert worden. Das Interesse des Reichs erheischt die thunlichste Besckleunigung in der Verabschiedung des Gesetzentwurfes, damit die diesjährige Einstellung der Rekruten schon auf der neuen Grundlage vorgenommen werden kann. Andere größere Vorlagen werden deshalb dem Reichs­tag nicht zugehen. Die Deckungsfragc bildet zunächst noch den Gegenstand der fortgesetzten Erwägungen. Bis zum Ablauf des jetzigen Etatsjahres werden für die Deckung des Mehrbedarfs die Matrikularbciträge heranzuziehen sein. Die Thronrede schließt: Unter schweren Opfern ist die Einigung der Nation ge­lungen; die glorreichen Errungenschaften zu wahren, mit denen Gott uns im Kampf um die Unabhängig­keit gesegnet hat, ist unsere heiligste Pflicht. Wir werden derselben nur genügen, wenn wir uns stark und wehrhaft genug machen, um der zuverlässige Bürge des europäischen Friedens bleiben zu können. Ich vertraue fest darauf, daß mir meinen hohen Verbün­deten patriotische und opferbereite Unterstützung bei der Verfolgung dieses Zieles nicht fehlen wird.

Berlin, 4. Juli. Die Morgenblätter melden aus Petersburg, der PersonendampferAlphons" verbrannte infolge einer Kesselexplosion unweit Ro­manow auf der Wolga. 25 Passagiere sind umge­kommen.

Berlin, 5. Juli. Das Zentrum brachte im Reichstag einen Antrag auf Aufhebung des Jesuiten­gesetzes ein.

Berlin, 5. Juli. Der Landtag ist heute ge­schlossen worden.

Berlin, 5. Juli. Der Reichstag wählte mit 310 von 319 abgegebenen Stimmen Levetzow (kons.) zum Präsidenten. 4 Stimmen wurden für Lieber (Zentrum), eine für Ahlwardr abgegeben. Leve­tzow nahm das Präsidium mit einer Ansprache an, worin er sagte:Halten Sie mich für das, was ich vor allem sein möchte, für einen aufrichtigen, unpar­teiischen und unabhängigen Mann, der bestrebt ist auch auf dieser Stelle dem Vaterlande zu dienen." Das Haus erhebt sich von den Plätzen zum Dank für die Mühewaltung des Alterspräsidenten Dieben. Der Reichstag wählte alsdann mit 300 von 313 Stimmen Buol (Zentrum) zum ersten Vizepräsiden­ten. Der Reichstag wählte mit 226 von 285 Stim­men Bürklin (nat.-lib.) zum 2. Vizepräsidenten. Nächste Sitzung Freitag nachmittags 1 Uhr. Ta­gesordnung: Beratung der heute eingegangenen schleu-

'nigen Anträge, betreffend die Einstellung d.s Straf­verfahrens gegen Müller, freisinnige Volkspartei, sowie gegen Schmidt, Meher und Schulze, Sozialde­mokraten; hierauf die Militärvorlage.

Schwei).

In den Weinbergen von Sitten in der Schweiz giebt es schon reife, genießbare Trauben. Es ist überhaupt trotz einiger Frostschäden schöne Aussicht auf eine große und gute Weinernte.

Frankreich.

Paris, 5. Juli. Der Aufruhr dauerte bis 4 Uhr morgens unter fortgesetzten Attaken der Ka­vallerie fort. Um Mitternacht zündeten die Meute­rer das Wachthaus der Stadtsergeantenwache an, nachdem sie dasselbe erstürmt hatten. Darnach wurde ein Zeitungskiosk in der Hauptstraße des Quartier Latin angezündet. Die Feuerwehr suchte vergebens zu löschen unter Attaken der Polizei, die alles nie­dersäbelte. Die Meuterer rissen mit Eisenstangen u. Balken die Straßen auf und begannen eine rcgel- rechte Straßenschlacht. Die Kavallerie griff im Gallopp an: dieselbe wurde mit Revolversalven em­pfangen; auf beiden Seiten sind zahlreiche Schwer­verwundete. Der Redakteur desMatin" erhielt 6 Säbelbajonettwunden und wurde, tätlich getroffen, sortgebracht. Der Redakteur derLibre Parole" wurde fast vollständig zertreten; er liegt im Sterben. Das Quartier Latin ist mit Trümmern bedeckt.

Paris, 5. Juli. Die Gesamtzahl der verwun­deten Ruhestörer wird auf 300 geschätzt; davon gelten 40 als schwer verwundet. Auf Seiten der Polizei wurden 50 verwundet, darunter 2 lebensgefährlich. Unter den 26 Personen, die wegen der Ausschrei­tungen von Montag gerichtlich verfolgt werden, be­finden sich nur 5 Studenten.

England.

London, 5. Juli. In der Nähe von Dens­burg fand gestern Nachmittag eine Explosion im Kohlenbergwerk Throntüll statt. Etwa l30 Berg­leute sind verschüttet. 4 Leichen sind aufgefunden. Die Schächte stehen in Flammen. Man befürchtet, daß eine große Anzahl von Bergleuten getötet ist.

Rußland.

Die Petersburger Zeitungen wiegeln in Sa­chen des Zollkrieges ganz bedeutend ab, erklären, über die Inkraftsetzung der höheren Zölle sei noch gar nichts bestimmt und sprechen sogar die Hoffnung aus, es werde zwischen dem deutschen Reiche und Rußland doch noch zu einem Vertrage kommen.

Petersburger Meldungen verzeichnen Ge­rüchte, nach welchen ein russisches Geschwader im Mittelmeer stationiert werden u. thunlichst mit dem fran­zösischen Mittelmeergeschwader Zusammengehen solle.

Rumänien.

Aus Bukarest wird gemeldet: Der deutsche Mi- litärbevollmächtigteübermitteltedem preußischen Kriegs- Ministerium eingehenden Bericht über ein neues rauchloses Pulver, mit welchem die rumänische Armee umfassende Versuche angestellt hat: dasselbe soll alle bisher bekannten Mischungen an Wirkung übertreffen.

Amerika.

Chicagoer Ausstellung. Aus der geistvollen Rede, die der Senator Karl Schurz als Vertreter der Deutsch-Amerikaner dort gehalten, soll eine Stelle namentlich heroorgehoben werden, welche für unsere Industriellen und Gewerbsleute von besonderem In­teresse ist. Sie lautet: Es giebt in dem Kampf der Conrurrenz zwei Arten von geschäftlicher Politik, die für den Charakter des Geschäftsmannes und den des Geschäfts bezeichnend sind. Die eine ist das Unterbieten der Preise mit der Devisebillig und schlecht." Das ist die Politik des Spießbür­gers, eine Politik, die eines tüchtigen Mannes und und eines tüchtigen Volkes unwürdig ist. Die an­dere ist die Politik des Ueberbietens im Werte mit der Devisebeste Ware für guten Preis." Das ist die Politik des Geschäftsmannes von weitem Blick und von Charakterstolz; des Mannes der mit offenem Geist die Bedürfnisse seiner Zeit erforscht und die besten Mittel sucht, ihnen genügen; der die Fortschritte der Erfindung und die Entwickelung der Gelegenheiten mit scharfem Auge verfoltgt; der mit großem Sinn und freigiebiger Hand die Wissen­schaft und die Kunst zu seinen Gehilfen macht, der sich mit ehrlichem Handeln eine ehrliche Kundschaft gewinnt, und der auf dem Boden des gewonnen Vertrauens mit kühnem Unternehmungsgeist weiteres

wagen darf. Das ist die Politik eines Volkes, das seine Industrie und seinen Handel in großem Maß­stabe aufbauen will; eines Volkes, das Geist besitzt und diesen Geist zu gebrauchen versteht; eines Volkes, das in seine eigene Kraft Vertrauen und vor seinem eigenen Charakter Respekt hat. Des ist die Politik, die den Weltmarkt erobern und ihn auch behaupten kann. Die Politik des Unterbickens im Preise: das war Deutschland in Philadelphia em nachschlei­chender Schatten des Deutschlands der alten Zeit, der Zeit der Zerrissenheit, der Ohnmacht, der K ein- lichkeit, der Selbstironie, des Zweifels an der eigenen Kraft. Die Politik des Ueberbietens im Wert: das ist jDeutschland in der weißen Stadt zu Chicago das Deutschland der neuen Zeit, des mächtigen Reichs, des gehobenen Nationalgefühls, der Selbst­achtung, der großen Inspirationen, des gewaltigen Könnens und des hohen Wollens, groß in seinem Kriegsruhm und nicht weniger groß in den Werken des Friedens. Diesem Deutschland bringen w-r un-

ülejnkrk Wittkiliirltzru.

Stuttgart, 3. Juli. Zn einem lstest Kant­mann kam dieser Tage ein junger Mann, an .ebli h im Auftrag eines Ratschreibers', und berief ihn so­fort auf das Rathaus. Der Kaufmann ging sogleich dorthin, wo man aber von der Bestellung mchts wußte. Zurückgekehrt, erfuhr er, daß der angebliche Rathausdiener bald darauf wiedergekehrt sei und ,n seinem Aufträge II Mk. gefordert habe, da er (der Kaufmann) eine Zahlung auf dem Rathaus mich:,, müsse, wozu ihm das Geld nicht reiche. H-c Frau gab ein 20-Markstück her, rwt dem sich der Gauner entfernte. Derselbe ist in der Person eines jungen Gablenbergeis verhaftet worden.

Handel 6 Berkehr.

Kirchheim, >i. I. (Wollmackt vom 2t. bis 26 Juni 1893.) Nach den abgeschlossenen amtlichen W.igregistcrn wa­ren Angeführt: von Württemberg i>!97^ Zu., von Bniiern 192 Zlr., von Baden I6l^ Z,r., von Hohenzoll.rn 85 Zlr., zusammen 66861/2 Zlr., und zwar von Prodnnntt.n (sog. Schäferwolle) 6466 Ztr., von Händlern l.H indelswolle) 110^2 Ztr. Der Qualität nach bestand die Zufuhr in hochrein 3! 1/4 Ztr., in mittclfei» und sein 6294-/4 Ztt-, in ranhbastard und gemischt 311 Ztr., zusammen 66360z Z,r. Hievon wurden verkauft: an wücttembcrpiche Käufer 2917 Ztr., nach der Schweiz 1386 Ztr., nach Lay-rn 128 ! Ztr., nach E'lsas, 8 Itt/g Ztr., nach Schweden io Z,ich Vorarlberg 'öbll Ztr, nach Laden 2^/g Ztr., z,ammen 662ttt,z Ztr. Unverkauft blieben 10 Ztr, welche gleich nach der Leifnhr wieder vom Markt abgeführt wurden.

Ans der Pfalz, 2. Juli. (Obst n» d Wein) Ob­wohl der Sommer auch bei uns zu trocken ist, so giebr es Heuer bei uns sehr viel Obst nnd ebensoviel Wein und dasz der letztere auch eine vorzügliche Qualität bekommt, lägt sich in einem so warmen, regenarmen Jahr ini: zienttichcr Sicherheit erwarten.

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Arnstorf (Bayern). Habe Ihre Schweizerplllen ichon seit langer Zeit bei Patienten mit gutem Erfolg angewendet und habe seit einiger Zeit dieselben an mir selbst versucht und habe gefunden, daß sie dem Ruhme, den sie haben, vollständig würdig sind. Vx, ÜLUdsr.

Bergen (Rügen). Ew. Wohlgeboren erlaube ich mir ganz er­gebenst mitzutheilen, daß die mir gütigst übersandten Pillen eine ausgezeichnete Wirkung haben und demnach nur zu empfehlen sind.

Kombölon, Kreiswundarzt.

Salzungen i. S.-Me!ningen. Ick habe Lie Pillen der mir früher zugesandten Vrobeichachlet bei mir selbst angewandt. Soweit icl; bei der kurzen AnwenduligLieil und geringen Erfahrung eS bcurilieilcn kann, scheinen üc ein zweckciusnrcchendes Mittel zu sein.

Ich werde evem. weitere Versuche ansteilen.

in', m ci. 7>aMv6rt6l'. oerraäi (Vadeni. Seit eiwa in Jahren schon gebrauche ich, sowohl für mich seilst, als für dlc kranken, die ich behandle, Ihre Schweizer-Pillen in geeigncleri Fällen mir gutem Erfolge. Wunderlich ist nur bez. Ihrem Fabrikate jedoch, vast es bet uns in Baden als iHeheimnütlel nicht zum Verkauf darf kommen und wir es also nur ans der nahen Schweiz uns holen müssen, wenn wir es nöthtg t^be». L. Ls.lssi'k'Arzt.

Winzig. Ein an mir selbst gemachter Versuch hatte gewünsch­ten Erfolg ohneNebenunbequemlichkcitcn. Dl>. 8trÜllSSö.

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Hiezu das Unterhaltungsblatt Nro 27.

Verantwortlicher Redakteur Slein wandet i.> N.igvto. Druck Mid Verta,, der G. W. Z .tts« r's che» Lu n 'Nicker, i..