Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Beztrk Nagold.
^c°78
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Donnerstag 6. Juli
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1893 .
Amtliche».
Nagold. An die Ortsvorsteher
In den Mitteilungen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft schreibt einer der sachverständigsten deutschen Landwirte:
„Infolge des futterarmen trockenen Jahres 1865 habe lch es selbst in eigener Wirtschaft erfahren, wie unter Verwendung des sämtlichen Strohs als Futter und mit wenig Heu und Hackfrucht, unter Ersatz des notwendigen Eiweißes durch Kraftfutter- mittel, es erreicht wurde, daß der gesamte Viehstand an 2 Gütern wirtschaftlich erhalten werden konnte, während viele Güter ^/s ihres Viehstandes verschleuderten und in der Düngerwirtschaft sehr zurück- kamen.
Das Schlimmste ist, wenn es dahin kommen sollte, daß der Viehstand, ein so wesentlicher Teil des Nationalwohlstandes, durch diesen Notstand wesentlich beschränkt werden und später zu den höchsten Preisen wieder gekauft werden müßte."
Vorstehendes ist zur Kenntnis der Gemeinde- kollcgien zu bringen.
Das O-Amt erwartet, daß die Ortsvorsteher und Gemeindckollegien alles aufbieten, den Viehstand namentlich der ärmeren und mittleren Landwirte zu erhalten. Aufgabe der Gemeindeverwaltungen ist es, sich aufs Genaueste nach den Verhältnissen der Einzelnen zu erkundigen und olle sachverständigen Ratschläge zur Verminderung der Futternot eingehend zu prüfen und thunlichst zu benützen.
Der bestellte Mais, nunmehr 4000 Ztr., wird demnächst eintresfen. Es sind außerdem bestellt 2 Waggons getrocknete Biertreber und 2 Waggons Matzkeime (Oktober.)
Den 3. Juli 1893.
_ K. Oberamt. Vogt.
Nagold.
An die Orts-Borsteher.
Den Ortsvorstshern sind gedruckte Exemplare: „Rätschläge zur Verminderung der Futternot" zur Verteilung an Ortsangehörige zugegangen. In diesen Ratschlägen ist besonders darauf hingewiesen, Laß jeder Landwirt soviel als möglich bestrebt sein soll, Futterpflanzen auf dem Acker zu bauen und zwar auf den freien Feldern sofort, auf den Getreidefeldern nach deren Aberntung. Die Futterpflanzen, deren Anbau sich empfiehlt, sind in den Ratschlägen genau bezeichnet. Die Ortsvorsteher werden angewiesen, hiewegeu in einer Versammmlung der Ortsangehörigen eingehende Verhandlung zu pflegen.
Diese Verhandlung ist durch vorherige Besprechung mit einzelnen Ortsangehörigen über das, was nach der Lage der örtlichen Verhältnisse angezeigt ist, gehörig vorzubereiten.
Den 4. Juli 1893.
K. Oberamt. Bogt.
Bekanntmachung.
Im Gehöfte des Lorenz Müller in Gültlingen ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Ein Stück Vieh ist an der Seuche gefallen.
Nagold. 3. Juli 1893.
K. Oberamt. Vogt.
Postassistent Kübel in Nagold wurde zum Postsekretär
dasel bst ernannt. _
Uages-WeuigkeiLen.
Deutsches Weich.
Nagold. (Einges.) Am Sonntag stattete der Gesangverein „Eintracht" von Eßlingen seinem
früheren Dirigenten, Herrn Oberlehrer Griesinger, einen längst geplanten Besuch ab. Der Verein wurde von Herrn Griesinger abgeholt und begrüßt, worauf die Sänger auf dem Bahnhof mit einem „Sängergruß" und an der Wohnung des Herrn Griesinger mit einem „Frühlingslied" erwiderten. Nachdem im Gasthof zum „Hirsch" ein kleiner Imbiß eingenommen war, gings „im Schweiß des Angesichts" auf die Burg Hohennagold. Hier erregte namentlich der wohlgepflegte Schloßgarten allgemeine Bewunderung. Begeistert von dem schönen Nagoldthal , stimmte der Verein das Lied „Im schönsten Wiesengrunde" an. Nach kurzer Rast auf der Höhe des Bergs wurde der Rückweg wieder angetreten, um im Gasthof zur „Traube" ein gemeinsames Mittagessen einzunehmen. Nach Beendigung desselben begab sich der ganze Verein in das hiesige Seminar, welches dank der freundlichen Erlaubnis des Herrn Rektor den Gästen zur Besichtigung geöffnet war. Mit einem prächtigen Marschlied ging es sodann durch die Stadt in den Waldhorngarten, wo sich bald auch der hiesige Militärgesangverein und eine große Zahl Gesangssreunde von hier eingefunden hatten, so daß in kürzester Zeit sowohl der Waldhorngarten als auch der anstoßende Bärengarten bis auf den letzten Platz besetzt war. In der angenehmsten, heitersten Stimmung verliefen die nun folgenden Stunden. Mit dem "Lied: „O Wald, wie ewig schön bist du" wurde die nachfolgende Gesangsunterhaltung eingeleitet. Hatten wir schon vorher Gelegenheit, die schönen Leistungen der Eintracht kennen zu lernen, so bot sie sich uns in den folgenden Gesängen noch viel mehr. Hervorheben möchten wir die frisch und anmutig vorgetragenen Lieder „Maidle, laß der was verzähle" und „E seins Tröpfle". Insbesondere aber war es das von der Eintracht seiner Zeit in Heilbronn gesungene und mit dem 1. Preis im höheren Volksgesang ausgezeichnete Lied: „Wenn der Frühling auf die Berge steigt," das rauschenden Beifall fand. Ferner bewies der Verein mit dem Vortrag verschiedener Lieder, namentlich des Lieds „Nachtzauber" v. Storch, daß er auch die Stufe des Kunstgesangs erklommen hat. In den Pausen sang der hiesige Militärgesangverein, der, obwohl noch „jung an Jahren", doch schon schöne Erfolge aufweisen kann, und der zeigte. was ein Verein bei kräftigem Zusammenwirken, bescheidenem, aber zielbewußtem Streben und tüchtiger Schulung in so kurzer Zeit zu leisten vermag. Dies bewies besonn ders der Vortrag von „Lebe wohl" von Klauer u.' „Die Abendglocken" von Abt. Zum Schluß dankte der Vorstand der „Eintracht" in kurzen Worten den Anwesenden für ihre freundliche Teilnahme, insbesondere Hrn. Oberlehrer Griesinger und dem Militärgesangverein und lud letzteren zu einem Besuch in Eßlingen ein, um die hier geschlossene und durch gemeinschaftlichen Gesang besiegelte Sangesbrüder- fchaft noch mehr zu befestigen. Taubstummenlehrer Gukelberger, Dirigent des Militärgesangvereins, dankte dem Redner namens seines Vereins für die freund- lichen Worte. Auf dem Bahnhof sang der Militärverein ein Abschiedslied, dem noch ein gemeinschaftlicher Chor beider Vereine folgte. Unter lebhaften Zurufen setzte sich der Zug mit den scheidenden Gästen in Bewegung. So endigte der schöne Nach- mittag, der durch das harmonische Zusammensein dieser beiden Vereine und der sonstigen zahlreichen Zuhörerschaft einen lieblichen und gemütlichen Nachklang des Liederfestes bildete. Wir schließen mit dem Wunsch, der junge, lebenskräftige hiesige Verein möge
seine Kraft und seinen Mut stählen an dem Vorbild der Eßlinger „Eintracht", deren Beispiel ihm gezeigt hat, wie ein Verein durch treue Arbeit zu seltener Leistungsfähigkeit und rückhaltloser Anerkennung sachverständiger Kreise gelangen kann.
ff Nagold, 5. Juli. Letzten Montag Abend hatten wir im Seminarfestsaal ein Künstlerkonzert von Franz Neumeister (Violinist), Frl. Zundel (Pianistin) und Moriz Fischer (Cellist), das glücklicherweise nicht so lang dauerte, als es nach dem Programm drohte, aber um so schöner ausfiel. Herrn Neumeister, der bekanntlich sämtliche Stücke auswendig vorträgt, konnten wir besonders beim Vortrag einer Faust-Fantasie von Alard in seinem Glanze sehen; Frl. Zundel, deren Anschlag und Vortrag seit ihrem letzten Gastspiel runder und angenehmer geworden zu sein scheint, zeigte ihre Fertigkeit in einem Königin- Polka von Raff, Herr Fischer entlockte seinem Cello seelenvolle Töne in einer Träumerei von Dunkler. Auch das Zusammenspiel in einem L-äur-Trio von Schubert machte sich hübsch, namentlich gefiel das Scherzo und Rondo im 3. und 4. Satz. Sämtliche Vorträge wurden mit warmem Beifall ausgenommen.
ff Nagold, 6. Juli. Daß Lehrer Köbele in Klein-Popo sein Nagold in gutem Andenken hat, beweisen nicht nur die Grüße, die er mit jedem Brief an seine Freunde-und Bekannten schickt und die hiemit summarisch ausgerichtet sein sollen, sondern auch die Lehrmittel, womit er die Sammlung der Seminarschule bereichert. Die letzte Sendung hat eine Anzahl von schönen interessanten Tieren in Spiritus gebracht : eine etwa l m lange junge Riesen, schlänge aus der Gattung Python (afrikanische Felsenschlange mit prächtigen Flecken), eine in Käme- run in Gemeinschaft mit Christaller eigenhändig gefangene etwa 80 om lange Hornviper mit runder schöner Färbung und stattlichen Giftzähnen, eine etwa 1 m lange stattliche Warneidechse (Monitor) und ein kleineres Exemplar'derselben Gattung, ein etwa 60 om langes afrikanisches Krokodil, eine kleine Schildkröte, einen schönen Skorpion, einige Skolopender und asselartige Tiere, Nashornkäfer, Prachtkäfer u. a. m. Diese Tiere werden von Donnerstag bis Montag bei Fritz Köhler zu allgemeiner Besichtigung ausgestellt sein. Der Schuljugend werden sie nach llebereinkommen mH den Herrn Lehrern besonders gezeigt werden, ^-^bHausen. (Eingesendet.) Auf den Bericht in letzter Nro. d. Bl., den Markt in Ebhausen betr., ist zu erwidern, daß außer den erwähnten 2 Stücken Vieh noch mehrere verkauft wurden u. zwar ebenfalls in den Stallungen, eben weil strömender Regen niederging. Thatsächlich hat das (zwar längst er- wünschte) eingetretene Regenwetter es verhindert, weiteres Vieh zu Markt zu bringen, von hier wären min- bestens 15 bis 20 Stück Vieh feilgeboten worden. Auch von verschiedenen Auswärtigen konnte man das hören. Mancher sagte: „weils regnet, behalte ich mein Vieh wieder", andererseits aber war die Stimmung derart: „es kauft doch niemand etwas bei dem Futtermangel." Außerdem war es Samstag, wo dieisraelitischenBieh- händler fehlten, auch diese Annahme hielt im Voraus Manchen zurück. Der ganze Artikel, der doch nur dem Müßiggang entsprungen, ist nur ein böswilliger Spott und Verachtung, das eine sehr wohlfeile Sache ist. Der Schreiber desselben aber würde sicherlich Besseres zu thun haben, vielleicht vor seiner eigenen l Thüre zu fegen, als eine Gemeinde öffentlich zu > verspotten nnd verächtlich zu machen.