willige Meldung zum Militär als untauglich zu­rückgewiesen worden war.

Elbing, 29. Juni. Das Raubmörderpaar Karl Collin und Rosalie Schnack wird heute hin­gerichtet.

Wahlgeschichten. Mit der Frauenemancipation ist es bei uns noch nicht so weit gekommen, daß dem schönen Geschlechte das politische Wahlrecht zuge- standen worden wäre, aber das politische Wahlrecht läßt es sich doch nicht nehmen. Aus dem Kreise Rheinbach wird derKöln. Ztg." mitgcteilt, daß junge Damen am Morgen des 15. Juni von Hans zu Haus wandelten, sich den Wahlzettel unter allerlei Vorspiegelungen und schönen Redensarten zeigen ließen und ihn mit ihren zarten Händchen zerrissen, wenn der aufgedrnckte Namen ihnen nicht behagte, worauf sie dann in liebenswürdigster Weise den von ihnen und ihrem einflußreichen Gewissensberatec be­günstigten Kandidaten unter lleberreichung eines Wahl­zettels empfahlen. Was Wunder, wenn vor solcher Unwiderstehlichkeit die Herren der Schöpfung, die Inhaber des allgemeinen und gleichen Wahlrechts und als solche Mitlenker der Geschicke des deutschen Reiches, schwach wurden und ihre politische Meinung wechselten. So geschehen in der Gemeinde Ramers­hoven, Kreis Rheinbach.

Welschkornmehl als Viehfutter.Ich teile Ihnen im Interesse der Landwirtschaft folgendes mit: Auf einer Schweizer Reise im Kanton Glarus habe ich vernommen, daß da. die Oekonomen gemahlenen Mais kaufen, diesen alsdann sa'zen und mit heißem Wasser zu einem Brei anrühren, dieses Gemenge alsdann über Nacht stehen lassen und davon dem Stück Vieh ein Quantum von 3 Pfund verab­reichen. Dies geschieht zweimal im Tage, so daß also auf ein Stück Vieh 6 Pfund im Tag kommen. Das Vieh soll das Verabreichte nicht nur gerne fressen, sondern der Mais soll auch sehr, nahrhaft sein und milchergiebig. Inzwischen wird etwas Grü­nes gefüttert.".

Der überseeische Import von Heu nimmt, da infolge des Futtermangels der Preis des Heus eine ungewöhnliche Höhe erreicht hat, täglich zu. Aus Nordamerika sind zahlreiche mit Heu detadene Dampfer nach Europa unterwegs, einige auch schon an ihren Bestimmungsorten eingetroffen. In Hamburg sind ebenfalls Sendungen von mehreren tausend Ballen Preßheu angebracht und haben flotten Absatz ge­funden. Dem Eintreffen zahlreicher weiterer Heu­frachten aus Amerika wird daselbst entgegeugesehen. Uebrigcns dürften die deutschen Landwirte ihren Bedarf, zum Teil wenigstens, ans inländischen Be­ständen decken können, da die Ostpcovlnzen einen, wenn auch nicht so grasten lleberschuß, wie in Nor­maljahren. über das eigene Verbcauchsquantum in Aussicht stellen.

Majssenerkrankung. Auf dem Gute Dembo- walonka, Kreis Briefen, erkrankten Plötzlich fast sämt­liche Arbeitsleute und einige derselben starben in kurzer Zeit. Es hat sich herausgestellt, daß dieselben ihren Wasserbedarf einem offenen Gewässer entnom­men, in welchem Säcke von künstlichem Dünger, wahrscheinlich Chilisalperer, ausgewaschen waren. Die Untersuchung ist eingeleitet.

Die größte Druckerei der Welt ist die Re­gierungsdruckerei in Washington. Ihr Unterhalt kostet jährlich 3,500,000 Dollars, die Anzahl der in ihr beschäftigten Personen beträgt 3100. In dem Etablissement werden die sämtlichen Druck- und Bnch- binderarbeiten für die beiden Häuser des Kongresses, die verschiedenen Ministerien und deren zahllose Bureaux, das BandeSvbergericht, die Nationalbiblio- thek, kurz jeden Regierungszweig hergestellt, der- nur irgend etwas zu drucken har. Welche Unsummen von Material hierbei zur Verwendung kommen, erhellt aus der nachfolgenden Aufstellung: So verbrauchte die Regierungsdruckerei im vorigen Jahre 210,000 Ries Papier, welche 100,000 Dollars kosteten, 24,000 Pfund Druckerschwärze, 28,400 Pfund Leim, l 4,000 Pfund Seife, 140 Faß Mehl, 6000 Pfund Pottasche, 6000 Pfund Faden, 4000 Pfund Zwirn, 4000 Pfund Glycerin, 4000 Pfund Antimon, 2000 Pfund Zinn, 1000 Pfund Plumbago, 800 Pfund Höllenstein, 700 Pfund Wachs, 3600 Pakete Goldblatt, 40,000 Fuß russisches Leder, 4000 Dutzend Schaffelle, 4000 Stück Buchtuch, 300 Dutzend türkische Sasfinleder und 230 Quadratfuß Kalbsleder. Alle lithographi­schen, kartographischen und ähnliche Arbeiten werden kontraktmäßig in Newyork und Philadelphia besorgt

und beanspruchen allein eine jährliche Ausgabe von 70,000 Dollars. Für Stahlstiche werden gegen kO.OOO Dollars jährlich bezahlt.

Allerlei.

Zehn Gebote für Korbbienenzüchtcr.

I. Du sollst deinen Bienenstand richtig anlegcn! (Sübvstrichtung; vor Schlagregcn, Zugluft, Staub und Rauch geschützt; zehn Meter von der Straße weg; von vorn und hinten zugänglich; im Mutter leicht schließbar; höchstens drei Reihen übereinander; unterste Reche 45 om vom Boden; Standplatz nicht? sumpfig oder mit Unkraut überwuchert; in der Nähe I Bäume und Sträucher.) 2. Du sollst nur rein ge- ? waschen deinen Bienen nahen und auch die Bienen- ? stücke und den Bienenstand stets reinlich halten. 3. ? Lasse deine Bienen niemals Mangel leiden! (Beachte r besonders die Schwärme, die Trachlpanse, Wintervor- rat.) 4. Gieb im Frühjahre deinen starken Völkern, sobald es möglich ist, ein Aufsatzkörbchen! 5. Du sollst keine weiseüosen und schwachen Völler auch deinem Staude du,den! 6 Nimm als Standstöcke zur Ueberwinterung nur Volk- und hoingrciche, ab- geschwärmle Mutterstöcke oder Nachtschwäcme! 7. Schwefle nicht a>, sondern vereinige! 8. Verengere die Fluglöcher deiner Körbe am Schlüsse der Tracht und im Frühjahr! 9. Wintere deine Völker warm ein! lO. Schütze deine Bienen in der Winterruhc!

Vom Tabakraucher,. Die Wochenschrift The Hospital" teilt in ihrer neuesten Nummer die Resultate mit, welche die neuesten Forschungen des Italieners Dr. Tassinari in Bezug aus die Wirkungen angestellt har, welche das Tabakrauchen auf Mikro­ben ausübt. Darnach stellt es sich heraus: 1) daß Cavour, Virginia und Toskanische C'garren, sowie schwarze Tabaksorten besonders tötlich aus den Cho­lera-Bacillus wirken; 2) daß eine solche Wirkung wahrscheinlich den Produkten des Nicotins zngeschrie- ben werden mag; 3) daß in Cholera-Epidemien und im Typhus der Gebrauch des Tabaks eher zuträg­lich als schädlich zu sein scheint und 4) daß der Ta­baksrauch für die Hygieine des Mundes als ein prophylaktisches Mittel gegen die durch Mikroben verursachten Äffektionen angesehen werden darf.

Ist der Tod schmerzhaft? Der englische Arzt Beardslcy hat sich eingehend mit der Erfor­schung dieser Frage beschäftigt und kommt zu dem Schlüsse, daß der Tod in den meisten Fällen ein rein negativer Akt und völlig mit dem Verwelken einer Blume zu vergleichen sei. Der Empfindlich- keitsgrad der Zellgewebe, sagt Beardslcy, steht m gewissem Verhältnisse zur Integrität derselben. Der­selbe Reiz, welcher die Empfindlichkeit steigert, ver­mindert sie zuletzt, und das Alter hebt sie ganz ans. Jedes die Ernährung erschwerende oder hemmende Moment stört zunächst das allgemeine Wohlbefinden des Individuums, bis durch die sich im Blute an- hänfende Kohlensäure die Reizbarkeit der Nerven (Ganglien) vernichtet wird. In diesem Augenblicke tritt der Tod ein. Während die Zerstörung der Nervensubstanz vor sich geht, muß der Mensch eine Empfindung haben, derjenigen ähnlich, die dem Schlafe oder einer künstlichen Narkose durch Morphin vor­angeht und die frei von Schmerzen ist. Abgesehen von den Hallucinationen, die sich aus einer gestörten Hirnthätigkeit ergeben, können die Empfindungen nichts Schmerzhaftes haben. Als Beweismittel wer­den die Vivisektionen, das Zeugnis von Totgeglaub­ten und in das Leben Zurückgerufenen, endlich die Angaben der dem Tode entgegengehenden Personen angesehen, welche noch im Stande sind, die ihnen vorgelegten Fragen zu beantworten. Kleine Kinder sterben mit derselben heiteren Miene, die sie beim Schlafen haben. Personen, die sich durch Erhenken^ entleiben wollten und in das Leben zurückgerufeitt wurden, erklärten, daß auf eine kurze Bewußtlosigkeit? die schönsten Hallucinationen folgten. Wir können: aus eigener Erfahrung hinzufügen, daß Personen, die vom Blitze oder von einem elektrischen Strome/ getroffen wurden, nach ihrer Wiederbelebung garj keine Ahnung von ihrem Mißgeschicke hatten. So-? wie das Bewußtsein erlischt, also auch in der Agonie,! hört die Schmerzempfänglichkeit auf, weil die sen-S siblen Reize von den gelähmten Hirnganglien nicht mehr perzipiert werden.

Das nachstehende erzählte Vorkommnis möge allen, die ausgestopfte.Tiere im Zimmer auf­bewahren, zur Warnung dienen. Ein hoher Beamter in Schlesien hatte einen Seeadler auf der Jagd

erlegt und denselben, ausgestvpst, auf seinem Schreib­tisch aufgestellt. Seit E'ittrcffen des ausgestoptten Adlers befand sich der Besitzer desselben jedoch nicht wohl, ohne die Ursache ermitteln zu können. Ein zu Rate gezogener Arzi stellte Vergiftung fest. Nach längerem Suchen cittdeckre man den Krankheitserreger in dem Balge des Seeadlers, welcher mit einer seinen Schicht arsemkhaiiigen Präparationspnlvers bestreut mar. Durch die Erschütterung türm Gehen im Zimmer, durch das Werfen und Schließen der Thüreu und Fenster hatte das Arsenik sich ad gelöst und der Lunge des im Z.mmer Befindlichen mitge­teilt. Erst nach längerer Zeit winde der Vergiftete wieder hergestellt. Es empfiehlt sich daher, alle im Wohnzimmer aufgewahrten Vogciöä ge ans ihre Gift- haltigkeit untersuchen zu lassen. In keinem Falle dulde mau sie im Schlaf- oder Kindcrpmmer.

Daß Derjenige, welcher die Wilirhcii. die wahre Wahrheit, geltend machen w ll. also die Lüge auidecken muß. unter den Menschen im Allgemeinen kein willkommener Gast ist, geht mit sehr aaiürlichen Dingen zu.Den Verrat liebt man, aber man haßt den Verräter." Mit der Wahrheit, obschon sie ganz anderer Natur ist, verhält es sich ebenso: mau liebt die Wahrheit übermäßig, aber man haßt Den, der sie sagt. Nur wer sie selbst übt. kann sie ertragen. Ww aut einem Maskenball Niemand zugelassen wird, der nicht ein künstliches Gesicht trägt, so ist in dieser verlogenen nnd verheuchelren Welt Niemand erträg­lich. der seine freie Mcnschennalur bewahrt hat und fähig geblieben ist, sich der Lüge zu schämen. Des­halb ist es gut, daß wenigsrens eine Person in der Welt existiert, die. von den Menschen ganz unab­hängig, ihnen die Wahrheit in den Folgen ihrer Lägen lehre, und diese Person ist die Nemesis, die Göttin der Logik.

Handel L Verkehr.

Eßlingen, 28. Juni. (Kirichcnmarkt.) Bei außeror­dentlich starker Zufuhr und verminderter Nachfrage stellte sich heute der Preis im Großoerkam auf 8 - kl 4 das Piuud.

Heilbronn, 29. Juni. (Wollmarkt.) Es iinv noch verschiedene neue Käufer eiugetroffeu, weiche voraussichtlich mit den bis setzt noch unverkaufte» Resten aufrciumeu werden. Mit Ausnahme der besseren sogenannten Kirchheimcr Wollen gestalteten sich die Preise etwas höher als an den anderen vorangcgangenen diesjährigen Märkten. Hohenloher Wollen wurden zu l.03106 .« verkauft.

Heilbronn, 30. Juni. (Wollmarkt. 3. Tag ) .Die vorhandenen Vorräte einschließlich der noch vom vorigeil Jahre lagernden Ware sind zu ziemlich gleichbleibenden. etwas ge­drückten Preisen verkauft. Höchster Preis tll «. .

Ganz seid bedruckte Poularcks Mk 1.33

bis 5.85 p. Met. (ca. 450 versch. DiSposit.) so- i wie schwarze, weiße und farbige Seidenstoffe von s V5 Pf. bis Mk. 18.63 per Meter glatt, gestreift, karrierr, gemustert, Damaste rc. (ca. 240 versch. Qual, und ! 2>ivtt versch. Farben, Dessins rc.) Porto- und zollfrei. ! Muster umgehend.

j Loiäon-Pabrilc 6. ltennsbörg O u. k Hoch) 2ünoli.

Die lästigen Hämorrhoibalbefchwerben, welche sich bci Denjenigen mir sitzender Beschäftigung ungemein ver­breitet finden, weil das viele Sitzen mit als Ursache der Hä­morrhoiden anzusehen ist, werden sehr gelindert, wenn durch regelmäßigen Gebrauch der ächten Apotheker Richard Brandt'schen Schweizerpillen mit dem weißen Kreuz in ro­tem Grunde (erhältlich nur in Schachteln LI.« in- den Apo- t heken) für eine t ägliche genügende Lcibeeöffnung gesorgt wird.

Eine nene Seife» Die wohlthuende Einwirkung der Milch ans die Haut ist schon lange bekannt, doch konnte man sie nicht in die geeignete Form für Toilettezwecke bringen, was nun der Firma Paul Poit in Nürnberg gelungen ist. Bott's Milch-Seife vereinigt in sich alle guten Eigcn- chaften für die Haut. Sie besteht in der Hauptsache aus bester Kuhmilch und ist frei von allen schädlichen Bestandteilen nach der Analtpe der kgl. Untersuchungsanstalt in Erlangen. Sie ist durch die Milch ungemein mild und macht die sprödeste Haut weich uni geschmeidig, sodaß sie für Jedermann, der ans Hautpflege sieht, besonders auch für Damen und Kinder, geradezu unentbehrlich ist. Die Seife wird auch von ärztli­cher Seite empfohlen. Zu haben, bei H. La n g n. Gottlob Schmid, Nagold.

Heiserkeit, Verschleimung

usw. und glauben, daß diese Uebel, wie sie kommen, von selbst wieder vergehen. Doch hat man­cher dieses Abwarten mit einer nachher unheilbaren Krankheit und Siechtum bezahlen müssen. Ein einfaches Mittel, llalus- Loudoos genannt, zur rechten Zeit angewendet, bewahrt vor solchen schweren Leiden nnd sollte es Niemand versäumen, der an hartnäckigem Katarrh leidet, diese nnichädlichen diäti- schen Bonbons anznwenden. Zu haben in Packeten L 25 4 und SO 4, in roten Schachteln LI.« in de» Apotheken nnd Droguerien. Nieder!, bei H. Lang in Nagold, M. Gel- tenbort in Unterjettingen nnd Ad. Flauer in Wildberg.

'Verantwortlich» Redakteur Stein Wandel in 'Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckern.