Mchaster.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold,
77 .
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4. Juli
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1893 .
Gestorben: Alb. Münstr, Fabrikant in Freudenstadt.
Tcrges-WeirigkeiLen.
Deutsches Weich.
* Nagold, 3. Juli. Anläßlich der Versammlung des württ. Gerber-Vereins am gestrigen Sonn- tag in Altensteig hatte der Gewerbeverein in Metzingen auch unserer Stadt einen Besuch zugedacht, um unsere jüngsten Neuerungen in der Stadt, Elektrizitätswerk, Wasserleitung rc. zu beaugenscheinigen.UeberöOMitglie- der jenes Vereins kamen um ftsll Uhr pr. Bahn hier an und begaben sich sofort an den Ort, von wo aus die Kraft der elektrischen Leitung geführt wird und wo der Besitzer Herr Klingler in bereitwilligster Weise denselben die nötigsten Erklärungen im Einzelnen gab. Auch das Sägewerk von Klingler und Barthel wurde hierauf besichtigt. Unter Führung mehrerer hiesiger Gswerbevereinsmitglieder und des Ortsvorstandes wurde auch die hiesige Wasserleitung und einige Privat-Etablisscments besichtigt ».sprachen sich die werten Gäste überall mit hoher Befriedigung und Anerkennung über das Gesehene aus. Mittags Bahnfahrt nach Altensteig (Bericht über die dortige Versammlung s. besonderer Artikel). Nach der Retourfahrt vergnügten sich die Gäste im Schwarzen Adler im Verein mit hiesigen Gewecbevereinsmitglie- dern u. a. in heiterster, animiertester Weise bis zur Stunde der Heimfahrt. Wiederholt ausgesprochene Anerkennung über das Gesehene, gegenseitige Toaste, Dankesausdrücke gegen Hrn. Klingler und den Stadtvorstand hielten die Gäste in frohester Stimmung, besonders fanden die wenigen Worte des Stadtvorstandes begeisterten Wiederhall, bei dem er es nicht versäumte, Nagold als Luftkurort zu empfehlen. Es war wieder ein schöner, heiterer Nachmittag für die Stadt Nagold.
AWff— Bericht über den Besuch des Eßlinger Gesangvereins „Eintracht" folgt in nächster Nummer. -(X tz Der am letzten Samstag in Eb Hausen abgehaltene Vieh- und Krämermarkt war so stark besucht, daß der einzige Handel in Vieh mit 2 Stück, von Nothfelden hieher gebracht, im Stall des Kronenwirts Kempf abgeschlossen werden mußte. Daran war aber nicht das Regenwetter, auf das wir schon lange Zeit warteten, schuld, sondern weil, wie schon gesagt, die Zahl der Verkäufer ein einziger war, und derselbe sich schämte, so allein auf dem Marktplatz zu stehen, ja sogar strauchelte, ob der Markt je abgehalten werde, ob nicht im Kalender ein Mißverständnis, wie Druckfehler sich eingeschlichen habe und deswegen die Flucht zu dem Stall des Kronen Wirts nahm. .
Altensteig, 29. Juni. Der württ. Schwärz waldverein hielt heute seine Hauptversammlung hier ab. Zum Empfang der zahlreichen Gäste war die Stadt beflaggt. Von sämtl. Bezirksvereinen, auch vom badischen Schwarzwaldverein waren Mitglieder erschienen. Um 9°^ war festlicher Empfang der Gäste auf dem Bahnhof, wobei die städtische Musik spielte. Jeder Gast und Festteilnehmer erhielt von in Schwarzwäldertracht gekleideten Mädchen Schwarzwälder Anstecksträußchen mit Band. Von */,10 Uhr an war Frühschoppen und Ausschußsttzung im Gasthof zur Linde. Von ft-12 Uhr bis 1 Uhr war die Hauptversammlung. Diese wurde geleitet vom Vizevorstand des Vereins Hrn. Oberregierungsrat Restle. Derselbe hieß die Versammlung herzlich Willkommen, erwähnte dann das Abscheiden des
Vereinspräsidenten v. Bezner, teilte mit, daß der Verein dessen Witwe ein Beileidsschreiben und zum Begräbnis des um den Verein so verdienten Mannes einen Lorbeerkranz zugehen ließ. Durch Erheben von den Sitzen wurde das Andenken des Verstorbenen geehrt. H. Stadtschultheiß Welker von hier begrüßte den Schwarzwaldverein im Namen der hies. Stadt und im Aufträge des hies. Bezirksvereins, wünschend, daß die heutige Versammlung zur Förderung der Bereinsbestrebungen dienen und daß jeder anwesende Gast sich hier recht wohl fühlen möge. Der Vorsitzende dankt für die warme Begrüßung und die freundliche Aufnahme und bittet Herrn Stadtschultheiß diesen Dank der Stadt und ebenso den hies. Damen für den Blumenschmuck auszudrücken; er wünscht der Stadt Altensteig weiteres gewerbl. Blühen und der niederliegenden Landwirtschaft baldige Erholung und Kräftigung. H. Rechnungsrat Schwarz von Stuttgart und Herr Buchhalter Lang von hier wurden zur Prüfung der Rechnungen vom Jahr 1891/92 bestimmt. Nachdem der Vorsitzende mitgeteilt, daß das in Neuenbürg herausgegebene Panorama von der Teufelsmühle Sr. Maj. dem König und Ihrer Maj. der Königin übersandt worden und allerhöchst Anerkennung gefunden, daß auch die vom Schwarzwaldverein auf dem 10. Geographentag in Stuttgart ausgestellten Pläne, Werke, Prospekte, Panorama und Karten dankend ausgenommen worden, ging er zur Besprechung der Vsreinsange- legenheiten über. Der Reihe nach wurden nach vorliegenden Berichten der 6 Bezirksvereine, Stuttgart, Altensteig, Calw, Freudenstadt, Neuenbürg, Oberndorf die Thätigkeit genannter Vereine mitgeteilt: Erstellung von Schutzhütten und Aussichtstürmen, Anlegung von Wegen und Spaziergängen, Anbringung von Wegweisern, Wegweisertafeln, Sitzbänken u. s. w. Beiträge für weitere Thätigkeit der 6 Vereine wurden nach Vorschlag des Ausschusses bewilligt: Dem Bez.-Verein Altensteig 500 (für Aussichtsturm bei Egenhausen), Calw 300 ^ (für Wege), Freudenstadt 400 ^ (für Schutzhütten, Wege, Bänke u. s. w.)> Neuenbürg 300 ^ (für Wege), Oberndorf 600 ^ (nämlich Alpirsbach für Anlagen und Wege 250 und Schramberg für einen Aus- sichtsturm 350 ^ Diese verwilligten Posten betragen zusammen 2100 so daß dem Hauptverein von seinem Kassenvorcat noch etwas über 300 übrig bleiben. Es wurde beschlossen, nach warmer Befürwortung vom Vorsitzenden H. Stadtpfarrer Hetterich und Graf klxküll ein besonderes Vereins organ für den württb. Schwarzwaldverein zu grün den. Eine Probenummer dieser Zeitung, redigiert von Dr. Weizsäcker in Calw und im Verlag von ^Ringe in Wildbad, lag vor. Die Vereinszeitung wird an jedes Vereinsmitglied gratis abgegeben und zahlt der Hauptverein hiefür für die nächsten 2 Jahre die Summe von 2000 -Aiü, welche der Stuttgarter Bezirksverein für diesen Zweck zur Verfügung stellt. Die nächste Vereinsversammlung findet am 29. Juni 1895 statt, die Reihe des Festortes ist Amt Neuen- bürg, das Nähere bestimmt der Ausschuß. Baurat Raible, Schriftführer und Kassier Nen.uch treten vom Ausschuß aus, für sie werden gewählt Jnspek- tor Siegelmann vom statistischen Landesamt und Gustav Speidel. Zum Dank für die Thätigkeit der beiden ausgetretenen Ausschußmitglieder erhoben sich die Versammelten von ihren Sitzen. Dem Verstor- benen um den Verein verdienten Vereinsmitglied Reinhard soll auf Burg Waldeck an einem Felsen eine Gedenktafel angebracht werden, wofür der Aus
schuß noch einen Beitrag verwilligen soll. Zum Präsidenten vom Schwarzwaldverein wurde einstimmig H. Oberreg.-Rat Nestle gewählt. Die Versammlung telegraphierte an S. Maj. den König nach Friedrichshofen: „Die in Altensteig heut tagende Hauptversammlung des württb. Schwarzwaldvereins gestattet sich ihrem hohen Protektor unterthänigst ihre Huldigung darzubringen". Im Gasthof zur Traube war ein solennes Festessen mit über 70 Gedecken. Beim Festessen gab es verschiedene Toaste: auf S. Maj. den König, den Schwarzwaldverein, die hies. Stadt, den Vorsitzenden u. s. w. Nach einem Spaziergang ins Bömbachthal, andererseits nach Berneck, war in der neuen Bahnhofrestauratiork^' gesellige Unterhaltung.
Stuttgart, 26. Juni. Wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten. die in Echterdingen, Leinfelden, Ober- und Untersielmingen vorgekommen sein sollen, wollen die Sozialdemokraten die Wahl Siegles anfechten.
Stuttgart. 28. Juni. Die Festsetzung der durchschnittlichen Jahresarbeiteroerdienste der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter im Schwarzwaldkreis für die Periode 1893—1897 wurden derart getroffen: a) für erwachsene männliche Arbeiter auf 506 in den Gemeinden Balingen, Ebingeu, Horb, Nagold, Enzthal, Altensteig, Haiterbach, Neuenbürg, Wildbad, Calmbach, Höfen, Reutlingen, Tuttlingen, Trossingen; auf 450 für die Gemeinden Rottweil, Bühiingen, Schwenningen, Zimmern o. R.; die der weiblichen auf 350 ^ für die Gemeinden Balingen, Ehingen, Horb; auf 300 für Nagold, Altensteig, Enzthal, Haiterbach, Reutlingen, Rottweil, Bühlingen, Schwenningen, Zimmern o. R., Tuttlingen und Trossingen; auf 250 ^ für die Gemeinden Neuenbürg, Wildbad, Calmbach, Höfen. Als Normaisatz für alle nicht genannten Gemeinden wurde für Männer 400 für Frauen resp. erwachsene weibliche Arbeiter 250 festgesetzt.
Stuttgart, 29. Juni. Kurz vor der diesmaligen Reichstagswahl stellte der Kandidat der Sozialdemokratie, Bürgerausschnßmitglied Kloß, bei den bürgerlichen Kollegien Stuttgarts folgende Anträge:
1) sämtlichen städtischen Arbeitern eine Lohnerhöhung von 5—10°/o zu gewähren; 2) die Arbeitszeit auf das Maximum täglich von 10 Stunden herunterzusetzen; 3) den Arbeitern auf die auf die Wochentage fallenden Festtage zu vergüten; 4) sämtliche städtischen , Arbeiten nur Unternehmern zu übergeben, die sich zur Einhaltung eines lOstündigen Normalarbeitstages verpflichten. Wie sich die Arbeiter selbst zum Stadtbaurate äußerten, hat Herr Kloß diese Anregung dem Stadtrat gegenüber aus eigener Initiative gemacht. Der Gemeinderat hat nun die Forderungen auf ihre Konsequenzen für die Privatunternehmer geprüft und ist zu dem Beschlüsse gekommen, die sämtlichen Anträge abzulehnen, ausgenommen die mit Rücksicht auf die gegenwärtigen hohen Lebensmittelpreise gerechtfertigte Lohnerhöhung. Um allen Arbeitern gleichmäßig diese Wohlthat zukommen zu lassen, wurde die Erhöhung sämtlicher Löhne um 10 ^ pro Arbeitstag beschlossen. Der Antrag des Stadt- schultheißen Rümelin auf eine Lohnerhöhung um 20 ^ mit Ausnahme der schon jetzt besser bezahlten Arbeiter ist mit allen gegen die Stimme des Herrn Payer abgelehnt worden. Im übrigen lehnt es der Gemeinderat aufs entschiedenste ab, daß die Stadt mit Einführung eines Normalarbeitstages voranqehe und daß sie ferner einen Boykott über alle Unternehmer ausspreche, die von einem Normalarbeitstag