/

/

der Fahrnis soll bleibend zur bischöflichen Ausstat- tung gehören. Zur bischöflichen Kirche ist ein Jahr­tag gestiftet und sollen sofort nach dem Tode 100 hl. Messen für das Seelenheil des Verewigten ge­lesen werden. Zum Testamentsexekutor ernennt ein Testamentszettel den Herrn Domkapitular und Dom­pfarrer Ege.

Stuttgart, 21. Juni. Das Konsistorium hat dem Gesuch der württ. Volksschullehrer um Gleich­stellung in Sachen der Ferientage mit den höheren Anstalten dahin entsprochen, daß den Volksschulen eine Steigerung der Ferientage bis zu 50 Werktagen gestattet wurde; zur Bedingung ist jedoch hiebei ge­macht, daß die Weihnachtsferien sich auf die ganze Zeit vom Christfest bis Neujahr und die Osterferien auf die ganze Zeit vom Gründonnerstag bis zum Ostermontag erstrecken. Im übrigen kann die Ver­teilung den lokalen Verhälinissen entsprechend vor­genommen werden.

Stuttgart, 26. Juni. Gestern Vormittag wurde die Notstandskommission telephonisch zu S. M. dem Könige berufen, um über den Umfang der Futternot im Lande sowie über die zu deren Linderung er­griffenen Maßnahmen ausführlichen Bericht zu er­statten. Bei dem König erschienen der Direktor der Zentralstelle für die Landwirtschaft, Freiherr Hans v. Ow, die Oekonomie-Räte und Landtagsab­geordneten Ege und Stockmayer und der Vorstand der Landesproduktenbörfe, Fritz Kreglinger. sDer König sprach sein herzliches Bedauern über die wegen des Futtermangels unter den Landwirten entstandene Notlage aus, nahm mit Interesse die Meldung ent- gegen, was bis jetzt schon zur Milderung der Not geschehen sei, und daß alsbald eine so große Menge Kraftfutter-, Streu- und Dungmittel den Bedrängten zur Verfügung gestellt wurde und daß von den pa­ratgestellten vierhundert Waggons Mais bereits >/s von einigen Gemeinden augekauft und von Mann­heim aus an sie auch teilweise schon unterwegs sich befinden. Der König äußerte hierüber seine Befrie­digung und versprach, der Hebung jenes Notstandes seine nachhaltigste Fürsorge zu widmen, seine Regie­rung werde alles thun, was irgend möglich sei, um die Landwirtschaft vor weiterem schweren Schaden zu schützen.

Stuttgart, 25. Juni. Dem verstorbenen lang­jährigen Vorstände der deutschen Turnerfchaft, Rechts­anwalt Theodor Georgii von Eßlingen, soll von der deutschen Turnerschaft ein Denkmal errichtet werden. Der Ausschuß der deutschen Turnerschaft wird in der Sitzung zu Regensburg am 18. und 19. Juli hierüber beschließen.

Ein Gegenstück zu den Oppelner Brodtaxen wird aus Heilbronn gemeldet. Dort wurden vor etwa drei Wochen 20 Bäcker bestraft, weil sie ihr Brot zwei Pfennig billiger verkauften, als sie angeschrieben hatten. Die Bäcker haben sich ihre Bestrafung ruhig gefallen lassen.

Bei der Stichwahl im IV. Wahlkreis wurde Kercher (Volksp.) gegen Schrempf (kons.) gewählt.

Weinsberg, 25. Juni. Gestern verbreitete sich hier die schreckliche Nachricht, daß in dem etwa 1 Stunde entfernten Orte Willsbach ein Wirt in häus­lichem Zwist seine Ehefrau, die betrunken gewesen sein soll, erschlagen habe. Das K. Amtsgericht mit den Gerichtsärzleu begab sich alsbald an Ott und Stelle.

Brandsall: Den 21. Juni in Böhmenkirch (Geislingen) das Haus des alt Joseph Klingler, sowie das eingebaute Haus des Maurer Ritz.

Würzburg, 23. Juni. Das landwirtschaftliche Kreis-Konnte kaufte gestern 100 Waggons Futter­mittel und Mais zur Abgabe an die Bezirks-Kvmites und Gemeinden.

Der neue Reichstag ist vollständig, nachdem nunmehr auch die Stichwahlen stattgefunden haben. Der Verlauf derselben war ein ebenso ruhiger, wie derjenige der Hauptwahlen vom l5. Juni, einige kleine Tumultscenen. die vorgekommen sind, verdienen weiter keine größere Beachtung. Der Reichstag tritt, wie bekannt, am Dienstag den 4. Juli in Berlin zusammen und wird vom Kaiser in Person eröffnet werden.

Bei einer Zentrumsversammlung in Freiendiez (Nassau) kam es zu stürmischen Demonstrationen gegen denMußpreußen" Dr. Lieber, der mit Rufen: BaterlanLsverräter!" empfangen wurde. Ein an­geblich von den Nationalliberalen vor dem Saal>

aufgestelltes Musikkorps spielte:Heil dir im Sieger­kranz" undIch bin ein Preuße." Webers Rede wurde fortwährend unterbrochen. Schließlich wurde der Skandal so. groß, daß die Versammlung polizei­lich aufgelöst wurde.

Was die Reichsregierung zum Wahlresul­tat sagt! In einer offiziösen Betrachtung über die nunmehr vollzogenen Neuwahlen äußert sich dieN. A. Z." wie folgt:Das Wahlresultat bedeutet erstens, daß alles, was politisch reif genannt zu werden den Anspruch erheben darf, bereit ist, die Politik der Reichsregierung nachhaltig zu unterstützen, namentlich auch in der für diese Reichstagswahlen insbesondere zur Entscheidung gestellten Frage der Organisation und Verstärkung unserer Wehrkraft. Zweitens aber spricht die Wahlentscheidung deutlich aus, wie das Land der Fraktions- und Parteipolitik überdrüssig ist, wie die Bürger verlangen, daß die politischen Geschäfte nach sachlichen Momenten und nicht darnach beurteilt werden, was der Parteikoterie nützen oder schaden mag. Wir halten dieses Wahlergebnis, gleichviel wie sich die Zusammensetzung des Reichs­tags im Einzelnen noch gestalten mag, für wertvoll, denn darin liegt der Entwicklungskeim für die Ge­sundung unseres Parteiwesens und damit zugleich für eine, den berechtigten Motiven zugänglichere und den unberechtigten verschlossenere parlamentarische Mitarbeit an der Gestaltung der Zukunstsgeschicke des Vaterlandes., Der neugewählte Reichstag aber wird um seiner selbst willen, daran ist nicht zu zwei­feln erlaubt, sich, jener politischen Lehre nicht ver­schließen, welche in dieser mit so viel Schwierigkeiten ringenden und in so starker Zerklüftung errungenen Wahlentscheidung auch für ihn liegt. Das Ansehen des deutschen Parlaments kann nur dabei gewinnen, wenn dieses selbst den Motiven sich unterordnet, die für die Entscheidung, der Wähler bestimmend waren, und dem Wohlergehen der Nation wird der Reichs-- tag die ersprießlichsten Dienste dann leisten, wenn er sich bei jeder Entscheidung vor A,ugen hält, unter welchem Horoskop seine Geburt stand."

Die Verhandlungen über einen deutsch-russi­schen Handelsvertrag sind nach den Berichten Berliner Zeitungen so gut wie gescheitert. Rußland hat für seine weitgehenden Forderungen ein so ge­ringes Entgegenkommen gezeigt, daß an die Erzielung eines Einverständnisses nicht mehr gedacht werden kann.

Ein fast unglaublich naives Verfahren, Sozialde­mokraten für welfische Kandidaten zu gewinnen, hat Herr v. d. Decken in einer Wählerversammlung zu Lüneburg eingeschlagen. Er rief, wie dieMagdeb. Ztg." berichtet, den protestierenden Sozialdemokraten zu:Meine Herren, wenn Sie uns dazu verhelfen, daß Hannover wieder selbständig wird, werden wir Adeligen der Provinz Hannover Alle den Adelstitel ablegen." Ein stürmisches Hohngelächter folgte die­sen Worten, aber Herr v. d. Decken fuhr fort:Ich gehe noch weiter und erkläre Ihnen, wenn Sie uns zur Wiederherstellung des Königreichs Hannover un­ter der alten Welfendynastie verhelfen, wollen wir Adeligen Hannovers Alle unser Haupt auf den Block legen." Auch diese Zusicherung erweckte nur große Heiterkeit. Bestimmter konnte Herr v. d. Decken sei­nen Zweifel an der Erfüllung seiner Wünsche nicht aussprechen.

-Eugen Richter, der verunglückte Wahlfeldmar­schall, muß gegenwärtig bittere Stunden durchmachen. DasBerl. Tagebl." bekämpft ihn immer hübscher. Es vergleicht den großen Freiheitsmann bereits mit einem boxenden Känguruh, welches niemand mehr imponieren könne!Die Generale Rüchel, Möllen- dors und der Herzog von Braunschweig hatten, nach Jena und Auerstädt jegliche Autorität verloren, und wenn man ihrem Patriotismus auch Gerechtigkeit widerfahren ließ, ihr taktisches Geschick wagte niemand mehr zu loben." Richters System habevöllig ab­gewirtschaftet."

Berlin, 26. Juni. Nach den bis jetzt vorlie­genden. Wahlergebnissen ist die Zahl der Anhänger und Gegner der Militärvorlage annähernd die gleiche. - Eine Kartrümehrheit ist schon jetzt ausge­schlossen. Das Zentrum bleibt der ausschlaggebende Faktor.

Hamburg, 26. Juni. ^ Bebel hat einem früher gegebenen Versprechen gemäß das Reichstagsmandat für Hamburg angenommeu; in Straßburg hat also eine Nachwahl stattzufinden.

Berlin, 26. Juni. Bisher sind 129 Stich­

wahlen bekannt. Darnach sind von 397 Wahlen nun 345 definitiv und stehen noch aus 52. Bisher gewählt:

Zentrum Konservative Nationalliberal Sozialdemokraten Reichspartei Freis. Volkspartei Freis. Vereinigung Volkspartei Polen Antisemiten

8 --- 90 (seither 101).

19 68 (seither 64).

27 43 (seither 51).

19 -- 43 (seither 36).

719 (seither 18).

0 -j- 19 19 ((scitherigefreis. 3 -s- 8 11 j Partei 66). 610 (seither 10).

12 4

16 (seither 15).

8 11 (seither 5). Ferner Elsässer 7, Welfen 4, bapr. Bauernbund 2, Liberal 1, Däne 1.

Berlin, 27. Juni. DieVossische Ztg." be­hauptet, dem Reichstage würden bei seinem Zusam­mentritt sofort außer der Militärvorlage Vorschläge zur Linderung der Futternot zugehen.

Frankreich.

Die Hoffnung der Pariser, den schlimmsten Helden des Panama-Skandals, Cornelius Herz, vor den Schranken des Gerichts,zu sehen, wird sich so­bald nicht erfüllen. In dem Bericht der Doktoren Charcot und Brouandel, die von der Regierung nach Bornemouth zur Untersuchung seines Gesund­heitszustands entsandt worden waren, ist konstatiert worden, daß Herz nicht reisefähig ist. (Ist gestorben.)

England.

London, 24. Juni. Kaiser Wilhelm sprach in einer Depesche an den Admiral Comerell sein tiefes Bedauern über den Untergang derViktoria", und sein Beileid mit Lady Tryon und ihrer Familie aus. Der Lordmajor wird eine Subskription für die Fa­milien der Ertrunkenen eröffnen.

London, 27. Juni. Im Unterhaus teilte Shutt­leworth mit, daß bei dem Untergang derV ktoria" der Meuschenverlust geringer sei, als anfangs geglaubt würde. Nach den neuesten Feststellungen sind 22 Offiziere, 238 Mann Besatzung umgekommeu, 29 Offiziere und 287 Mann sind gerettet.

Türkei.

Türkische Offiziere in deutschen Diensten. Der Sultan hat abermals die Enlsendung von tür­kischen Offizieren nach Deutschland ungeordnet, und zwar handelt es sich um die Entsendung von vier türkischen Seeoffizieren, einem Lieutenant, zwei Schiffs­fähnrichen und einem Kadetten. Diese Offiz'ere sol­len auf einem deutschen Artillerieschnlschiff in Dienst treten und dürften gleich den in der deutschen Land­armee dienenden türkischen Offizieren drei bis vier Jahre zu ihrer militärischen Ausbildung in Denffch- land verbleiben.

Allerlei.

Etwas stark aufgetragcn. In Kamerun soll gegenwärtig die Hitze so groß sein, daß die Weiber ihren Hennen Eisbeutel auf den Rücken binden müssen, damit sic keine hartgesottenen Eier legen.

Neuer Ausdruck. Gatte:Ja, Rosalie, ich sagte Dir gleich, Du solltest nach Deiner Entfettungs­kur nicht wieder so viel essen und nun?" Gattin (sehr korpulent):Was nun?" Gatte:Nun stehen wir vor dem Fcttaccompli."

2*2 Ein Löffel voll Glücks ist besser als ein Scheffel voll Ratschläge."

Liebe ist einäugig, aber Haß gänzlich blind.

Handel öL Verkehr.

Kirchheim, 22. Juni. (Wollmarkt.) Zweiter Markt­tag. Gelagert, ca. 6500 Ztr. Bis 9 Uhr 4/z verkauft. Ba­stard 108118 X, hochfein 170.

Modernste und solideste Ueberzieherstoffe,

OoatinK, Iwllsn, 6tisviol8 und dlsltoir

ä Mk. 1.75 Pfg. bis Mk. 8.75 Pfg. per Meter

versenden jede beliebige einzelne Meterzahl direkt an Private.

Buxkin-Fabrik-Dspöt Qsttingsr L Vo., ?rs,llkknrt a. II.

! Neueste Musteranswahl franko in's Haus.

Die Kraue» find die beste» Richter Bingen, Hohenzollern. Ich teile Ihnen mit, daß ich mich bei Ler- dauungsstörung stets Ihrer Apotheker Richard Brandt's Schweizerpillen (L Schachtel ^ 1. in den Apotheken) mit gutem Erfolg bediene, welches bezeugt Frau Maria Müller. (Unterschrift vom Bürgermeisteramt beglaubigt). Man achte beim Einkauf stets auf das wei ße Kreuz in rotem Grunde.

Verantwortlicher Redakteur Stein Wandel in Nagold. Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckers