Der Gesellschafter.
Amts- und Intelligenz-Blatt für den OberamtS-Bezirk Nagold.
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Donnerstag 29. Znni
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gewöhnlicher Schrift bei eiMnaliger Einrückung S < bei wehrmaliger je 6 Die Inserate müsse» spätesten» morgen» 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe de» Blatte» der Druckerei auiqeaeben lein.
1893
Dem Direktor der Zentralstelle für die Landwirtschaft, Freiherr» v. O w, wurde der Titel und Rang eine- Präsidenten allergnädigst verliehen.
HilfgerichtSschrciber Rieth müller bei dem Landgericht Ravensburg (früher in Nagold) wurde zum Amtsgerichtsschreiber in Oberndorf ernannt.
Ernannt wurden: für die Oberamtsbezirke Calw und Nagold mit dem Wohnsitz in Calw der Oberamtsgeometer Ströhlein in Calw, für die OberamtSbezirke Nagold und Freuden st adt mit dem Wohnsitz in Nagold der Oberamtsgeometer Stahl in Nagold, für die Oberamtsbezirke Böblingen und Hcrrcnberg mit dem Wohnsitz in Böblingen der OberamtSgeometer Emhardt in Böblingen.
Aages-WeuigkeiLen.
FerrtsHes Weich.
ff Nagold. Liederkranzfest. (Forts, und Schluß.) Die Hauptausführung begann unter Leitung von Hegele mit dem gewaltig einherschrei- lenden Gesamtchor: „Herr, dir ist niemand zu vergleichen" von Knecht, worauf der wunderschöne Mozart'sche Chor: „O Schutzgeist alles Schönen" mit Musikbegleitung folgte. Nun hieß Professor Burkyardt aus Nürtingen im Auftrag des Schwäbischen Sängerbundsausschusses die Sänger willkommen, dankte der Feststadt Nagold für ihr freundliches Entgegenkommen, dem K. Seminar für die lieber- lassung der Turnhalle, dem Festjungfrauenkranz für die das Fest verschönernde Teilnahme und lud schließlich die noch nicht zum Schwäbischen Sängerbund gehörigen Vereine zum Beitritt ein. Hierauf folgten Einzelgesänge folgender Vereine: Böblingen (Dir. Schnitzler) „Dem Vaterland, das ist ein hohes, Helles Wort", Freudenstadt (Dir. Schuldt) „Trompeter an der Katzbach" von Ferd. Möhring. Altensteig (Dir. Finckh) „Frühlingszeit" von Wilhelm, Seminar Nagold (Dir. Hegele) „Der treue Kamerad" von Alten- hofer, Rottenburg (Direktor Lobmüller) „Im Mai" von Häser, Calw (Dir. Müller) „Dort liegt die Heimat mir am Rhrin" von Attenhofer, Nagold (Dir. Hegele) „Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein" von Weber. (Außer den genannten waren noch anwesend die Vereine von Herrenberg, Rottweil, Pforzheim (Freundschaft), Bondorf. Calw (Konkordia), Ebhausen. Effringen, Emmingen, Eutingen, Mötzingen. Neubulach, Oberndorf (Frohsinn), Oberjettingen, Oeschelbronn, Rohrdorf, Schietingen, Unter- jettingen, Wildberg.) Wir enthalten uns, da es kein Prrissingen war, in eine vergleichende Einzelkritik einzutreten, sondern begnügen uns zu konstatieren. daß die Borträge im allgemeinen von großem Eifer und Fleiß der Dirigenten und Säuger, auch von einer guten Disziplin der letzteren zeugten und daher ^mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurden. Den Schluß der Aufführung bildeten zwei wohlge- schulte und von Hegele dirigiert« Gesamtchöre: „So sei gegrüßt viel tausendmal, holder, holder Frühling" von Schumann und „Deutsches Land" von Julius Otto, an welch letzteres sich ein vom Dirigenten ausgebrachtes begeistertes Hoch aufs Vaterland an- schloß. Nun begann unter den Klängen der Kapelle und bei guter Bewirtung auf dem Stadtacker die gesellige Unterhaltung, gewürzt durch viele Einzel- vorträgr, Reden und Toaste, bis es Zeit war, die Werten Gäste auf ihre Züge zu begleiten. Möge eS ihnen in Nagold gefallen haben, so daß sie jeder- zeit mit Vergnügen an diesen Tag zurückdenken, das ist der Abschiedswunsch der Feststadt. Abepds fand sodann in der vom Klingler'schen Werk durch drei große elektrische Lampen prächtig erleuchteten Turnhalle das Bankett statt, das dem Liederkranz mit
seinen Festjungfraüen, Ehrenmitgliedern und Ehrengästen Gelegenheit geben sollte, sich beim Wechsel zwischen Instrumentalmusik, Toasten und Gesanqs- vorträgen des gelungenen Festes zu freuen. Von den Gesangsvorträgen des Liederkranzes, welche bis zum letzten hinaus dieselbe Präzision, Reinheit. Sicherheit und Frische zeigten, nennen wir: Noch ist die schöne, die goldene Zeit, Mein Kaiser hoch! Im schönsten Wiesengrunde (Doppelquartett). Mei Mutter mag mi net (Doppelquartett), Wenn alle Brünnlein fließen, Maidle» laß dir waS verzähle. O Thäler weit, o Höhen, Es zog die Freude wohlgemut, Einmal sollst du noch erklingen. Die überströmende Begeisterung that sich in zahlreichen Reden kund. Oberpostmeister Steidle, der als lieber Gast noch da geblieben war. verlas eine telegraphische Antwort auf den Königsgruß der Sänger, wonach S. Ma- jestät, aufrichtig erfreut durch den Sängergruß, für die kundgegebene Treue und Anhänglichkeit allergnädigst danken und dem Fest einen schönen Verlauf wünschen ließen. Auch vom Vorstand des Schwäb. Sängerbundes, Kommerzienrat Merkel in Eßlingen, wurde ein Telegramm verlesen. Der Redner dankt alle», die zum Gelingen des Festes beigetragen haben, wünscht dem Liederkranz ein fröhliches Gedeihen und bringt ein Hoch aus auf das deutsche Lied, in dem wir in diesen bewegten, kampfreichen Heiken ruhige Sammlung und innere Befriedigung finden. Vicevorstand Rapp verliest Zuschriften und Telegramme von Schäfer in Roth am See. vom Liederkranz Reutlingen, von W. Dengler in Böblingen, O. Sautter in Sacramento (Kalifornien) und läßt die Absender hochleben. Stadtschultheiß Brodbeck bringt dem Liederkranz, Oberpostmeister Steidle dem verdienten Dirigenten Hegele ein Hoch aus, worauf letzterer das ihm gespendete Lob teilen will mit denen, die gleich ihm von der Freude am Schönen beseelt, das ideale Gut der musikalischen Kunst pflegen, und allen denen dankt, die den Wahlspruch zu dem ihren machen: „Wahr das Wort, rein der Sang, treu das Herz mein Leben lang". Vorstand Stadtpfleger Kapp dankt dem Festredner Brodbeck, dem Bicevor- stand Rapp als dem Leiter des Festkomites und allen Mitwirkenden für ihre Arbeit und Mühe, die sich so schön gelohnt habe, Stadtschultheiß Brodbeck den Festdamen, die unser Fest verherrlicht haben» und den „Jünglingen", die ihnen zur Seite gestan- den, Verwaltungsaktuar Rapp den Vorständen der verschiedenen Sektionen des Festausschusses Brodbeck, Benz, Günther, Hespeler, Reichert, Schaible, Stadtbaumeister Schmid und dem lichtspendenden Fabrikanten Klingler: endlich noch spricht Vorstand Kapp der vortrefflichen und überaus fleißigen Tü- binger Militärkapelle und ihrem Kapellmeister Lob und Anerkennung aus. So endigte der Haupttag in harmonischer Befriedigung, wir er angefangen hatte.
Am Montag Vormittag wurde die neue Fahne in feierlichem Zug aus der Turnhalle in die Wohnung deS Bicevorstands gebracht. Nachmittags machten die Festdamen, von ihren Festordnern und ihren Angehörigen begleitet, einen Spaziergang auf den Schloßberg, um sich dort an Spiel und Tanz zu ergötzen. Abends fand ein zahlreich besuchter Ball im Gasthaus zum Rühle statt» mit welchem das in allen Teilen wohlgelungene Jubiläumsfest des Nagolder Liederkranzes seinen Abschkaß fand.
Nagold. (Einges. A. W.) In der letzten Woche ging die kurze Nachricht durch die Blätter, daß der Harfenkünstler Sjöden „im Spital zu
B i e l gestorben" sei. Auf meine briefliche Anfrage über die näheren Umstände, unter welchen der Künst- gestorben sei, erhielt ich von dem Vorstand des neindespitals im wesentlichen folgende Auskunft: Sjöden hat in Biel und Umgegend während des Frühjahrs mehrfach konzertiert, schon körperlich schwach und leidend. Er wurde ernstlich krank und zwar litt er an Herz und Nieren. Nach drei Wochen kam er in das Spital zu Biel. Hier starb er nach acht Tagen schwersten Kampfes. Er wurde mit musikalischen Ehren beerdigt, geleitet von seiner Schwester, einem Bruder und einem Schwager, die aus Schweden kamen. Sein Sänger, den er studieren ließ» war gleichfalls bei der Beerdigung. Vielleicht werden auch bei uns diese Notizen manche mit Teilnahme lesen, die Sjöden als Virtuosen und Kinderfreunde, sowie gelegentlich auch in geselligen Kreisen als originelle, edle Künstlernatur kennen gelernt haben.
Nagold. (Konzert Neumeister.) Am nächsten Montag den 3. Juli, abends V,8 Uhr, gibt der hier in guter Erinnerung stehende Kgl. Hofmusikus Hr. Neumeister (Violine) mit Frl. Zundel (Klavier) und Hr. Fischer (Cello) ein Konzert, bei welchem insbesondere das schöne Länr-Trio v. Schubert und ein Haydisches Trio Vorkommen. Verschiedene Solostücke geben den einzelnen Künstlern Gelegenheit, ihre Leistungsfähigkeit zu zeigen. Dem musikliebenden Publikum steht ein genußreicher Abend bevor. (Näheres s. Inserat.)
Rottenburg. 24. Juni. Das Testament des Bischofs Karl Joseph wegen der darin enthaltenen Bestimmungen über die Beerdigung sofort nach dessen Ableben eröffnet, ist errichtet am 6. Mai 1892 „im Namen und zu Ehren der allerheiligsten Dreifaltigkeit." Zum Universalerben ist bestimmt der bisherige Koadjutor des Verewigten, der Bischof Dr. Wilhelm v. Reiser, mit der Auflage, „die ganze ihm zufallende Erbschaft zu kirchlichen und wohlthätigen Zwecken zu verwenden." Bon der wie schon jetzt mit Sicherheit gesagt werden kann, mäßigen Ber- lassenschaft geht ein erheblicher Teil für Legate an Kinder verstorbener Geschwister des Testators ab. Bon wohlthätigen Anstalten. Instituten rc. sollen erhalten die barmherzigen Schwestern in llntermarch- thal und Rente, d. St. Josephspflege in Mulfingen, die St. Annapflege in Leutkirch, die Piuspflege in Oggelsbeuren, das Kloster Sießen bei Saulgau, die klösterliche Erziehungsanstalt in Bonlanden, daS Schulschwesterinstitut in Rottenburg, das Martinihaus daselbst, das Konradihaus in Schelklingen und das Kloster in Heiligenbronn, OA. Oberndorf, je 1000 M., die St. Antoniuspflege in Heiligenbronn, OA. Horb, das St. Raphaelsasyl in llnterdeusstetten, die Jvostiftung für Studierende in Tübingen, die St. Binzentiuspflege in Donzdorf, das katholische Waisenhaus in Ochsenhausen (zur Disposition des Oberinspektors) und die Marienpflege in Ellwangen je 500 die Marienanstalt in Stuttgart 300 und der Pacamentenverein daselbst 200 Für das Marienhospital in Stuttgart sind 1000 ^ ausge- worsen, von welchen die Zinsen zur Verpflegung kranker Dienstboten verwendet werden sollen. Für die Armen sollen gegeben werden der Bischofsstadt 1000 nach Locherdorf, Unterkochen und Abtsgmünd je 300 Die reiche Bibliothek des Verewigten fällt mit wenigen Ausnahmen dem Kloster Neuron zu. Bielen, die dem verstorbenen Bischof persönlich und amtlich näherstanden, sind Andenken (Kruzifixe, Bilder, Bücher rc.) vermacht. Ein Teil