- 4 -

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 -1, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 -1. MonatS-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 24. Juni

JnfertionS-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 «I, bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe der Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1893 .

Amtliches.

Krgeönis der Hleichstagswaht im VII. Württ. Wahlkreis.

Die am l5. d. Mts. vollzogene Wahl eines Abgeordneten zum deutschen Reichstag im VII. Württ. Wahlkreis hat nachstehendes Ergebnis geliefert:

Oberamts-

bezirk.

Wahl­

berechtigte.

Ab­

stimmende.

Gütige

Stimmen.

Freiherrn W. vo« Giiltlinzell

Hieve

Keiich. Sleß, Bauunter­nehmer in Stuttgart.

m fielen ar

GM. praß, Handschuh­macher in Eßlingen.

Landrichter GMrc in Heilbronn.

Zcrspl.

Calw . .

5093

4172

4162

2239

1L79

233

2

9

Herrenberg.

4979

3896

3893

1821

1902

12

155

3

Nagold . .

4925

3820

3816

2123

1637

14

34

8

Neuenbürg .

5358

3872

3862

2106

1356

394

2

4

20355

15760

15733

8289

6574

653

193

24

Hienach

st Herr Landgerichtsrat Freiherr Wilhelm

von Giil

Hingen

in Stuttgart als

gewählt verkündigt worden.

Herrenberg, 19. Juni 1893.

Wahlkommissär: Oberamtmann Volter.

Bekanntmachung,

betr. das Aushcbmigsgeschäst pro 1893.

In Folge der am 24. Juni im VIII. Wahlkreis stattfindenden Reichstags-Stichwahl hat der Reiseplan der K. Ober-Ersatzkommission im Bezirk der 51. Jnf.-Brigade (1. K. W.) wiederholt eine Abänderung erfahren und es findet nunmehr die General-Musterung in Nagold am 30. Juni und 1. Juli d. Js. je vormittags 8 Uhr statt.

Hienach haben auf dem Rathaus in Nagold zu erscheinen:

1) Die als dauernd untauglich, sowie die zur Ersatz-Reserve und zum Landsturm in Vorschlag ge­brachte Mannschaft am

Freitag de« 3V Juni, vorm. 7/» Uhr.

2) Die als tauglich und aushebungsfähig bezeich- uete Mannschaft am

Samstag den 1. Jnli, vorm 7Uhr.

Die Ortsvorsteher haben die Eröffnungs-Urkunden unter Anschluß der Losungsscheine, sowie die Stamm­rollen nebst Geburtslisten und Beilagen spätestens bis zum 27. d. Mts. zuverlässig einzusenden.

Im übrigen wird auf die früher ergangene Be­kanntmachung Bezug genommen.

Nagold, den 21. Juni 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Die Ortsvorfteher

werden angewiesen, in die gemäß Ziffer 8 des Min.- Erlasses vom 5. Mai 1832 (I. Ergzgs.-Bd. S. 258) vierteljährlich einzusendenden Steuerlieseruugsberichte künftig auch die Zuschüsse der Gemeinde« zn den Kosten der Nachbarschastsstraßeu-Uuterhaltuug aufzu­nehmen und überhaupt das Datum und den Betrag je­der einzelnen Lieferung zur Oberamtspflege anzugeben.

Nagold, den 22. Juni 1893. _ K. Oberamt. Vogt.

Die erledigte Haupklehrstelle an Klasse IV b der Real­anstalt, in Hcilbronn wurde dem Reallehrcr Kauttcr (früher in Herrcnberg) an derselben Anstalt übertragen.

Tages-Weuigkeiten.

Deutsches Aeich.

Ans Wildberg. Das allgemein absprechende Urteil über die Wählerschaft und Wahlresultat in Wildberg durch ihren Z Correspondenten in

Nro. 71 des Gesellschafters hat selbstverständlich hier nicht sehr erwärmt, sondern das Gegenteil. Der Artikel, welcher sich über die menschliche Vollkommen­heit hinaus erhebt und Zweck, Nützlichkeit und Be­deutung einer freien Wahl des Volkes nicht einsieht, sondern blinde Einfalt und sclavenhafte Charaktereigen, schäften erhalten zu sehen wünscht, soll nun nach der Wahl nicht weiter kritisiert werden, nur soviel wünscht Einsender dieses, daß der beabsichtigte Anlauf zur Beschränkung ordnungsmäßiger Volks-Auf­klärung und Wahlfreiheit gleich im ersten Bad der Parteiansichten mögen sie nun Interessenvertre­tungen sein oder sonstige Schattierung haben er­säufen möchte.

Ein offener, vaterlandsliebender, die bürgert. Frei­heit und Unabhängigkeit hochschätzender und ver­teidigender Bürger.

Calw. Vom 24. bis 26. Juni d. I. werden hier einquartiert: 20 Reiterosfiziere, 37 Unteroffiziere und Gemeine und 36 Pferde.

Deckenpfronn, 20. Juni. Ein ehrbares hies. Bäuerlein kam gestern mit 2 Pferden nach Pforzheim, um dieselben an Pferdemetzger wegen großen Futter­mangels zu verkaufen. Da ihm ein Spottpreis ge­boten wurde, überließ er das eine Pferd dem Haus­knecht im Gasthaus zum Kreuz in Pforzheim für das Stall- und Futtergeld von etwa 80 Pfg. als Eigen­tum und ritt mit dem andern wieder hieher zurück.

(Calw. W.)

Unterreichenbach. Das dritte Gaufest des Enz- u. Nägold-Gau-Sängerbundes verbunden mit Wettgesang der Gauvereine kann als vorzüglich ge­lungen, von prächtiger Witterung begünstigt bezeich­net werden. Der freundliche Sängerstreit ergab fol­gendes Resultat: Für vorzügliche Leistung unter Di­rektion des Herrn Bachmaier aus Pforzheim erhielt die Freundschaft-Unterreichenbach den I. Preis. Der II. Preis fiel dem Sängerbund Birkenfeld nebst einem prächtigen Pokal zu. Den III. Preis errang der Liederkranz Engelsbrand, den IV. Liederkranz Calm­bach, den V. Sängerbund Grunbach und den VI. Preis der Arnbach-Sängerbund.

Stuttgart, 18. Juni. Eine dergewichtigsten" Personen Stuttgarts dürfte die Köchin im Bachner- schen Restaurant sein, dieselbe wiegt 279 Pfund!

Stuttgart, 20. Juni. R.-A. Payer für die Sozialdemokratie. In einer zahlreich besuchten,

zwecks der Stellungnahme der Volkspartei zu der Stichwahl im I. württ. Wahlkreis einberufenen Ver­sammlung der hiesigen Demokraten wurde einstimmig der Antrag des R.-A. Payer (!) angenommen: Die Volkspartei im I. Wahlkreis tritt mit aller Kraft für den Kandidaten der Sozialdemokratie, Kloß, ein. Inwieweit von den Anhängern der Volkspartei der Parole ihrer Führer Folge geleistet wird, mag sich am 24. Juni zeigen.

Stuttgart, 20. Juni. Auf Veranlassung des Staatsministers v. Schmid wird morgen vorm, im Ständehause eine Sitzung stattfinden, in welcher eine größere Anzahl von landwirtschaftlichen Bereinsvor- ständen und Oberamtmännern mit der Zentralstelle für Landwirtschaft zusammentreten werden, um über die durch die große Futternot heroorgerufene Not­lage der Landwirte zu beraten. Um eine durch­greifende Abhilfe zu schaffen, bedarf es selbstverständ­lich des Zusammenwirkens aller in Betracht kommen­den Faktoren. Die Aktion zur Hilfeleistung soll in erster Linie durch Selbsthilfe der Gemeinden, land­wirtschaftlicher Darlehenskassen und Amtskorporatio­nen erfolgen, wobei der Staat natürlich subsidiäre Hilfe in der Weise in Aussicht stellt, daß er die resp. Kassen durch entsprechende Vorschüsse in die Lage versetzt, ihrerseits Darlehen auf längere Fristen zu gewähren. Der Staatsminister der Finanzen er­klärte sich seinerseits zu der ausgiebigsten Hilfeleistung bereit. Es wurde sodann zur Constituierung eines Aktionskomitees mit Anschluß an die landw. Zentral­stelle unter dem Vorsitz des Präsidenten v. Ow ge­schritten. Diesem Konnte, welches aus einer Reihe der berufensten Vertreter der Jnteressenkreise besteht, liegt die Pflicht ob, nach Maßgabe der aus den verschiedensten Landesteilen gemachten Vorschläge einen vollständigen Plan zu entwerfen, von dem man hoffen darf, daß er den weitgehendsten Wünschen gerecht zu werden sucht. Außer den auf Zoll- und Frachtermäßigung gerichteten Anträgen hat das Ak- tionskomite, welches schon heute nachmittag zu einer längeren Sitzung zusammengetreten ist. den Ankauf von 300 Waggon Mais beschlossen, wozu der Fi- nanzminister die Vorschüsse bewilligt hat. Uebrigens mag noch bemerkt sein, daß bereits einzelne Gemein­den mit großer Energie den Weg der Selbsthilfe be­schriften haben durch gemeinschaftliche Ankäufe von Futtermitteln rc.

Stuttgart, 22. Juni. (Privattelegramm des Gesellschafter.") Berlin. DerReichsauzeiger" veröffentlicht ein Kaiserdekret, wonach der Reichstag ans 4. Juli einberufeu wird.

Ludwigsburg, 21. Juni. Prälat a. D. v. Lang ist gestern nachmittag im Alter von 78 Jahren ver­schieden.

Ulm, 2l. Juni. Die Futternot und die ge­ringen Preise, welche die Händler für das feile Fleisch bieten, haben in Radelstetten, OA. Münsingen, wie dieUlm. Schnellpost" berichtet, eine Anzahl Bürger veranlaßt, einen Verein zu bilden, dessen Mitglieder bei Konventionalstrafe sich verpflichten, an keinen Händler mehr ein Stück zu verkaufen. Dagegen melden diejenigen Mitglieder, welche wegen Futter­mangels oder aus anderen Gründen ihren Biehstand verringern müssen, dies beim Vorstand an, der Verein kauft das Vieh an, wofür je nach dem Wert des Stücks verschiedene Preise festgesetzt sind. Das Vieh wird im Auftrag des Vereins geschlachtet und das Fleisch unter die Mitglieder je nach der Größe der Familien verteilt zu einem Preis, der nur die ent­standenen Kosten und Auslagen decken muß. Jede»