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Fall sein. Man vermutet Brandstiftung als Ursache der Entstehung des Feuers.
Stuttgart, lt. Juni. Der Württ. Schwarzwaldverein hält seine diesjährige Jahres.Versammlung am 29. d. M. in Altensteig ab. Den Hauptgegenstand der Beratung wird die Frage über Herausgabe eines Vereinsblattes bilden. Für die Redaktion hat sich Rektor Dr. Weizsäcker-Calw bereit erklärt.
Kaisermanöver in Württemberg. Nach den vorläufigen Bestimmungen über das Kaisermanöver in Württemberg findet am 12. September die Parade des 13. Armeecorps bel Stuttgart statt, Tags darauf Korpsmanöver des 13. Armeekorps in zwei Parteien gegeneinander, am 14., 15. und 16. September Manöver des 13. und 14. Armeekorps. In Karlsruhe wird der Kaiser am 10. September eintreffen.
München, 12. Juni. Herzog Max Emanuel ist heute morgen 7 Uhr in Schloß Feldafing am Starnberger See infolge einer beim Ritte erlittenen Sprengung eines Herzgefäßes gestorben. Herzog Max Emanuel ist 7. Dezember 1849 geboren, Generallieutenant u 1a snits des 1. bayer. Ulanenregiments Kaiser Wilhelm II. Er war der jüngste Bruder des Herzogs Karl Theodor in Bayern, der Kaiserin von Oesterreich, der Königin von Neapel rc.
Nachahmenswert! In verschiedenen Wahlkreisen ist den Kandidaten u. a. auch die Frage vorgelegt worden, ob sie versprechen wollten, im Fall ihrer Wahl ihre parlamentarischen Pflichten auch thatsächlich so regelmäßig wie irgend möglich auszuüben. Das ist ein ganz nachahmenswerter Vorgang. Der schlechte Besuch des Reichstags war in der verflossenen Legislaturperiode geradezu zu einem parlamentarischen Rotstano geworben, der das Ansehen des Reichstages aufs Tiefste geschädigt hat und zeitweise die ganze Gesetzgebungsmaschine lahm zu legen drohte. Es ist bei allen Parteien in dieser Hinsicht gefehlt worden. Die Wähler können verlangen, daß der Mann ihres Vertrauens auch wirklich so regelmäßig wie irgend möglich die Pflichten ausübt, die er übernommen hat. Sonst thut er besser, er bewirbt sich lieber gar nicht erst um ein Mandat. Hoffentlich tritt im neuen Reichstag wenigstens in dieser Hinsicht eine Besserung ein.
Unter dem Stichwort: Katholisch oder national veröffentlicht Frhr. v. Schorlemer „ein Wort zu ernster Stunde" und sagt da u. a.: „Selten wohl hat Deutschland dem Auslande ein so merkwürdiges. Schauspiel geboten, als in diesen Tagen seines jüngsten Reichstages, dessen Geschichte poch lange der Nachwelt als warnendes Beispiel dafür wird dienen können, wohin der Parteienzwist führt, wenn man ihn zur Grundlage seines Verhaltens in nationalen Fragen nimmt. Wie ganz anders war es, als vor 23 Jahren der Erbfeind uns gegenüber stand, als unsere Väter und Brüder auszogen, um für unsere heiligsten Güter zu streiten. Haben damals die Katholiken Deutschlands sich gefragt. ob sie gegen die katholischen Franzosen fechten sollten? Wären unsere glänzenden Erfolge, wäre der glückliche Ausgang des Feldzuges auch nur im entferntesten denkbar gewesen, wenn man sich diese Frage gestellt hätte? Und heute, wo es sich um dieselbe Armee handelt, in welcher Katholiken und Protestanten brüderlich Schulter an Schulter ihrer Pflicht genügen, getreu dem Eide, welchen sie geschworen haben, heute wagt man es, die religiösen Interessen als Zankapfel zwischen die Erörterungen über die Verbesserung und Vermehrung des Heeres zu werfen. Sind wir denn nicht alle Kinder ein und desselben Vaterlandes, dessen Größe und Sicherheit wir nach Kräften fördern und schützen wollen? Soll denn vor dem Altäre des Vaterlandes der konfessionelle Hader nicht endlich schweigen. . . . Freilich wird man sa- gen: Wo bleiben die Jesuiten, wo bleibt das neue Schulgesetz; aber diese Fragen haben doch nichts mit der Armee zu thun; ihre Lösung, und sei sie noch so günstig, wird uns nicht schützen vor den Gefahren, welche Deutschland bedrohen. Auch haben ja die Redner der Zentrumspartei erklärt, daß diese Fragen in keiner Beziehung ständen zu ihrer Opposition gegen die Heeresvorlage? Der Katholizismus hat nichts mit der Armeefrage zu thun, wohl aber ist der Katholizismus aufs schwerste bedroht, wenn Frankreich, der Hort des Freimaurertums und des Unglaubens, uns besiegen, oder wenn russische Horden uns mit Kolbenstößen in den griechischen Gottesdienst zwingen werden. Ja insofern ist allerdings
ßerade der Katholizismus bei der Müitärvorlage interessiert."
Elbing, 12. Juni. In einer Wahlversammlung der Kolonie Panaritz bei Elbing, worin der konservative Kandidat Herr v. Puttkamer-Plaut eine Wahlrede hielt, versuchten etwa 200 Sozialdemokraten einen heftigen Exzeß. Die Versammlung wurde aufgelöst und der Saal von Gensdarmen geräumt. Beim Verlassen des Saals wurde der „Elbinger Ztg." zufolge Puttkamer und seine Begleitung thätlich angegriffen. Puttkamer erhielt einen Faustschlag ins Gesicht und wurde von einem Stein auf den Rücken getroffen. Die Gensdarmerie machte mit blanker Waffe dem Handgemenge ein Ende. Mehrere Personen sind verwundet. (Es wird immer schöner im deutschen Reich! D. Red.)
Münster, 8. Juni. Frhr. v. Schorlemer-Alst veröffentlicht eine längere Erklärung, in den er die Ablehnung des Antrages Huene als schädlich für unsere Wehrkraft und bedenklich für die Erhaltung des Friedens bedauert. Gerade die Landbevölkerung, welche die meisten Heerdienstpflichtigen stelle, sei an der Einführung der zweijährigen Dienstzeit und der Erleichterung der älteren Landwehr wesentlich inter- essirt. Der Centrumsantrag des Dr. Lieber bedeute dagegen eine Verschlechterung unserer Wehrkraft, der Antrag Huene widerspreche keineswegs der Resolution Windthorst. Der bewaffnete Friede sei immerhin billiger als der Krieg. Im Hinblick auf die bedrohte Lage des Vaterlands, zur Wahrung der Ehre, Größe und Unverletzlichkeit des Deutschen Reiches und vor Allem auch im Interesse der wirtschaftlichen Entwicklung, welche des Friedens bedürfe» wünsche und hoffe er die Annahme des Antrags Huene.
Die Eisenbahnbehörden scheinen überall Erlasse an ihre Beamten gerichtet zu haben, in welchen denselben die Teilnahme an der Reichstagswahl zur Pflicht gemacht wird. Gleiche Vorschriften sollen auch von der Postbehörde getroffen sein.
Der Zusammentritt des Reichstages ist nunmehr definitiv für Dienstag den 4. Juli, mittags 12 Uhr, in Aussicht genommen.
Die andauernde Dürre beginnt nachgerade doch in hohem Grade besorgniserregend zu wirken. Am Berliner Getreidemarkt lagen am Donnerstag Berichte aus verschiedenen Gegenden Deutschlands vor, die recht traurig lauten. Mit den Ernteaussichten steht es stellenweise schlecht. Der Futtermangel wächst von Tag zu Tag.
Befterrrich-Angarn.
Wien, 10. Juni. Die Journale bezeichnen Kalnokys neuerliche Erklärungen in der Delegation als höchst loyale, welche jeden Zweifel in Deutschland verstummen machen müssen. Seine gestrige Aeußerung, daß er in der Militärvorlage eine entschiedene Friedensgarantie erblicke, entspreche dem Geiste des allerintimsten Bündnisses und sei ein Akt der Treue und Freundschaft gegenüber Deutschland.
Frankreich
Präsident Carnot leidet an einem Leberleiden, an dem er schon zu wiederholten Malen erkrankt war. Anlaß zu irgend welchen Bedenken liegt aber nicht vor. — Die Cholera beginnt sich in Süd- und Mittel-Frankreich auszudehnen. Es liegt noch aus keiner Stadt eine geradezu Besorgnis erregende Mitteilung vor, immerhin breitet sich die Epidemie ganz ersichtlich weiter aus.
Paris, 10. Juni. Der „Figaro" veröffentlicht einen pessimistischen Bericht des Prinzen Heinrich von Orleans aus Tongking: Die Lage der französischen Kolonie sei trostlos, das Räuberwesen nehme epidemisch überhand, das Land befinde sich in einem fortgesetzten Zustande des Bürgerkrieges, welchen nur eine neue Expedition unter großen Opfern an Menschen und Geld beendigen könne; die Zivilbehörden stehen permanent in Konflikten mit den Militärbehörden. Die Monopolwirtschaft verschwende den Reichtum des Landes.
England.
London, 9. Juni. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus" aus Jeddah ist die Cholera in Mekka ausgebrochen; gestern sind dort 60 Personen derselben erlegen.
Griechenland.
Athen, 10. Juni. Die Kaiserin Friedrich ist gestern hier eingetroffen.
An den deutschen Michel
im Juni 1893.
Mel.: Mich ergreift, ich weiß nicht wie :c.
Deutscher Michel! denkst du noch An die Siebz'ger Jahre,
Wie dir damals war zu Mut In der Kriegsgefahre?
Gelt? da warst du goldig froh An dem deutschen Heere,
Einerlei, ob noch so viel Des Unkostens wäre?
Gelt? da sangst du gerne: „fest Steht die Wacht am Rheine,"
Die den Franzmann nicht ins Land Brechen ließ hereine.
Glaubtest dem Geschwindel nicht Deiner Demokraten,
Die dir wollten machen weiß:
Rüstung — das sei Schaden!
Aber jetzt? Wie kommst mir vor,
Lieber Michelvetter?
Meinst scheint's, es sei Kinderspiel Um ein Kriegeswetter!
Zieht man auch mit halb so viel Als man braucht, ins Felde,
Weil's ja sonsten kosten, würd'
Gar zu vieles Gelde?
Bist doch just nicht so borniert Und nicht so vernagelt —
Aber jetzo meint man g'rad',
Daß du seist verhagelt.
Fragst ob mit bisherigem Heerbann es nicht ginge,
Weil ja der Franzos nicht heut,
G'rad' schon Krieg anfinge!
Könnt man nicht vielleicht am End'
Ihn zuvor befragen,
Ob er nicht noch warten thät'
Mit dem Drauflosschlagen?-
Michel, Michel! rege dich,
Werde wach und munter,
Sonst geht es gewaltiglich Mit dem Reich bergunter!
Woll' nicht allzupfiffig sein,
Dich zu lang bedenken,
Weil gewiß sonst kommen muß,
Was dich schwer wird kränken!
Halt es nicht mit denen, die
Sägen am Geäste
Drauf sie sitzen, sondern sprich:
_ „Wacht am Rhein, bleib feste!" _
Dem WctterMnde!
O teure Heimat-Erde,
Wie bist du schön und groß!
Doch nagt an deinem Werte Der Kampf im eignen Schoß.
Das Volk, das einst in Reihen Focht für der Einheit Band,
Entfremdet in Parteien Sich selber Herz und Hand.
Wohl rauschen Friedenslinden Im Lande unversehrt,
Doch ist kein Ton zu finden,
Der solchem Zwiespalt wehrt.
Darüber mag erblassen Des Reiches Herrlichkeit,
Wenn einzig in den Massen Nur die Partei gedeiht. —
Mein Volk, das kühn aus Flammen Sich seine Freiheit schuf,
O halte fest zusammen!
Folg keinem andern Ruf!
Wirf ab das alte Hadern!
Sei eins in jedem Gau Und schirme treu die Quadern An deines Reiches Bau!
Alldeutschlands Glück und Größe War unsrer Väter Gut;
Es rann im Schlachtgetöse Dafür ihr Heldenblut. —
Dem Vaterland muß gelten,
Was Jeder ist und kann,
Mein Volk, gieb ohne Schelten,
Ihm deinen letzten Mann! _ ,
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.