die Militarlasten aufs Dreifache qesticacn. Seiner persönlichen Politik mit den Ausdrücken vonZer­schmettern."Nörglern" mutzte Bismarck weichen. Es sei höchste Zeit, solcher Politik Einhalt zu thun. Für die Mllikärvorlage lange das Material nicht, man müsse Kurzsichtige, Plattfüße, Engbrüstige aus- heben. Bei der letzten Musterung sei schon ein einäugiger Rekrut ausgehoben worden. Das deut­sche Volk müsse einsehen lernen, daß die Reihe Opfer zu bringen nicht mehr an ihm sei, sondern an der Regierung. Dies ist die Sprache Schunds! Wenn Schund in seinem Vortrage persönlich wurde, wenn er im Lande herumreist, um in Wahlversamm­lungen zu erzählen: Der Ministerpräsident habe ei­nen Sohn (Leutenant) der 20000 Schulden ge­macht, so ist dies nicht edel, vielleicht aber Schmids eigener Persönlichkeit würdig.

Rottenburg a. N., 5. Juni. Bischof Hefele ist soeben, 11 Uhr vormittags, verschieden. Die Beeroigungsstier findet nächsten Freitag den 9. Juni statt.

Stuttgart, 4. Juni. Der Landtag ist gestern vertagt worden.

Stuttgart. Das Fest der alten Habenheimer zum 75jährigen Jubiläum der landwirtschaftlichen Akademie Hohenheim nahm Sonntag abend mtt einer geselligen zwanglosen Unterhaltung im Stadt­garten seinen Anfang. Außer zahlreichen alten Hoyenhcimern halten sich auch die Professoren und die jetzigen Studierenden einqefunden. Reden wur­den keine gehalten. 5. Juni. Heute Vormittag traf S. M. der König zur Teilnahme an der Feier des 75jährigen Jubiläums der landwirtschaftlichen Akademie in Hohenheim ein.

Heilbronn, 5. Juni. DemSchw. M." geht folgende Mitteilung zu:Oberbürgermeister Hegel­maier ist heute von Jllenau wieder hierher zurück­gekehrt, nachdem die Beobachtung seines Geisteszustan­des in der dortihen Jrrenheilanstalt ihr Ende erreicht hat. Seine Entlassung konnte noch vor Ablauf der auf sechs Wochen bestimmten Beobachtungsfrist er­folgen. Die Beobachtung fand durch zwei Irrenärzte in der sorgfältigsten Weise statt und wurden insbe­sondere auch eingehende Erhebungen durch Verneh­mung der Fauulienglicder, des langjährigen Haus­arztes u. s. w. vorgenommen. Das durch den Di­rektor der Jrrenheilanstalt, Geh. Rat Dr. Schule, erstattete Gutachten gelangt zu dem Ergebnis, daß H. geistig vollständig gesund ist und es auch früher immer war, während das K. Medizinalkollegium bekanntlich ihn fürunheilbar geisteskrank" erklärt hatte. Die Veröffentlichung des Gutachtens wird nächstdem ermöglicht werden".

München, 5. Jnni. Vom Jnf.-Leibregiment sind an Influenza, typhösen Erscheinungen zur Zeit 400 Mann erkrankt. Die gesunde Mannschaft bezieht morgen die Zeugremisen auf Ovcrwiesenfeld.

Während der Fronleichnamsprozession am Don­nerstag hat in K ö l n ein Unbekannter die Schwester des Kaplans Müller in der Kaplanei überfallen und ihr fünf Messerstiche beigebracht. Er hat ferner eini­ges Geld geraubt und ist dann infolge der Hilferufe des Vaters des Kaplans entflohen. Um in die Woh­nung zu gelangen, hatte der Raubmörder einen Brief an den Kaplan abgegeben, wofür er eine Bescheini­gung verlangte. Die überfallene Schwester des Kap­lans ist schwer verletzt, lebt aber noch.

Ueber Wirkungen der Reichstagsauflösung wird derKöln. Ztg." geschrieben:Nur wenige Wochen sind verflossen, seit der Reichstag aufgelöst wurde und jeder, der die Augen öffnet, wird erkennen, wie bedeutend der Nationalwohlstand in der kurzen Zeit gelitten hat. Wer einen Ueberblick über das deutsche Geschäftsleben besitzt, wird zugeben, daß mit der Summe, welche verloren gegangen ist, die Er­höhung d. Militäretats auf etliche Jahre bestritten werden konnte. Auf den neuesten Gebieten der Unternehmung ist eine vollständige Erschlaffung eingetreten. Man zieht die Kapitalien, statt mit ihnen zu arbeiten und zu spekulieren, zurück, weil man, wie man überall hören kann, besorgt, bei nochmaliger Nichtbewilligung der Militärvorlage und der in absehbarer Zeit fol­genden neuen Reichstagsauflösung werde eine Stok- kung der geschäftlichen Unternehmungen eintreten. Die Eisenindustrie, welche seit einigen Monaten einen erfreulichen Angriff zum Besseren genommen, lahmt in neuerer Zeit wieder und in Folg« dessen ist die Kohlenförderung gesunken. Die Aktien industrieller

und anderer Unternehmungen stehen vielfach jetzt schon bedeutend niedriger und was mag die Zukunft brin­gen. wenn nicht Wandel geschaffen wird? Ein Mili- tärkonftikt würde einen schweren Druck auf alle ge­schäftlichen Unternehmungen ausüben und auch die kleineren Geschälte, den Detailhandel, den aufwärts-- strcbenden Handwerker-, den Arbeitsstand empfindlich schädigen."

Ein starkes Stück von Verhetzung ist der imVorwärts" veröffentlichte Aufruf der sozialdem. Franenagitationskommission." Es heißt darin: Frauen und Mädchen, Parteigenossinnen! Ein und eine halbe Woche ist es nur noch bis zu dem Tage, an welchem das Volk zu entscheiden hat, ob cs dem Moloch Militarismus die von der Regierung ge­forderte Mehreinstellung von 80000 Soldaten opfern will. Frauen und Mädchen, schaut um Euch, blickt in Eure Familie, überall, wo Eurer Mick hinfällt, seht Ihr schlecht genährte überarbeitete und schlecht gekleidete Menschen, überall seht Ihr menschenun­würdige Verhältnisse! Nun sagt, gebt Antwort! Können diese Menschen, diese breite Masse das Ge­forderte noch auf sich nehme» ? Frauen und Mäd­chen. und fragt Ihr, was wollen wir thun, wie sollen wir helfen, diese Gut- und Vlutsieuer vom Volke abzuwenden? Nun so geben wir Euch zur Antwort: obwohl die gegenwärtig herrschende Geldsackklasse Euch vom Wahlrecht ausschließt, Euch von der Wahl­urne fernhält, so macht überall Euren Einfluß auf den Vater, den Gatten und den Bruder geltend, damit sie solche Männer wählen, die mit der bis­herigen und der in Aussicht genommenen Bedrückung des Volkes ernsthaft brechen wollen. Aber bei die­sem Einfluß, den Ihr zu Hause ausüben könnt, darf es nicht bleiben, Ihr müßt weiter und mehr aailieren, deshalb müßt Ihr Euch herauswagen, mal Trepp auf, Trepp ab Flugblätter verbreiten, Stimm­zettel verbreiten! Und noch ein weiteres legen wir Euch ans Herz: die Führung des Wahlkampfes erfordert Geld. Prolctarierin nen, opfert Euer Scherf­lein, das Scherflein der Witwe!" rc. In diesem Ton geht es noch eine Weile weiter.

Kreuznach, 5. Juni. DemTagcbl." zufolge explodierte gestern in Kirn, Regierungsbezirk Koblenz, ein durchfahrender Pnlverwagen inmitten der Stadt. 2 Personen sind tot, 3 schwer und 10 leicht ver­wundet. Gegen 30 Häuser sind beschädigt.

Belgien-Holland.

Am Freitag überreichte während eines im Brüsseler Schlosse abgehaltenen Gottesdienstes der päpstliche Nuntius der Königin von Belgien die ihr vom Papste verehrte Goldene Rose. Dem Nuntius wurde das Großkreuz des Leopoldordens verliehen.

Kleinere Mitteilungen.

Schutz der Bauarbeiter bei Kalkeinspritzung. Der Vorstand der Hannovec'schen Bapgewerks-Be- rnfsgenossenschaft hat an die Mitglieder nachstehende die erste Hilfe bei durch Kalkeinspritzung entstandenen Augenverletzungen betreffende Mitteilung ergehen lassen, die gewiß auch für unsere Leser von Interesse ist. Im Maurergewerbe erleidet eine nicht uner­hebliche Anzahl von Personen dadurch Verletzungen, daß ihnen Kalk in die Augen spritzt. Gewöhnlich sucht Jeder der von einem solchen Unfall Betroffenen dadurch Linderung, daß er das verletzte Organ mit kaltem Wasser auswäscht oder kühlt. Hierdurch wird, zumal wenn es sich um noch nicht oder nicht völlig gelöschten Kalk handelt, stets eine Verschlimmerung des Zustandes, ja sehr oft eine völlige Erblindung herbeigeführt. Um solchen Folgen möglichst vorzu. beugen, ist es noch ärztlichem Rat erforderlich, daß das verletzte Auge mittelst sauberer, in reines Oel (Mohnöl oder Speiseöl) getauchter Verbandwatte oder mittelst eines leinenen Läppchens ausgewischt oder das Oel direkt in das Auge hineingetröpfelt wird, bis alle Kalkteilchen entfernt sind. Auch em­pfiehlt es sich, nach möglichster mittelst Oel bewirkter Reinigung Syrup in das Auge hineinzutröpfeln, da diese Zuckerlösung mit dem Kalk eine unlösliche Verbindung eingeht und eine weitere Anätzung ver­hütet. Wasser ist unter allen Umständen bei dem Reinigen des verletzten Auges zu vermeiden. Unbe­dingt erforderlich aber dürfte es sein, daß nach er. folgter Reinigung sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird.

Distanzmarsch Berlin-Wien. Ein Wiener Telegramm des Wölfischen Bureaus vom 5. d. vor­

mittags meldet uns: Von den Distanzqehern traf als erster am Sonntag nachmittag 4 Uhr 45 Min. der sächsische Buchdrucker, n's zweiter um 6 Uhr Ingenieur Elsäßer aus Magdeburg ein. Dieses Endergebnis ließ sich nach dem Verlauf des Wett­gehens in den letzten Tagen nicht varaussehen; denn da sch-en es, als solle der Magdeburger Vegetarier Arno Elsäßer den ersten Preis erringen. Am Frei­tag abend war ec bis Stecken, 409 Kilometer von Berlin entkernt, gekommen. Am Samstag icaf er in Schelletau ein. Während er in einem ^iasthofe zn seinem Obst ein Glas Sodawasser trank, holte ihn der barfuß gehende Mi horncker ans Flöha em. In diesem Augenblick nagm E iässer den Marsch wieder in voller Frische auf und paisicrte gegen 4 Uhr Budwitz. Eine soinude später traf der Buch­drucker dort ein. Die Be vohaer der an der Marsch- straße gelegenen Ortschaft und viele Landbewohner der Umgegend erwarteten die Distanzgänger und begrüßten dieselben in freundlicher Welse im an­genehmen Gegensatz zu der Behandlung, die ihnen tn Böhmen zn Teil geworden war. In Budwitz ge­sellten sich zu den Marschierenden bereits Radfahrer, die ihnen aus Wien c ilgegenkamen. Seine vege­tarische Lebensweise hat E iasser während deS Mar­sches strenge beidehalten uno umecwegs nur Obst, Brot und Wasser, höchstens noch Sodawasser, ge­nossen. Er har täglich durchschnittlich 90 Kilometer zurückgelegt, bei vier Sinaven Schlaf und einstündi- ger Rast tagsüber. Seine Haltung wir leicht; vom dritten Marschtage an ist er täglich frischer geworden. Sein Rivale, der Buchdruck.r, schien in jeder Be­ziehung erschöpft; er ging in der Haltung eines Trunkenen, aber mit erstaunlicher Ausdauer fürbaß. Dritter war am Samstag noch immer der Ingenieur aus Wien und vierter derNaturmensch" Drütschler. Der letztere erschien als der originellste der ganzen Gruppe. Mit unerschütterlichem Phlegma ging er seines Weges, hielt sich bei allen Wirtshäusern auf, um durch reichliche Speisen und Getränke seine Kräfte neu zu stärken Er blieb bei voller Kraft, ließ sich aber trotzdem nicht bewegen, sein Marsch­tempo zu beschleunigen. Die begleitenden Radfahrer hatten ihre Räder mit den Utensilien der Distanz­geher, mit Schuhen und Strümpfen derselben und mit Proviant überlastet. Gegen den Schluß hin raffte der Buchdrucker aus Flöha sich immer mehr auf. um Herrn Elsäßer den Sieg streitig zu machen, und das ist ihm auch gelungen. Der Leichteste von allen, der Mann, der beim Abmarsch nur 109 Pfund wog war also der erste am Ziele!

Redacteurs Klage.

Die Leser des Blattes, sie senden

Die ersten Veilchen vom Rain;

Den ersten Maikäfer in Händen

Tritt mancher zur Thüre herein.

Ich empfange mit frohen Blicken

Raritäten, bald groß und bald klein,

Mir den ersten Hasen zu schicken,

Das fiel aber KAnem noch ein!

(Fliegende Blätter.)

Selbstmord eines Knaben aus hoffnungs­loser Liede. In der MoskauerRussk. Wed." ist zu lesen:In der lutherischen St. Petri Pauli-Kir­chenschule erschoß sich während des Unterrichts der i4 Jahre alte Schüler der 3. Klaffe, deutsche Un- terthan Friedrich Franholz. Aus einigen hinteriasfenen Briefen des Selbstmörders geht hervor, daß hoffnungs- l ose Liebe ihn zum Selbstmord veranlaßt hat.

Ein Vottsgetriinke

ders für uns Süddeutsche, ist der M o st. erfrischend, gesund und am besten geeignet, den volkswirtschaftlich so schädlichen Branntweingenuß zu beschränken. Nun ist jedoch nicht jedes Jahr der Obstertrag ein derartiger, daß sich der Bedarf in Obstmost in jeder Familie so wie nötig, ohne allzugroße Un­kosten beschaffen ließe. In solchen Fällen nun, hat man an den Z. Achrrderscheu Mastsultslasre» i» krtuktsir» ein vorzüglich geeignetes Präparat, um sich zu jeder Zeit mit wenig Unkosten ein sehr gutes, erfrischendes, gesun­des und dem besten Apfelmost glcichkommendes Getränke zu beschaffen. Kostet doch eine Portion dieses Extraktes, die mit dem nötigen Zucker 150 Liter vorzüglichen Mostes giebt, nur stt 3.20 und ist die Herstellung doch eine so saubere und einfache, daß sich damit jederzeit jede Familie mit vorzüg­lichstem Getränke versehen kann. In tausenden von Familien hat das Getränke schon Eingang gefunden und kann solches den weitesten Kreisen nur bestens empfohlen werden. Nie­derlagen davon befinden sich an allen größeren Orten Süd­deutschlands._

Hiez«Schwäbischer Lanvwirt" S.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck md Verlag der G. W. Zaiser' schen Buchdruckerer.