bedarf des Segens Gottes. Ich bin sehr froh, den heutigen Tag in Moskau zu verbringen, ich danke Ihnen nochmals sehr." Zu dem Avelsmarschall sagte der Kaiser: „Ich danke für Ihren Segen und nehme ihn an. Diese zehn Jahre gingen glücklich vorüber. Ich hoffe, daß es mit Gottes Hilfe weiter so sein wird. Uebermitteln Sie dem Moskauer Adel meinen und der Kaiserin Dank."
In Südrußland stehen Ernte und Futter teilweise ziemlich gut, teilweise herrscht aber auch so großer Futtermangel, daß das Vieh schon mit dem Stroh der Dächer gefüttert oder um jeden Preis losgeschlagen wird.
Petersburg, 3. Juni. In der Kreisstadt Serpuchar wütete eine furchtbare Feuersbrunst. 67 Häuser wurden eingeäschert, mehrere Personen kamen in den Flammen um.
Amerika.
Newyork, 2. Juni. Wie der „Herald" meldet, hat gestern in Guayaquil ein Erdbeben stattgefunden, durch das das Gefängnis zerstört worden ist. Viele Gefangene sind unter den Trümmern begraben worden, ein Teil derselben aber ist entkommen. Auch das Haus des Gouverneurs und das Stadthaus, sowie viele andere Gebäude sind eingestürzt.
Von den Preisen, die auf der Chicago er-Ausstellung gefordert werden, berichten englische Blätter: Ein mit Schinken belegtes Butterbrötchen kostet 2 für den Gebrauch eines Tellers, um dasselbe darauf zu legen, bezahlt man 65 Ein Glas Lagerbier kostet 2 Ein Diner, das aus einem Gericht Fleisch mit Gemüse. Kaffee und etwas Dessert besteht, kann für vie Summe von 12 ^ erstanden werden. Es würde jedoch, wie noch bemerkt wird, nur Enttäuschung Hervorrufen, falls man sich der Erwartung hingeben sollte, zu den genannten Preisen Erfrischungen in guter Qualität zu erhalten.
Kleinere Mitteilungen.
Bei dem herrschenden Futtermangel und der in Aussicht stehenden mager ausfallenden Heuernte kann ich als Ersatz für Heu frisches Buchensägmehl warm empfehlen. Für Pferde mengt man dasselbe mit demselben Gewichte Hafermehl und etwas Salz und für Rindvieh nimmt man ^/g Sägemehl, */s Kleie und Gerstenmehl mit Salz. Diese letztere Mischung wird heiß abgebrüht und lauwarm verfüttert. Selbstverständlich kann Heu, Klee oder Gras nebenbei gefüttert werden. Die Tiere nehmen dieses Gemenge recht gern und bleiben gesund und leistungsfähig. Ich füttere schon geraume Zeit diese Surrogate. I. Gsell, Hechingen.
Ein Inserat von 1640. Damals sah es doch ganz anders in Handel und Gewerbe aus! Man höre: Isaak Mackerl in Nürnberg zeigte im Jahre 1640 sem Geschäft folgendermaßen an: „Isaak Mackerl, Barbier, Perückenmacher, Schulmeister, Hufschmied und Geburtshelfer, rasiert und schneidet die Haare vor zwei Krützer und Puttet und Pomade obendrein. Macht und flickt Schuh und Stiefel, läßt Ader und setzt Schrobkob ganz gern; lernt in die Häuser Kondition und andern Tanz, verkauft Parfirmiry aller Art, Papier, Stieselwichs, gesalzene Hering. Honigkung, Pürschen, Mausefallen und andere Konveks, herzstärkende Wurzel, Kartoffeln, Bratwurst und andere Gemäß. Isaak Mackerl!" Welche Vielseitigkeit!
Ern unerhörter Fall von Selbstmord ist in Chemnitz oorgekommen. In einer Gießerei sprang ein 40jährigec Mann vom Gußboden aus in die geschmolzenen Eisenmassen des Schmelzofens, die' eine Hitze von etwa 1600 Grad hatten. Der Leichnam war in wenigen Augenblicken so vollständig von der Glut verzehrt, daß nichts übrig blieb.
Der kürzlich gestorbene Fürst Adolf von Schaumburg-Lippe ist der Held folgender von der Presse wieder aufgefrischten Anekdote: Als im Jahr 1863 in Frankfurt der Fürstenkongreß tagte, fand eine von der Freien Stadt Frankfurt veranstaltete große Festlichkeit statt, zu der auch die Hono- rationen der Bundesmetropole geladen waren. Da saßen nun die Fürsten des deutschen Bundes in einer abgesonderten Abteilung des Festraumes an kleinen Tischen in lebhaftester Unterhaltung, als plötzlich unter den Herrschaften eine allgemeine Bewegung sich bemerkbar machte. Die gekrönten Häupter erhoben sich, um einen soeben in den Kreis eintretenden unscheinbaren kleinen Herrn zu begrüßen; nur Fürst Adolf von Schaumburg-Lippe blieb zur
Verwunderung Aller auf seinem Sessel sitzen. Da nahte sich ihm der Kurfürst von Hessen und flüsterte ihm die Worte ins Ohr: „Aber lieber Fürst! Wollen Sie denn den Herrn nicht auch begrüßen? Wissen Sie denn nicht, wer der Herr ist?" „Nein!" „Das ist ja der Baron von Rothschild!" „Ach was! Geht mich nichts an! Bin dem Kerl nichts schuldig!"
Die Frau eines Taglöhners in Würzburg, Namens Englert, brachte kürzlich eine größere Quantität minderwertigen Salats nach Hause, den sie unvorsichtigerweise in einem kupfernen Geschirr anmachte und dann längere Zeit stehen ließ. Nach dem Genüsse erkrankte die ganze, aus Mann, Frau und mehreren Kindern bestehende Familie, und der Mann starb im Spital.
Eine Rede für 1000 Mark. Dem Wahlfonds der freisinnigen Partei fließen von Dortmund 1000 Mark zu, die aus höchst eigenartige Weise zusammengekommen sind. In einer Restauration saß eine Anzahl Herren beisammen, die sich über dies und das und auch darüber unterhielten, wie lange man wohl ohne Unterbrechung Reden, namentlich Wahlreden, halten könne. Ein Herr, der sich der freisinnigen Partei angeschlossen hat, erklärte, länger als 5 Stunden reden zu können. Die Folge war, daß eine Wette von 1000 ^ gemacht wurde, die jener Herr glänzend gewonnen hat, denn er sprach, ohne etwas anderes als Wasser zu sich zu nehmen, 5Vr Stunden. Der Betrag der Wette war von vornherein für den erwähnten Parteifonds bestimmt. Die Herren, die das Geld haben hergeben müssen, gehören verschiedenen Parteien an, sie haben es aber dazu, sich solche Scherze zu leisten. „Die Saaleztg." bemerkt hierzu: Es wäre erwünscht, zu vernehmen, wieviel Zuhörer diese Marter geduldig haben über sich ergehen lassen, und ob sie auch nichts „anderes, als Wasser" dabei zu sich genommen haben!
Ein nobler Arbeitgeber. Ein Berliner Weinhändler hatte sich einen jungen Mann als Hausdiener herangebildet, mit welchem er sehr zufrieden war. Derselbe mußte Soldat werden, und seitdem schickt ihm sein Chef jeden Monat 15 Zu
Pfingsten kam der junge Mann auf Urlaub nach Berlin. Er besuchte jedoch seinen Prinzipal nicht, aus Furcht, derselbe möchte darin eine Andeutung auf eine Extraspende sehen. Am ersten Pfingstfeier- tage suchte ihn sein Chef, der Kenntnis von der Anwesenheit seines Untergebenen erlangt hatte, schon in aller Frühe auf, er mußte bei ihm wohnen, und bei der Abreise schenkte er ihm 50 Auch versprach er ihm, alles anzuwenden, um ihn mit zwei Jahren frei zu bekommen.
Wegen dringenden Verdachtes von Engelmacherei ist in Vittoncourt (Kreis Volchen im Reichsland) die standeslose Anna Bastien verhaftet worden. Sie hat, wie verlautet, in circa drei Jahren 25 Kinder zur „Pflege" angenommen und hievon 15 ins Jenseits befördert.
Mentone, 2. Juni. Während der gestrigen Prozession warf ein Geisteskranker Namens Si- gand aus der dritten Etage eines Hauses 50 Klgr. Mörtel und 30 Klgr. große Steine. darunter ein 10 Klgr. schweres Stück Marmor, auf die Geistlichkeit herab. Ein Chorknabe wurde getötet, einem Abbe die Schulter zerschmettert, sieben Personen wurden verwundet. Es entstand eine Panik, und die Menge flüchtete, Weiber und Kinder niedertretend; zwei Geistliche wurden schwer verletzt, während sie das Allerheiliasie zu schützen suchten. Der Attentäter, der seine Wohnung verbarrikadiert hatte, griff die eindringenden Polizisten mit dem Florett an, wobei er zwei derselben schwer verwundete. Die wütende Menge zerriß rast den schließlich Ueberwäl- tigten, welcher ins Gefängnis gebracht wurde.
Ein kanadisches Polizeigesetz. Wie den Londoner Blättern gemeldet wird, hat das kanadische Parlament, um dem nächtlichen Herumschwärmen des jungen Volkes in den Straßen ein Ende zu machen, ein Gesetz angenommen, nach welchem in jeder Stadt und in jedem Dorfe um 9 Uhr abends die Glocke geläutet werden soll und allen Personen unter 17 Jahren die hernach ohne Erlaubnis ihrer Eltern oder Vormünder auf den Straßen betroffen werden, eine Geld- oder Gefängnisstrafe auferlegt wird. Diese Maßregel, versichern die Berichte, werde in Kanade mit allgemeiner Befriedigung ausgenommen, obwohl nicht bekannt geworden ist, daß die kanadische Jugend besonders unmoralisch sei.
Ein achtjähriger Schulknabe mit Backenbart. Es giebt keine Kinder mehr, das ist eine oft gehörte Klage. Aber sie wurde bisher nicht aus dem Grunde erhoben, weil die Kinder auch schon Manneszier, einen wahrhaften Bart, besitzen. Von einer solchen Ausnahme, die trotz ihrer kindlichen acht Jahre einen wirklichen Barr besitzt, sei hier berichtet: Es ist dies der achffährige Ludwig Kern; der Knabe, Schüler der zweiten Normalklasse in Wien ist Besitzer eines recht gut ausgewachsenen Backenbarts, der ihm unter seinen Kameraden eine ganz exceptionelle Stellung einräumt. Der Knabe ist Aerzten wiederholt vorgestellt worden, deren Interesse das auffallende Naturschauspiel in hohem Grade erregt Hot.
Türkische Wirtschaft. Aus Salonichi wird geschrieben: Daß es mit der persönlichen Sicherheit der Europäer in der Türkei trotz der redlichsten Bemühungen der Regierung, in diesem Punkte vollkommene Ordnung herzustellen, noch in immer recht schlimm aussieht, hat uns ein Vorkommnis der jüngsten Tage wieder bewiesen. Em Lehrer der französischen Missionsgesellschaft machte mit ungefähr 15 seiner Schüler einen Spaziergang vor den Thoren von Salonichi. Es gesellten sich dort 5 türkische Soldaten zu ihnen, welche sich mit den schamlosesten Absichten an d e Kleinen herandrängten. Der Lehrer, welcher seine Schüler schützen wollte, wurde plötzlich von einem Soldaten an der Kehle gepackt und der Soldat drohte ihn zu erwürgen. Der Lehrer konnte noch gerade seinen Degenstock erfassen und stieß dem Soldaten das Stilet tief in die Brust, so daß dieser sofort bewußtlos zusammensank. Lehrer und Schüler flüchteten hierauf, Ecsterer wurde später durch die Polizei verhaftet. Auf sofortige energische Intervention des französischen Konsuls hin erhielt er jedoch noch am selben Tage seine Freiheit wieder und der Gouoerneuer soll sein aufrichtiges Bedauern ausgesprochen und strenge Bestrafung der Mitschuldigen dem französischen Konsul gegenüber zugcsichert haben. Der Soldat soll seinen Verletznngen erlegen sein.
Handel L Verkehr.
Konkurseröffnungen. Christian Friz, Spezereihändler in Stuttgart. Karl Gottlieb Bantlin, Philipps Sohn, Rotgerber in Kirchheim Matthäus Schilling, Bauer von Genkingcn, entwichen. Alois Schweizer, Wild- prethändler in Ulm. Friederike Stöffler Witwe, alleinige Inhaberin der Firma A. Stöffler, Handlung in Buch- druckerei-Utensilien in Stuttgart. Jakob Müller, Schweinehändler in Bräunisheim. Joseph Müh leis, Bauer in Rech- berghauscn.
Bericht über die Wahlversammlung der demokratischen Partei in Altensteig kam uns leider zu spät zu Händen und kann solcher deshalb erst in nächster Nummer erscheinen.
Viola Ikinriai» werben von Aiphteritis und Keuchhiße» »IVIV IXIIIUVI zur jetzigen Zeit befallen und unterliegen diesen bösartigen Krankheiten. Würden die Eltern den Kleinen beim geringsten Unwohlsein und selbst bei Wohlbefinden die absolnt unschädliches Lalus-Londons reichen, so wäre manches vor der Krankheit bewahrt oder dieselbe im Einstehcn unterdrückt und dadurch die Kleinen am Leben erhalten. Es sollen deshalb in keinem Hause, wo Kinder sind, die äals»-ßosd»s» fehlen. Zu haben in Packeten s. 25 und 50 s in roten Schachteln ä. l in den Apotheken und Drognerien. Nieder!. bei H. Lang in Nagold, M Geltenbort in Untcr- jettingen und Ad. Iraner in Wildoerg.
Warnung vor Täuschung.
Die grenze Verbreitung der seit 1878 bekannten und in fast allen Familien eingebürgerten Lrkleo ^poHiolcorNioksrÄ Brandts Schwcizervillen (erhältlich nur in Schachteln L i Mk. in den Apotheken) hat zu verschiedenen werthlosen Nachahmungen derselben geführt. ES sei deshalb hiermit nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die ächten, von den Professoren Nr. N VIroNovv. Nr. von <»iivtl,
Nr Nr. voi»
Nr. IkorlL,
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Nv. ttruoilt. Nr von 1 rvriol»*. I»,. vo» 8o»n- xonk. Nr» <» IVilt, Nr.
X«I< liunor, Nr. 8oe«1or- *irv!t. Nr Nr.
lor^tor. Nr. 8uttLer,
Nr. Nellks, Nr n und Nr» von Noivr»
erprobten und als vorzüglich bewährtes Abführmittel empfohlenen Apotheker Richard Brandt'« Schweizerpillcn eine Etikette wie ovenstehend das weiße Kreuz mit dem NamenSzug iriolrarä Brandt'- in rotbem Grund tragen müssen und daß alle anders ausschenden W'ülnrlr un^vn der ächten Apotheker Richard Brandt'S Schweizerpilleu sind. Das verehrliche Publikum möge sich nun vorschcn, daß es an seiner Gesundheit und an seinem Geldbeutel nickt ;u Schaden komme.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdrnckerei