Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezrrk Nagold

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W 65.

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6. Juni

1893.

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Amtliche«.

An vie Vorstände der Krankenkasse«.

Unter dem NamenWürttembergischer Kranken­kassenverband" besteht eine nicht unter die Verbände im Sinne des § 46 des Krankenversicherungsgesetzes fallende freie Bereinigung Württembergischer Kranken­kassen. welche sich statutengemäß zur Aufgabe macht

a) Gleichmaß gleit in der Handhabung der gesetz­lichen Bestimmungen über die Krankenversiche­rung herbeizuführen;

b) den einzelnen Kassen auf Anfragen Rat und Auskunil zu erteilen;

v) durch Mitteilung der Rechnungsabschlüsse die baldige Herstellung einer Statistik zu ermöglichen;

ck) gegenseitige Unterstützung der Kassen in idren Aufgaben, namentlich in Ausübung der Kranken­kontrolle herbeizuführen.

Diesem Verbände gehören bis jetzt, trotzdem der Jahresbeitrag nur 5 beträgt, nur 27 Orts- und 33 Bezirks-Krankenkassen, 27 Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen und 2 Krankenpflegeversicherungen an. ES ist also die Beteiligung an dem Verband namentlich bei den Betriebs- (Fabrik-) Krankenkassen noch schwach, die Krankenpflegeversicherungen sind fast gar nicht, die Gemeinde-Krankenversicherungen gar nicht vertreten.

Durch möglichst allgemeine Beteiligung der be­stehenden Krankenkassen an dem Verband würde dieser in die Loge gesetzt, seine anerkennenswerte Wirksam­keit zu vervollkommnen und es würden daraus die Kassen in manchen Beziehungen Nutzen ziehen.

Indem die Vorstände der Krankenkassen auf Vor­stehendes hingewiesen werden, wird denselben zugleich der Beitritt zu dem genannten Krankenkassenverband hitmit dringend empfohlen.

Die Anmeldungen sind zu richten an den Schrift­führer des Verbands, zur Zeit Herrn Gottlob Ammer «in Reutlingen (Krämerstr. 33). Sonstige Mitteilungen «gd Anfragen an den Verband oderj das Spruchkolle­gium desselben sind an den Vorsitzenden des Ver­bands, zur Zeit Fabrikant Pöppel in Reutlingen, zu richten.

Nagold. 3. Juni 1893.

K. Oberamt.

I. B.:

Stv. Amtm. Widenmann.

Justizreferendär l. Klaffe Doderer, Amtsanwalt und Hilfsrichter in Crailsheim wurde zum Amtsrichter in Horb ernannt.

Fachblatt krogres militairs," das sich durch seine vornehme Haltung vor den andern auszeichnet. Dieses Blatt schrieb unter dem 4. Juni 1890:Wenn unsere Reitergeschwader sich über die Fluren jenseits des Rhein's ergießen, so werden sie alle Regeln des Gehorsams, der Disziplin und der sonst auch dem Feinde schuldigen Menschlichkeit vergessen und nur Ruinen hinter sich lassen." Ganz in dem­selben Sinn hat sich nach der Mitteilung eines zu­verlässigen Schweizer Bürgers, im Laufe dieses Win­ters ein französischer Offizier in einer Gesellschaft in Genf ausgesprochen, indem er zum Entsetzen der Anwesenden äußerte:Es würde uns Offizieren nicht einfallen, in einem Kriege mit Deutsch­land unsere Soldaten vom Plündern, vom Sengen und Brennen abzuhalten, sogar, wenn wir dies wollten, vermöchten wir §es nicht, so groß ist der Haß." Daß die Gesinnung der Mehrheit der Franzosen dem oben Geschilderten entspricht, ist ganz zweifellos, wird ja doch der glüh­ende Haß der Franzosen gegen die Deutschen, in der Schule, in der Armee und sonst im bürgerlichen Leben fortwährend mit dem größten Fanatismus geschürt und gepflegt. Wenn die deutsche Reichs­regierung, nachdem sie eiugesehen hat, daß unsere Armee der französischen nicht mehr in dem Maße gewachsen» oder überlegen ist, wie in den Jahren l870 und 1871, durch die Militärvorlage einen starken Damm aufrichten will, gegen die barbarischen Absichten der Franzosen, so verdient sie damit den Dank des Volkes. Jeder, dem sein Vaterland, seine Heimat, seine Familie und sein Besitz lieb ist. möge sich ernstlich prüfen, ehe er bei der bevorstehenden Reichstagswahl seine Stimme einem Gegner der Militärvorlage giebt. Wer will, wer kann die Ströme von Bluts, von Thränen, die eintretende Verarmung des Volkes verantworten, die ein unglücklicher Krieg im Gefolge hätte? Daß unsere deutschen Generale die Sachlage besser zu beurteilen verstehen, als Laien, welche durch Parteipolitik verblendet sind und ein besseres Urteil zu haben vorgeben, das sollte nicht bestritten werden. Es ist nicht Parteirücksicht, welche den Einsender dies zu der ernstlichen Bitte an die Männer jeder Parteistellung veranlaßt, im Hinblick auf das drohende unübersehbare Unheil vor allem andern die Stärkung der deutschen Armee bis zu dem Grade im Auge zu behalten, daß unfern feindlichen Nachbarn die Verübung der angedrohten Barbareien unmöglich wird.

Wie sie Iranzosen

über die zukünftige KriegSführung von ihrer Seite mit Deutschland denken, das zeigt uns rin militärisches

Uages-MeuigkerLen.

Deutsches Meich.

Q Nagold, 4. Juni. Die freisinnige, die so­genannte württembergische Volkspartei hielt gestern Abend 6 Uhr im Gasthof z.Rößle" eine Parteiversammlung ab, die von Parteifreunden und Nichtparteifreunden von hier und auswärts zahlreich besucht war. Nachdem man zur Bildung eines Komitees schritt und Herrn Stadtschultheiß Brodbeck den Vorsitz übertrug, erteilte dieser dem H. Kandidaten der Volkspartei Reinh. Cleß aus Stuttgart daS Wort. Der Redner sprach von seinem und der Partei aus­gehenden Standpunkte aus sehr richtig, er versuchte den Anwesenden durch Entfaltung von Ziffern klar zu machen, daß eine weitere Verstärkung der Heeres­macht nicht notwendig und er sei bereit, falls er die Ehre habe, gewählt zu werden, nur das absolut

Notwendigste für die Militärvorlage zu bewilligen» und falls die bekannten (gesetzmäßige Festlegung der zweijährigen Dienstzeit) von der freisinnigen Partei gestellten Anträge wiederum abgelehnt würden, gegen die Militärvorlage zu stimmen. Redner beschwert sich ferner über den Militarismus (Lieutenants!!), die Steuerlasten, die nur allein (?) den großen Massen des Volkes in einem stets größeren Maße aufgebürdet werden, und erkennt nur den einzigen Ausweg zur Deckung der Militärbedürfnisse an, die Börse zu besteuern. Auch diese Steuer würde wieder auf die Schultern der Bolksmassen gelegt werden, da das Geld teurer würde und das Volk es doch bezahleiBmüsse. Redner kommt auf das Junkertum zu sprechen, und berührt dabei das Branntwein- Monopol; falls dieses Gesetz würde, gehen die klei­neren Brennereien zu Grunde und die größeren würden durch Spekulationsverkäufe wieder mehr florieren. Nach diesem mit kurzen Worten wieder­gegebenen Bortrage schloß sich ein zweiter des Hrn. Redakt. Schmid vomBeobachter" zu Stuttgart an) diesen hier nur annähernd wiederzugeben, würde sich nicht mit unserem Nationalgefühl vereinbaren, das Urteil hierüber überlassen wir jedem der Leser, der dort anwesend gewesen, selbst. Nachdem sich leider Niemand zur Debatte gemeldet, wurde die Versammlung von Herrn Stadtschultheiß Brodbeck geschlossen und jedem beim Auseinanderqehen der Wegweiser, eine Wahlzeitung für die Reichstags- wähl 1893, in die Hand gegeben, das war der kurze, mit wenigen Worten wiedergegebene sachliche Be­richt. Herr Stadtschultheiß Brodbeck schloß mit einem auf Deutschland ousgebrachten Hoch die Ver- sammlung.

? Nagold, 5. Juni. Gestern Nachmittag hielt im Gasth. z. Hirsch der Bienenzüchterverein Nagold seine erste Frühjahrsversammlung, wobei sich gegen 80 Bienenzüchter beteiligten. Lebhafte Debatte rief daS Thema über die Einführung der Heidebiene her­vor, da die Ansicht erfahrener Bienenzüchter dahin ging, daß die bis jetzt eingeführte sogenannte Heide­birne, nur ein Mischprodukt und keine reine Rasse sei. Unter keinen Umständen sei dieselbe besser, als die bei uns gezüchtete Biene. Ebenso wurde betont, daß Riesenkörbe nichts nützen, wenn nicht auch Rie­senvölker darin sind. Im weiteren teilte ein Mitglied seine Erfahrungen beim Honigverkauf im vorigen Jahr mit, und gab manche beherzigenswerte Lehre, für welche ihm der Dank der Gesellschaft ausgespro­chen wurde. Eine Lotterie bienenwirtschastlicher Ge­räte und Kunstwaben bildeten den Schluß der Ta­gesordnung.

sin gen, 4. Juni. (Correip.) Zweierlei Be­such hat uns unfern heutigen Sonntag verschönert. Unverabredet aber dienten beide einem Zwecke. Hr. Pfarrer Dieter, von der evangel. Gesellschaft in Stuttgart hieher entsandt, sprach in der Nachmst- tagSkirche über die Aufgaben der iüneren Mission im Gegensatz za denen ihrer Schwester, der äußeren Mission, über ihren spezifisch verborgenen Charakter^ und eingehend über einen Zweig ihrer Thätigkeit. über die Bekämpfung der Trunksucht. über deren" furchtbaren Folgen und über die Mittel und Anstalten zu deren Verhütung und Heilung. Drunten aber am Mandelberger Schloß zeigte der Nagolder Jünglingsverein, der unter Führung der HH. Reallehrer Müller und Seminarlehrcr Carl dar Waldachthal heimsuchte, wie man vergnügt und fröhlich, anständig, gesittet und zugleich geistanregend