können nur gegen Zukauf der allgemein vorgeschrie­benen Zuschlags- oder Ergänzungskarten benützt werden. Im Interesse der rechtzeitigen Abfertigung wird, soweit es sich bei einzelnen Vereinen um eine größere Anzahl von Mitgliedern handelt, empfohlen, den Bedarf an Fahrkarten für Kriegerbundsmitalie- der schon an dem der Abfahrt vorhergehenden Tag dich den betreffenden Eisenbahnstationen anzumelden.

Tuttlingen, 15. Mai. Die Influenza herrscht in unserer Stadt in bedrohlicher und bös­artiger Weise. Binnen wenigen Tagen sind 7 To­desfälle zu verzeichnen. Die Krankheit äußert sich anfangs mit Schwindel, Kopfschmerzen, Halsweh, Husten und großer Hinfälligkeit des Körpers, nimmt aber bei sonst Gesunden meist einen gutartigen Ver­lauf, während bei schwächlichen, kränklichen Personen durch Hinzutreten einer Lungenentzündung die Krank­heit fast immer einen tätlichen Verlauf nimmt.

Biberach, 16. Mai. Als Zeichen der Zeit sei bemerkt, daß etwa ein Dutzend Wirtschaften hier feil sind, weil sie nicht die Goldgruben mehr sind wie früher. Diegoldene Ente" ist um 20 000^ angekauft; vor ca. 25 Jahren hat dieselbe Wirtschaft ebensoviel Gulden, ja noch einige Tausend mehr ge­kostet als jetzt Mark.

Brandfall: In Wilflingen (Riedlingen) das Wohn- und Oekonomiegebäude des I. Zimmerer. Der Brand entstand durch Kinder.

Pforzheim, 16. Mai. Im Laufe des Sommers findet hier eine Bijouterie-Fach-Ausücllung statt, die, nach den getroffenen Vorbereitungen zu schließen, eineglänzende" in doppelter Beziehung einmal im Hinblick auf die zur Ausstellung gelangenden Objekte und dann auch bezüglich des Arrangements zu werden verspricht. Was der Veranstaltung eine besondere Bedeutung verleiht, in die Thatsache, daß unser Landesherr, Großherzog Friedrich, seinen Besuch in bestimmte Aussicht gestellt hat.

Trier, 16 . Mai. In Gegenwart der Spitzen der bürgerlichen und militärischen Behörden wurde gestern auf dem Domfreihof das Kaiser Wilhelm- Denkmal für den Regierungsbezirk Trier enthüllt.

Fürst Bismarck ist am Himmelfahrtstage in Friedrichsruh von 260 Lübecker Turnern begrüßt worden. Die Ansprache des Turnwarts Ewers be­antwortete Fürst Bismarck mit einer kurzen Rede, in welcher er, anknüpfend an seine eigenen Jugend- crlebnisse. die Bedeutung der körperlichen Hebungen für die Entwickelung der germanischen Völker her­vorhob. Er schloß mit einem Hoch auf die deutsche Turnerschaft, als die Trägerin des nationalen Ge­dankens und fügte hinzu:Wir gehen Zeiten ent­gegen. in welchen jeder Beitrag jin dieser Richtung dankbar begrüßt werden muß." Jubelnder Zuruf und der Gesang des LiedesDeutschland, Deutsch­land über Alles" begleiteten den Fürsten, als er rüstig von dannen schritt.

Charlottenburg, 16. Mai. Am Sonntag Nachmittag wurde der 6 ^«jährige Knabe Erich Klin- ger von dem 27jährigen Barbiergehilfen Ernst Kapp- 1er in der Nähe des Exerzierplatzes ins Gebüsch gelockt, schauderhaft mißbraucht, verstümmelt und dann erwürgt. Ein des Wegs kommender Arbeiter ergriff den Thäter und lieferte ihn der Polizei aus. In den Taschen des Lustmörders fanden sich Bon bons vor, womit er sein Opfer angelockr hatte. Kappler ist ein sittlich vollständig verrohter Mensch, der auch noch bei seiner Festnahme die Worte äu­ßerte:Na, nun ist die Warnung meiner Mutter doch in Erfüllung gegangen ; der Scharfrichter Rein- del wird jetzt an meinem Kopf 100 ^ verdienen." Kappler giedt zu, mit Vorsatz und Ueberlegung die That vollführt zu haben. Bezüglich der Ver­stümmelung erklärt er, einmal gelesen zu haben, daß der ein langes Leben vor sich habe, der einen sol­chen Körperteil von einer Leiche lostrenne und ver­zehre. Dieser Gedanke sei ihm erst nach dem Tode des Knaben gekommen. Bei seiner Vernehmung äußerte er wiederholt:Ach, wenn es doch gleich zu Ende wäre, ich weiß, daß ich um einen Kopf kürzer gemacht werde." Der erdrosselte Knabe hatte die mütterliche Wohnung verlassen, um Blumen zu suchen für das Grab seines Vaters, der vor drei Jahren in einer Fabrik tödlich verunglückt ist.

Erzbischof v. Stablewski depeschierte aus Rom an befreundete Geistliche nach Posen, daß er der polnischen Fraktion für ihre Abstimmung für die Militärvorlage seinen Dank ausgesprochen habe.

Die Gefahr der Lage. In denBerliner

Neuesten Nachr." sagt ein Einsender:In dem Kampfe, der wie ein unabwendbares Verhängnis vor unS steht, handelt es sich für uns nicht blos um den Verlust einiger Provinzen, nicht blos um eine Kriegsentschädigung, wie wir sie Frankreich auferlegt wir werden einfach zertreten, wenn wir unterliegen. Und im Angesichte eines solchen Schicksals verweigert diese Reichstagsmehrheit von Ultramvntanen, Sozialdemokraten und D.-Freisinni- gen die notwendigen Mittel zu unserer Verteidigung. Schon die langen Verhandlungen, die Ungewißheit ihres Ausganges haben wie ein Alp auf Handel und Wandel gedrückt und jetzt steht es so schlimm, wie es seit dem Bestände des Reiches, selbst in der Boulanger-Zeit, wo der Krieg unvermeidlich schien, nicht gewesen. Jedermann fühlt eben, daß etwas furchtbares sich vorbereitet, dem wir heute nicht ge­wachsen sind, und daß für uns alles auf dem Spiele steht. Da ist es natürlich, daß jede nicht durchaus notwendige Ausgabe vermieden, daß selbst in den Dingen des täglichen Gebrauchs gespart wird. Die Lage unserer Geschäftsleute wird daher immer be­denklicher, völlig verzweifelt aber die Lage jener, deren Existenz auf Luxus und Kunstbedürfnis ge­gründet ist. Die Einbuße, die das Nationalver­mögen schon jetzt durch Haltung unserer Reichs­tagsmehrheit erlitten, übersteigt vielfach die Summe, die für die Erhöhung unserer Wehrkraft notwendig ist. Schon dieser Umstand läßt das Verhalten der ausschlaggebende« d.-freis. Partei als unverantwort­lich erscheinen.

Die Deutschen im Auslande und die Mili­tärvorlage. Von einem in Frankreich lebenden Deutschen erhält dieKöln.Ztg." nachstehende Zeilen: Die Deutschen im Auslande schütteln die Köpfe über die Ablehnung der Militärvorlage im Reichs­tage. Sie beurteilen die Entscheidung im Reichstage vom Standpunkt der allgemeinen Lage und des euro­päischen Ansehens ihres Vaterlandes aus. Stets von Angehörigen fremder Nationen umgeben, sind sie von der Notwendigkeit einer weiteren militärischen Stärkung Deutschlands unbedingt durchdrungen und dies um so mehr in Anbetracht der Anstrengungen, die besonders Frankreich macht. um das deutsche Reich in militärischer Hinsicht möglichst zu überflü­geln. Frankreich hat seit zwanzig Jahren in der Ausbildung seiner Armee Unglaubliches geleistet; der heutige französische Soldat ist nicht mehr der­jenige von 1870. Die Leute haben aus dem Un­glück gelernt, und kennen zu genau die schweren La­sten und schrecklichen Folgen eines unglücklichen Feldzuges, um nicht alle Kräfte für das Wohl ihres Landes einzusetzen."

DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" sagt, die von mehreren Blättern gebrachte Nachricht, daß in den letzten Tagen im Reichskanzler-Palais eine Versammlung hervorragender Berliner Bank­direktoren stattgefunden habe, entbehre, ebenso wie die daran geknüpften Folgerungen, jeder Begründung.

Breslau, 16. Mai. Das bisher tiefste Bohr­loch der Erde befindet sich im rybniker Kreise. Es wird vom preußischen Staate geschlagen und dürfte in diesen Tagen bis auf eine Tiefe von 2000 Meter niedergebracht werden. Das Boürloch wird vorwie­gend im Interesse der Wissenschaft niedergebracht.

Berlin, 15. Mai. Baumbach erzählte in seiner gestrigen Kandidatenrede in Berlin V, der französische Botschafter habe ibm gegenüber entschie­den bestritten, daß ein russisch-französisches Bündnis oder eine ähnliche Vereinbarung oder auch nur eine Verabredung existieren.

Berlin, 15. Mai. Der Bund der Landwirte, gez. v. Ploetz, Dr. Roesicke, Lutz, Dr.H. Suchs­land, erläßt folgenden Wahl-Aufruf: Landwirte Deutschlands! Der Reichstag ist aufgelöst. Schneller als mir erwarten konnten, wird uns die Gelegenheit geboten zu zeigen, daß die deutschen Landwnte fest entschlossen sind, für die Forderungen einzutreten, welche sie zur Einigung im Bunde der Landwirte geführt haben. An alle Berufsgenossen, an alle Freunde unseres Gewerkes, an Alle, welchen des Vaterlandes dauernde Blüte höher steht als öde Parteitheorien, richten wir deshalb dieAufforderung, an die Wahl-Urne zu treten und Männer zu wählen, welche fest entschlossen sind, für unsere be­rechtigten Forderungen einzutreten. Wir fordern vor allen Dingen: 1) Erhaltung der jetzt bestehenden landwirtschaftlichen Zölle, Ablehnung aller Han­delsverträge, welche dieselben hecabzujetzen bestimmt

sind; 2) Sperrung unserer Grenzen gegen die Ein­fuhr von Vieh aus verseuchten Ländern; 3) Ent­schädigung für die Verluste, welche die Landwirtschaft durch die von ihr nicht verschuldeten Verheerungen der Maul- u. Klauenseuche erleidet; 4) Beschränkung des Börsenspiels mit den wichtigsten Nahrungsmitteln; 5) Vereinfachung der Unfallversicherung, des Alters­und Jnvaliditätsgesetzes in Bezug auf Verbilligung der Verwaltung und des Markenzwanges; 6) Klä­rung und internationale Regelung der Währungs­frage. Zum ersten Male treten wir Landwirte als geschlossener, geeinter Stand in die Wahlbewe­gung. Schon heute sieht man sich genötigt, mit uns zu rechnen. Laßt uns zeigen, daß wir eine Macht bilden und daß wir uns dessen bewußt sind. Dann wird man uns die unserem Gewerbe gebührende Rücksichtnahme nicht länger verweigern können. Wir wollen keine einseitige Vertretung oder Bevorzugung der Landwirtschaft, nur zu ihrem Recht wollen wir ihr verhelfen. Stets werden wir dessen eingedenk sein, daß des Vaterlandes Macht und Größe über Alles geht und dieselben nur erhalten werden können, wenn wir treu zu Kaiser und Reich stehen, wenn wir alle diejenigen Stände in ihrer Grundlage stützen, auf deren Blühen und Gedeihen unsere Stärke beruht: Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Handel. Nur bei einer weisen und gerechten Fürsorge für die Lebensbedürfnisse dieser produktiven Stände und bei Erhaltung eines gesunden und starken Mittelstandes, insonderheit der Bauern und Handwerker, kann unser Vaterland den zersetzenden Bestrebungen der Feinde jeder staatlichen und sozialen Ordnung im Innern, dem Drohen feindlicher Nachbarn von Außen mit Erfolg die Spitze bieten. Wir sehen eine Forderung der Gerechtigkeit und Notwendigkeit in der genügenden Fürsorge für die Beamten, in der sozialen Gesetzgebung zum Wohl unserer Arbeiter; aber wir wollen diejenigen Stände leistungsfähig erhalten, welche die Kosten dieser Fürsorge zu tragen haben. Auch unsere Arbeiter müssen die Wahrheit des Wortes erkennen, daß billi­ges Brod nichts nützt, wenn es an Arbeit fehlt. Die deutschen Landwirte haben noch niemals ein Opfer gescheut, wenn dasselbe für des Vaterlandes Macht und Größe notwendig war. Unsere erste Pflicht ist es, Männer zu wählen, welche Verstände nis für die großen wirtschaftlichen Fragen unserer Zeit haben und den ernsten Willen, ohne Rücksicht auf Fraktionsintcressen, aber auch ohne Scheu vor der Regierung in einer zu diesem Zwecke zu bilden­den wirtschaftlichen Vereinigung für eine nachhaltige Hebung unseres bedrohten Gewerbes emzutreten.

Berlin, 17. Ma°. W:e derVossischen Zei­tung" aus Hamburg gemeldet wird, ist bei dem in Schiffbeck unter verdächtigen Symptomen Verstor­benen amtlich ollolora, asiatiea konstatiert worden.

Berlin, 17. Mai. DieNordd. Allg. Zeitg." thut durch detaillierte Angaben dar, daß Preußen mehr für Unterrichtszwecke aufwendet, als irgend ein anderes Land. Preußen wendet pro Kopf der Bevölkerung ans 6.54 Fees., Frankreich 4,43, auch sind die dauernden Ausgaben des KultuSetats pro 1879/80 bis 1893/9 4 in einem viel größeren Ver­hältnis gestiegen, als die dauernden Ausgaben des Militüretats von 1879/80 bis 1893/94.

Berlin, 17. Mm. DieNocdd. Allg. Ztg." meldet aus Paris: DasEcho de Paris" schreibt: In Belsort, Spinal, Nancy und anderen Grenzstädten befinden sich gegenwärtig zahlreiche Elsaß-Lothringer, welche nach fünfjähriger Kampagne in Algerien, Ton- kin und Dahomey zurückgekehrt sind, von allem ent­blößt im größten Elend.

Frankreich.

Cahors, 17. Mai. Acht Personen wurden gestern von einem wütenden Hund gebissen; dieselben reisten sofort nach Paris in das Institut Pasteur.

Italien.

Rom, 15. Mai. Der Papst empfing heute die polnischen Pilger, ungefähr 120. Die Pilger über­reichten einen Peterspfcnnig von 50,000 in Gold. Der Andienz wohnte der Kardinal Ledochowski an.

Rom, l7. Mai. Die Gerüchte von der Ver­lobung des Kronprinzen mit einer deutschen oder englischen Prinzessin erklärt derPopolo Romano" für unbegründet.

Hiezu das Uuterhaltuugsblatt Nr. 20.

Verantwortlicher Redakteur Srcinwandel in Nagold. Druck und Verlag üer Ni. Ä. Zaifer' jche n Änchsruckerei.