gung für die deutsche Machtstellung und für die Erhaltung des Friedens. Mehraufwendungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reiches finden; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittelstand oder die Landwirtschaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuerquellen heranzuziehen. Wir bekämpfen den Abschluß von Handelsverträgen, welche der Landwirtschaft neue Opfer auferlegen würden, und unterstützen die Bestrebungen, welche auf die Bereinigung der Landwirte zum Zwecke der nachdrücklichen Vertretung ihrer berechtigten Forderungen gerichtet sind. Wir erstreben den Schutz unserer vaterländischen Arbeit gegen die ausländische Konkurrenz, welche durch die zeitigen internationalen Währungsverhältnisse von Tag zu Tag gesteigert wird. Im Hinblick auf den schweren Druck, welcher unser gesamtes Erwerbsleben belastet, treten wir ein für die Erhaltung und für die Kräftigung des Mittelstandes in Handel und Gewerbe, im Handwerk und in der Landwirtschaft. Wir bekämpfen demagogische Umtriebe jeder An, welche darauf hinarbeiten, die Gesinnungen weiter Kreise unseres Volkes durch Lug und Trug in Wort und Schrift irre zu leiten und zu vergiften. Das Bekenntnis zu der christlichen Weltanschauung, welche ihre Bethätigung in unserem Volksleben, in der Gesetzgebung und in der Handhabung der Gesetze finden muß, ist der feste Grund in den Wirren der Zeit und die Lebenskraft jeder berechtigten Autorität."
Die freisinnige und die Zentrumspartei sind sehr erbost über den Inhalt der Rede des Kaisers auf dem Tempelhofer Feld. Die „Germania" erklärt, die zweimalige Verwendung des Wortes „patriotisch" zurückweisen zu müssen.
Der deutsche Kaiser hat dem Sindaco von Rom 10,000 Lire zur Verteilung an die Armen der Stadt übermittelt.
Ahlwardt ist von den Antisemiten in Arnswalde wieder als Kandidat ausgestellt worden.
Die Ansichten über die Auflösung des deutschen Reichstages und die Ablehnung der Militärvorlage sind in London dieselben wie in Wien. Die meisten Zeitungen, auch die liberalen, stehen auf der Seite des Reichskanzlers Grafen Caprivi, und meinen, der Reichstag hätte die Militärvorlage nach dem Anträge Hüne annehmen müssen. Sie zweifeln auch nicht, daß die Neuwahlen eine Mehrheit für die Militärvorlage ergeben werden, eine Ansicht, die bei uns freilich nicht überall geteilt werden wird.
Desterreich-Angarn.
Die Nachrichten über die Ernteaussichten in Ungarn lauten bis jetzt ziemlich ungünstig. Dürre, Nordwind, häufiger Frost im April und auch die jetzt anhaltenden kalten Nächte haben den Wuchs der Pflanzen und insbesondere des Roggens, der Gerste, des Rapses und auch des Weizens schädlich beeinflußt. Es wird leider schon eine schlechte Mit- tclernte in Frage gestellt. Außerdem herrscht allseitig starker Futtermangel. Die Weiden und Wiesen zeigen überall schwachen Wuchs, teilweise sind sie ganz kahl. Es muß noch viel Regen und Wärme geben, wenn die seitherigen schädlichen Witterungseinflüsse einigermaßen ausgeglichen werden sollen.
Frankreich.
Paris. 8. Mai. In der letzten Nacht herrschte in St. Etienne starker Frost. In der Ebene ist das Getreide vernichtet, die Weinberge an den Abhängen haben erheblichen Schaden gelitten. Im Departement Drome sind die Reben und das Getreide beinahe ganz vernichtet.
Parts, 9. Mai. Von Chauvinisten wird beabsichtigt, den elsäßischen Abgeordneten, welche gegen die Mililärvorlage stimmten, Ehrengeschenke zu machen.
Paris, 10. Mai. Der Minister des Auswärtigen erklärte: Die äußere Lage verlange eine Auflösung der Kammern, nicht weil die Lage jetzt besorgniserregend sei, aber weil sie jeden Augenblick ernsthaft werden könne. Was sollte die Regierung dann mit solchen Kammern anfangen? Welche Autorität hätten dieselben, um dann etwaigen Forderungen des Ministers zu entsprechen?
Paris, 13. Mai. Hiesige Blätter veröffentlichen rin Telegramm, nach welchem die Königin von Eng- land gesonnen sei, wegen der schwierigen politischen Lage und aus Gesundheitsrücksichten abzudanken. Die Königin sei sehr ungehalten über die Vernach
lässigung seitens des deutschen Kaisers, welcher den Reichstag ohne sie zu benachrichtigen ausgelöst habe.
Die Franzosen haben einen neuen Boulanger in Sicht. Da der Sieger von Dahomey, General Dodds, am Freitag Abend in Paris erwartet wurde, so forderte die „France" die Bevölkerurg auf, ihn in Menge am Bahnhof zu erwarten. Der „Jour" teilt mit, die Redaktion des Blattes werde ihm einen Ehrendegen Namens der Pariser Presse überreichen.
Belgien-Holland.
Brüssel, 13. Mai. Der päpstliche Nuntius teilte dem Ministerpräsidenten offiziell mit, der Papst werde der Königin von Belgien die goldene Rose verleihen.
Spanien.
Madrid, 5. Mai. Ein schwerer llnglückssall ereignete sich gestern in der Nähe von Ayerbe (Provinz Saragossa). Da große Trockenheit herrscht, welche die Ernte zu vernichten droht, so pilgerten die Bewohner des Dorfes Sante Eulalia nach der Virgen bei Concilio, um von ihr Regen zu erflehen. Sie mußten zu diesem Zweck den Gallegofluß überschreiten. Als sich die Fähre voll beladen in der Mitte des Flußes befand, geriet sie ins Schwanken und kcnterte. Zwanzig Menschen, meistens Frauen, ertranken. — Die Hitze im April erreichte 34" im Schatten und überstieg die Hitze, die im vorigen Jahr in den heißesten Augnsttagen sich eingestellt hatte.
Madrid, 12. Mai. In der Kammer erklärte der Finanzminister unter lebhaftem Beifall, daß die Königin-Regentin auf eine Million Pesetas der Zivilliste verzichte.
S 1 a l i e n.
Rom, 12. Mai. DaS Gerücht von der bevorstehenden Abrüstungsencyklika wird dementiert.
Rußland.
Aus Rußland kommen jetzt fast alle Tage Nachrichten von nihilistischen Attentatsversuchen. Umtrieben und Verschwörungen. Daß dabei ein gut Teil Uebertreibung und Aufschneiderei mit unterläuft, ist ganz außer Frage, immerhin scheint die Schreckenspartei wieder außerordentlich rührig zu sein.
Amerika.
New-Iork. 12. Mai. Der offizielle Saatenbericht lautet günstig. Aus Memphis werden fortwährend Ueberschwemmungen gemeldet, auch Kansas steht teilweise unter Wasser.
Kleinere Mitteilungen.
Aus München wird geschrieben: Der Ernst der Zeiten hat den Münchnern den fröhlichen Durst nicht geraubt. In 8 Tagen haben sie den Hof- bräuhaus-Bock — 50,000 Liter — vertilgt. Es geniert sie dabei nicht, daß im Hofbräuhaus auf die Bedürfnisse des Publikums wenig Rücksicht genommen wird. Obwohl man dort weiß, welche Massen von Trinkern täglich kommen, sind die vielbegehrten Bock- und Weißwürste um 10 Uhr regelmäßig schon vergriffen, und man fühlt sich nicht bemüßigt, das nächstemal mehr in Vorrat zu halten. Eingeschcnkt wurde der Bock, namentlich im Hofbräuhauskeller, so schlecht, daß von der Eiche des Halbliters häufig ein halber Schoppen fehlte.
In dem Prozeß, der gegen einen Nürnberger Braumeister wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz angestrengt worden war, weil in dem Biersud eine tobe Katze sich befunden hatte, ist der Braumeister zu 100 »HL Geldstrafe verurteilt worden.
Werder glückliche Besitzer einer Thalersamm- lung ist, sorge dafür, daß nach dem 1. Juni keine solchen österreichischen Gepräges mehr darunter sind; denn mit diesem Tag werden dieselben außer Kurs gesetzt.
Für Biertrinker und Bierbrauer. Jeder Zusatz von Wasser zum fertigen Bier in, sofern er überhaupt die Qualität des Bieres beeinflußt, nach einem Urteil des Reichsgerichts vom 10. Januar 1893 als Bierfälschung im Sinne des § 10 des Nahrungsmittelgesetzes zu erachten.
kJ Ein Triumph der Frankfurter Bratwürste. Die Frankfurter Bratwürste haben auf der Ausstellung in Marseille einen großen Erfolg erzielt. Die Firma Heinrich Bauer, (Inhaber die Herren Bier- bauer und Ohl), welche ihre Bratwürste für den überseeischen Versandt in Dose» verpackt, hat neben dem Ehrendiplom noch die goldene Medaille erhalten.
Der Roman eines deutschen Dienstmädchens. Ueber den Roman eines deutschen Dienstmädchens berichten amerikanische Blätter: „Großes Aufsehen erregt in Denner die Scheidung des Ehepaares Hermann und Laura Schweichheimer. Frau Schweichheimer war in einem kleinen Neste von Colorado als junges deutsches Dienstmädchen beschäftigt, als sie im Jahre 1884 ihren Gatten, einen Silber- bergwerksabeiter, kennen lernte. Beide waren arm wie Kirchenmäuse, als sie sich am Weihnachtstage jenes Jahres heirateten. Sie zogen nach Rico. Col., wo die Frau einen kleinen Laden eröffnele, während ihr Gatte lohnende Beschäftigung fand. Ihre sich immer mehr vergrößernden Ersparnisse legten sie in Enderprise-Minenaktien an, die damals sehr niedrig standen. Gerade sollte die Grube aufgegeben werden, als Frau Schweichheimer 5000 Dollars in der Louisiana Lotterie gewann. Mit diesem Gelde wurden die Grubenarbeiten fortgesetzt. Nach vierzehn Tagen stieß man auf eine reiche Silbecader, und dann wurde Schweichheimers Anteil von östlichen Spekulanten um drei Milttonen Dollars angekauft. Mit dem Gelde kam bas Paar nach Denner und dort brach der erste Zwist aus, da die Frau jetzt ein besseres Leben führen wollte. Im Oktober letzten Jahres verließ Schweichheimer seine Frau und zog nach Newyork, wo er jetzt noch wohnt. Die Scheidung wurde bewilligt und Schweichheimer zahlte seiner Frau eine Abfindungssumme von einer Million Dollars.
Der Appetit eines Irren. Der Irrenarzt Dr. Vallow berichtet in einer französischen ärztlichen Zeitschrift: Ein 37jähriger Mann, der an Wahnvorstellungen litt, war in einem Asyl untergebracht und durfte dort den Besuch seiner Frau empfangen. Als die vorschriftmäßige Besuchszeit vorüber war und die Frau andeutete, daß sie sich nun entfernen müsse, geriet der Kranke, der der Meinung war, sie wolle ihn vor Ablauf der Frist verlassen, in heftigen Zorn und beschuldigte sie, ihm nntreu zu sein. Um ihm zu beweisen, daß sie die Wahrheit sage, wies sie ihm ihre Uhr; doch kaum halte er dieselbe erblickt, als er dieselbe erfaßte, die Kette abriß, die Uhr in den Mund steckte und Verschlang. Die sofort herbeigeholten Aerzte ordneten die nötigen Vorsichtsmaßregeln an, um schädliche Wirkungen des tollen Einfalls zu verhüten, und nach 16 Tagen kam die Uhr „per viam naturalem" Mieder zum Vorschein. Es war eine silberne Uhr von 6 Ctm. Durchmessers ohne den Ring, und nahezu 1 Ctm. dick.
Ein Schulskandal macht augenblicklich in Chri- stiania großes Aufsehen. Ein Fräulein, Fouguer, welche seit 14 Jahren eine Erziehungsanstalt geleitet hat, ist verhaftet worden, weil es die ihr anvertrauten Kinder auf Aergste mißhandelt hat. Vor einiger Zeit veranstaltete die Polizei eine Untersuchung, und es stellte sich dabei heraus, daß die Vorsteherin die Kinder band und peitschte, ihnen Zwangsjacken anlegte, sie unter tropfendes Wasser stellte und die armen Kinder auf jede denkbare Weise peinigte.. Sie scheint an religiösem Wahnsinn zu leiden. Die Bevölkerung wollte das HauS dieser sonderbaren Erzieherin stürmen, und die Polizei mußte sie gegen die Wut der aufgebrachten Eltern beschützen.
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Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zaiser' schen Buchdruckerei.