der Karlshöhe bewirten lassen. I. K. H. die Prinzessin Friedrich hat dem Maria-Marthastift aus dem gleichen Anlaß 300 gespendet.
Unter den vielen Festgaben, welche der Prin- zessin Pa ul ine aus Anlaß ihrer Konfirmation dargebracht wurden, verdient diejenige der Stadtgemeinde Stuttgart besonders erwähnt zu werden: gespendet wurde ein Blumenkorb von nahezu zwei Meter Höhe, ein gärtnerisches Meisterwerk ersten Ranges. Der Korb, welcher auf schwarz-gelber Atlasschleife die Widmung „I. K. H. der Prinzessin Pauline als Festgruß zum 7. Mai, gewidmet von den bürgerlichen Kollegien der Haupt- und Residenzstadt Stuttgart" trägt, wurde am Samstag nachmittag durch den Verfertiger, Handelsgärtner Julius Fischer, nach Marienwahl befördert und hat die lebhafteste Bewunderung aller Beschauer hervorgerufen.
Reutlingen, 8. Mai. Ueber das Befinden des an Lungenentzündung erkrankten Regierungspräsidenten v. Luz in Reutlingen ist zu berichten, daß die Gefahr noch nicht beseitigt, jedoch die Aussicht auf Genesung sicherer ist, als vor etlichen Tagen.
Reutlingen, 8. Mai. In der der hiesigen Firma U. Gminder gehörigen Spinnerei in Neckartenzlingen ist am Samstag Abend ein gräßliches Unglück geschehen. Nach Feierabend setzte einer der Arbeiter seinen Webstuhl noch einmal in Bewegung, ohne dabei zu bemerken, daß ein junger Mensch mit Putzen desselben beschäftigt war. So blieb der Unglückliche mit dem Kopf zwischen 2 sich bewegenden Maschinenteilen stecken, und der obere Teil des Schädels wurde ihm vollständig heruntergerissen. Der Tod trat bei dem 16jährigen braven und fleißigen Burschen sofort ein.
Heilbronn, 8. Mai. Der Frost in der Nacht von Freitag auf Samstag hat die anfänglichen Befürchtungen leider übertroffen. Der Schaden in den niederen Lagen der Weinberge ist zum Teil ein sehr beträchtlicher und unsere schwer geprüften Weingärtner, denen bei Fortdauer der Trockenheit nun auch noch die Viehhaltung erschwert oder gar unmöglich gemacht wird, sind schon wieder um einen großen Teil ihrer Hoffnungen betrogen. Noch größer als hier ist der Schaden in vielen Orten der näheren und ferneren Umgebung. Weitere Berichte kommen aus allen Teilen des Landes.
In dem oberbayerischen Dorf Niederbergkirchen riß beim Aufziehen einer neuen Glocke das Seil; die Glocke stürzte in die Tiefe und zerschmetterte drei Arbeiter.
Nach dem Vorbilde einiger anderen Städte beabsichtigt die Stadt Frankfurt a. M. einen Verbrennungsofen für die Leichen verendeter Schlachttiere bei der Erweiterung der Schlachthofanlage zu errichten.
Kiel, 9. Mai. Der praktische Arzt Dr. Feldmann wurde von der hiesigen Strafkammer wegen fahrlässiger Tötung einer Wöchnerin zu 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Dorf Zell bei Alsfeld in Oberheffen ist am Freitag zum großen Teil abgebrannt. Ungefähr 45 Gehöfte mit 125 Gebäuden sind eingeäschert. Biel Vieh ist verbrannt und der Schaden sehr bedeutend. Ein fünfjähriges, mit Zündhölzern in der Scheuer spielendes Kind soll den Brand verursacht haben.
Bückeburg, 8. Mai. Ueber das Befinden des erkrankten Fürsten Adolf von Schaumburg-Lippe wurde gestern mittag um 1 Uhr folgendes Bulletin ausgegeven: Gestern abend trat eine erhebliche Verschlimmerung im Befinden des Fürsten ein, die nachts und heute morgen unter Erscheinungen der Herzschwäche zugenommen hat. Das Bewußtsein fit getrübt, die Aussicht auf Erhaltung des Lebens des Fürsten sehr gering. (Der Fürst, bekanntlich ein Oheim I. M. der Königin Charlotte, ist geboren am l. August 1817, steht also im 76. Lebensjahr.)
Frhr. v. Huene ist der „Köln. Volksztg." zufolge aus dem Vorstand der Zentrumsfraktion ausgeschieden, nachdem gestern in der Fraktionssitzung die Stellungnahme des Wahlaufrufs zur Mi- lirärfrage festgestellt worden war.
Aus den verschiedensten Gegenden Mitteleuropas wird vom Sonnabend Kälte, Frost und Schneefall gemeldet. — Der Frost hat in den Gärten und Gemüsefeldern viel Schaden angerichtet. .
Bückeburg, 8. Mai. Fürst A dolf ist heute nachmittag 5'/, Uhr verschieden.
Berlin. Ein Arzt feuerte gestern zwei Schüsse auf einen Patienten ab, weil derselbe das Sprech- zimmer verlassen wollte, um einen andern Arzt zu konsultieren. Der Patient wurde an der Kinnbacke verletzt. Der schnell ernüchterte Arzt legte selbst den ersten Verband an.
Der Reichstag ist genau an demselben Tage ausgelöst, am 6. Mai, an welchem er vor drei Jahren zum ersten Male zusammentrat. Die Wahl war bekanntlich auf fünf Jahre erfolgt. Die Neuwahlen finden am Donnerstag den 15. Juni statt, dem Sterbetage Kaiser Friedrichs. Sämtliche Regierungen haben bereits die Behörden angewiesen, die Wahlvorbereitungen unverzüglich in die Hand zu nehmen.
Keine Kanzlerkrisis! Berliner Zeitungen haben gleich nach der Reichstagauflösung die Meldung verbreitet, der Reichskanzler Graf Caprivi habe seine Entlassung gegeben. Natürlich ist das Geschwätz, nachdem Graf Caprivi schon bei der Debatte über die Militärvorlage erklärt hat, daß er den Wahlkampf durchfechten werde. Wenn überhaupt jemand die Militärvorlage durchbringen kann, dann ist es der heutige Reichskanzler. Darüber ist nirgends ein Zweifel.
Der Reichstagsauflösung ist eine Teilung der freisinnigen Partei gefolgt: Etwa 15 bis 20 freisinnige Abgeordnete werden wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Abg. Richter-Hagen aus der Fraktion ausscheiden.
DerGeburtstag des deutschen Kronprinzen. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm, geb. 1882, beging am Sonnabend im neuen Palais bei Potsdam sein Geburtstagsfest. Dem Kronprinzen wurde am Morgen seines Festtages von der Kapelle des l. Garderegiments z. F. eine Morgenmusik gebracht. Die kaiserlichen Eltern und die kgl. Prinzen hatten ihn schon früher beglückwünscht. Ebenso brachten auch der kaisl. Hof und die Umgebung rc. dem Kronprinzen ihre Glückwünsche dar. Die Mitglieder der kgl. Familie statteten später ihre Gratulationen ab. Zur Feier des Tages hatten in Berlin, sowie auch in Potsdam die kgl. Schlösser und Palais, die prinzliche Palais, die Kasernen, die öffentlichen Gebäude, sowie zahlreiche Privathäuser Flaggenschmuck angelegt. Dem Kronprinzen ist u. a. von seinen Eltern eine 20 Meter lange Kegelbahn als Geschenk gewidmet worden.
Berlin, 5. Mai. Die jetzt von der Kaiser- reife zurückgekehnen Herren können nicht genug erzählen über den ausgezeichneten Eindruck, den der Empfang in der Schweiz auf den Kaiser gemacht hat. Abgesehen von der wirklich wohlthuenden Herz- lichkeit und Freundlichkeit der Bevölkerung war es auch den schweizer. Behörden gelungen, alle Einzelheiten des Empfangs in bewunderungswürdiger Weise zu regeln, so daß alles aufs vorzüglichste klappte. Obwohl die Schweizer in solchen Veranstaltungen ja keine große Uebung haben, bewährten sie sich als vortreffliche Hausherren, die es verstanden, dem hohen Gaste in wirklich vornehmer Weise die Ehren des Landes zu erweisen und ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Nach den herrlichen Festen in Italien lag die Befürchtung nahe, daß die schweizerischen dagegen zurückstehen könnten, aber Dank dem guten Willen der Bevölkerung und der Regierung, Dank auch der herrlichen Szenerie des Landes und des Vierwaldstätter Sees ist das nicht im entferntesten eingetroffen. Schon während seines Aufenthaltes in der Schweiz und auch auf der ferneren Heimreise nahm der Kaiser oft und gerne Veranlassung, seine ganz außerordentliche Befriedigung darüber auszusprechen, daß ec die Rückreise über den gastlichen Boden der Schweiz angetreten habe.
Berlin, 6. Mai Der „Reichsanzeiger" publi- ziert eine kaiserliche Verordnung (wie schon kurz mitgeteilt), welche die Wahlen zum Reichstag auf 15. Juni ausschreibt. (Nach Artikel 25 der Reichsverfassung müssen „im Falle der Auflösung des Reichstages innerhalb eines Zeitraumes von 60 Tagen nach derselben die Wähler und innerhalb eines Zeitraumes von 90 Tagen nach der Auflösung der Reichstag versammelt werden." Der neue Reichstag muß also spätestens Ansang August zusammentreten.)
Daß der Ausgang des Kampfes mit ungeheurer Spannung in ganz Europa erwartet wird, beweisen die Aeußerungen der fremdländischen Presse. Die Wiener „N. Fr. Pr." schreibt: „Die Auflösung
des Reichstages bleibt ein Bekenntnis der Schwäche, welches in Frankreich und Rußland das Gefühl der Stärke erhöhen muß. Nicht minder rrüb sind die inneren Folgen bei dem Wahlkampf, die Entfesselung unheimlicher Elemente, die gegen die Liberalen einig sind." Wenn auch der neue Reichstag die Vorlage ablehne, so sei an Stelle Caprivis ein handfester Reaktionär zu erwarten. Was sei die Last von 55 Mill. ^ im Vergleich mit einer klerikal-reaktionären Konfliktsregierung, mit der Minderung der äußeren Autorität des Reiches, mit dem Aufgeben des schönen Traums von der zweijährigen Dienstzeit? Das traurigste sei, daß an der Verschuldung, ein verhängnisschweres Schicksal herauszusordern die Liberalen teilnehmen, denn sie allein werden dieselbe zu fühlen haben. Das „Fremdenblatt" sagt dann weiter, das traurige Wort des Abg. Lieber, daß der Fortbestand des Zentrums das Wichtigste sei, erinnere an die schlimmen Zeiten der deutschen Reichsstände, die dem Kaiser das Geld verweigerten, um die feindlichen Einfälle abzuwehren. Hoffentlich werde die Neuwahl eine bessere politische Schulung der deutschen Nation darthun.
Berlin, 8. Mai. Die unabhängigen Sozialisten und Anarchisten beschlossen Stimmenthaltung bei den Neuwahlen. Da die Anzahl der Wähler 6000 beträgt, ist der Ausfall beträchtlich.
Berlin, 8. Mai. Nach Trennung der bisherigen deutschfreisinnigen Partei soll der Name ganz erlöschen. Die Richter'sche Gruppe nimmt den Namen „Fortschrittspartei" an, die Rickert'sche wird sich liberale Bereinigung oder liberale Partei nennen.
Berlin, 8. Mai. Der ehemalige Abgeordnete für Naugard-Regenwalde, v. Bismarck, ein Bruder des Fürsten Bismarck, ist gestorben.
Berlin, 9. Mai. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Nach der heutigen Truppenbesichtigunq >agte der Kaiser zu den Generälen und Stabsoffizieren, er habe sich leider in der Hoffnung getäuscht, daß der Reichstag der Militärvorlage zustimmen werde. Er hoffe von dem neuen Reichstage Zustimmung. Sollte auch diese Hoffnung täuschen, so sei er gewillt, alles was er vermag, an die Erreichung des Zieles zu setzen, denn er sei zu sehr von der Notwendigkeit der Militärvorlage zur Erhaltung des Friedens überzeugt. Er glaube nicht, daß das Volk sich von Unberufenen erregen lasse, im Gegenteil wisse er sich eins in dieser Militärvorlage mit den Bundesfürsten, dem Volk und der Armee.
Sellerrcich-ktngarn.
Aus Wien wird gemeldet: Kaiser Franz Josef wolle den König Humbert zu den Herbstmanövern im Eisenberger Komitat einladen; Kaiser Wilhelm habe bereits zugesagt, daß er diesen Manövern beiwohnen werde. Auch König Humbert werde zweifellos die Einladung annehmen.
Frankreich.
Paris, 7. Mai. Zur deutschen Militärvorlage sagt der Siecle: Nie seit 23 Jahren hatten die Elsaß Lothringer eine schönere Gelegenheit, ihre unbesiegbare Anhänglichkeit an ihr wahres Vaterland zu zeigen, das das französische ist (!), und die unüberwindliche Abneigung, welche ihnen der Eroberer einflößt, der nicht verstanden hat, sich auch nur erträglich zu machen. Mögen die Elsaß-Lothringer ihre Stimmen mit der Opposition vereinigen, ganz Frankreich wird ihnen applaudieren und für diesen neuen Liebesbeweis Dank wissen.
Italien.
Rom, 9. Mai. Es verkämet, der Papst bereitete eine Encyklika an die Staatshäupter vor, an welche er die Bitte richten werde, die Abrüstung zu veranlassen. Der Papst soll beim Besuch des deutschen Kaisers versucht haben, demselben seine Ideen mitzu- teilen. (Sehr wenig glaubhaft. D. Red.)
England.
London, 8. Mai. In Dublin fand eine Dynamitexplosion vor dem Justizpalast statt. Sämtliche Fenster der Umgebung wurden zertrümmert und das Straßenpflaster aufgerissen; verwundet wurde niemand. Der Justizpalast ist polizeilich abgesperrt. Als Urheber gelten die Jnvincibles.
Rußland.
Reval, 8. Mai. Von hier wohnenden 120 Judenfamilien erhielten 45 Ausweisungsbefehle, weitere Ausweisungen stehen bevor.
Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. — Druck und Verlag der G. W. Zais er' sch en Buchdruckerei.