Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
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1893 .
Amtliches.
An die Ortsvorsteher.
Reichstagswahl.
Behufs der Vorbereitung der auf Donnerstag den 15. Juni 1893 anberaumten Reichstagswahl sind von den Ortsbehörden gemäß Verfgg. des K. Ministeriums des Innern vom 7. d. Mts. (Staatsanzeiger Nc. 107) die folgenden Einleitungen zu treffen:
1) Die Ortsvorsteher haben unverzüglich dafür zu sorgen, daß die Wählerlisten nach Vorschrift des' Z 1 des Wahlreglements (Reg.-Blatt von 1871 Nr. I Seite 5) in doppelter Ausfertigung aufgestellt werden.
Die hiezu erforderlichen Formularien gehen den Ortsvorstehcrn von hier aus zu.
2) Für jede Gemeinde und bei zusammengesetzten Gemeinden für jede Parzelle ist eine abgesonderte Wahlliste zu fertigen.
3) Die Listen sind unter Leitung und Aufsicht des Gemeinderats (Teilgemrinderats) durch den Ortsvorsteher (Anwalt) unter Zuziehung des Gemeindepflegers zu entwerfen am Tag vor dem Beginn der öffentlichen Auslegung, also am Samstag den 13. d. Mts. abzuschlicßcn und hiebei vom Gemeinderat (Teilgemeinderat) zu beurkunden.
4) In die Wählerliste sind alle Angehörigen des deutschen Reichs aufzunehmen, welche im Wahlbezirk ihren Wohnsitz, das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben und nicht nach den Bestimmungen des Reichs- Wahlgesetzes (8 3) von der Berechtigung zum Wählen ausgeschlossen sind.
Für die zum aktiven Heer gehörigen Militärpersonen, mit Ausnahme der Militärbeamten, ruht das Wahlrecht. Die Namen der Wähler sind genau in alphabetischer Ordnung aufzuführen und fortlaufend zu nummerieren.
5) Die beiden Listenexemplare müssen genau mit einander übereinstimmen, das eine ist als „Haupt-, exemplar," das andere als „zweites Exemplar"^ bezeichnen.
6) Die öffentliche Auslegung der Wählerlisten hat am Sountag de» 14. d. Mts. zu beginnen und die in 8 8 Abs. 2 des Wahlgesetzes und in 8 2 Abs. 2 des Wahlreglements vorgeschriebenen Be- kanntmachung hat spätestens am Samstag de« 13. d. Mts. zu erfolgen.
7) Der Vollzug der Anlegung der Wählerlisten ist von sämtlichen Ortsvorstehern unfehlbar bis
Samstag den 13. d. Mts, mittags
hieher anzuzeigen.
Den Ortsvorstehern wird noch besonders zur Pflicht gemacht, bei den auf die Reichstagswahl bezüglichen Geschäften mit aller Pünktlichkeit und Sorg- salt zu Werk zu gehen.
Nagold, 9. Mai 1893.
K. Oberamt. Bogt.
Auf Grund der an dem Seminar zu Nagold vorge- nommencn Präparandenprüfung sind nachstehende Zöglinge in das Seminar ausgenommen worden: Karl Bach von Sindelfingen, Max Brücker von Maichingen, Gotthitf Brucklacher von Freudenstadt, Johannes Dürr von Gau- grnwald, Friedrich Graf von Betzweiler, Jakob Grimmer von JgelSloch, Wilhelm Harr von Nagold. Gotthold Häuß- l«r von Nagold, Alfred Kemmler von Gönningen, Christian Knapp von Sickenhausen, Heinrich Löffelhardt von Nagold, Matthias Marquardtvon Rietheim, Martin Manrer von Oeschelbronn, Adam Möck von Dußlingen, Jakob Nentschler von Würzbach, Johannes Sartorius von Herrenbtrg, Albert Sattler von Deckenpfronn, Albert
Schaich von Gebersheim, Wilhelm Schwarz von Gechin- gcn, Matthäus Sieb von Bernbach, Samuel Stockmoyer von Haiterbach, Karl Vöhringer von Ebingen, Karl Waide lich von Weissach, Heinrich Weiß von Gechingen, Gottlob Ziegler von Malmsheim. Dazu als Hospitant: Reinhard Leonhard von Herrstein im Fürstentum Birkenfeld.
Mages-Wertigkeiten.
Deutsches Weich.
Nagold, 9. Mai. Durch die neuerbaute Muturheilanstalt des Herrn Rudolf Frölich, Praktikers der Homöopathie und Naturheilkunde hier, hat unsre Stadt als Kurort einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Die günstige Lage am Rande des Waldes mit Blick auf Nagold und seinen schönen Schloßberg, die Gelegenheit.Dampf-, Kräuter-, Fichtennadelbäder, kalte und einfache warme Bäder sowie Kneipp'sche Güsse zu genießen, auch die Vorzüge der Massage- oder Knetknr und der Kuhne'schen Kur an sich zu erproben, hat schon seither manche Gäste angezogen, und die Kunde von den erzielten Erfolgen dürfte bald den Ruf des jungen Unternehmens in weitere Kreise tragen und dauernd begründen. Die Preise sind, wie aus den vom Besitzer gratis zu beziehenden Prospekten zu ersehen, äußerst mäßig. Bemerkt sei noch, daß auch Kinder angenommen werden.
Bezirk Nagold. Die zur Ausstellung der deutschen Landwirlschaftsgesellschaft in München ausgewählten Tiere auS dem Bezirk Nagold sind seit 2. resp. 5. d. Mts. in den Stallungen des Gutsbesitzers Link auf Tröllenshof zusammengestellt und werden dort bis zur Transportierung nach München am 5. Juni gemeinschaftlich in Futter und Pflege gehalten. Es sind durchweg schöne Tiere und sämtliche im Zuchtgenossenschaftsbezirk Nagold gezüchtet.
Der „Staatsanzeiger" publiziert heute eine Ver- füarlng, wonach die öffentliche Auflegung der Wählerlisten in sämtlichen Gemeinden Württembergs am Sonntag den 14. d. M. zu beginnen hat. Als Wahlkommissär für den VII. württembergischen Reichstagswahlkreis ist Herr Oberamtmann Völler in Herrenberg bestellt.
Stuttgart, S. Mai. Kammer der Standesherren. Heute setzte das Haus die Beratung des Gesetzentwurfs, betr. das landwirtschaftliche Nachbarrecht, fort und nahm zunächst den Bericht der Kommission über den gestern znrückverwiesenen Art. 17 (Abstände zwischen Feld und Wald) entgegen. Zu Kollisionen hat der im anderen Hause von den Abgeordneten von Stuttgart und Schorndorf gestellte Zusatzantrag Anlaß gegeben, wonach das andere Haus bestimmte, daß zu Gunsten der Weinberge in bevorzugten Lagen die Abstände des Waldes durchaus verdoppelt werden können. Die Minderheit der Kommission dieses Hauses beantragte nun Streichung diese? Zusatzes, während die Mehrheit beantragte, die Vergünstigung nur ganz besonders bevorzugten Lagen zuzubilligen, und auch dann soll sie nur Anwendung finden auf die innerhalb des Weinberggeländes gepflanzten Bäume oder Hölzer. In namentlicher Abstimmung wurde der Minderheitsantrag mit 17 gegen 5 Stimmen abgelehnt und darauf der Mehrheitsantrag angenommen.
Es ist von Interesse, die Abstimmung der württembergischen Reichstagsab geordneten in der Samstagssitzung des Reichstags kennen zu lernen. Von denselben stimmten in der entscheidenden Abstimmung über die Militärvorlage, d. h. in der Abstimmung über 8 1 des Antrags Huene, mit Ja: Graf Adelmann, Frhr. v. Gültlingen, Siegle und Weiß; mit Nein: Braun, Gröber, Hähnle, Hartmann, Haußmann, Kercher, Frhr. v. Münch, Payer, Pflüger, Rembold, Schnaith, Speiser. Abwesend wegen Krankheit war Härle.
Luvwigsburg, 7. Mat. Die Konfirmation
der Prinzession Pauline. Am heutigen Sonntag Rogate wurde in der hiesigen Garnisonskirche die Prinzessin Pauline, K. H., durch Garnisonspre- diger Blum konfirmiert. Mit den K. Majestäten wohnten alle in Stuttgart residierenden Mitglieder des K. Hauses, mit Ausnahme der Herzogin Wilhelm von Urach, die ihrer Entbindung entgegensieht, ferner von auswärts die Königin-Regentin der Niederlande, Herzog Wilhelm von Württemberg und Fürst und Fürstin von Benthc'm-Steinsnrt dem feierlichen Akte bei. Auf Allerhöchsten Befehl waren fernerhin Einladungen ergangen an die Staatsminister, die beiden Kammerpräsidenten, die Generalität und die Hofstaa- ten, das Konsistorium, die Hofgeistlichkeit, sowie an je einen Geistlichen der evangelischen Kirchen Stuttgarts, an die Stadtvorstände von Stuttgart und Ludwigsburg mit Mitgliedern ihrer bürgerlichen Kollegien, weiterhin den Präsidenten der Kreisregierung, v. Häberlen rc., an die Stabsoffiziere der hiesigen Garnison rc. Auch die Gespielinnen der Prinzessin, die früheren Bediensteten des K. Hauses, die Umgebung ihrer verewigten Mutter, das unter dem Protektorat der Königin stehende Maria-Martha- Stift mit seinen Zöglingen trafen zu der Feier zum Teil aus weiter Ferne ein. Die übrigen Plätze in dem kleinen Raum waren von Mitgliedern der Gemeinde besetzt. Außer einer Palmendekoration trug das Gotteshaus keinerlei Festesschmuck, während die ganze Stadt Haus für Haus mit Fahnen und Draperien geschmückt war. Punkt */»11 Uhr erschien in Begleitung I. M. der Königin die Konfirmandin in einfachem schwarzen Kleide. Se. Maj. der König, welcher seine Mutter am Arm führte, trug Generals, uniform. Die allerhöchsten und höchsten Damen trugen Helle Toiletten mit Capothut. Eingeleitet wurde die Feier von dem Garnisonskirchenchor mit der Mendelsohn'schen Motette: „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt." Nach einem Gemeindegesang hielt vom Altäre aus Garnisonsprediger Blum die Festpredigt, welcher er als Text unterlegte Hebr. 13,9: „Es ist ein köstlich Ding, daß das Herze fest werde, welches geschiehet durch Gnade." Hierauf sang die Gemeinde: „Stärk uns Mittler" und das Examen der Prinzessin begann. Es wurden ihr aus dem in Württemberg gebräuchlichen Konfirmationsbüchlein nach Johannes Brenz 7 Fragen vorgelegt, welche sich auf die h. Taufe, das apostolische Glaubensbekenntnis, das h. Abendmahl und schließlich auf das ganze evangelische Bekenntnis bezogen und welche von der Prinzessin mit fester Stimme und musterhafter Betonung beantwortet wurden. Sodann erfolgte die Einsegnung, wobei der Prinzessin vom Prediger folgendes in Lucä 2,49 ausgezeichnete Schriftwort: „Wisset ihr nicht, daß ich sein muß, in dem. das meines Vaters ist?" als Konfirmationsspruch mit auf ihren Lebensweg gegeben wurde. Unmittelbar nach Schluß deS Gottesdienstes brachte ein Extrazug die aus Stuttgart eingetroffenen Herrschaften in die Residenz zurück. Die Mitglieder des Königshauses begaben sich nach Marienwahl und abends 5 Uhr zur Hoftafel in das K. Schloß zu Ludwigsburg.
Ludwigsburg, 8. Mai. Die Königin hat aus Anlaß der Konfirmationsseier der Prinzessin Pauline dem hiesigen Maria-Martha-Stift, dem Wilhelmsstist und der A. H. Werner'schen Kinder- Heilanstalt die Gabe von 1500 zufließen lassen. Außerdem hat Ihre Majestät zur Feier deS gestrigen Tages die Kinder dieser Anstalten und die Zöglinge