Amts- und Jmelllgenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 3mal: DienStag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 20 -4.

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Donnerstag 27. April

JusernÄlS-Gebü^r für die Ispaltige Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bet einmaliger Einrückung S bei mehrmaliger je 6 Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der HerauSgÄ-e de» Blatte» der Druckerei aufgegeben fein.

1893 .

A A! t i itz k

Nagold.

Die Oberamtssparkaffe Nagold

wird den Be;ttksculgehörigen tstemit zur Benützung besonders empfohlen.

Einlagen werden von allen Einwohnern des Be­zirks in Beträgen von 1 Mk. an zu jeder Zeit angenommen und zwar von Einzelpersonen bis zum Höchstbctra, von 1VVV Mk.

Eltern dürfen für sich und ihre noch nicht 14 Jahre alten Kinder Einlagen bis zum Gesamtbe­träge von 2VVV Mk. machen.

Ter Zinsfuß beträgt Z'!?"!»

Die Einlage» samt kapitalisirten Zinsen sind steuerfrei.

Die Garantie für vie Kasse leistet die Amtskör­perschaft.

Gelder werden stets zu möglichst niederem Zins­fuß ausgelichen.

Die Ortsvorsteher werden umsomehr veranlaßt, die Gemeindeangehörigen und öffentlichen Verwal­tungen auf die Benützung der Oberamtssparkasse aufmerksam zu machen, als tue Ueberschüssc dieser Kasse später zu gemeinnützigen und wohllhäligen Zwecken und damii zur steuerlichen Entlastung des Bezirks verwendet werden, wie dies anderwärts schon zur allgemeinen Befriedigung geschehen ist.

Der Kassier ist jeder; t zu jedweder Auskunft bereit.

Den 18. April >893.

K. Oberaml: Oberamtssparkasse:

Vogt. Brodbeck.

Gestorben: Der in den Lehrerkreisen Württembergs allgemein bekannte n»d geachtete Oberlehrer Christian L a i st- ner im Atter von 74 Jahren an Lungenentzündung. Als langjähriger Redakteur und Mitbegründer der Zeitschrift Volksschule" ist er auch litterarlsch hervorragend thäiig ge­wesen.

Tcrges-Weuigke iten.

Deutsches Weich.

Nagold. Nächsten Sonntag den 30. d. M. wird die SängergesellschaflFreundschaft" aus Pforz­heim, welche beim Sängerbundesfest in Reutlingen einen ersten Preis im Kunstgesang erhielt, unserem Liederkranz einen Besuch abstatten. Der Verein zählt über 100 aktive Sänger und steht den Freunden des Männergesangs ein seltener Genuß bevor. Das Nähere wird im Annoncenteil des Samstagsblattes bekannt gegeben werden.

.v. Eb Hausen, 24. April. Gestern bot sich auf der hiesigen Station den Anwesenden ein überraschen­der Anblick dar. An H. Schullehrer Kümmel von Ebershardt war ein Eisenbahnwagen mit Bienenstöcken angefüllt angelangt, die sämtlich von einem Handels­bienenzüchter aus Braunschweig bezogen wurden. Es sind etwa 150 Korbbienenvölker, die, so viel man vernimmt, alle gut angekommen sind. Die Mehrzahl derselben ist an verschiedene Bienenzüchter des Lan­des verstellt und wird sofort von hier versandt. Auch voriges Jahr bezog H. Kümmel vom Norden eine größere Zahl Normalstöcke der Heidebiene, mit denen die Abnehmer sehr zufrieden waren, sowohl in Hinsicht auf Schwarmlust, als auch auf Honigtracht.

Bösin gen. (Korresp.) Unser Jahrhundert Hot das Wasser der Erde zu ungeahnten Höhen ge­führt. Die Erkenntnis der ungeheuren Bedeutung dieser Gottesgabe steigt, wie es auch mit andern

Gütern zu gehen Pflegt, mit dem Mangel an dersel­ben. Mit Freuden begrüßte deshalb ein gut Teil Bösingens das Projekt einer Wasserleitung, das nun nach jahrelangem Beraten, Erwägen und Mes­sen zur bestbeschlossenen Sache geworden ist. Aus dem Waldachthale soll dem dürstenden Volk und Vieh des hohen Dorfes die erquickende Gabe ge­schöpft werden. Die mühevolle Arbeit des Pumpens übernimmt die Waldach, obgleich man, sie übergehend, eine Quelle neben ihr mit der Lieseruna des Wasser­bedarfs beehrt hat. Wenn nun auch die Wasserlei­tung, die nach dem Ueberschlag des technischen Be­raters, Hr. Baurat Eh mann von Stuttgart, die erkleckliche Summe von 40 500 ^ erheischt. die Gemeinde Bösinqen genügend über die zwiefache Bedeutung des Wörtleinspumpen" belehren wird, darf und wird doch die Einwohnerschaft sich im Besitze einer solch wohlthätigen Einrichtung glücklich schätzen. So wird das alte Mandelberger Schloß, in dessen unmittelbarer Nähe die nährende Quelle sprudelt, noch Zeuge einer der neuesten und wichtigsten technischen Erfindungen. Diese einzige Ruine des Waldachthales, von unserer Zeit und von der nächsten Umgegend kaum beachtet, möchten folgende Zeilen gänzlicher Vergessenheit entreißen. Nicht weit vom Thalweg, von stattlichen Tannen fast verdeckt, erhebt sich der aus schön gehauenen und noch wohl erhaltenen Sandsteinquadern aufge­baute Turm gerade noch so hoch, daß er nach- singen hinüber lugen kann. Früher mag der 8 m breite und 1,5 in dicke quadratische Bau seine jetzi­gen 30 ni um ein gutes überstiegen haben; denn vor noch nicht allzuferner Zeit wußten sich einige Bewohner des nahen Dorfes in lebensgefährlicher Arbeit den Grund ihrer Häuser von der Höhe des Turmes zu holen. Die auf der Ost- und Westseite desselben befindlichen Schießscharten lassen auf den ehemaligen Zweck des Turmes schließen, der die Burg nach den leicht zugänglichen Seiten schützen sollte. Die Ostseite zeigt noch eine Thüre, in der man die einstige Verbindung mit dem eigentlichen Schlosse vermutet. Von letzterem sind nur noch moos- und grasbedeckte Schuttmassen zu sehen, un- ter denen sich Kellergewölbe hinziehen sollen. Der alte und früher weit verbreitete Glaube von ver- borgenen Schätzen lockte seinerzeit die geldgierige Nachbarschaft zu vergeblichem Unterfangen in ihren Schoß. Eine dem Schlosse vorgelegene Ebene wird wohl der Turnierplatz der Herren von Mandelberg gewesen sein. Ueber deren Geschichte oder auch über der Mandelburg wechselvolle Geschicke näher zu be- richten, ist nicht die Absicht dieses Artikels. Wem aber die Wahl eines Ausflugzieles zu schaffen macht, den möchte er (der Artikel) einladen, sich als solches das stille und in seiner Art auch interessante Wal- dachthälchen und die sehenswerten Ueberreste des einstigen Mandelberger Schlosses auszuküren.

Rottenburg, 21. März. Als sich vorgestern bei einem Leichenbegängnis einer Frauensperson der Zug schon in Bewegung gesetzt hatte und die leidtragenden Frauen sich im Hausöhrn versammel­ten, um sich anzuschließen, brach der Boden durch und zwölf der klagenden Weiber fielen in den Keller, wöbe- sie mehr oder weniger Quetschungen erlitten, sonst aber ziemlich gut wegkamen. Die Ordnung des Zuges hatte durch diesen Unfall ziem­lich not gelitten.

Stuttgart, 21. April. Nach einer amtlichen Aufstellung des Finanzministeriums sind vom 1. Febr.

1892 bis 1. Jan. 1893 nach Württemberg im ganzen ca. 2800 Eimer ausländische Berschnittweine und Most importiert worden, woran Italien 99,9°/o, Spanien mit 6,6°/» und Griechenland mit 1°/o par- ticipieren. Von dem Verschneiden unter amtlicher Aufsicht haben 868 Wirte, 181 Weinhändler, 79 Private und nur 10 Weingärtner Gebrauch gemacht. Daraus geht hervor, daß unsere württembergischen Weingärtner selbst diese ausländischen Berschnittweine bis jetzt sehr wenig benützt haben.

Stuttgart, 22. April. Aus unseren Wein­bergen. Was die Kenner für das Gedeihen des im letzten Winter hart betroffenen Weinstocks verlangten: eintriebiges," sonniges Frühjahr, ist eingetroffen und hat gar viele Augen an den Reben, die man verloren gab, gerettet. Es ist eine Freude und Pracht, jetzt durch unsere Weinberge zu gehen. Nach dem prachtvollen Blühen und Wachsen im heurigen April, wie wir es jetzt in allen Gärten sehen, nur keine Kälterückfälle mehr!

Ueber die Ergebnisse des Heeresergänzungs­geschäfts im Bezirk des 13. (K. W.) Armeekorps für das Jahr 1892 werden demSt.-Anz." folgende Notizen mitgeteilt: Die Zahl der Militärpflichtigen betrug abzüglich von anderwärts gestellungs- pflichtig gewordenen rc. 24,256 Mann 32,647 Mann. Hievon wurden ausgehoben 7598 Mann, freiwillig eingetreten sind 286, der Ersatzreserve wurden überwiesen 3792, dem Landsturm ersten Aufgebots 3743, zurückgestellt sind worden 14,199; wegen moralischer Unbrauchbarkeit wurden vom Dienst im Heere und in der Marine ausgeschlossen 42; wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienst mit der Waffe als auch zum Dienst ohne Waffe dauernd untauglich wurden befunden und ausgemustert 1752 Mann, überzählig geblieben sind 1235 Mann. Von den 7598 Ausgehobenen wurden 7446 zum Dienst mit der Waffe und 152 zum Dienst ohne Waffe bestimmt; davon gehören 5081 zu den 20jährigen, 1472 zu den 21 jährigen, 1022 zu den 22jährigen und 23 zu den älteren Militär- Pflichtigen.

Heilbronn. 24. April. Der erste Preis der Stuttgarter Pferdemarktlotterie ist nach Obereisesheim gefallen.

Die württ. Schulinspektorate sind ermächtigt worden, denjenigen Lehrern, welche der 30. Allg. Deutschen Lehrerversammlung in Leipzig vom 22. bis 25. Mai anzuwohnen wünschen, für die Zeit vom 22. bis 27. Mai Urlaub zu erteilen.

Gmünd, 22. April. Bon Lorch kommt der N.-Z " die Nachricht zu, daß es dieser Tage dem Streckenkommiffar der Reichslimes-Forschung. Herrn Major Steimke, gelungen ist, das römische Kastell Lauracum aufzufinden. Dasselbe ist nach ca. 14 Punkten sicher gestellt, namentlich was dessen West- und Nordfront anbelangt. Es befindet sich inmitten der Stadt, nahe bei der Kirche und dem Rathaus. Die Dicke der Mauer beträgt 14 m. Hrn. Major Steimke ist zu dieser glücklichen Entdeckung um so mehr zu gratulieren, als hier schwer zu suchen und zu graben ist, da das Kastell unter den Häusern der jetzigen Stadt liegt. Bemerkt sei noch, daß in dem Stadtpfarrgarten II eine Ballistenkugel im Gewicht von 175 Gramm zum Vorschein kam.

Brandfall: In Bachenau (Neckarsulm) das Wohnhaus des Bauern Karl Reichert, nebst 2 dem Heinrich Sperrfechter und Theodor Johmann gehö­rige Schuppen.