auf die Kleiderfalten fiel und das Kleid entzündete. Auf die Hilferufe eilten die Schloßbewohner herbei und erstickten die Flammen. Die schwer Verletzte wurde in das Krankenhaus überführt, ihr Zustand ist bedenklich.
Nach dem „Milit.-Wochenbl." haben bei einem Regiment sämtliche Stabsoffiziere den Abschied erhalten. Es ist dies das rhein. Fuß-Art.-Reg. Nr. 8 in Metz, bei welchem sowohl den beiden Bataillonskommandeuren Majors v. Falkowski und v. Kron- helm. wie auch dem etatsmäßigen Stabsoffizier Major Schwartzkopff unter dem l8. d. M. der Abschied bewilligt worden ist.
Es soll abgemacht sein! Die „Hallesche Zeitung" erhält aus angeblich „sicherer Quelle" die Meldung von einer festen Verabredung des Grafen Caprivi mit dem Abg. v. Hüne wegen Annahme der Militärvorlage. Der Reichskanzler habe einen Abstrich von 7000 Mann angenommen, und ferner das Zugeständnis der freien Rückkehr und des Aufenthalts der Redemptoristen , sowie der Neubesetzung einer höheren Reichsverwaltungsstelle durch einen hervorragenden Centrumssührer gemacht. — Na, na!!
Die Familie des Synagogenvorstehers Magnus in Berlin, dem gegenüber Kaiser Friedrich als Kronprinz das kürzlich wieder im Reichstag zur Sprache gekommene und umstrittene Wort von dem Antisemitismus als der Schmach des Jahrhunderts gebraucht haben soll, hat an den Präsidenten des Reichstags Schriftstücke eingesandt, die die Richtigkeit der Aeußerung darthun sollen. Dieselben bestehen in einem Brief des Herrn v. Stosch, einer urkundlich abgegebenen Erklärung von Dr. Moritz Gumbinner und zwei Briefen des Herrn G. v. Bun- sen. Aus diesen Briefen geht hervor, daß es einen Ohrenzeugen jenes Gesprächs nicht giebt, daß Herr Magnus dagegen unmittelbar nach dem Gespräch seine Befriedigung darüber ausgesprochen hat, wie scharf der Kronprinz den Antisemitismus verurteilt habe, endlich daß der Kronprinz und die Kronprinzessin auch sonst den Antisemitismus mißbilligende Aeußerungen gethan haben. Von einer Feststellung des Wortlautes des Gesprächs kann offenbar nicht mehr die Rede sein.
Die letzte Kaiserrede. Nach der „K.-B.Z." soll der Kaiser bei der Uebergabe der neuen Standarte an das l. Garde-Dragonerregiment „Königin von Großbritannien" in seiner Ansprache betont haben, daß sie stets ihre Pflicht gegen „innere und äußere" Feinde thun sollten.
Am nächsten Mittwoch kommt im Reichstage der Jesuitenantrag des Zentrums zur Verhandlung. Sehr unangenehm dürfte deshalb dem Zentrum gerade jetzt der Austritt des hervorragenden Jesuiten Grafen Hoensbroech aus dem Orden sein. Hoensbroech veröffentlicht demnächst eine Denkschrift über seinen Austritt, in deren Vorwort er u. a. sagt: „Ich bedaure es, mit meinem Ich so auf den öffentlichen Markt treten, Erfahrungen und Stimmungen intimster Natur wenigstens andeutungsweise der großen Menge preisgeben zu müssen. Allein es ist das notwendige und nicht unehrenhafte Mittel zum Zweck; es ist ein schweres Opfer dargebracht der Wahrheit." Und nun folgt die Kennzeichnung des Jesuitismus von einem Manne, der 13 Jahre dem Orden als ein Vorkämpfer desselben angehört hat. Die lleberschriften zweier Abschnitte der „Mein Austritt aus dem Jesuitenorden, von Paul Graf v. Hoensbroech" betitelten Schrift lauten beispielsweise: „Der Jesuitismus unterdrückt, ja bis zu einem gewissen Grade vernichtet die Selbständigkeit, den Charakter, die Individualität des Einzelnen." „Der Jesuitismus unterdrückt, ja bis zu einem gewissen Grade vernichtet das berechtigte Nationalitätsgefühl, den berechtigten Patriotismus."
In der Reichstagskommission zur Borberatung der Novelle zum Unterstützungswohnsitzgesetz ist ein Antrag des Abgeordneten Dr. Baumbach mit 9 gegen 5 Stimmen angenommen, wonach der Erwerb eines neuen Unterstützungswohnsitzes mit dem vollendeten 60. Lebensjahre ausgeschlossen sein soll.
Berlin, 2l. April. Nach der „Freis. Ztg." hat der Präsident v. Levetzow dem gestern während der Sitzung an ihn herantretenden Abg. Ahlwardt folgendes erklärt: „Da Sie bisher stets alles, was ich mit Ihnen besprochen, falsch wiedergegeben haben, so lehne ich es ab, noch anders mit Ihnen zu sprechen,
als in Gegenwart von zwei Schriftführern als Ohrenzeugen. Unter dem Beisein von zwei Schriftführern fand dann eine kurze Besprechung des Präsidenten mit Ahlwardt statt".
Berlin, 21. April. Das „Bert. Tagebl." erfährt, seit Mittwoch Abend sind die Verständigungs- Versuche zwischen dem Reichskanzler und einzelnen Mitgliedern der Centrumspartei bezüglich der Militärvorlage endgiltig gescheitert. Demnach dürfte in dem Reichstage nur noch der vorqeschriebenen Form Genüge geleistet werden und die Reichstagsauflösung sicher sein.
Deutscher Reichstag. Bei ganz außerordentlich schwach besetztem Hause verhandelte der Reichstag am Mittwoch in kurzer Sitzung mehrere schon oft diskutierte Anträge, die zu keinerlei nennenswerter Erörterung Anlaß gaben. Es Es wurden in erster Lesung beraten die Anträge Munkel (frs.) und Spahn (Ctr.) auf Einführung der Berufung geltenden Strafkammerurteile, auf Entschädigung für unschuldig erlittene Strafhast und auf Aenderung der für das Vorverfahren und für das Vorfahren erster Instanz geltenden Bestimmungen der Strafprozeßordnung. Die zweite Beratung wird späterhin sofort im Perlament des Reichstags stattfin- finden. Donnerstag: Wuchergesetz und Seuchengesetz.
Berlin, 21. April. Die Germania schreibt, die Ankündigung eines Buches gegen die Jesuiten seitens des Jesuitenpaters Grafen Paul v. Hoensbroech gereiche allen Katholiken zum tiefen Schmerze; niemand habe, als der Graf im Oktober v. I. in Berlin weilte, diesen Schritt ahnen können; in frische- ftem Andenken seien seine Schriften für die Jesuiten. Die Katholiken möchten sich im Gebete des beklagenswerten Mitbruders annehmen.
Deutscher Reichstag. Donnerstagssitzung. Beraten wird zunächst der neue Entwurf zum Schutz der Warenbezeichnungen. Abg. Hammacher (natlib.) spricht seine Befriedigung über die 'Bestimmungen aus und beantragt die Verweisung an eine Kommission. Abg. Schmid-Elberfeld (freis.) spricht sich ebenfalls lobend über die Vorlage aus und kommt dann auf die Bexationen zu sprechen, die der deutschen Wareneinfuhr in England bereitet werden und meint, hier sei eine gute Gelegenheit, den Engländern mit gleicher Münze heimzuzahlen. Abgg. Fchr. v. Buol (Ctr.), Hultzsch (kons.) äußern sich ebenfalls im Ganzen zustimmend. Geh.-Rat Niberding geht auf einzelne Bemerkungen der Vorredner ein und rät von Repressalien gegen England ab. Die Vorlage wird an eine Kommission von 21 Mitgliedern verwiesen. Hierauf wird zur zweiten Beratung des Wuchergesetzes übergegangen. Die Bestimmungen über den Sachwucher werden gegen die freisinnige Partei angenommen, die Vorschriften über die Rechnungslegung mit 131 gegen 83 Stimmen nach einem Anträge der Abgg. Buol (Ctr.) und Hahn (kons.). Der Rest wird genehmigt und dann die Si^ung bis Freitag 1 Uhr vertagt. (Kleine Vorlagen und Anträge.)
Von der deutschen Armee. Das Miüt.- Wochenbl. enthält in einem zu Gunsten der Militär- Vorlage geschriebenen Artikel Mitteilungen über die Verluste im Kriege von 1870/71, wie diese in solcher Vollständigkeit bisher noch niemals in die Oef- fentlichkeit gekommen sind. Wir entnehmen diesem Artikel folgende Hauptzahlen: Es fielen auf dem Schlachtfelde und starben an ihren Wunden auf deutscher Seite 1881 Offiziere und 26897 Mann; verwundet wurden 5239 Offiziere und 84304 Mann. Vermißt wurden 127 Offiziere und 12257 Mann. Der Gesamtverlust beträgt also 6247 Offiziere und 123453 Mann. Unter den Vermißten müssen die sog. „Noch-Vermißten," d. h. diejenigen, über deren Schicksal bis zum Jahre 1882 keinerlei bestimmte Nachricht eingegangen war, zu den Toten gerechnet werden; ihre Zahl belief sich auf rund 4000. Unter Zurechnung dieser, sowie der 17105 Köpfe, welche die Armee während des Krieges an Krank- heiten verloren hat, sind rund 49400 Deutsche für das Vaterland gestorben. Die Franzosen dagegen verloren rund 2900 Offiziere und 136000 Mann durch den Tod, wovon 17633 in deutschen Lazareten starben. Berechnet man den Anteil, der durch feindliche Gewalt Getöteten in den einzelnen Truppengattungen, so ergiebt sich, daß die Infanterie ganz unverhältnismäßig mehr zu leiden hatte, als die anderen Waffengattungen. Es fielen von der Infanterie, wenn man die Durchschnittsstärke zu Grunde legt, 4,47 Proz., von der Kavalerie 1,40 Proz., von der Artillerie, 1,28 Proz. und von den Pionieren 0,37 Proz. Sondert man die einzelnen Kontingente von einander, so ergiebt sich, daß die Hessen für die Herstellung der Einigung des deutschen Reichs das meiste Blut bezahlt haben; es fielen von ihnen 5,97 Proz., von den Bayern 5,58 Proz., von den Sachsen 5,40 Proz., von den Preußen 4,85 Proz. von den Badensern 3,76 Proz. und von den Würt- tembergern 3,51 Proz. Eine sehr große Anzahl deutscher Soldaten mußte nach dem Kriege als Invalide erklärt werden. Bis Ende 1884 wurden
69895 Unteroffiziere und Mannschaften im mobilen deutschen Heere von 18794 als Kriegsinvalide anerkannt. Es sind dies 6,28 Proz. oller überhaupt mobil gewordener deutscher Soldaten.
Belgien-Holland.
Brüssel, 2l. April. Die Beerdigung der Erschossenen in Antwerpen ist unter Teilnahme einer ungeheuren Menschenmenge ohne Zwischenfall verlaufen; die Gemeindebehörden wohnten derselben bei. 100 Polizisten begleiteten den 2fti Stunden langen Zug. dem ein Plakat vorausgetragen wurde mit der Inschrift: „Die Opfer des Kampfes für das allgemeine Stimmrecht". Die Sozialisten übernahmen die Versorgung der hinterlassenen Witwen und Kinder.
Italien.
Rom, 20. April. Ein Artikel des „Messag- gero" berechnet den der Landwirtschaft durch die langanhaltende Trockenheit angerichteten Schaden auf eine halbe Milliarde. Die Futtecpflan;en sind vernichtet und das Wintergetreide ist arg gefähroet.
Rom, 20. April. Die Abendblätter bringen fast insgesamt noch Willkommengrüße für das deutsche Kaiserpäar dar. „Parlaments" betont, keinem Fürsten sei je zuvor ein so herzlicher und großartiger Empfang in Rom zu teil geworden. „Fanfulla" hebt hervor, der Besuch des Kaiserpaares habe für die ganze italienische Nation eine gleich hohe Bedeutung, wie für das Königshaus, mit dem sie in Glück und Unglück untrennbar vereinigt sei.
Rom, 21. April. Der „Offervatore Romano" sagt, ein Bettler habe gestern seinen Hut in den Wagen der Kaiserin geworfen. Die Thatsache ist, daß einem zurufenden Arbeiter der Hut aus den Händen flog und in den Wagen der Kaiserin fiel.
Rom, 21. April. Heute erscheint ein Amnestiedekret, wodurch 5000 Personen begnadigt werden. Vergehen bei den Wahlen sind nicht in die Amnestie inbegriffen.
Rom, 21. April. Der Kaiser verlieh dem Herzog von Genua das Großcomthurkceuz des Hohcnzollccn- schen Hausordens, dem Herzog von Aosta den Schwarzen Adlerorden, dem Grasen von Turin das Großkreuz des Roten Adlerordens, dem Herzog dev Abruzzen den Roten Adlerorden erster Klasse.
Rom. 21. April. Erzherzog Reiner besuchte gestern die Königin-Witwe Maria Pia, den Herzog von Genua, die Prinzessin Laetitia. Abends besuchte der König den Erzherzog. Derselbe wurde überall sympatisch ausgenommen.
Von den Willkommgrüßen der römischen Presse führen wir noch den des Folchetto an, der schreibt: „Aus Luthers Heimat kommt zum zweiten male der junge Kaiser, um oem freien Italien die Bruderhand zu bieten. Der Gruß, der ihm aus hunderttausend Kehlen entgegenbrausen wird, ist der Widerhall unseres Dankes für den loyaleu Verbündeten und unserer Freundschaft für das mit uns auch geistig verbündete deutsche Volk, das im Kampfe die Fesseln sprengte, mit denen es an den Wagen des starren Dogmas gekettet war. Das deutsche Volk, das von Rom das Imperium überkam, blickte stets mit begeisterter Liebe nach Italien, es fühlt sich in der Liebe. welche Italien erwidert, glücklich und geistig stärker denn je. Mit bewegtem Herzen senden wir ihm, seinem Kaiser und den anderen fürstlichen Gästen unseres Königs den klassischen Willkommruf der Römer entgegen: 8s>Ivs!«
Florenz, 20. April. Die Trauung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der Prinzessin von Parma hat heute nachmittag in der Billa Pianore stattgefunden.
England.
London, 21. April. „Daily News" erfahren aus Wien: Der Zar genehmigte die Vermählung der Großfürstin Xenia mit dem König Alexander von Serbien. (?)
Liverpool, 22. April. Earl Derby ist gestorben.
Rußland.
Der bei der „Russischen Droguenhandelsgesell- schaft" in St. Petersburg seit zwanzig Jahren angestellte Kassierer Iwan Ebel hat in den letzten 18 Jahren nach seinem eigenen Geständnis zusammen gegen 400 000 Rubel in größeren und kleineren Beträgen entwendet und die Bücher gefälscht. Ebel ist verhaftet.
Amerika.
New-Iork, 21. April. Neue gewaltige Stürme haben in den letzten Tagen in Alabama, Mississippi