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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Beztrk Nagold.

Erscheint wöchentlich 3wal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trügerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 X, außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 MonatS-Abonnement nach Verhältnis.

Dienstag 25. April

JusertionS-Gebühr für die Ispalttge Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bet mehrmaliger je 6 -t.

Dir Inserate müffen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegebcn sein.

1893 .

A A r r j tz e s.

Nagold.

Bekanntmachung.

Die aus den Gcmeindepfleger Severin Scher­monn in Unierlhalheim gefallene Wahl zum Schult­heißen dieser Gemeinde ist durch Entschließung der K. Krcisregicrung vom 14. d. M. bestätigt worden.

Am 22. d. M. ist Schcrmann als Schultheiß beeidiat und in sein Amt eingesetzt worden.

Den 23. April 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Die erledigte evangelische Pfarrei Hochdorf, Dekanats Nagold, wurde dem Pfarrer Leypoldt in Uutergruppenvach, Dekanats Heilbronn, übertragen.

Hages- Neuigkeiten.

AeutfcHes Hle-icH.

sch Nagold, 24. April. Letzten Donnerstag war uns im Hirschsaal Gelegenheit geboten, ein Konzert des ieiieölcn Tenoristen Diez et zu hö­ren, dessen Stimme immer mehr an Kraft und Run­dung gewinnt In einer Arie aus HandelsSu- sauua" versetzt uns der Länger in elegische Trimmung, seinAsra" von Rnöinsteiu verzaubert uns nach dem Quents socsch und keck ist SchumannsHidalgo", voll Leseuslust dieMüllrrtieder" von Schubert, voll schäumenden tlevccmuts ein-opielmannslied" von Hüsmann, das ans verlangen wiederholt wurde, und daun wieder gemütvollMargarethe am Tyvre" von Äeiisen. Bon Seminarmuslkkrästeu (Hornberger und Häußler) wurde durch gewählte Vvrrräge auf Klavier und Bro.ine für Abwechslung gesorgt. Der Konzertgeber erfreute noch durch diese und jene Zu­gabe; de>onders schön machte sich das Zusammen­wirken seines Tenors mit unsrem hiesigen Bariton, Realtehrer Mütter. Die Ktavierdegleuung besorgte in oerslaiidinsvoUec Werse Musikuntcrlehrer Horn­berger und später Musikoberlehrer Hegele. Die zahlreiche Versammlung lohnte mit reichem Beifall.

/x Allensteig, 24. April. Gestern früh schoß der Flügeladjutant Le. Mas. des Königs, Herr Oberst von Schott, in den Waldungen bei Limmersfeld einen prachtvollen Auerhahn.

tz Fünsbronn, 22. April. Zn Ehren des nach Lausten a. N. beförderten Herrn Schullehrer Hahn vereinigten sich heute nachmittag eine große Anzahl von Freunden und Kollegen des Scheidenden zu einer Abschiedsfeier im Gasthauszur Sonne". Im Na­men der Kollegen sprachen Schullehrer Wurster von Simmersfeld und Schullehrer Denkinger von Enz- thal Herrn Hahn die herzlichsten Glückwünsche zu seiner Beförderung aus. Lehrer Schwarzmaier! von Ebhausen erfreute die Versammlung durch den! gelungenen Bortrag einiger Gedichte in schwäbischem l Dialekte aus derNaiven Welt" von Eduard Hiller. j Gutsbesitzer Frösner von Hochdorf gedachte schließ- ! lieh noch der Frau Schullehrer Hahn, welche als ^ verständige Hausfrau ihrem Herrn Gemahl manches; Widerwärtige und Unangenehme aus dem Wege zu j räumen verstanden habe. Schullehrer Hahn dankte in bewegten Worten für die ihm bei seinem Abschiede l durch solch große Beteiligung bekundete Freundschaft ^ und Liebe. Auf die Reden folgten in angenehmer; Abwechslung Vorträge von Klavierstücken und Ge- ; sänge der zahlreich Anwesenden. -

Stutlgart, 18. April. An einem der letzten Tage stürzte ein Pferd auf einem Bauplatz in Stöckach

derart in ein Loch, daß es der Länge nach einge- zwüngt war, mit dem Kopf nach oben. Anstatt neben dem Loch aufzugraben und so dem Pferd freie Bahn zu verschaffen, daß es nur hätte heraus- spazieren dürfen, wurde das Pferd endlich nach langer Beratung an Leib und Kopf angebunden und mit Hilse eines Gerüstes in die Höhe gezogen. Das Pferd kam auch glücklich oben an, that noch einen Schnapper und aus war es mit ihm.

Stuttgart, 20. April. Der 1. Gewinn der Pferdemarkliotterie befand sich unter 1000 Losen, die ein auswärtiger Agent am ersten Pferdemarkttage zurückgab. Diese 1000 Lose sollen hiesige Agenturen noch übernommen haben. Die Verkäufer von Pferde­marktlosen haben dieses Jahr nichts weniger als gute Geschäfte gemacht. An dem Vormittag des heu­tigen Ziehungstags sah man in den meisten Schau­fenstern noch Lose. Daß unter diesen Umständen Heuer kein Pceisaufschlag erfolgte, ist klar, vielmehr las man an vielen Läden: Preis des Pferdemarkt­loses 1.80.

Snittgart, 2>. April. Die mit großer Spannung erwartete Debatte über den Fall Hegelmaier in der Kammer der Abgeordneten hat gestern stattgefunden und mit einem vollständigen Erfolg der K. Regierung ge­endet. Wie bereits ausführlich mitgeteilt, hatte schon die staaisrechiliche Kommission zu der Beschwerde Hegelmaiers wegen des gegen ihn eingeleiteten Verfahrens in allen vor- getragciien Punkten Uebergang zur Tagesordnung beantragt, und in der gestrigen Kammerkitzung wurde dieser Antrag mit großer Mehrheit, nämlich mit 74 gegen 10 Stimmen an­genommen, und auch diejenigen, welche mit Nein stimmten, waren mit dem Uebergang zur Tagesordnung selbst einver­standen und hätten nur einen Beisatz gewünscht, der ausge­sprochen kätte, daß das amtliche Verfahrendie nötige Vor­sicht und Umsicht habe vermissen lassen." Die Debatte wurde eingeleitet durch v. Schab als Berichterstatter der Kommis­sion, der den Antrag dericlben kurz begründete, worauf Mi­nister v. Schmid das Wort ergriff, der das Einzigartige des Falles hervorhob, der seinesgleichen wenigstens in diesem Jahrhundert in der württembcrgischen Geschichte nicht gehabt habe-, die riesigen Dimensionen, die der Fall angenommen, haben ihm einen ganz eigenen Charakter verliehen; liegen doch nicht weniger als 76 Anschuldigungen der schwersten Art gegen Hegelmaier vor, wobei kleinere Gegenstände ganz beiseite gelassen sind. Die Regierung sei sich bewußt, ihre Pflicht gethan zu haben, v. Luz erklärte im Namen der würtrembergischen Landespartei deren volles Einverständnis mit der Regierung und dem Kommissionsantrag. Ebner, der namens der Linken sprach, erklärte sich ebenfalls für den Kommissionsantrag, wenn er auch mit der Motivierung des­selben nicht in allen Teilen einverstanden sei; zuzugeben sei jedenfalls, daß die Regierung in gutem Glauben gehandelt habe; was allerdings die Veröffentlichung des Gutachtens des Medizinalkollegiums anlange, so habe man es hier mit einer großen Taktlosigkeit zu thun, die, wenn sie durch eine Regierungsbehörde erfolgt sein sollte, schärfsten Tadel ver­dienen würde. Was die deutsche Partei betrifft, so erklärte sich v. Wolfs ganz für das Vorgehen der Regierung, das unter den gegebenen Verhältnissen das richtige gewesen sei; dagegen erhob v. Göz eine Reihe von Anklagen gegen die Regierung; dieselbe hätte bei Anwendung des oft erwähnten Reikripts von 1841, bctr. die Entfernung von Ortsvorstehern ans dem Verwaltungswege, vorsichtiger sein sollen. Den Fall Hegelmaier mit denjenigen des Oberbürgermeisters Dr. v. Hack in eine Reihe stellen, gehe doch nicht an; auch auf das Gutachten des Medizinalkollegiums und dessen Veröffentlichung kam der Redner zu sprechen; wenn die Akten dieser Behörde auch in einer geheimen Sitzung der bürgerlichen Kollegien von Hcilbronn mitgeteilt worden seien, so sei es ja doch That- sache, daß, was in solchen geheimen Sitzungen vorkomme, am anderen Tag stets die ganze Stadt wisse. Es seien bei dem ganzem Verfahren Ordnungswidrigkeiten, Taktlosigkeiten und Indiskretionen vorgekommen, über die er seine Mißbilligung auslprechen müsse, wenn er auch für den Kommissionsantrag selbst stimmen werde. Minister v. Schmid betonte nochmals das durchaus korrekte Verhalten der Kreisregierung. Mit einem Gutachten über Hegelmaiers Geisteszustand sei das Medizinalkollcgium erst befaßt worden, nachdem Oberamts­arzt Dr. Mayer, dem dies zunächst obgelegen wäre, erklärt hatte, cs sei ihm lieber, wenn er nichts mit der Sache zu

thun habe. Uebrigens sei es ein und derselbe Arzt, nämlich Obermedizinalrat Dr. v. Landenberg er, der das Gut- achten über Dr. v. Hack und dasjenige über Hegclmaier abgefatzt. Was die Veröffentlichung des Gutachtens in der Neckarzeltung anlangt, so habe sich ein angesehener Heil- bronner Bürger als Verfasser derselben bekannt, mit der Bitte jedoch, seinen Namen nicht zu nennen. Die Kreisre­gierung sei also hieran ganz unschuldig. Diese Veröffentli­chung habe die ganze Sache zum Explodieren gebracht; sei­tens der Regierung seien die Verhandlungen mit den bürger­lichen Kollegien Heilbronns mit aller Vorsicht geführt worden. Nachdem v. Schab kurz gegen v. Göz gesprochen, stellte Haußmann-Gerabr^nn den Antrag ans Beifügung des eingangs erwähnten Zusatzes zum Kommissionsantrag, indem er seincrieits ebenfalls erklärte, daß in der Suspensionsfrage selbst die Regierung ganz korrekt gehandelt habe, daß die Beschwerden Hegelmaiers unbegründet seien. Nachdem v. Göz nochmals dem Minister gegenüber seinen Standpunkt darlegt, erfolgte die Abstimmung, deren Ergebnis wir bereits oben mitgcteilt haben.

Stuttgart, 22. April. Abgeordnetenkammer. Man setzte heute die Beratung des Etats des Ministeriums des Innern fort. Bei Kap. 36, Landgestüte, fragte N ast an, wie sich die Regierung zu den von dem preußischen Major a. D. Henning im Landwirtschaftlichen Wochenblatt zur Einführung empfohlenen Leistungsprüsungen der Landesrasse im Trabe verhalte. Landesoberstallmeistcr v. Hofacker teilte mit, daß er selbst den Artikel veranlaßt habe und für seine Person dem Vorschläge sehr sympatisch gegenüberstehe. Aldinger wies auf die mangelhafte Ausstattung des Stuttgarter Pferdemarktes hin und meinte, man könne die Frage aufwerfen, ob die Ausgabe in Kap. 36 (243,682 und 179,082 im Einklang stehe mit den Resultaten unserer Pferdezucht. Vergleichen wir die ausländischen Pferde mit unseren inländischen, so falle dieser Vergleich sehr zum Nach­teil unserer einheimischen Pferde aus. Der Fehler liege an dem schlechten Stutenmatcrial und der schlechten Aufzucht der Fohlen. Rast bat den Minister, die genannten Leistungs­prüfungen schon im Anschluß an das diesjährige Volksfest stattfinden zu lassen. Frhr. v. Hermann meinte, wir seien noch lange nicht so weit, solche Leistungsprüfungen vorzuueh- men; unser Pferdematerial tauge auch nicht dafür und auch in der Behandlung sei die gehörige Uebuug nicht vorhanden. Die Blüte der französischen Pferdezucht sei mit einer Konse­quenz des Vorhandenseins eines guten Wärterpersonals. Redner legte dem Stuttgarter Rcnnklub, der jetzt. eigentlich nur für das Vergnügen der Stuttgarter da sei, die Beachtung dieses Moments besonders ans Herz. Minister v. Schmid ist mit v. Hermann der Ansichl, daß sich die Einführung der Leistungsprüfungen für jetzt noch nicht empfehle. Mit dem Gedanken einer besseren Schulung des Wärterpersonals ist der Minister ganz einverstanden. Wir seien jetzt glücklich auf einem einheitlichen Typus angekommen, und was die Regie­rung anlangt, so solle alles geschehen, um unsere Pferdezucht auf der Höhe zu erhalten. Auf die Mithilfe der Militärver­waltung in unseren Bemühungen dürfe man sicher rechnen.

Bei derWärtt. Baugewerks-Berufsgenossen- schaft sind in den letzten 7 Jahren 564,125 87 ^ an Renten ausbezahlt worden, eine stattliche Summe, die den Arbeitern zu gut gekommen ist. Die Zahlungen sind mit jedem einzelnen Rechnungs­jahr erheblich gestiegen.

Feuerbach, 19. April. Heute wurde durch ruchlose Hand der Bienenstand des bekannten Bie­nenzüchters Gustav Siegle hier angezündet und ist auch vollständig abgebrannt. Der Schaden ist nicht unbeträchtlich; Herr Siegle ist aber durch Ber- sicherung gedeckt.

Ulm, 20. April. Beim Blumensuchen am Saf­ranberg, wo der Mord an Frl. Reuß verübt worden war, ist ein stiletartiges Messer gestern gefunden worden. Heute wurden allen Schneidern und Schuhmachern hiesiger Stadt die Gipsabgüsse der am Mordplatz gefundenen Fußspuren vorgelegt. Ein Abdruck zeigt deutlich die Spuren eines breiten Gamaschenhalters.

Am Dienstag nachmittag war im Schlosse des Prinzen Friedrich Leopold in Glieniecke die Garderobiere der Prinzessin mit Einsiegeln von Pal­leten beschäftigt, wobei ein brennendes Streichholz