Gesellschafter.

Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 <1, in dem Bezirk 1 X, außerhalb des Bezirks 1 ^ 20 -t. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Donnerstag 20. April

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Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei aufgegeben sein.

1893

A m t l i its k s.

Nagold.

An die Gemeindebehörden.

An dcm durch Allerhöchste Entschließung Seiner Majestät des Königs vom 7. Februar 1893 der Amtskörperschaft und den Gemeinden des Bezirks für das Etatsjahr 1892/93 vcrwilligten Staatsbei­trag zu den Kosten der Unterhaltung der Nachbar- schastsstraßen im Betrag von 18190 Mark (vgl. Gesellschafter Nr. 26) trifft es nach Maßgabe der revidierten Liquidationen des durchschnittlichen Jahresaufwands pro 1887/90:

Die Amtskorporation Nagold 4566 ^ 52 die Gemeinden:

Nagold . . . Altcnsieig-Stadt Dorf

Beihingen . . Kerncck . . . Beuren . . . Bösingen - . . Ebershardt . . Ebhansen . . Effringen . .

Egenhausen. . Emmingen . . Enzthal . . . Ettmannsweiler Fünfbronn . . Garrweiler . . Gaugenwald . Gültlingen . . Haiterbach . . Jselshausen. .

-4^

l638,76

I 447. 43 143, >70.74 395, 53 190,47 328,90 >59,01 240, 52 312,88 412,41 67,50 365, 22 311,74 237,38 186, 18 126, 41 513.94 611, 18 143,28

^

Mindersbach .

96, 67

Oberschwandorf

326, 04

Oberthalheim .

245, 39

Pfrondorf . .

145, 86

Rohrdorf . .

348, 92

Nothfelden . .

250, 25

Schietingen. .

121,26

Schönbronn

346,91

Simmersfeld .

528, 52

Spiclberg . .

222, 22

Sulz ....

222. 51

Ueberbcrg . .

374, 66

Unterschwandorf

(Frh.v.Kechler'sche

Gutsherrschaft)

55,77

llnterthalheim .

592,01

Walddorf . .

199, 34

Worth . . .

408, 69

Wenden . . .

145,

Wildberg . .

881,16

Die Teilgemeinden:

Alt-Nuifra 44 ^ 04 Mohnhardt 65 ^ 78 Die Oberamlspflege ist angewiesen, vorstehende Beträge an die Gemeinden auszubezahlen.

Den 18. April 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Die Ortsvorsteher

haben die Gebäude-Einschätzungs-Protokolle zu den Feuerversicherungsgebühren, soweit solche nicht schon mit dem Aenderungsverzeichnis pro 1. Januar 1893 vorgelegt wurden, umgehend einzusenden.

Nagold, den 18. April 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Nagold.

Die Oberamtssparkasse Nagold

wird den Bezirksangehörigen hiemit zur Benützunq besonders empfohlen.

Einlagen werden von allen Einwohnern des Be­zirks in Beträgen von 1 Mk. an zu jeder Zeit angenommen und zwar von Einzelpersonen bis zum Höchstbetrag von 10V« Mk.

Eltern dürfen für sich und ihre noch nicht 14 Jahre alten Kinder Einlagen bis znm Gesamtbe­träge von 2V00 Mk. machen.

Der Zinsfuß beträgt 3^°k.

Die Einlagen samt kapitalifirteu Zinsen find steuerfrei.

Die Garantie für die Kasse leistet die Amtskör­perschaft.

Gelder werden stets zu möglichst niederem Zins­fuß ausgeliehen.

Die Ortsvorsteher werden umsomehr veranlaßt, die Gemeindeangehörigen und öffentlichen Verwal­

tungen auf die Benützung der Oberamtssparkasse aufmerksam zu machen, als die Überschüsse dieser Kasse später zu gemeinnützigen und wohlthätigen Zwecken und damit zur steuerlichen Entlastung des Bezirks verwendet werden, wie dies anderwärts schon zur allgemeinen Befriedigung geschehen ist.

Der Kassier ist jederzeit zu jedweder Auskunft bereit.

Den 18. April 1893.

K. Oberamt: Oberamtssparkasse:

Vogl. Brodöeck.

Bestätigt: Die Wahl des Gcmeindepflegers Severin Scbermann in Unterthalheim, Oberamts Nagold, zum Schultheißen dieser Gemeinde.

Gestorben: JnDeckenpfronn, OA. Calw: I. Lutz, Geometer.

Tages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

-ff Nagold, 19. April. Aus Anlaß des Aus­tritts von 26 Lehrseminaristen, welche in den letzten Tagen die erste Dienstprüfung erstanden haben, und zugleich zu Ehren des hiebei anwesenden Oberkon- sistorialrats Frohnmeyer fand gestern ein Semi­narkonzert statt, das, namentl-ch auch von früheren Zöglingen, zahlreich besucht war. Der schöne Bach- sche ChoralJesus meine Zuversicht" mit Orchester und Orgelbegleitung bildete den Eingang und Men­delssohns gewaltiger Orchesterchor aus PaulusO welch eine Tiefe des Reichtums" den Schluß des künstlerisch durchhauchten und äußerst sorgfältig vor­bereiteten Konzerts. EinPräludium aus I'moll von Händel und eine 6lmoll-Fuge von Bach gaben 2 abgehenden Zöglingen Gelegenheit, die erworbene Fertigkeit öffentlich zu bekunden; ebenso zeugten ein Lachnerisches Trio für Violine, Viola und Klavier (Häußler Glück Hegele), sowie die flotte be­wegte Ouvertüre zuFigaro's Hochzeit" von Mozart und ein duftiges Scherzo für Biolinchor und Klavier von Schubert von einer bedeutenden Gewandtheit in der Instrumentalmusik. Von Männerchören nennen wir den geheimnisvollen traumhaftenNachtzauber" von Storch,Am Traunsee" von Jsenmannn und Kriegers Abschied" von Attenhofer (begleitet von Hornberger Ade). Und endlich gedenken wir mit besonderer Befriedigung eines prächtigfeiaen 6stimmigen gemischten ChorsEs ist genug" von Ahle. Wir schließen diesen Bericht mit herzlichem Dank gegen Musikoberlehrer Hegele und alle Mit­wirkenden, und mit dem Wunsch, daß den abgehenden Zöglingen die schönen Sing- und Orchesterstunden und all das Edle und Erhabene, was sie da kennen lernten, in angenehmer und fruchtbarer Erinnerung bleiben mögen.

Nagold. Auf das am Donnerstag, abends 8 Uhr, im Hirsch stattfindende Konzert des hier rühmlichst bekannten Tenoristen Hm. Diezel machen wir alle Musikfreunde auch an dieser Stelle aufmerksam, da ein sehr genußreicher Abend in Aussicht steht.

Frcudenstadt, 17. April. Wie wir be­stimmt erfahren, wird Herr vr. Buob, praktischer homöopatischer Arzt in Stuttgart (früher in Freu­denstadt) hier eine Wasserkuranstalt nach Kneippschem System errichten.

Ueber das schreckliche Brandunglück in Calm­bach haben wir noch folgendes zu berichten: Das Feuer brach nachts 1 Uhr in einem von 7 Familien bewohnten Doppelhause in der Nähe der Kirche aus

und griff mit solch furchtbarer Schnelligkeit um sich, daß in wenigen Augenblicken der ganze Dachraum in Flammen stand. Die meisten. Bewohner konnten, vom Feuerruf aufgeschreckt, das nackte Leben retten, während Mechaniker Haußmann, der seine vier auf der Bühne schlafenden Kinder wecken wollte, mit drei derselben jämmerlich in den Flammen umkam. Der älteste 12jährige Knabe hatte noch so viel Geistes­gegenwart, sich zum Giebelfenster hinauszuschwingen und sich dort so lange festznhalten, bis er von dem untern Stockwerk aus gerettet werden konnte. Der arme Junge verbrannte sich dabei derart, daß ihm beide Hände abgenommen werden mußten, wobei er eine rührende Standhaftigkeit an den Tag legte. Die Schauerkunde bemächtigt sich aller Gemüter und ruft die Erinnerung an den vor sieben Jahren aus­gebrochenen Brand, dem 5 Personen zum Opfer fielen, wieder wach.

Stuttgart, 15. April. In der gestrigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde der Etat des Finanzdc- partcments vollends erledigt, wobei nur bei Kap. 107 (Kame- ralämter) Haußmann an den Minister die Anfrage stellte, ob er eine beruhigende Erklärung darüber abgeben könne, daß er die Bezirksbeamten nicht durch Zirkularerlasse beein­flussen und zu politischen Agenten verwenden wolle. Mi­nister v. Ri ecke gab darauf die Erklärung ab, daß es nicht in seiner Absicht liege, seine Beamten in anderer Weise in Anspruch zu nehmen, als es ihr Beruf vorschreibe. Kap. 122 (Münze) wurde ohne Debatte angenommen, dagegen ga­ben die Kap. 111 bis 113 (Ertrag der Domänen: bei den Kameralämtern, Ertrag aus Forsten und Jagden) Anlaß zu Vorbringung verschiedener Wünsche und Beschwerden. Frhr. v. Wöllwarth konstatierte mit Befriedigung den guten Stand unserer Forstwirtschaft (als Holzertrag sind je 10,440,000 440,000 ^ mehr als im vorigen Etat, ein­

gestellt) und sprach sich dahin aus, daß auch der Handels­vertrag mit Oesterreich uns keine Nachteile bringen werde, wogegen Frhr. v. Herman von diesem Vertrag größere Nachteile befürchtete. Letzterer wünschte auch, daß man mit der begonnenen Reorganisation unseres Forstwesens sortmachen möge, worauf vom Regierungstisch aus Direktor v. Dorr er über diese Frage sich äußerte. Hang beklagte die bohen Holzpreise, die Vornahme der Holzverkäufe in den Wirts­häusern und die Abgabe allzukleiner Partien Holz, worauf ihm erwidert wurde, daß hohe Holzpreise im Interesse der Staatskasse erwünscht seien, auch die Abgabe von kleinen Partien Holz lediglich im Interesse der kleineren Käufer liege und daß endlich das Publikum selbst die Vornahme der Ver­käufe in den Wirtshäusern wolle. Mehrere Redner traten für ausgiebigere Abgabe von Laubstreu ein, worauf Direktor v. Dorrer entgegenkommend erwiderte. Beim Kap. 113 (Jag­den) traten mehrere Redner für Einschränkung der Regiejag­den und Verpachtung der Jagd an Private ein, und Hart­mann stellte einen Antrag in dieser Richtung, der jedoch vom Finanzminister entschieden bekämpft wurde mit dem Be­merken, daß vielmehr eine Ausdehnung des Regiebetriebs in der Absicht der Regierung liege und daß auch bei Annahme des Antrags die Regierung sich in dieser Hinsicht nicht ent­gegenkommend zeigen werde. Der Antrag Hartmann ebenso wie ein Antrag Aldingers auf Ermäßigung der für Schuß- und Fanggelder ausgcsetzten Summe wurden abge­lehnt und dann nach Genehmigung des Kap. 113 die Sitzung abgebrochen.

Stuttgart, 17. April. (Pferdemarkt.) Bis Vormittags 11 Uhr sind auf dem Markt zugeführt ca. 700 Pferde. In den städtischen Stallungen stehen 136 Stück Luxuspferde (Reit- und Wagenpferde). Seitens der Lotterie wurden Wagen angekauft von nachstehenden Fabrikanten: Otto Nägele. Wimpff u. Sohn. Wucherer-Reutlingen, Elsäßer, Käs-OSweil, Walser-Biberach, Diem-Heilbronn, Dietz, Fischer, Pfeiffer, Gebr. Wimpff.

Stuttgart, 17. April. Die Königin und die Königin-Regentin der Niederlande begeben sich nach nunmehrigen Dispositionen am 3. Mai zum Besuch des Königs und der Königin nach Ludwigsburg, wo sie 5 Tage bleiben.