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Die Feststadt mit ihrer herrlichen Umgebung, sowie die am 1. Mai stattfindende Saisoneröffnung wird sicher ein Anziehungspunkt für manchen Festteilnehmer bilden.

Neuenbürg, 15. April. In Calmbach ist in vergangener Nacht ein Doppelhaus abgebrannt, wobei ein in demselben wohnender Mechaniker mit seinen drei Kindern den Tod in den Flammen fand.

Stuttgart, 14. April. Am I. Mai hält der rasch zunehmende Lehrerverein für Naturkunde in der Siegelberger Bierhalle beim Feuersee seine General­versammlung ab. Neben der Besprechung von Ver­einsangelegenheiten sind drei Borträge vorgesehen: I)Unsere Laufkäfer" von Lehrer Zwiesele-Reut­lingen; 2)Unsere Mose" von Schullehrer Wälde- Weiden; 3)Neckar-Ueberschwemmungen" von Mittel­schullehrer Geyer-Neckarthailfingen. Außerdem ist eine Ausstellung von Naturgegenständen, Lehrmitteln u. s. w., sowie Gelegenheit zu Tauschverkehr in Aussicht genommen.

Stuttgart, 14. April. Die Kammer der Abge­ordnete» trat in ihrer gestrigen Sitzung in die Beratung des Etats des Finanzministeriums ein. Bei Kap. 98 wurde auf Antrag der Kommission ein Gehalt von 3780 für einen Expeditor oder Registrator bei der Domänendircktion mit 40 gegen 39 Stimmen abgelehnt, obgleich der Finanz­minister für die Exigenz warm eingetreten war und betont hatte, daß eine Ablehnung derselben eine Nachforderung zum Kanzleikostenfond, aus welchem die Stelle bisher dotiert war, zur Folge haben würde. Der von Stalin vorgebrachte Wunsch weiterer Anwendung des Dienstaltervorrnckungssystems wird, wie der Minister zusagte, Berücksichtigung finden. Auf eine weitere Bemerkung des Abgeordneten von Stuttgart wegen der drückenden Penstonsbcitragslast, welche die Mili- täranwärter bei ihrem Vorrücken vom Kopisten zum Kanz­listen zu leisten haben, bemerkte der Minister, daß durch Ge­stattung von Ratenzahlung so viel wie möglich Rücksicht geübt werden solle. Bei Kap. 101, Gebäudckosten, begrüßte Stalin die von der Regierung beantragte Neuaufteilung von verschiedenen Beamten im Interesse einer rechtzeitigen Ferti­gung der Schlußabrechnung über die Bauten, wodurch auch eine prompte Auszahlung der Handwerksleute ermöglicht werde; es wäre sehr wünschenswert, wenn der Staat auf dem Gebiet der Reform des Zahlungswesens mit gutem Bei­spiel voranginge. Prälat v. Ege wünscht eine größere Be­schleunigung der Reparaturarbeiten in Pfarrhäusern, deren Verzögerung oft die rasche Neubesetzung erledigter Pfarr- stellcn verhindere. Der Minister sagte nach beiden Richtun­gen hin möglichste Abhilfe. Bei Kap 105 (Zoll- und Reichs­steuerverwaltung) trat Stälin wie schon bei der vorigen Etatsberatung, für die Einführung des Giroverkehrs mit der Staatskasse ein, und der Minister, der dies beim Verkehr mit den größeren Geldinstituten und den Gewerbetreibenden als wünschenswert bezeichnete, versprach, die Angelegenheit, bei welcher allerdings noch manche Schwierigkeiten zu beseitigen seien, im Auge zu behalten. Die Beratung wurde darauf ab­gebrochen.

Stuttgart, 14. April. (Telegramm desGe­sellschafter".) Belgrad. König Alexander ließ nachts die Regenten verhaften, teilte ihnen mit, daß er sich hiemit für großjährig erkläre und ernannte sofort das Ministerium unter dem Präsidium Dokic. Die Truppen wurden consigniert und leisteten dem König den Eid der Treue. Die Häuser der Regenten und Minister wurden umstellt. (In einem Teil der Auf­lage wiederholt.)

Stuttgart, 15. April. Aus Baden-Baden kommt die tel. Nachricht von dem Tode des früheren württemb. Kriegsministers Gen. der Inf. v. Suckow. Albrecht v. Suckow war geboren zu Ludwigsburg 13. Dez. 1828. Sein Name ist unzertrennlich ver­bunden mit dem Eintritt Württembergs in das deut­sche Reich. Er war mit Minister v. Mittnacht Bevollmächtigter bei den Verhandlungen von Ver­sailles. Sein Name steht mit dem Roons unter der württ. Mil.-Konvention, Seit seiner Zuruhe, setzung lebte S. in Baden-Baden. Der Tod trat heute Nacht in Folge einer Unterleibsentzündung ein. Die Beerdigung findet voraussichtlich in Baden- Baden statt.

Das diesjährige Bundesfest des Württem- bergischen Kriegerbundes findet bekanntlich in den Pfingsttagen inEßlingen statt. Die Anmel­dungen dazu laufen schon jetzt so zahlreich ein, daß man eine sehr starke Beteiligung seitens der militä­rischen Vereine des Landes erwarten kann. Seitens der K. Eisenbahndirektion ist auf weitgehendes Ent­gegenkommen zu rechnen. Was aber dem Fest seine besondere Weihe verleihen wird, ist, daß S. M. der König, als Protektor des Bundes, seinen Besuch be­reits zugesagt hat, so daß die württembergischen Krie­ger ihren Bundestag im Verein mit ihrern obersten Fürsten und Kriegsherrn begehen werden, was auf die Teilnehmer am Feste gewiß von besonderem Ein­flüsse sein wird.

In denHamb. Nachr." veröffentlicht Fürsti

^Bismarck folgende Danksagung:Auö Anlaß meines Geburtstages habe ich aus allen Teilen des Reiches und von Deutschen im Auslande eine große Zahl von Glückwünschen erhalten, in denen ein hohes Maß patriotischen Gefühls und persönlichen Wohl­wollens für mich zum Ausdruck kommt. Es ist mir schmerzlich, auf die Einzelbeantwortuag verzichten zu müssen, weil das Mißverhältnis zwischen der so er­freulich großen Zahl und meinen Arbeitskräften sich zu sehr geltend macht. Ich bitte alle meine Freunde, welche mich durch ihre Teilnahme an meiner Feier geehrt und durch den erneuten Beweis ihres Wohl­wollens hoch erfreut haben, meinen herzlichsten Dank durch diese Veröffentlichung entgegenzunehmen."

Als weiterer Unterhändler bei dem Kompromiß zwischen der Reichsregierung d. h. dem Reichskanz­ler Grafen Caprivi und der durch den Ab«, v. Huene vertretenen Zentrumspartei über die Mili- tärvorlaqe wird jetzt auch der Fürstbischof vr. Ko pp von Breslau genannt. Will er die Rolle desehr­lichen Maklers" übernehmen?

Berlin, 12. April. Die von Reichswegen nach Chicago geschickten deutschen Bureaubeamten petitionierten um Erhöhung ihrer Diäten, die jetzt siebenzig Mark auf den Tag betragen. Die Woh- nungs- und Lebensmittelpreise stiegen täglich; für ganz einfache Zimmer müßten sie bereits durchschnitt lich dreißig Mark Tagesmiete zahlen. Die Preise für Verpflegung seien ebenfalls entsprechend unverschämt

Berlin, 13. April. Ahlwardt will morgen nur einen Teil der Aktenstücke vorlegen und die an­deren in eine Skandal-Broschüre verarbeiten

Mit großer Bestimmtheit wird jetzt behauptet, daß der Äbg. v. Huene, obschon dies in klerikalen Blättern bestritten wird, mit dem Reichskanzler Gra­fen Eaprivi etwa folgendes Kompromiß verein bart haben:Gesetzliche Feststellung der zweijährigen Dienstzeit, 10000 Mann weniger als die von der Regierung geforderte Präsenzzahl, ratenweise Be­willigung der Präsenzzahl." Ob der Abg. v. Huene damit eine Mehrheit im Reichstag erhält, ist natür­lich immer noch zweifelhaft, da ein großer Teil des Zentrums bis jetzt noch dagegen sein soll. Jeden­falls aber wird die Regierung, sollte sie wirklich, um die Militärvorlage durchzudrücken, ein Bündnis mit dem Zentrum schließen, für das sie sich dann natürlich erkenntlich zeigen müßte, ihre Stellung ge genüber der konservativen und der nationalliberalen Partei zu einer sehr schlechten machen.

Berlin, 14. April. Das Kaiserpaar gedenkt, wie verlautet, auf dem Rückwege aus Italien nach Wien sich zu begeben und dort vom 6. bis 9. Mai verweilen.

Berlin. 14. April. Pfarrer Kneipp empfing nach Schluß seines gestrigen Vortrogs einen silbernen Lorbeerkranz von seinen Verehrern. Ein großer Teil des Publikums geleitete Kneipp unter lautem Jubel zum Bahnhof und brachte dort stürmische Hochrufe auf ihn aus.

Berlin, 14. April. Das Präsidium des Reichs­tages rechnet bei seinen geschäftlichen Dispositionen mit der Auflösung als einer feststehenden Thatsache.

Deutscher Reichstag. Am Donnerstag nahm der Reichstag seine Arbeiten nach den Ostferien wieder auf. Abg. Ahlwardt ließ zum Beginn der Sitzung einen großen Stoß von Aktenstücken auf den Tisch des Hauses niederlegen. Abg. Menzer (kons.) fragt, was die Reichsregierung zu thun gedenke, um dem drohenden Ruin der deutschen Tabaks­bauern durch gesetzgeberische Maßnahmen Einhalt zu thun. Staatssekretär von Maltzahn erwidert, der Rückgang des Tabaksbaues habe nichts mit der Gesetzgebung, sondern nur mit dem wirtschaftlichen Notstand zu thun. Augenblicklich seien gesetzgeberische Maßregeln darum nicht wohl zulässig. Abgg. Graf Los (Ctr.), Bür kl in (natlib.) wünschen doch ein mäßiges Eingehen auf die Wünsche der Tabaksbauern, da unter denselben in der That eine sehr große Erbitterung herrsche. Abg. Barth (freist) hegt ebenfalls Sympathieen für die Leute, ist aber der Ansicht, eine wirksame Verbesserung der Preise für inländischen Tabak sei nur durch Erzielung besserer Qualität zu erreichen. Abg. von Winterfeld (kons.) erachtet eine kleine Unterstützung der Tabakbauern für nötig; die Leute geben sich größte Mühe, kämen aber doch zu nichts. Abg? Molkenbuhr (Soz.) ist der Ansicht, der Tabakkonsum könne erst dann wieder steigen, wenn die Ar­beiter höhere Löhne erhielten, und mehr Tabak rauchen könn­ten. Abg. Clemm (natlib.) bemerkt, in der Pfalz gebe man sich schon die größte Mühe, den Tabak zu verbessern, aber die Preise seien doch nicht gestiegen. Ein Beschluß wird nicht gefaßt. Nächste Sitzung: Freitag. (Wuchergesetz.)

Besterreich-Angarn.

Pest. 14. April. In Vesprim wurden gestern 141 Häuser eingeäschert. Zwei Personen sind ver­brannt, 1000 Personen sind obdachlos, der Schaden beträgt

Telgte n-H o l l s n d.

Brüssel, 14. April. 5000 Manifestanten durch­zogen die Straßen und zertrümmerten die Scheiben. Die Polizei ging mit blanker Waffe vor, es gab mehrere Verwundungen. Die berittene Bürgergarde zerstreute schließlich die Menge. Eine Anzahl Per­sonen, darunter 3 Sozialistenführer, wurden verhaf­tet, die letzteren nach dem Verhör aber wieder frei- gelassen. Nachdem vollkommene Ruhe eingetreten, wurde die Zivilgarde und die Polizei 12'/« Uhr nachts entlassen. In Quaregnon errichteten 3000 Ausständige Barrikaden. Die Gendarmen feuerten mehrmals aus die Menge. E n Gendarm wurde schwer mißhandelt; 6 Ausständige verhaftet.

Portugal.

Ein höchst ungemütliches Dasein führt der König von Portugal. Am Mittwoch Abend, als der König das Theater verlassen hatte, ist schon wieder ein Angriff auf ihn verübt worden, diesmal von einem betrunkenen Arbeiter, der in seinen Wagen einzu­dringen suchte. Es ist dies innerhalb kurzer Frist der dritte Fall, daß der König Attentatsversuchen bezw. öffentlicher Jnsultierung ausgesetzt gewesen ist. Der Angreifer ist verhaftet worden.

Italien.

Rom, 14. April. Aus Anlaß der silbernen Hochzeitsseier des Königspaares sind beim Minister des königlichen Hauses bereits mehr als 30,000 Un­terstützungsgesuche eingelaufen.

England.

London, 14. April. Die Gesamtzahl der Toten bei dem Grubenunglück von Ponlyprivd wird auf über 80 angegeben.

Serbien.

Belgrad, 14. April. Die Stadt ist beflaggt. Die radikalen fortschrittlichen Blätter veröffentlichen die Proklamation des Königs und begrüßen dieselbe sympatisch.Bidelo" sagt, von Serbien sei ein Alpdruck gewichen, es habe sich wieder gezeigt, daß die Dynastie Obrenowitsch mächtiger sei, als die ein­gebildete Größe der Regenten. Dre radikalen Blätter begrüßen den König als Retter des Staats und schwören ihm Treue. Der König erschien gestern nacht in Begleitung des neuernannten Militärgou­verneurs von Belgrad des Obersten Koka Milowa- novitsch in den Kasernen und hielt Anreden an die Truppen, worauf die Eidesleistung vor sich ging. Das Offizierskorps begrüßte den König mit be­geisterten Zurufen. Die zum Diner geladenen bis­herigen Regenten und Minister erfuhren nach Tisch, daß sie Gefangene der Truppenkommandanten seien. Nur zögernd unterschrieben die Regenten Ristitsch und Belimarkowitsch ein ihnen vorgelegtes Aktenstück, worauf sie im neuen Palais zur Jnhaft gehalten wurden. Die Regenten und Minister blieben bis 10 Uhr vormittags gefangen, worauf sie freigelassen wurden. Die Eidesleistung der königlichen Beamten und Truppen vollzog sich im ganzen Lande ohne Zwischenfall. Die Stimmung in Belgrad ist geho­ben, die Illumination der Stadt vorbereitet. Die Häuser der Radikalen und Fortschrittler sind deko­riert. Das entschlossene und umsichtige Auftreten des Königs findet allseitige Anerkennung.

Belgrad, 14. April. Die Proklamation des Königs Alexander lautet am Schluß: Sterben! Von heute an nehme ich die königliche Gewalt in meine Hände. Von heute an tritt die Verfassung ganz in Kraft und erhält ihren vollen Wert. Im Vertrauen ,, auf den glücklichen Stern des Obrenovic werde ich, gestützt auf die Verfassung und die Gesetze, mein Land regieren und so fordere ich Euch Alle auf, mir treu und ergeben zu dienen. Mein teures Volk, ndem ich Gott anflehe, daß er jeden meiner Schritte beschütze, schließe ich mit dem Rufe: Es lebe das Volk. Gez. Alexander, Belgrad, 13. April 1893. Amerika.

Der Streik in Chicago ist bereits wieder be­endet. Ju einer am Montag abgehaltenen Kon- erenz der Ausstellungs-Verwaltung und der Arbei- terführer wies der Arbeitsdirektor darauf hin, daß nach dem zu Beginn der Arbeiten getroffenen Ueber- einkommen die Syndikatsarbeiter und die freien Ar­biter ohne Unterschied zusammen arbeiten sollten. Die Arbeiterführer erkannten dies an und erklärten den Streik für beendet.

'/« Million Gulden.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'scheu Buchdruckerei.