Monate, in Frankreich 33—35, bei Durchführung des Boulangerschen Gesetzentwurfs ca. 30 Monate.
— Eine Aeußerung des preußischen Kriegsministers, gegen deren Fruktifizierung zu Wahlzwecken durch die Opposition sich ein gestern gemeldeter Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." wendet, ist folgende: „Es handelt sich nach der Auffassung der verbündeten Regierungen keineswegs um eine augenblicklich drohende Kriegsgefahr; wenn das der Fall wäre, meine Herren, so wäre diese Vorlage ja eine ganz verfehlte. Eine Gesetzesvorlage, welche die Friedenspräsenzstärke des Heeres vom 1. April nächsten Jahres zu erhöhen beabsichtigt, wäre nicht das geeignetste Mittel, um einer augenblicklich drohenden Kriegsgefahr entgegenzutreten; läge eine solche vor, so wäre ja die einzige Antwort die Mobilmachung." — Die Ausführung der „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich an die mißbräuchliche Verwendung der Worte: „Es handelt sich keineswegs um eine augenblickliche Kriegsgefahr." Solchen Versuchen gegenüber stellt die „Nordd.-Allg. Ztg." fest: „Damals hatte der politische Himmel ein ganz anderes Aussehen. Aber inzwischen hat er sich mit Wolken bedeckt, und zwar lediglich in Folge des Verhaltens der Oppositionsparteien."
— Ueber die Haussuchungen schreibt man der „Bad. Ldsztg.": Die Haussuchungen bei den der Mitgliedschaft der Patriotenliga Verdächtigen dauern noch fort, doch haben sie in der Stadt Metz zu keinem Ergebnis geführt. Auf dem Lande dagegen sind zahlreiche Agenten Antoine's, die seinen Wahlaufruf und Stimmzettel für ihn verteilten, verhaftet. Sie sollen für ihre Agitation täglich 10 erhalten haben und zwar aus der Kasse der obengenannten Liga. — In Bischheima. Saum wurde der Kreidefabrikant Grebert wegen Verdachts des Landesverrats verhaftet, nachdem eine Haussuchung bei demselben stattgefunden hatte. Grebert besitzt die elsaß-lothringische Staatsangehörigkeit.
Frankreich.
— Der „Kreuz-Ztg." wird aus Paris geschrieben: „Der feste Schlag, den Kaiser Wilhelm auf seinen erzenen Schild that, ließ die kühnen Worte der Presse erlahmen, die heißen Reden der Chauvinisten erkalten, Döroulöde und seine Liga verstummen und Frankreich erkennen, daß es von Reizungen gar leicht auch zu Thaten kommen kann. Diese ernüchternde Erkenntnis, zugleich mit der Thatsache, daß am „letzten Gamaschenknopfe" noch manches fehlt, läßt Schweigen oder Friedensversicherungen die Parole in den maßgebenden Kreisen bilden. Wenn aber in Deutschland infolge der fortwährenden Abwiegelungen jenseits der Vogesen die Meinung immer mehr sich auszubreiten scheint, daß man in Frankreich ernstlich den Frieden haben wollte, so steht derselben außer der provozierenden Person des Kriegsministers die aufrecht zu erhaltende Thatsache gegenüber, daß man sich in Frankreich zum Kriege vorbereitet. Jedenfalls ist es auffallend, daß die Baracken, welche für die Ostgrenze projektiert sind, nicht etwa flüchtige leichte Bauwerke, sondern in so solider Konstruktion entworfen sind, daß sie auf die Dauer und mit wechselnder Belegung von Truppen benutzt werden können."
Hages-Weuigkeiten.
* Calw, 21. Febr. Die Wählerversammlung, welche gestern Sonntag nachmittag im Walvhornsaale stattfand und, besonders auch von auswärts, ungewöhnlich stark besucht war, nahm einen glänzenden Verlauf. Nachdem Hr. Fabrikant Zoepp ritz die Versammlung eröffnet, entwickelte Herr Kommerzienrat Staelin in übersichtlicher Form fein Programm. Er wolle sich nicht allzuweit verbreiten über die Ursache der Reichstagsauflösung, über die Vorgänge und anderes, alles dies sei den Anwesenden wohl sattsam bekannt. Interesse aber biete der Kommissionsbericht, aus welchem zu entnehmen, welche Mehrkosten dem deutschen Reiche durch Vergrößerung des Heeres erwachsen. Von den mehrverlangten 45 Millionen entfallen auf Württemberg 508.000 -//L Diese Steuerlast betrage auf den Kopf der Bevölkerung nicht mehr als 28 gewiß eine Lappalie für Jedermann, wenn es sich um den Schutz unserer Grenzen, um die Verteidigung des heimatlichen Herdes handle. Eine fast unerschöpfliche Quelle für das Reich wäre allerdings das Tabaksmonopol gewesen, wofür er seinerzeit gestimmt habe, ebenso fürs Branntweinmonopol, dies sei nun aber betgethan. Das allgemeine
lich, — dies stak schon in dem Blute, denn ihr Nachkomme, Napoleon III-, hatte vier- > zig Jahre nach Ihr womöglich noch besser gewirtschaftet. Und so verstand es Exkönigin Hortense mit Hilfe ihr ganz ergebener, treuer Männer in ihren glücklichen Tagen außer einem großen Baarvermögen zusammenzuscharren, auch viele Gutsbesitzungen, Stadt- und Landhäuser, kostbaren Schmuck, seltene Kunstgegenstände und dergleichen mehr zu erwerben. Sie konnte daher jetzt in Konstanz ein sehr vornehmes Leben führen.
Etwa acht Monate mochte sie so in ihrem neuen Heim in Saus und Braus dahingelebt haben, als sich das Bedürfnis nach frischen Geldern einstellte. Sie verkaufte zu diesem Zwecke eines ihrer Güter an einen gewissen Michel Bouson um die Kleinigkeit von 1,480,060 Fr. Ein dem Hause Bonaparte mit Leib und Seel' ergebener Herr de Braz sollte nun nach Paris, um vom Käufer das viele Geld in Empfang zu nehmen.
Zugleich gab sie ihm aber einige Schnüre besonders schöner Perlen mit, die ungefähr einen Wert von 200,000 Franks hatten, um sie bei einem Pariser Juwelier schätzen zu lassen.
Herr de Braz reiste ab, — kehrte aber nicht mehr zurück.
Zuerst wartete man in Konstanz in Geduld; als aber Herr de Braz noch immer nichts von sich hören ließ, schrieb die Ex-Königin an Michel Bousson, der sofort auch antwortete, Herr de Braz habe sofort nach seiner Ankunft das Geld behoben und sei noch am selben Tage zurückgereist.
Diese Nachricht beunruhigte natürlich die Ex-Königin im höchsten Maße. Herr de Braz war ein oft erprobter treuer Diener, man konnte an nichts anders denken, als daß ihm irgend ein Unglück zugestoßen sei. Sofort beauftragte Ex-Königin Hortense ihren zweiten, ebenso treuen Diener, den Hausmeister Marmold, Erkundigungen über de Braz einzuziehen.
Wahlrecht das von seiten der Opposition für bedroht gehalten werde, sei nicht gefährdet, im Falle aber würde er entschieden für dessen Beibehaltung ein» treten. Mit einem stürmisch aufgenommenen Hoch auf unseren Kaiser schloß der Redner seine von patriotischem Ernst durchwehten Ausführungen. Es folgten nun noch eine Reihe von Toasten, zunächst von Herrn Kollaborator Bäuchle auf den Reichskanzler Fürsten Bismarck, auf Moltke und Kriegsminister Bronsard v. Schellendorf, ferner von Hrn. Oberamtsarzt vr. Müller, welcher in humoristischer Weife, aber „mit wuchtigen Keulenschlägen", wie der „Beob." sagen würde, auf die Gegner einhieb. Zur Rechten wie zur Linken sah man Reichsfeinde heruntersinken. Redner schloß mit einem Hoch auf das deutsche Heer. Hr. Lehrer Müller toastete auf unsere reichstreuen württembergischen Abgeordneten, Hr. Schultheiß Ziegler von Gechingen brachte ein Hoch auf unfern bewährten Kandidaten aus, worauf Hr. Zöppritz die Versammlung mit einem Hoch auf den künftigen Reichstag schloß. Die Ansichten waren ungeteilte und die Stimmung die beste. Nur ein Gedanke beseelte die ganze Versammlung: „Festzustehen zum Kaiser und seinen treuen, erfahrenen Ratgebern.
Stuttgart. Metallisierte Pflanzen. Herr Fabrikant H. Trautmann in München hat es nach längerem Versuchen dahin gebracht, Blätter, Blumen, Früchte und dergl., aber auch lebende Wesen, wie Schmetterlinge, Käfer u. s. w., derart zu präparieren, daß sich auf galvanischem Wege ein metallischer Neberzug (in der Regel Kupfer) über dieselben, und zwar fabrikmäßig, in tadelloser Weise Herstellen läßt. Der Ueberzug giebt jede Feinheit der urspringlichen Form in charakteristischer Treue wieder, jede Pore, jedes Härchen eines Blattes, jeden Staubfaden einer Blüte, und bewahrt sie auf Jahre hinaus. Es läßt sich in der That kaum etwas Reizenderes denken als diese Erzeugnisse: Bouquets als fast unzerbrechlicher Schmuck für Rahmen, Guirlanven für Grabdenkmäler oder Statuen, Knospen und Blätter als Broschen verwandt u. s. w. Man erinnert sich, daß schon die ersten von Herrn Trautmann in dieser Weise aus Blumen hergestellten Fabrikate, welche den Besuchern von Schloß Berg am Starnberger See im vergangenen Sommer als Andenken an die Stätte der bayerischen Königs- katastrvphe angeboten wurden, vielen Beifall fanden. Inzwischen hat derselbe die Fabrikation erweitert, so daß die Präparate nun mit einer beliebigen Metall- und Oxydfarbe versehen und dadurch die mannigfaltigsten Schattierungen hervorgebracht werden können.
Oberndorf, 16. Febr. Der Schwarzw. B. schreibt: Nach mehrmonatlicher Abwesenheit ist gestern Herr Waffenfabrikant P. Mauser mit Familie, die ihm schon tags zuvor entgegengefahren war, von Konstantinopel glücklich und mit gutem Wohlsein wieder hierher zurückgekehrt, empfangen von geistlichen und weltlichen Vertretern der Stadt, von den Leitern und Beamten der Fabrik, bewillkommnet von dröhnenden Böllerschüssen, freudigen Herzens begrüßt von der ganzen Einwohnerschaft. Es ist bekanntlich Herrn Mauser als dem Leiter seiner weithin bekannten Firma gelungen, mit der Pforte einen Vertrag abzuschließen, dessen Ratifikationen vor wenigen Tagen ausgewechselt worden sind und nach welchem die hiesige Waffenfabrik im Zeiträume von vier Jahren 500,000 Repetiergewehre und 60,000 Repetierkarabiner an die osmanische Regierung zu liefern hat. Damit ist wiederholt größere Thätigkeit in unsere Stadt eingezogen, was zu deren Hebung in mancher Richtung nicht unwesentlich beitragen wird, ein neues Verdienst des Herrn Mauser zu den vielen, die er sich um unser Gemeindewesen und in sonstiger Beziehung erworben hat. Zugleich ist der Abschluß des so bedeutenden Auftrages ein Beweis für die Vortrefflichkeit der in der hiesigen Fabrik hergestellten Waffe, die über eine starke Konkurrenz, selbst vom Auslande, den Sieg davon getragen hat. Wie wir hören, ist Herr P. Mauser im Hinblick auf das Zustandekommen des Vertrags vom Sultan durch Verleihung des Osmanie-Ordens 3. Klasse (gestiftet 1861 vom Sultan Abdul Asis) ausgezeichnet worden.
Heilbronn, 18. Febr. Ledermarkt. Wie alljährlich war unser Februarmai kt sehr stark frequentiert, und können die Zufuhren im Verhältnis zu jetziger Jahrzeit als recht bedeutend verzeichnet werden. Schmalleder und bessere Gattungen Wildoberleder, welche als Ersatz für ersteres genommen werden, waren sehr gesucht, und wurden mit
Marmold reiste nach Paris; nach vierzehn Tagen war er wieder in Konstanz.
Er hatte weder in Paris selbst, noch auf dem ganzen Wege das Geringste über den Verbleib des Vermißten erfahren können.
Was aber war aus dem alten Manne, der nahezu zwei Millionen Franks in barem Gelde und Perlen von hohem Wert bei sich geführt hatte, geworden?
Zur Lösung dieses Rätsels wurde eine Zeit lang alles Erdenkliche in Bewegung gesetzt, bis man endlich, nach langem Hin- und Her-Nachspionieren erfahren konnte, im Gasthofe des kleinen Städtchens Delle, jenseits der französischen Grenze, sei eines Morgens ein ältlicher Reisender, der am vergangenen Abend mit Extrapost dort angekommen sei, in seinem Bette tot aufgefunden worden.
Sofort eilte Marmold nach dem bezeichnten Städtchen, um an Ort und Stelle nähere Erkundigungen einzuziehen. Wenn auch nichts davon verlautete, daß der Verstorbene eine große Summe Geldes hinterlassen habe, war dennoch die Möglich nicht ausgeschlossen, derselbe könne mit dem vermißten Herrn de Braz identisch sein. Mit schmerzlicher Erwartung sah daher die Ex-Königin dem Ergebnis dieser neuen Entdeckungsreise ihres Haushofmeisters entgegen.
Als endlich Marmold, in Delle angelangt, in dem einzelnen Gasthofe dieses Städtchens seine Wohnung genommen hatte, teilte man ihm auf sein Befragen über jenen Todesfall mit, daß dieser Vorfall nicht in dem Gasthofe, sondern in einem Privathause der Stadt unter bisher unaufgeklärten Umständen sich zugetragen habe. In der Hauptsache könne man folgendes mit Bestimmtheit angeben: Gegen Ende des Monats November 1816 kam eines Abends ein Fremder in Delle mit Extrapost an, der im Gasthofe übernachten und am folgenden Morgen seine Reise fortsetzen wollte.
(Fortsetzung folgt.)