Offener Brief an denBeobachter."

(Fortsetzung und Schluß).

Hat einer bei uns ein kleines Gut, daun ist er nebenher Taglöhner und ist mit dem Wohl und Wehe dessen, bei dem er arbeitet, auch verbunden. Der Kunz heiratet die Tochter des Bunz, der Sohn des kleinen Mannes die Tochter des größeren, und so hängt das Wohl des einen von dem Wohl des andern ab, wie das Blühen der Industrie von dem Blühen der Landwirtschaft abhängt und umgekehrt.

Ich habe mir voriges Jahr bei den guten Prei­sen einen neuen Mantel und einen neuen Anzug gekauft, an dem leider, wie schon gesagt, die Aermel zu kurz sind. In diesem Jahr würde ich es nicht mehr thuu. Ein anderer kauft nach einer guten Schranne seiner Frau einen schürz oder ein Hals- tuch, löst er aber nichts, so läßt er es sein!

Gern hätte ich Heuer eine neue Säemaschine bei Blessing in Zuffenhausen gekauft, aber bei den nied­rigen Getreidepreisen unterbleibt der Kauf. So geht alles Hand in Hand und seit mir gestern einer, der es wissen könnte, sagte, daß von sämtlichen Jndu- strieerzeugnissen des Deutschen Reichs ineinander gerechnet neun Zehntel im eigenen Land ver­braucht werden, bin ich erst recht davon überzeugt, daß das Sprichwort wahr ist:Hat der Bauer Geld, hat es die ganze Wett."

Also lieberBeobachter", laß den Bauern doch auch was gelten und sei nicht so fanatisch gegen alles, was dem Bauern wohl thut. Wenn wir mit diesen Preisen weiter arbeiten müssen, so m u ß alles Land was nicht erste Qualität ist veröden. Hier auf der Alb stehen und fallen wir mit den Getreide­preisen, ebenso ist's in dem größten Teil Deutsch­lands. Es wird gehen wie in England, Schottland und Irland.

Eine Ausnahme machen natürlich die gesegneten Gegenden, in denen per Morgen doppelt so viel wächst wie bei uns und die Gegenden, die Zucker rüben, Zichorien, Hopfen, Wein (?), Tabak rc. bauen können. Aber das ist der kleinere Teil des deut­schen Bodens und auch diese Güter nehmen am Wert ab, wenn sie auch konkurrenzfähig bleiben. Du bist besonders bös, wenn wir zuweilen in Er­manglung anderer Männer unsere Angelegenheiten in die Hände von Grafen und Baronen geben. Wir kleinen Leute haben eben weder Zeit noch die rednerische Gewandheit, die nötig ist, wenn man seine Interessen geltend machen will. Wenn wir Einen nach Berlin zu den schnabelschnellen Nord­deutschen schicken wollen, so muß er doch auch den Vorträgen folgen und selbst hochdeutsch schwätzen

können, auch muß er das nötige Geld haben, um die Reise auf seine Kosten zu unternehmen. Und so kommt es, daß nur die Wohlhabenden nach Ber­lin gingen, und weil den Baronen ihr Interesse zufällig auch das unsrige ist (es ist nicht mehr wie vor 100 Jahren!), so kommt es, daß Barone un­sere Vertreter sind. Ihr Demokraten habt eure Haußmännec, euren Payer und den großen Eugen Richter, um uns nimmt sich kein demokratischer Rechtsanwalt an.

Schimpf' auch nicht so über die Tivoliversamm­lung. Wenn Naturforscher, Aerzte oder Zeitungs­schreiber ihre Kongresse haben, so sind sie auch fidel und thun nach der Arbeit ihr möglichstes. Wenn Landwirte vielleicht noch einen besseren Appetit haben und deshalb bei Gelegenheit vielleicht noch mehr es­sen und trinken, so ist das doch eine Sache für sich, die gar nicht hergehört. Und wenn sie wunders­halber in Berlin zum boxenden Känguruh und in den Zirkus gehen, so kommt dies daher, weil sie so was auf dem Land nicht haben. Aber schön ists nicht, das hinzustellen, als ob die 15 000 Landwirte nur wcgeü dieser Sachen nach Berlin gegangen wären.

Eben bekomme ich die neue Nummer desBeo­bachters". Da heißt es,in welcher geradezu scham­losen Weise ab§r auch unsere schwäbischen Land­wirte für künstliche Verteuerung des Brotes zur Zeit Stimmung machen möchten, beweist ein Artikel in der Geislinger Zeitung" , und dann kommt wieder die Behauptung von den 14 Zoll, wovon gerade die Hälfte, aber nicht mehr, wahr ist. Alles was Du nicht verstehst, oder was Dir nicht angenehm ist. nennst Duschamlos". Es klingt recht pompös:in schamloser Weise", ich wüßte aber nicht, was da zu schämen ist, wenn ich sage: wenn wir den Zentner Getreide unter 10 verkaufen müssen, so gehen wir zu Grund, und das ist ja leider nur zu wahr. Bei 11 <46 verdienten wir etwas und bei 12 cM Pro Zentner sei. blühender Wohlstand und könnte man jeden Zollschutz entbehren. Nun schwefelst Du von 14 Zoll-wer ist da schamlos?

8 50 lösen wir, 10 ^ sollten wir lösen

und bei 12 ^ pro Ctr. blühender Wohlstand bei Land­wirtschaft und Industrie, das ist die ganze Hexerei. Gicb doch Deinen Lesern den ganzen Wortlaut meines Artikels, es werden viele Deiner Leser es verstehen, wie es gemeint ist und wird keiner etwas schamloses" dabei finden.

Was soll denn der Bauer thun? 10 ^ kostet ihn der Zentner Kernen herzustellen, um 8 ^ 50 ^ soll er ihn verkaufen? Zuckerrüben, Tabak rc., wie uns schon demokratische Blätter geraten haben, kön­

nen wir auf der Alb nicht bauen; sollen wir unser Feld im Stich lassen und auswandern? Wohin?

Wenn Du der Volksfrcund bist, für den Du Dich ausgiebst, so geh' doch hinaus zu den Bauern und frage verständige Leute, ob mau für 8 ^ 50 ^ den Zentner Weizen bauen kann, und nenne nicht alles, was nicht in Dein Parieiprogramm paßt, kurz­wegschamlos". Auch ist der Notstand der Land­wirtschaft eine Sache, die von jedem B itcrlandssrcund nachgerade geprüft werden sollte, man sollte meinen, es sei ein etwas, das weder Politik noch Partei berührt. Laß all den HegelmayerSkram, versöhne Dich mit dem allernützlichsten Bürger, mit dem Bauern, und hilf dessen Interessen zu wahren, dann erst bist Du ein richtiges Volksblatt und dann freuen auch wir uns, wenn Du jedem, der es verdient, eins aufs Dach giebst.

Oder treibst Du Deine zersetzende Agitation nur aus Liebe zum Hetzen und Schimpfen? nur u n Unzufrie­denheit hervorzurufen, damit die Unzufriedenen dann ins sozialdemokratische Lager gehen? Und all die böse Saat nur wegen der paar Sitze im Reichs- u. Landtag?

Etwas Pfeffer ist gut, aber wenn Du Deine Leser jahraus jahrein nur mit Pfeffer fütterst, be­kommen sie ungesundes Blut.

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