Amts- und Intelligenz-Blatt für den Overamts-Beztrk Nagold.

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gewShnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bei mehrmaliger je 6 -t.

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41.

Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier lohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb des Bezirks 1 ^ 30 -4. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

Samstag 8. April

1893 .

Tüchtigkeit seiik Geschäft zu schöner Blüte -gebracht, sondern auch durch sein lebhaftes Interesse für öffent­liche und Vereinsangelegenheiten und sein selbstloses, aufopferndes Wirken für dieselben sich bleibende Verdienste erworben hat. So wurde er durch das Vertrauen seiner Mitbürger in den Bürgerausschuß gewählt, er bekleidete aber auch bei verschiedenen Vereinen Ehrenämter, die man in seiner Hand gut verwaltet wußte, so beim Liederkranz, bei der Feuer­wehr. beim Gewerbeverein, der Handwerkerbank, beim homöopathischen Laieuverein, und der letzte Abend, an dem er noch ausging, brachte ihm die Wahl in den Ausschuß der Mädchenmittelschule. Aus diesem rei­chen, gesegneten Wirken heraus riß ihn, nach mensch­lichem Ermessen für seine Familie und für seine vielen Freunde viel zu früh, der unerbittliche Tod. Eine kleine unbedeutende Verletzung an dem linken Daumen, bei der nicht einmal Blut geflossen war, verursachte eine Blutvergiftung, die langsam, aber unaufhaltsam fortschreitend allmählich den ganzen Arm ergriff und trotz der aufopferndsten Pflege der Seinen und dem redlichsten Bemühen der Aerzte, welche als letztes Mittel noch eine Amputation des Armes Vornahmen, die Lebenskraft des erst ^jähri­gen Mannes aufzehrte und am Sonntag Nacht I0'/z Uhr seinem Leben ein Ziel setzte. Von seiner Beliebtheit und der allgemeinen Teilnahme gab der große Leichenzug mit Liederkranz und Feuerwehr mit Musik an der Spitze beredtes Zeugnis; der Lieder­kranz ehrte ihn auch durch den lief empfundenen Vonrag einiger Sterbelieder. Dekan Schott schöpfte in der Lcichenpredigt den Angehörigen Trost aus dem göttlichen Wort, woher allein ein solcher kom­men kann, und zeigte, wie Gott durch die Trübsal die Leinen zu sich ziehen und eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit bei ihnen schaffen will. Zum Schluß legten mit herzlichen Worten dankbarer Anerkennung Stadtpflcger Kapp im Namen des Liederkranzes, Feuerwehrkommandant Benz im Namen der Feuer­wehr (beide unter Ehrung durch die Fahne) u. Ober­lehrer Köbele im Namen des homöopathischen Laien­vereins an der offenen Gruft Kränze nieder; der kaufmännische Verein hatte einen solchen in die Wohnung gesandt. Durch alle Reden hindurch ging der Gedanke, den man auch sonst aussprechen hören -kann: Er war uns viel, wir werden den treuen

Amtliches.

Nagold.

Bekanntmachung,

Staatliche Viehprämierung betreffend.

In Gemäßheit der im Staatsanzeiger vom 24.

Juni 1891 Nro. 143 und >m Wochenblatt für Land­wirtschaft vom 28. Juni 1891 Nro. 26 veröffent­lichten Grundbcstimnuingen für die staatlichen Be­zirks - Rindviehschauen in Württemberg findet in Nagold auf dem von der Stadtgemeinde zur Ver­fügung gestellten Mustcrungsplatz, Stadtacker, am Freitag, den S. Mai 1893, morgens 8 Uhr,

eine staatliche Bezirks-Rindviehschau statt.

Zugelassen werden zu der Schau Zuchttiere des Roten und Fleckviehs, nämlich:

a) Farren, sprnngsähig mit 24 Schaufeln, d) Kühe, cikcn'ibar tragend oder in Milch, mit höchstens 3 Kälbern.

Preise können bei der Schau in nachfolgenden Abstufungen zuerkannt werden:

a) für Fairen zu 140, 120, lOO, 80 d) für Kühe zu 120. 100, 80. 60 ^ llebrigens wird temerkr, daß die Höhe wie auch die Zahl der zu vergebenden Preise jeder Abstufung erst bei der Schau selbst unter Berücksichtigung der Beschaffenheit der vvrgcsührten Dcre cndgillig fest­gesetzt wird.

Diejenigen, welche sich um Preise bewerben wollen, haben ihre Tiere bis 25. April d. I. bei Herrn Oberamtstierarzt Wallrasf unrer Benützung der von demselben zu beziehenden Anmeldescheine anzumelden und spätestens bis zu der oben ange­gebenen Zeit auf dem Musterungsplatz auszustellen.

Farcen müssen mit Nasenring versehen sein und am Leitstock vorgeführt werden.

Den 5. April 1893

K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung, btr. Floßsperre auf der Nagold.

Um eine Stauung des Floßverkehrs zu ver­hindern, wird hiemit im Einverständnis mit dem K.

Forstamt Wildberg das Fohren der Flöße bis in die Monhardter Wafferstube gestattet. Das Abfah­ren aus der Mohnhardter Wasserstube ist bis 15.

April ds. Js. verboten (s. oberamtliche Bekanntma- - Freund schwer vermissen, wir werden ihn nicht ver- chung vom 22. März. ds. Js.). gessen!

Nagold, den 6. April 1893. j Stuttgart, 4. April. Die Konfirmation der

_ K. Oberamt. Vogt. Prinzessin Pauline, Tochter S. M. des Königs, er-

Bekanntmachnng folgt am l. Mai in Ludwigsburg. Zu dem feier-

llnter der auf Markung Ober-Schwandorf wei- Uchen Akt werden zahlreiche fürstliche Anverwandte denden Schafherde des Friedrich Haag und Gottlieb: erwartet.

Volz von Egenhausen und der auf Äarkung Wald- ; Ulm, 4. April. Ein Itzjähriger Buchdrucker­dorf weidenden Schafherde des Gutspächters Treiber j lehrling versuchte sich gestern abend aus Aerger in Unter-Schwandorf und des Schäfets Schuster darüber, daß seine Angebetete gestern nachmittag im

in Walddorf ist die Riinde ausgebrochen. Nagold, den 6. April 1893.

K. Oberamt. Bollmar, Amtm.

!Steinhäule" mit einem andern getanzt hatte, zu ' erschießen. Die Kugel prallte aber an der Rippe lab. Derselbe sprang sodann in die Donau, wurde l aber auch an diesem Selbstmord verhindert.

! Biberach, 30. März. Ein ganz eigentüm- j licher Fall setzte gestern Abend ein hiesiges Eltern­paar in tiefe Trauer. Der gerade allein zu Hause

Hages-Werrigkeiten.

Deutsches Hleich

fff Nagold , 6. April. Gestern wurde hier befindlichen Frau wird von einem Kunden^ eine ein Mann zu Grabe getragen, dessen Schicksal die Rechnung bezahlt. Das am Tisch befindliche kleine allgemeine und herzliche Teilnahme der ganzen Ge- - Töchterlein ergreift ein Dreimarkstück und schiebt es meinde erregt hat. Es war dies einer unsrer rüh. so weit in den Mund, daß dieses sich im Schlunde rigsten und geachtetsten Mitbürger, Konditor festsetzt. Wohl glückt es nach vieler Mühe der Heinrich Gauß, der nicht nur durch seine Mutter, das Geldstück loszubringen. Allein die dar­

auffolgende Geschwulst des Halses führte trotz so­fortiger ärztlicher Hilfe den Erstickungstod des armen Kindes herbei.

Der Kunsthistoriker Geh. Rat Professor Dr. Lübke ist am 5. April in Karlsruhe, 67 Jahre alt, gestorben.

Friedrichsruh, 1. April. Die Zahl der Tele­gramme zu Bismarcks Geburtstag war besonders groß (von 30000 Glückwünschen hatte der Draht nicht weniger als 3000 befördert); doch sei nur ei­ne» gedacht, welches besondere Heiterkeit in der fürst­lichen Familie und unter den Gästen erregte: Es war von den Mitgliedern eines Damenpensionats im Harzstädtchen Stolberg. Es lautet natürlich in Poesie: Stets heiter gelaunt und jung noch an Jahren. Politisch ganz harmlos und unerfahren, Den Haushalt zu lernen mit Eifer bedacht, Zii dessen Studium wir hierhergebracht, Heut In dem jubelnden Festgebraus Rufen auch wir begeistert aus: Der Kanzler hoch, der in deutschen Landen So meisterlich hauszuhalten verstanden: Gott schenk' ihm noch lange Gesundheit und Kraft, Der Ord­nung in deutscher Küche geschafft! Dies widmet Dir aus waldumrauschtem Städtchen Im Harzgebirg ein Dutzend junger Mädchen.

Friedrichsruh, I. April. Fürst Bismarck sagte in seiner Rede über Schleswig-Holstein (circa 1500 hatten ihn besucht): er sei immer für die Annektierung Schleswig-Holsteins an Preußen gewe­sen, aber weniger im Sinne einer Gebietserweiterung Preußens als aus Liebe zu den deutschredenden Nachbarn. Er habe auch von Anfang gemeint, daß die Frage ohne Schwertschlag nicht entscheidbar sei. Für Schleswig-Holstein habe das Wort gegolten: dat walt Gott und kalt Isen; jetzt heiße es: op ewig ungedeelt mit dütsches Rik. Schleswig-Holstein sei jetzt stammverwandt von Schleswig bis zum bayrischen Oberland. Diese Stammverwandtschast zum deutschen Reich könnten wir nicht besser aus» drücken, als einzustimmen in ein brausendes Hoch auf den Schirmherrn aller Stämme des deutschen Reiches, unfern Kaiser.

Eine außergewöhnlich große Anzahl von Land­wirten hatte sich am 29. März, in Schönhausen zur Sitzung des dortigen landwirtschaftlichen Vereins eingefunden. Hierbei brachte Rittergutsbesitzer von Rohr-Wudcke den Antrag ein, den Grafen Herbert von Bismarck als Kandidaten für die Wah!en zum Abgeordnetenhaus und zum Reichstag auszustellen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen. Graf Herbert Bismarck erklärte, daß es ihm zur großen Ehre gereichen würde, wenn das Vertrauen der Kreisein gesessenen und Gerussgenoffen ihm die par­lamentarische Vertretung ihrer Interessen übertra­gen sollte.

Frankreich

Der jüngst in Rouen (Frankreich) alsSpion" verhaftete angebliche württembergische Reserveoffizier war, wie der Stuttg. Beob. mitteilt, s. Z. Roßarzt im württembergischen Armeekorps. Er war in Rouen acht Tage in Haft.

Spanien.

Großes Aussehen erregt in Madrid der Selbst­mord ver Aebtissin des Trinitaria-Klosters. Sie war 63 Jahre alt und gehörte dem Kloster 45 Jahre an. Sie hörte noch die Messe, traf einige Anord­nungen und schrieb dann einen Brief an die Behörde, worin stand, daß sie sich das Leben nehmen werde. Sie stürzte sich sodann von einem Fenster des zweiten