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Es ist unrichtig, daß das Lokal der Mittelschule für die Fortbildungsschule ausreichen würde. Es ist ferner unrichtig, daß der Zeichensaal im Erd­geschoß des neuen Schulgebäudes als anderweitiges Unterrichtslokal für die vorgeschlagene Masse be­nützt werden könnte. Derselbe ist als Zeichensaal nicht entbehrlich. Endlich ist es ganz und gar unrichtig, daß sowie so schon die Anstellung eines weiteren Lehrers an der Mädchenschule wegen Ueberfüllung der unteren Klassen in Aussicht stehe. Dies wurde von zuständiger Seite vollständig in Abrede ge­zogen. Es ist also mit der angeblich so einfachen und fast kostenlosen Einführung der verbesserten Mittelschule nichts. Der Unterz, ist der guten Zu­versicht, daß der im genannten Artikel gemachte Ver­such, die bestehende Mädchenmittelschule in der öffent­lichen Meinung herabzusetzen und als eine verfehlte Einrichtung hinzustellen, bei dem Publikum nicht ver­fangen wird und daß insbesondere die bürgerlichen Kollegien, die allerdings das letzte Wort über Sein oder Nichtsein der Schule zu sprechen haben, das bisher der Schule in dankenswerter Weise erwiesene Vertrauen derselben nicht entziehen werden. An den Einsender selber aber erlaubt er sich die Bitte, er möge die Mittelschule, mit der die El­tern, die bisher ihre Kinder schickten, im Allge­meinen wohl zufrieden waren, auch seinerseits in Frieden lassen. Wozu soll es führen, wenn immer wieder an den bestehenden Schulen gerüttelt, bald die Existenz der Lateinschule, bald die der Mittel­schule in Frage gestellt und die öffentliche Meinung für neu ausgeheckte Schulpläne bearbeitet wird? Es ist aufs dringendste zu wünschen, daß unsre Schulverhältniffe aus dem Stadium der Neun- ruhigung, in dem sie sich seit geraumer Zeit befinden, herauskämen. Die Schularbeit selbst könnte dadurch nur gewinnen. Vorstehende Bemerkungen zu der Erklärung sind zwar nicht in förmlichem Auftrag des Ausschusses, dem der Wortlaut derselben nicht Vortag, aber doch in seinem Sinne geschrieben.

Rektor Brügel.

** Nagold, 3. April. Bei der am 28. März durch den Vorstand des hiesigen Gewerbescbulrats, Stadtpfarrer Dieterle, unter Teilnahme des Vor­stands des Gewerbevereins, Kommerzienrat Sann- wald, vorgenommenen Schlußprüfung der gewerb­lichen Fortbildungsschule, Abteilung Rechnen, Aufsatz und Buchführung, wurden befriedigende Re­sultate erzielt. Elf Schüler konnten mit Prämien (ä 3 und Belobungen bedacht werden. Prämien erhielten 4 Schüler, welche den Kurs zwei- bis dreimal mitgemacht hatten, nämlich Jakob Wößner, Seifeusiederlehrling, Albert Harr, Seifensiederlehr­ling. Otto Dürr, Buchdruckerlehrling, und Friedrich Gräther, llhrmacherlehrling. Belobungen wurden abgegeben an folgende Schüler, die erstmals an dem Unterricht teilgenommen hatten: Wilhelm Köhler, Schreiberlehrling, Eugen Jaudas, Uhrmacherlehr­ling, Friedr. Strienz, Schreinerlehrling, Heinrich Vollmer, Schreiberlehrling, Gottlob Sch äff er, Buchdruckerlehrling, Ernst Kiefer, Schlofferlehrling und Wilhelm Weitbrecht, Tuchmacherlehrling.

* Nagold. 4. April. Wer wirklich prächtig blühende Zwergbäume sehen will, der mache einen kleinen Spaziergang zu Schiffwirt Rauser hier.

Eingesandt. Im Gesellschafter Nr. 38 kam ein Artikel aus Altensteig vom 27. März d. I., in welchem der Herr > Korrespondent sich mit einigen Industriellen des Bezirks zu beschäftigen beliebt, welche er beschuldigt, den gegenüber der Stadt Al- tensteig eingegangenen Verbindlichkeiten jetzt nach 2 Jahren noch nicht nachgekommen zu sein. Einsender dieses ist nun der Meinung, daß der Herr Artikel- schreiber wenn er diesen Gegenstand zur Be­sprechung in einem öffentlichen Blatt überhaupt für geeignet hielt sich nicht nur über die Höhe des Betrags und über den Verhandlungstermin hätte informieren sollen, sondern auch darüber, ob die An­sprüche der Stadt Altensteig so glatt liegen, daß es sich nur um Beitreibung von Forderungen handeln könne, er würde sodann den Eindruck bekom­men haben, daß unter den fraglichen 12,000 größere Beträge stecken, welche von einzelnen Indu­striellen gar nicht anerkannt werden, weshalb es sich um deren Beitreibung erst dann handeln kann, wenn die Stadtgemeinde Altensteig die Berechtigung ihrer Forderung nachgewiesen haben wird und die betref­

fenden Industriellen zur Bezahlung rechtskräftig verurteilt sind.

Stuttgart, 29. März. Eine genaue Unter­suchung des hiesigen Schlachthauses hat dazu ge­führt, den schon lang projektierten Neubau auf der Prag in kürzester Frist in Angriff zu nehmen. Auf dem günstig gelegenen Platze des alten Schlacht­hauses wird hernach ein bedeutendes Bauquartier disponibel.

Stuttgart, 30. März. Nach der vorletzten Vorstellung des Zirkus Busch hatte Direktor Busch das Unglück, eines seiner besten Schulpferde, das einen Wert von über l0,000 »kL repräsentiert, durch einen plötzlichen Herz- oder Lungenschlag zu ver­lieren.

BiehzählungSergebnis. Die am 1. Dezbr. vorgenommene Viehzählung hatte in Württemberg folgendes Ergebnis: Pferde 101,625, Maultiere und Esel 76, Rindvieh 979.059, Schafe 384,335, Schweine 394,402, Ziegen 69,987. Bienenstöcke 115,947, Gänse 232,682, Enten 139,296, Hühner 1,937,547.

Ständisches. Im Druck erschienen ist der Ent­wurf eines Gesetzes, betreffend die Beschaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau, sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Berkehrsanstalten- Berwaltung in der Finanzperiode 1893195. Gefordert werden in Art. 1 zur Fertigstellung der Bahn Schram­bergSchiltach 550000 der Bahn Nagold Altensteig 400000 vlL. Für bauliche Anlagen zur Entlastung des Bahnhofs Stuttgart werden in Art. 2 4137 000 ^ bestimmt, und zwar 1) für eine Ver­bindungsbahn Untertürkheim-Kornwestheim als erste Rate 2000000 -/lL. 2) für eine Verbindungslinie zwischen der Hauptbahn und der Gäubahn auf der Prag 400 000 ^, 3) für ein zweites Geleis der Strecke StuttgartHasenberg 416 000 4) für

einen auf der Prag anzulegenden Güterbahnhof als erste Rate 1000000 ^, 5) für Erweiterung des Bahnhofs Hasenberg 321000

Brandfall: Den 29. März in Knittlingen ein von drei Familien bewohntes Haus samt Scheuer, am See gelegen.

Karlsruhe, 30. März. Dem Beispiele der Mannheimer Brauer folgend, sind auch die hiesigen Brauer in eine Lohnbewegung eingetreten, die nach langem Bemühen jetzt zu einer festen Organisation geworden ist. Die Forderungen, die die Brauer aufstellen, sind: 24 Wochenlohn, zehnstündige Arbeitszeit und Beschränkung der Sonntagsarbeit auf 2 Stunden, Bezahlung der Ueberstunden mit 40, resp. 50 angemessene Behandlung und Koa­litionsfreiheit. Die von den Brauern eingesetzte Lohnkommission hat in ihren Verhandlungen mit den Brauereibesitzern wenig Erfolg gehabt. Die Brauereien haben einen Ring gebildet und weigern sich, die Forderungen anzuerkennen; sie haben ferner den Beschluß gefaßt, im Falle über eine Brauerei der Boykott verhängt wird, sämtliche Mitglieder des Brauergehilfenverbandes zu entlassen. Einzelne Brauereien sind geneigt, Aufbesserungen eintreteu zu lassen, wollen sich aber nicht dem Zwange fügen.

Nürnberg, 28. März. Eine Blutthat, die an jene in Salmdorf erinnert, wurde vergangene Nacht in Dietkirchen, A.-G. Kastl in der Oberpfalz, verübt. Der Lehrer Brunner fand, als er früh um 5 Uhr aus den oberen Räumen seiner Wohnung, wo er geschlafen hatte, in die untern kam, seine zwei jün­geren Kinder, sowie die Magd erschlagen, während die Frau nur noch geringe Lebenszeichen von sich gab. Sämtliche Behältnisse waren erbrochen. Vom Thäter fehlt bis jetzt jede Spur.

München, l. April. Der des vierfachen Raub­mordes schon verdächtig gewesene Barbier Gutten- berger von hier wurde heute Vormittag der That geständig.

Frankfurt, 30. März. Infolge der im April stattfindenden weltlichen Festlichkeiten hat der Vati­kan sich veranlaßt gesehen, alle Bürgerkomitees zu ersuchen, in der Zeit vom 17. April bis 2. Mai Pilgerzüge von Rom fernzuhalten. Der deutsche Aprilpilgerzug wird hiemit abgesagt und auf Anfang Mai verlegt.

Der Erfinder des Mannlicher-Gewehres, Ingenieur Mannlicher erklärt, die Panzerstoffe seien un­zweckmäßig. Der Anprall der Kugel führe vermut­lich starke innere Verletzungen herbei; jedenfalls könn­ten die Kugeln mit einer Legierung, die schwerer

schmilzt, gefüllt werden, wodurch die Wirkung des Panzers aufgehoben werde.

Ahlwardt in Dresden. Wie telegraphisch gemeldet wird, ist der Vortrag Ahlivardts vorgestern in Dresden durch die Behörden verboten worden.

Zur M i l i t ä r v o r l a g e. Aus allen Teilen Deutschlands werden Kundgebungen zu Gunsten der Militärvorlage laut. So sandte Oretzlav eine Re- solution mit über 1000 Unterschriften ab. Ebenso hält Kassel eine Eingabe in Bereitschaft. Weitere Kundgebungen kommen aus Altona uno Clausthal.

Die Militärpolitik des Reichskanzlers Ueber dieses Thema sprach in Stuttgart im Volks­verein der Reichstagsabgeordnete Haußmaun und behauptete u. a., daß die Kommisstonsberatungen hauptsächlich darum resultatlos waren, weil die Re­gierung durchaus kein Entgegenkommen zeigte. Mit allen gegen zwei Stimmen wurde eine Resolution gegen die Militärvorlage angenommen.

Fürst Bismarck feiert heute, am 1. April, seinen 78. Geburtstag. Die Stille des Tags zwi­schen den beiden hohen christlichen Festen verbietet eine öffentliche Feier, wie sie sonst üblich war. Man hat deshalb an vielen Orten in Deutschland Bis­marcks Geburtstag schon voraus gefeiert, so auch seitens der Dcuschen Partei in Stuttgart. An Zei­chen treuer Anhänglichkeit und Verehrung wird es in Friedrichsruhe auch Heuer gewiß nicht fehlen; noch mehr aber darf der greise Fürst der Liebe und Dankbarkeit des deutschen Volkes versichert sein, und wir wissen, daß wir im Namen aller unserer Leser sprechen, wenn wir unsere ehrerbietige Gratu­lation in den Wunsch zusammenfassen, daß der hoch­verehrte Mann dem deutschen Vaterlande noch eine Reihe von Jahren in seiner geistigen Frische und körperlichen Gesundheit erhalten bleiben möge !

Annaberg, 29. März. Der gestern Vormittag bei Berlin aufgestiegene BallonHumboldt" ist gestern Abend nach neunstündiger Fahrt in hiesiger Nähe auf dem Erzgebirge ohne Unfall gelandet.

Die Lorbeeren des Schneidermeisters Dowe in Mannheim sind schon verwelkt. Es hat außer ihm auch noch ein Techniker Namens Reidel, gleich­falls in Mannheim wohnend, einen kugelfesten Stoff erfunden, der obendrein zweimal so leicht und billig als die Dowesche Masse sei und sich zum Einlegen in die Uniform eignen soll. Die damit vorgenom­menen Schießversuche sollen das Abschlagen von Gewehr- und Revolverkugeln ergeben haben. Heute, Donnerstag, finden weitere Schießversuche mit Le- bel- und Mannlicher-Gewehren statt.

Es ist nunmehr, wie aus Berlin verlautet, fest­gestellt, daß S. M. der Kaiser bei seinem bevor­stehenden Aufenthalt in Rom vor dem Besuch des Papstes bei dem preußischen Gesandten beim Vatikan das Frühstück einnehmen und von dort mit eigenem Wagen sich zum Vatikan begeben wird. Dieses Verfahren wurde auch bei dem vorigen Besuch des Kaisers, um die Empfindlichkeiten zwischen Quirinal und Vatikan zu schonen, eingehalten.

Ein Entlassungsgesuch des preußischen Kriegs­ministers v. Kaltenborn, das übrigens mit der Militärvorlage in keinem Zusammenhang stehen soll, hat, wie jetzt verlautet, S. M. dem Kaiser in diesen Tagen Vorgelegen, ist jedoch vom Kaiser abgelehnt worden.

Berlin. 29. März. DerBörsenzeitung" zufolge verlautet, der Kaiser habe ernste Bedenken gegen die Auflösung des Reichstages. Man erwar­tet betr. der Militärvorlage, dieselbe werde schließlich nach Ablehnung in der zweiten Lesung zurückgezo­gen und in der nächsten Tagung durch eine neue Vorlage ersetzt werden mit einer mäßigeren Erhöhung der Friedenspräsenz, so daß man sich dem Bennig- senschen Vorschläge nähere. Erst wenn das Centrum auch hiergegen Opposition mache, erfolge die Reichs­tagsauflösung.

Frankreich.

Paris, 1. April. Der Präsident Carnot hat heute Vormittag Meline zu sich rufen lassen und demselben die Bildung eines neuen Kabinetts ange­boren. Meline hat sich bereit erklärt, den Auftrag zu übernehmen.

HiezuSchwäbischer Landwirt" 1.

Verantwortlicher Redakteur Steinwandel in Nagold. Druck und Verlag der G- W. Zaiser'schen Buchdruckerei-