Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

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Erscheint wöchentlich 8mal: Dienstag, Donners­tag und Samstag, und kostet vierteljährlich hier (ohne Trägerlohn) 80 4, in dem Bezirk 1 außerhalb oeS Bezirks 1 ^ 20 4. Monats-Abonnement nach Verhältnis.

JnsertionS-Gebühr für die Ispaltige Zeile aus

gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 4, bei mehrmaliger je 6 4.

Die Inserate müssen spätestens morgens 8 Uhr am Tage vor der Herausgabe des Blattes der Druckerei ansgegeben sein.

1893 .

Dem inserierenden Publikum l

zur gef. Notiznahme,

daß am nächsten Osterdienstag kein Blatt erscheint. Die nächste Nummer wird erst am Samstag Nachmittag ansgegeben und bittet man Inserate spätestens bis Don- «erstag Mittag auszugeben. _

A m N j H k s.

Nagold.

Die Gemeindebehörden,

welche die auf die Hebung der Rindviehzucht im Bezirk gerichteten Bestrebungen des landwirtschaftli­chen Bezirksvereins anläßlich des Verkaufs von Original-Simmenthaler-Farren durch Ankauf solcher Farren für Rechuung der Gemeinde wirksam unter­stützt haben, wird hiemit die Anerkennung des Oberomts ausgesprochen.

Die betreffenden Gemeindebehörden werden hie­mit aufgefordert, ihre Gesuche um Beiträge des Staats, der Amtskorporation und des landwirt­schaftlichen Vereins zu den Kosten der Erwerbung der Farren für Rechnung der Gemeinde, je abge­sondert,

aus 15. April d. I.

dem Oberamt vorzulegen.

Den 27. März 1893.

_ K. Oberamt. Vogt.

Bekanntmachung,

betr. Flößerei auf der Nagold.

Nach einer Mitteilung des Großh. Bad. Bezirks­amts Pforzheim ermöglichen die Reparaturen des Hochwasserschadens am Floßkanal in Dill-Weißenstein die Eröffnung der Flößerei auf der Nagold erst nach dem 5. April ds. Jahres.

Nagold, den 28. März 1893.

K. Oberamt. Bollmar, Amtm., g. Stv.

Fages-Weuigkeilen.

Die Mädchenmittelschule in Nagold. (Er­widerung.) Mit Bezug auf den jüngst in Nr. 36 erschienenen ArtikelUnsre Mädchenschulen" hat stich der Ausschuß anläßlich der am vorigen Samstag den 26. d. Mts. abgehaltenen Versammlung zu nach­folgender Erklärung veranlaßt gesehen: 1) Eine Mittelschule, die den Mädchen Gelegenheit zu einer in mehreren Fächern über die gewöhnliche Volks­schule hinausgehenden Bildung und zur Erlernung einer fremden Sprache (des Französischen) darbietet, ist für eine Stadt von der Bedeutung von Nagold ein entschiedenes Bedürfnis. Eine solche Berücksich­tigung der weiblichen Jugend erscheint auch im Hin­blick auf das, was für die Knaben in der Latein« und Realschule geboten wird, als eine Forderung der Billigkeit. 2) Diesem Bedürfnis hat die gegenwär­tig bestehende, 1886 mit städtischer und staatlicher Unterstützung gegründete Privatmittelschule genügt. Sie hat bisher das Vertrauen der Bürgerschaft ge­nossen. indem ihr aus derselben stets eine genügende Schülerinnenzahl, die zwischen 22 und 33 sich bewegt, zugeführt wurde. Sie hat auch ihre Aufgabe so­wohl unter dem früheren Lehrer, als unter der ge­genwärtig angestellten Lehrerin zur Befriedigung er­füllt , wie die jährlichen Prüfungen erwiesen haben, deren letztjährige, vom Herrn Bezirksschulinspektor vorgenommene, das Zeugnis gut bis recht gut für die Schule ergeben hat. 3) Die Fortdauer einer für sich bestehenden Mittelschule ist wünschenswert.

Eine Verschmelzung derselben mit der Volksschule, j von der sie sich seiner Zeit abgezweigt hat, in der! im genannten Artikel vorgeschlagenen Weife, daß ne- - ben die Oberklasse der gewöhnlichen Volksschule! (sog.L-Klasse) eine besondere Oberklasse (sog. ^.-Klasse) i für die letzten 2 Schuljahre mit eigenem Lehrplan eingerichtet werde, erscheint nicht als Fortschritt. 4) Der etwaigen Errichtung einer städtischen Mit­telschule, falls eine solche von den bürgerlichen Collegien früher oder später beschlossen würde, soll durch die Fortführung der Mittelschule als P.ivat- schule in keiner Weise entgegengetreten werden. Eine solche wurde vielmehr von Anfang an als das an sich Wünschenswerte ins Auge gefaßt, u. nur, weil eine solche zur Zeit nicht zu erreichen war wegen der erheb!. Kosten, welche die Stadt voraussichtlich allein zu tragen hatte (da ein Staatsbeitrag und zwar ein nam­hafter zwar wohl für eine Privatschule sicher war, fraglich aber für eine städtische Schule), wurde eine Privatschule ins Leben gerufen. 5) So lange dieselbe besteht, ist die Bestimmung unerläß­lich, daß der Eintritt ordentlicherweise nach zurück­gelegtem viertem Schuljahr, also mit Beginn des fünften geschehe. 6) Der Ausschuß bedauert die Art und Weise der Agitation, die gegen die Mittelschule betrieben wird, um so mehr als in dem letzten Artikel mehrere thatsächliche Unrichtigkeiten enthalten sind. Der Ausschuß der Mädchenmittel­schule besteht aus 6 Mitgliedern: Stadtschultheiß Brodbeck, Seminaroberlehrer Köbele (Kassier), Kom­merzienrat Sannwald, Oberamtsrichter Sigel, Kauf­mann Gottlob Schmid und Dekan Schott. Der staatlicherseits mit der Aufsicht über die Schule be­traute Schulvorstand ist Rektor Brügel. (Von den genannten waren 2 verhindert, der Versammlung anzuwohnen.) Der obigen Erklärung haben sich nicht nur die 2 neugewählten Ausschußmitglieder, Fabrikant Schaible und Conditor Gauß, sondern die übrigen anwesenden Väter von Schülerinnen und einige Gäste, die sich für die Schule interessieren, angeschlossen. Zur Erläuterung von Punkt 6 mögen Hochbeinige Bemerkungen folgen. (Schluß folgt.)

Altensteig, 27. März. Die hies. Stadtge- ^meinde ist in die unangenehme Lage versetzt, gegen einige hies. und auswärtige Industrielle klagend vorzugehen. Es handelt sich nämlich um Beitrei­bung der vor zwei Jahren zu unsrem Bahnbau ge­zeichneten Beiträge. Die hiesige Stadt mußte für 125000 Mk. Beitrag garantieren, davon hat sie selbst 80000 Mk. bezahlt, der Rest wurde von be­nachbarten, bei dem Bahnbau interessierten Gemein­den und Privaten gezeichnet. Bon diesen gezeichneten Beiträgen stehen circa 12000 Mk. jetzt nach zwei Jahren noch aus. Die Stadtgemeinde hat nun die Beitreibung der restierenden Zeichnungen von Gel­dern für den Bahnbau einem Rechtsanwalt über­tragen, welcher bereits den Betreffenden die gericht­liche Klage zugehen ließ. Für die hiesigen Schuldner ist der 17. April zur Verhandlung beim Gerichtstag auf hies. Rathaus bestimmt.

Stuttgart. 27. März. Die Konfirmation Ihrer Königlichen Hoheiten der Herzoginnen Elsa und Olga von Württemberg fand am SamStag mittag 12 Uhr in der K. Schloßkapelle hier statt. Bon den 73 Fragen des Konfirmationsbüchleins hatte der Oberhofprediger 20 so zusammengestellt, daß sie ein Ganzes des Wesentlichen von unserm Bekenntnis bildeten. Die beiden Herzoginnen legten das Glau- ' bensbekenntnis mit deutlicher, überall vernehmbarer

Stimme ab, worauf ihre gleichzeitige Einsegnung unter Auflegung der Hände stattfand. Herzogin Elsa bekam den Denkspruch: 1. Petri 3, 4: Der verbor­gene Mensch des Herzens, unverrückt, mit sanftem und stillem Geist, das ist köstlicki vor Gott. Her­zogin Olga bekam: Joh. 15, 9: Gleichwie mich mein Vater liebet, also liebe ich Euch auch: bleibet in meiner Liebe! Nach Schluß der feierlichen Handlung traten die Eingesegneten zu den tief bewegten hohen Verwandten, küßten denselben die Hand und wurden von denftlben zärtlich umarmt und beglückwünscht. Während dessen schloß der Gemeindegesang mit dem apostolischen Segen die Feier, nach welcher sich die hohen Herrschaften zurückzogen.

Ulm, 23. März. Ein Soldat der 5. Compagnie des Grenadierregiments Nr. 123 hat sich gestern nachmittag mit seinem Dienstgewehre erschossen. Der­selbe stand im 2. Dienstjahr, war mehrfach vorbe­straft und hatte sich zur Osterbeichte angemeldet, diese jedoch mit noch einigen Kameraden geschwänzt, welches Vergehen er mit einer 7tägigen Arreststrafe büßen sollte. Statt dessen gab er sich den Tod.

Gegen den Entwurf eines Reichs-Seuchengesetzes. Professor v. Pettenkofer in München hat einem Zeitungsberichterstatter erklärt, daß Bayern im Bun- desrat gegen den Entwurf eines Seuchengesetzes ge­stimmt habe, aber überstimmt worden sei. Petten­kofer hält den Entwurf, der übrigens im Ausschuss? bekanntlich wesentlich abgeändert worden ist, in man­chen Beziehungen für verfehlt.

Fünfhundert Landwirte aus Baden, Groß. Herzogtum Hessen, Hessen-Nassau, Bayern, Württem­berg, Elsaß-Lothringen hatten sich am Sonnabend in Mainz zu einer Versammlung zur Ausdehnung des Bundes der Landwirte auf Süddeutschland ein­gefunden. Die Versammlung nahm eine Resolution an, worin sie ihren Anschluß an den Bund der Landwirte erklärte und schloß mit Hochrufen auf den Fürsten Bismarck.

Eine Huldigung werden dem Fürsten Bismarck am 1. April die Schleswig-Holsteiner darbringen. Die Meldungen Wiener Blätter von einer ernst, liehen Krankheit des Fürsten Bismarck sind völlig unbegründet. Der Fürst erfreut sich durchaus des besten Wohlbefindens.

Der sozialdem. Reichstagsabgeordnete Singer hat, nach Berliner Zeitungen, wegen hochgradiger, nervöser Erregung in einer Heilanstalt Zuflucht su­chen müssen. (Wird widersprochen).

In dem Streit um die Militärvorlage sind von den Gegnern der Reform in einseitiger wohl auch absichtlicher und bewußter Weise über Gebühr fast nur die neuen Belastungen hervorge- hoben worden, und eS läßt sich nicht verkennen, daß in breiten Volksschichten die ganze Reform lediglich im Lichte einer ungeheuren neuen Anforderung an die Wehr- und Steuerkraft des Landes erscheint. Dem gegenüber ist es billig und gerecht, auch die andere Seite, die in der Abkürzung der Dienstzeit liegende Entlastung der großen Masse der Heeres- pflichtigen, dem Volke mehr zum Bewußtsein zu brin­gen. als es bisher geschehen. Frühere Militärvorlagen stellten in der That nur eine Erhöhung der Lasten ohne Ersatz in anderweiten Erleichterungen, dar. Dies- mal wird aber doch in der zweijährigen Dienstzeit eine Entlastung des einzelnen Wehrpflichtigen ge­boten, deren Wert wahrhaftig nicht zu unterschätzen ist und von den Beteiligten mit Freude anerkannt > werden wird. Scheitert jetzt die Verständigung, so