Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

r 34.

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1893 .

A M n l H k s.

An die Berwaltungsaktuare.

Unter Bezugnahme auf den in Nr. 32 d. Bl. erschienenen oderamll. Erlaß vom 13. d. M. werden die Berwaltungsaktuare, bezw. die mit Anlegung der Rechnungs-Handbücher betrauten Ortsoorsteher, be­auftragt, die Logbücher vor Ausfolge an die Rechner zu paginieren.

Nagold, den 18. März 1893.

K. Oberamt. Bogt.

Nagold Bekanntmachung.

An die Gewerbetreibenden des Bezirks, betreffend die Sonntagsruhe im Handelsgewcrbe.

Nach der oberamtlichen Verfügung vom 3l. Mai 1892, betreffend die Sonntagsruhe im Handelsge­werbe »ft der Geschäftsbetrieb an den letzten 2 Sonn­tagen vor der Uoiificmation in allen Verkaufs­stellen und die Beschäftigung von Gehilfen, Lehr­lingen und Arbeitern tu allen Handelsgewerben während 8 Stunden und zwar in der Zeit von 89 Uhr vormittags und mittags 12 7 Uhr abends

gestaltet.

Den 19. März 1893.

K. Oberamt. Vogt.

Nagold Bekanntmachung.

Die aus den Gememdepsleger Johann Georg Christian Walz in Walddorf gefallene Wahl zum Schultheißen dieser Gemeinde ist durch Entschließung der Kgl. Kreisregierung vom 7. d. Mis. bestätigt worden.

Walz ist am 18. d. Mrs. in Pflichten genommen und in sein Amt eingesetzt worden.

Den 19. Marz 1893.

K. Oberami. Vogt.

Kein Angebot"

Unter diesem Titel bespricht die össiziöjeNord­deutsche Allgemeine Zeitung" in einem ausführlichen Artikel das negative Ergebnis der ersten Lesung der Militärvorlage und widerlegt darin die Behauptung, daß die gegnerischen Parieren der Regierung mit einem Angebot entgegengekommen seien, und eine Einigung durch das starre Festhalten der verbündeten Regierungen an der Vorlage vereitelt worden sei. Von einem Angebot könne nur dann die Rede sein, wenn ein Vorschlag gemacht worden wäre, der die Absichten der Regierung wenigstens einigermaßen fördern könnte , das sei aber bei dem einzigen bis­herigen Gegenvorschlag der Rekrutenvermehrung in­nerhalb der gegenwärtigen Präsenzstärke absolut nicht der Fall. Die Regierung habe den unwiderleglichen Beweis geliefert, daß der ungenügende gegenwärtige Zustand der Wehrkraft das Dasern des Reichs ge­fährde, und habe, um die der Nation auferlegten Lasten zu erleichtern, die Einführung der zweijähri­gen Dienstzeit unter Bedingungen, durch welche die Nachteile einer solchen Maßregel ausgeglichen wür­den, nämlich eine Etatserhöhung bei den Truppen­teilen, welche die zweijährige Dienstzeit erhalten würden, und Ausstellung von Bataillonssiämmen bei der Infanterie ins Auge gefaßt. Selbst grundsätz­liche Gegner der Vorlage hätten jene Maßregel als prinzipiell richtig anerkannt. Dem gegenüber seien die Gegner der Vorlage mit dem Anerbieten hervor­getreten, die Regierung solle sich mit der jetzigen Friedenspräsenzstärke begnügen, den Beurlaudten- stand erhöhen und die zweijährige Dienstzeit pure

annehmen. Auf diesem Weg würde das Heer all­mählich auf dem Niveau einer Miliz ankommen, und der innere Wert des deutschen Heeres auf ein Ni­veau nicht über, sondern unter dem Wert der Ar­meen unserer Nachbarn herabgedrückt, während doch zweifellos im nächsten Krieg dem deutschen Heer die schwersten Aufgaben zufallen würden. Eine solche Schädigung der Wehrkraft, wie sie in dem die Fest­stellung der Friedenspräsenzstärke fordernden sog. Angebot liege, könne das deutsche Volk nicht wollen, kön.lten die verbündettn Regierungen nicht annehmen, man könne niemals darein willigen, das deutsche Heer zu ruinieren; lieber Rückkehr zur vollen drei­jährigen Dienstzeit. Die Gründe, die man 1861 der Vermehrung der Armee entgegengehalten habe, gli­chen den Gründen der jetzigen Opposition wie ein Ei dem andern. Es sei tief beklagenswert, daß Fragen, bei welchen es sich um die Existenz Deutsch­lands, um die Freude am Vaterland, um den ruhi­gen, gesicherten Betrieb jeglichen Gewerbes handle, als Parteisache ausgefaßt würden; das seien sie nun und nimmer. Keine irgend welcher anderen Partei angehörende Regierung würde den Weg beschreiten können, der in dem sogenannten Angebot liege; auch die Gegner hätten der Regierung die Anerkennung nicht versagt, daß ihr Projekt gut durchdacht und dnrchgearbeitet sei. Man habe ihr Besseres nicht entgegcnhalten können. Die Regierung habe sich be­reit gezeigt, alle Vorschläge, sofern sie nur eine Stärkung der Wehrkraft anstrebten, sie möchten kom­men, wobcr sie wollten, gewissenhaft zu prüfen, sie habe willig Rede und Antwort gestanden; ein Vor­schlag aber, der wie der Richter-Lieber'sche nach ein­stimmiger Ansicht der militärischen Autoritäten eine den Zwecken der Regierung entgegengesetzte Wirkung haben müßte, bleibe für die Regierung undiskutabel, er verlange Unmögliches.

^ Fages-WeuigkeiLen.

Deutsches Weich.

^ NAH-isl d, 20. März. (Korresp.) Letzten Sams­tag fand im benachbarten Walddorf die Beeidigung und Amtseinsetzung des neuen Schultheißen Walz statt; der alte Schultheiß Gänßle hatte auf beson- dern Wunsch des K. Oberamts bis zu diesem Tage sein Amt weitergesührt. Einige Kollegen des alten Schultheißen, insbesondere Herren des Amtsver­sammlungsausschusses, hatten es sich nicht nehmen lassen, trotz des schlechten Wetters sich zu dieser Ferer einzufinden, wohl deshalb, da Gänßle viele Jahre selbst diesem Kollegium angehört hatte. Vor Beeidigung des neuen Schultheißen übergab der älteste Gemeinderat im Namen der bürgerlichen Kolle­gien dem abtretenden Schultheißen Gänßle als dank­bare Anerkennung seiner zahlreichen Verdienste um seine Gemeinde ein passendes Angebinde, wofür der­selbe herzlich dankte. Nach erfolgter Beeidigung ver­sammelten sich die auswärtigen Gäste im Verein mit Herrn Oberamtmann, sowie sämtlicher Mitglieder des Gemeinderats und Bürgerausschusses und sonstiger wohlmeinender Freunde beider Schultheißen im Gast­haus zum Rappen, woselbst noch einige Stunden in Gemütlichkeit verbracht wurden. Rede und Ge­sang wechselte da miteinander ab. In den Reden wurde wiederholt auf die Verdienste des alten Schult­heißen hingewiesen, ebenso aber auch dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß die Wirksamkeit des neuen Schultheißen für die Gemeinde eine segensreiche sein möge. Im Namen der Familie Gänßle dankte Ober­

amtsbaumwart Bihler für die seinem Schwieger­vater heute erwiesene Ehre, und aufs Wohl des alten Schultheißen wurde manch guter Trunk gethan aus dem silbernen Pokal, den der Gemeinderat in Wald­dorf schon vor über 20 Jahren seinem damaligen Ortsvorsteher gewidmet hatte. Wir schließen diesen kurzen Bericht mit dem Wunsche, daß dem alten Schultheißen noch ein friedlicher Lebensabend möge beschieden sein und daß der neue Schultheiß sein Amt zum Segen der Gemeinde Walddors führen möge.

fff Klein Popo. Unser Landsmann. Lehrer Köbele in Popo, sendet neben vielen Grüßen an seine Bekannten folgende Schilderung von Kaisers Ge­burtstag in Popo:

Der Kommissär hatte sämtliche Deutsche, dieKings" (Könige) und die Häuptlinge eingeladeu. Da erschien der eine mit wundervoller flatternder Nachthaube und Zylinder, ein anderer mit blauem Zylinder, ein drit­ter mit Gehrock, schwarzer Hose mit Admiralsstreifen. Stehkragen und Zylinder und großem Gefolge und Musik. Zuerst wurde die Parade der Schutztruppe abgenommen, die nach Aussage eines anwesenden Reserveoffiziers vorzüglich gelungen war; dann folgte in der reichgeschmückten Halle des Kommissariats die Festrede des Kommissars. Das Hoch wurde durch 33 Salutschüsse und durch Champagner bekräftigt. Zum Essen erschienen außer den Weißen Togo's der Kapitän und die Offiziere der gerade vor Anker lie­gendenHyäne." Die Stimmung war eine sehr gehobene. Popo prangte im schönsten Flaggenschmuck, auch das Schulhaus konnte sich sehen lassen; einen schönen Anblick gewährte dieHyäne" in ihrer Flag­genpracht. Am Tage vorher waren 4 französische Desertöre (nicht von der Fremdenlegion sondern von der Marineinfanterie) eingetroffen. Sie waren mit einem eingeborenen Führern mitten durch den Busch geflüch­tet, vollständig bewaffnet und ausgerüstet. In Sebbe wurden ihnen die Waffen abgenommen, um den Franzosen ausgeliefert zu werden: die Ausreißer selbst wurden, nachdem sie sich ordentlich hecausgefüttert, auf englisches Gebiet weitergeschoben.

Freudenstadt. 17. März. Das im vorigen Sommer am Mammelsee errichtete zweistöckige Gast­haus ist infolge des Schneedrucks eingestürzt.

Stuttgart, 15. März. Pfarrer Kneipp von Wörishofen ist in Stuttgart nicht allein wie ein Apostel der Gesundheit" sondern wie ein Heiland ausgenommen worden. Schon bei seiner Ankunft heute mittag harrte seiner eine große Anzahl von Hilfesuchenden. Lange vor der festgesetzten Stunde war auch schon der große Festsaal der Liederhalle bis auf das letzte Fleckchen mit Anhängern Kneipps besetzt, die ihn mit lautem Beifall empfingen. In seinem 2stündigen Vortrag, der die bekannte Wasser­kur zum Thema hatte, gab Kneipp eine bunte Reihe von geradezu wunderbaren Heilungen der verschieden­artigsten Krankheiten durch Wasserkur und Kräuter zum besten. Im ersten Teil seines Vortrags erklärte Kneipp als Ursachen der weit verbreiteten Nervosi­tät die Verweichlichung und nicht genügende körper­liche Abhärtung unserer Jugend, sowie unvorteilhafte Nahrung. Er empfiehlt dagegen die Anwendung von kaltem Wasser, schon bei Säuglingen, warnt je­doch vor zu vielem und zu langem Baden. Die Massage- sowohl als die Schwenningerskur verwirft Kneipp und bittet die Aerzte, sich in allewege der Kur mit kaltem Wasser und schuldlosen Kräutern anzuschließen. Nach seiner Ueberzeugung sei die